Obrazy na stronie
PDF
ePub

welcher die Hand und der Finger von einem der ältesten Män ner der Pfarre gehalten werden. Wenn er jeßt dem Volke den Segen und die Absolution gegeben, begibt er sich in seinen neuen Palast, und dorthin sendet ihm die Abtiffin ein Bett mit allem Zubehör, von großem Werthe, zum Geschenke." Auch diese Sitte wurde endlich von Gregor XIII. abgeschafft. Die legten, welche fie noch befolgten, war der florentinische Erzbischof Altoviti und die Abtissin Brigida, von der Familie Albizi*). Ricordati fügt hinzu, diese Sitte sei nirgendwo anders als in Florenz und in Pistoja vorgekommen. Eine Beschreibung dieser Feierlichkeit finden wir auch bei Muratori, welche wir hier mittheilen wollen: Ubi novus Pistorii episcopus civitatem primum ingrediebatur, universo clero ac populo stipatus, solenni pompa ducebatur ad templum sanctimonialium s. Petri maioris. Spectabatur ibi dapsilis lectus, quem sedis loco petebat antistes. Tum Abbatissa, quae effracto claustri muro in sa cram aedem, cum universis monialibus prodierat ad sinistram episcopi, et ipsa super lectum sedebat. Exinde a praesule eiusdem abbatissae digito annulus pretiosus inferebatur desponsantis adinstar, et pastoralis etiam baculus dexterae illius paulisper dimittebatur. Atque his peractis, praecedebat ad cathedrale templum, episcopus, abbatissa regrediente cum suis virginibus ad consueta penetralia coenobii **).

Eine eigenthümliche Seite des Mittelalters bildet der Reichthum der Contraste, sowohl auf dem Gebiete des kirchlichen als bürgerlichen Lebens. Einige Beispiele solcher Contraste haben sich im Süden Europa's bis auf den heutigen Tag erhalten. So hat es für den Neapolitaner nichts Anstößiges, wenn auf offener Straße ein Kapuziner dem Volke eine Bußpredigt hält, während ganz in seiner Nähe und der andächtig zuhörenden Schaar weltliche Geschäftigkeit ihr lautes und geräuschvolles Wesen treibt, oder gar Puppen- und andere Spiele aufgeführt werden.

*) Modesto Rastrelli. Storia di Alessandro Medici. Firenze 1781. Tom. II. p. 19. Vgl. Notizi sopra l'origine e l'uso dell' Anella pescatorio etc. Da Francesco Cancellieri Roma 1823. p. 29.

**) Muratorii Antiquit. Ital. Tom. 5. p. 507.

Die eilftausend Jungfränen.

Siehe das vorhergehende Heft S. 40 ff.

Graff macht in dem zweiten Bande seiner Diutista folgende Anmerkung:

,,In dem diefem calendario voranstehenden martyrologio fteht bei XII. Kal. Nov.: Coloniae passio virginum undecim et undecim millium, wodurch die Confek tur, daß ursprünlich in gestanden habe, und statt martyres, millia gelesen sei, bestätigt zu werden scheint." Graff schreibt dieses am Schluffe der Collectio des in Gerberti monum. veter. liturgiae alem p. 1. S. 492-500 abgedruckten Kalendarii monastico necrologici aus der Handschrift zu Muri.

[ocr errors]

Ich habe nun das Werk von Gerbert nachgeschlagen, aber in dem Martyrologium, welches dort dem Calendarium, wenn auch nicht unmittelbar, vorhergeht, steht die von Graff angeführte Stelle nicht, sondern einfach S. 466 dieses: XII. KI. Nov.: Undecim millium virginum. In dem darauf folgenden Calendarium ecclesiasticum fteht: Nat. sacrarum Virginum XI, mil. in Colonia civitate.

Da man nun nicht begreifen kann, wie Graff zu seiner Angabe gekommen ist, so muß man annehmen, er habe sagen wollen, in der Handschrift zu Muri gehe dem mit der Ausgabe von Gerbert verglichenen Calendarium ein Martyrologium vorher, und hierin befinde sich die Stelle über die eilftaufend Jungfrauen, welche er anführt. In diesem Falle lieferte sie ein neues Moment für die Annahme, welche Graff selbst bezeichnet hat, und könnte den Stellen hinzugefügt werden, welche von Giefeler in feiner Kirchengeschichte Bd. 11. Abth. 2. S. 458. Note 1. zusammengestellt worden.

