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Die Geschichte ist nach der Hegelschen Auffassung eine Evolution des Weltgeistes, eine Offenbarung des Absoluten in der Form und Weise des subjektiven oder menschlichen Geistes. Sie ist hierdurch ausgesprochen als etwas unbedingt Wahres, Nothwendiges, Unaufhaltsames und Unabånderliches; alles Einzelne in ihr findet seine Rechtfertigung durch die Stellung und die Bedeutung, welche es für das Ganze besitzt; es ist ein für dieses Ganze Nothwendiges und das Ganze ohne es selbst undenkbar; es ist in eben dieser Eigenschaft ein schlechthin Gutes, und es fållt jeder sonst zwischen menschlichen Begebenheiten und Verhältnissen gemachte Unterschied von Gutem und Bösem, Wahrem und Falschem durchaus hinweg, indem alles Einzelne für das Ganze in gleichem Grade wahr, nothwendig und gut ist. Der Schiffbruch, welchen alle Kategorieen des Moralischen, des Richtigen und Zweckmäßigen nothwendig hieran leiden müssen, ist offenbar; es gibt hiernach keine Tugend und keine Wahrheit des Lebens außer derjenigen, welche aus der Uebereinstimmung mit der Geschichte hervorgeht; alle Tugend besteht nur in der Uebereinstimmung und in der Zugehörigs keit zu der Geschichte; aus ihr findet Alles und Jedes seine Rechtfertigung und Alles, was ist, ist eben blos hierdurch ein Gutes, oder es ist das Gute das allgemeine und nothwendige Prådicat alles Seienden. Der Strom der Geschichte reißt alle feststehenden Inseln der bestimmten Unterscheidung der Wahrheit und Unwahrheit des menschlichen Lebens mit sich fort; alles Andere findet in ihm seine Auflösung; der historische Standpunkt der Beurtheilung ist der ausschließlich geltende; es ist Alles nur Mittel für die Geschichte, nicht Selbstzweck; ein muselmånnischer Fatalismus des Glaubens an die Nothwendigkeit der Geschichte unter rationaler Durch führung des Inhaltes derselben ist das Wesen dieses Prinzipes. Die Behauptung des festen Bodens, der unmittelbar sicheren Unterscheidung der Wahrheit und Unwahrheit des Lebens gegen die Alles gleichmachende Aoptheose desselben, des kritischen Standpunktes gegen den historischen muß sich

als Aufgabe darstellen. Das Hegelsche Prinzip der Ges schichte ist das schlechthin revolutionåre Prinzip der Wissens schaft, in welchem alle feststehende Bestimmtheit des Lebens ihren Untergang findet."

Die Darstellung in unserer Schrift ist nicht überall gleich, in einzelnen Stellen ist sie weit weniger gelungen als in andern, und wir halten uns verpflichtet, den Verfasser in seinem eigenen Interesse hierauf aufmerksam zu machen. Wenn die Sprache und die Darstellung in der voranstehens den Stelle untadelhaft ist und den Beweis liefert, daß es dem Verfasser nicht an der Fähigkeit fehlt, sich verständlich auszudrücken, so hat er es verdient, daß man ihm solche Stellen, wie die folgenden sind, tadelnd vorhält. Welcher Leser ist im Stande, z. B. folgende Periode, ohne sie zweis ja dreimal zu lesen, zu verstehen?

„Das einzige noch unüberwundene und uneröffnete hins terasiatische Culturland, China, mit seiner culturhistorischen Dependenz, Japan, der einzige in die allgemeine Culturbewes gung noch nicht hineingezogene cultivirte Fleck der Erde wird mit seinem Eintreten in dieselben einen neuen und wesentlichen Wendepunkt ihres Verlaufes bezeichnen, nicht sowohl vermöge seines relativ nur dürftigen und in allen Punkten von dem Occident weit überschrittenen Culturinhaltes selbst, als wegen der ungeheuren Menge sowohl, als des mit einer besonderen, energischen Zähigkeit des Strebens und einem hohen Grade praktischen Scharfsinnes begabten Naturells seiner jedenfalls hochcivilisirten und der europäischen ihrer allgemeinen Befähigung nach darum gewachsenen, dabei auch ungemein geistesnüchternen und nicht wie die Indier durch mannichfache phantastische Illusionen an der Entwickelung ihrer Kräfte verhinderten Bevölkerung, welche, in dieser Ei, genschaft sehr an die Juden erinnernd, der occidentalischen Culturbewegung innerhalb des Umfanges ihres eigenen Wes fens eine bedeutende und machtvolle Concurrenz aller, wes nigstens der mechanischen, Bestrebungen zu machen im Stande sein wird."

Und diese Stelle steht nicht allein da, die unmittelbarfolgende Periode ist nicht weniger geeignet dem Leser Schrecken einzuflößen, indem es ihm unsicher erscheinen muß, ob er mit Leben und Athem ans Ende derselben zu gelangen im Stande sein werde.

„Die Chinesen sind jedenfalls dasjenige außerhalb der historischen Cultur stehende Volk, welches durch seine gegens wärtige