Man hat an dem Namen Ursula Anstoß genommen, und mittelalterliche Schriftsteller, die nicht viel unglücklicher in der Ableitung und Deutung der Wörter und Namen waren als die Alten selbst, haben auch diesem Namen in ihrer Weise zu deuten versucht. Allein der Name hat nichts Auffallendes.

Der Beiname Ursa und Ursus ist sehr gewöhnlich. Auf röm. Baierischen Denkmälern findet sich eine Iulia Ursa in Regensburg (Denkmal XXVI.), eine Crassicia Ursa in Augsburg (röm. Baiern S. 37. Nr. 323.). Namensableitungen find Ursius, Ursutius (Ebd. S. 31. Nr. 239. u. S. 33. Nr. 269.),

Ursinus (Ebend. S. 33. S. 260.), Ursolus, ein Ursus (röm. Baiern S. 33. Nr. 267.) *).

Es kömmt auch mehrmals in den Inschriften zu St. Paul in Rom vor, und es würde überflüssig sein, andere Beispiele anzuführen.

War der Name Ursus und Ursa in Gebrauch, so steht zu vermuthen, daß man auch die Deminutive: Ursulus und Ursula bildete, und in der That, um über die erste beste Quelle nicht hinauszugehen, findet sich der Name Ursulus als Eigenname auf vier Steinschriften bei Gruter und auf dreien bei Muratori, und eben so findet sich Ursula als Frauenname auf sechs Steinschriften bei Gruter.

Hätte also alles andere so wenig Schwierigkeit in dieser Frage, als der Name Ursula, so wären wir damit so ziemlich im Reinen.

Synodal-Richter.

Wir haben auf S. 207. des vorigen Heftes mitgetheilt, daß der Thesaurus librorum rei catholicae, die Schrift: Synodal-Richter, Synodal-Eraminatoren und Diö, zefan Synoden, welche zu Köln bei Bachem 1849 erschie nen ist, in die Klasse der kegerischen Bücher gesezt habe. Die Unpartheilichkeit fordert uns auf, nun auch das folgende entgegengesezte Urtheil an dieser Stelle mitzutheilen.

=

Herr Prof. Dr. Feßler zu Brixen schreibt nämlich: das Institut der Synodalrichter werde in der oben genannten Schrift sehr gut dargestellt", dahingegen habe Herr Dr. Binterim in seiner un längst erschienenen Broschüre:,,,,die Wünsche und Vorschläge der katholischen Geistlichkeit Düsseldorfs an den hochwürdigsten Herrn Erzbischof von Köln"", ir rige Ansichten verbreitet, worüber sich der apostolische Stuhl und zwar namentlich für die Erzdiözese Köln längst in gegentheiliger Weise erklärt habe. S. P. VI. Responsio ad Metropolit. Mogunt. Tre

*) Verhandlungen des historischen Vereins der Oberpfalz und Regensburg. 13. Bd. 5. Bd. 1. neuer Folge. S. 66.

vir. Colon. et Salisb. super nuntiaturis apostolicis c. 5. n. 2 et 6. c. 6. n. 39-54. (Venetiis 1790. p. 67-70 et p. 105-112, *)."

Ueber die sieben Hauptsünden.

Läßt sich die in den Katechismen fast allgemein gebräuchliche Aufstellung der sieben Hauptfünden auch vom wissenschaftlichen Standpunkte rechtfertigen? Die nachfolgenden Bemerkungen sollen die Antwort auf die vorgelegte Frage näher bringen.

,,Gehe nicht deinen Lüften nach, und wende dich ab von deinem eigenen Willen. Gewährst du deiner Seele ihrer Begierde zu folgen, so macht sie dich zum Hohne deiner Feinde." Weil alle Adamsfinder mit der fündlichen Begierlichkeit behaftet sind, so empfiehlt der h. Geist im Buche Sirach 18, 30 f. auch Allen die vor stehende Lebensregel zur Beobachtung. Wird der Mensch von seiner Begierlichkeit geknechtet, so rennt er ins Verderben, den Genossen seiner Lüste zur Verachtung und seinem ärgsten Feinde, dem Satan, zur satanischen Freude und zum Hohne. Unser,,eige ner Wille" aber, der Wille des Fleisches“ oder die böse Begierlichkeit, die der Apostel (Röm. 7.) auch blos mit dem Ausdrucke Fleisch" bezeichnet, ist die Quelle alles Bösen. Darum sagt auch Johannes 1. 2, 16.: „Alles was in der Welt ist, das ist die Begierlichkeit des Fleisches, die Begierlichkeit der Augen und die Hoffart des Lebens," als wollte er sagen: Alles, was in der Welt Böses genannt werden mag, das hat seine Wurzel in der dreifachen bö sen Lnst. Läßt man sich mit ihr ein und schenkt man ihr Beifall, so ist sie verderbenbringend; wird sie in Schranken gehalten, so schadet sie nicht, ja sie ist dann noch dem Menschen Gelegen heit zu verdienstlichen Werken. - ,,Das Fleisch" oder die böse Begierlichkeit lockt den Menschen auf dreifache Weise zur Sünde

*) Ueber die Provinzialkonzilien und Diözesan-Synoden. Von Joseph Feßler, Dr. der Theologie, fürstbischöflichem Consistorialrath, Profeffor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes, zu Brixen. Innspruck 1849, bei Rauch.

[ocr errors]

er

oder zur freiwilligen Uebertretung des Gefeßes Gottes an. Zunächst entsteht im Innern des Menschen eine unordentliche Lust, er denkt an den unerlaubten Gegenstand mit Wohlgefallen, schenkt ihm Beifall oder belustigt sich an demselben mit freiem Willen; durch diesen Beifall ist die Sünde Gedankenfünde schon in ihm erzeugt. Welche Sünde aber hat er begangen? oder in welcher Beziehung hat er das Gefeß Gottes übertreten? Wir antworten: Er kann nur in Einer jener drei Beziehungen, die wir so eben nach der Lehre des Apostels angegeben, Gottes Gesez verlegt haben. Der Mensch fündigt nämlich, entweder weil er genußsüchtig seiner Behaglichkeit und dem Fleische lebt; oder weil er, habsüchtig nach den Gütern dieser Erde strebt; oder weil er sich ehrsüchtig gegen Gott und den Nächsten erhebt und für sich die Ehre sucht. Mehr oder weniger, je nachdem der Mensch sich von der Begierlichkeit oder von dem,,Fleische" leiten läßt, ist dann schon in ihm die dreifache böse Begierlichkeit oder eine jener drei Suchten herrschend, die wir mit andern Worten Genußsucht, Habsucht und Ehra sucht nennen. Begehrt der Mensch auf unordentliche Weise, so wird sein Begehren ein unerlaubtes; es wird zur fündhaften Bee gierlichkeit; sucht der Mensch auf unordentliche Weise zu genießen, zu haben oder geehrt zu werden, so wird sein Suchen zur fündhaften Sucht, die nicht blos eine sittliche Krankheit, sondern den Tod der Seele zur Folge hat.

Betrachten wir aber näher, in welcher Art und Weise jene dreifache böse Lust oder Sucht sich äußert, so finden sich leicht fieben Arten (besser Unarten) sittlicher Krankheiten im Leben des Menschen, die wir die sieben Hauptsünden nennen. Die ,,Begierlichkeit des Fleisches" oder die Sucht zu genießen, verleitet den Menschen zunächst zur Unkeuschheit, zur Völlerei und Trunkenheit und zur Trägheit;,,die Augenluft" oder die Habsucht zum Geize, und die Hoffart des Lebens" oder die Ehrsucht zur Hoffahrt, zum Neide und zum Zorn.

Ludwig von Granada sagt *): Gewöhnlich werden diese. die fieben Todsünden genannt, obwohl sie besser Hauptsünden genannt würden, weil sie nicht immer Todsünden sind, sondern nur die Anfänge und die Quellen der übrigen Lüfte, indem aus denselben, gleichwie aus einer schädlichen und vergifteten Wurzel alle Sünden und Aergernisse der Welt entstehen." - Wie das Unkraut, wenn es nicht erstickt oder nicht ausgerottet wird, fich

[ocr errors][merged small]
« PoprzedniaDalej »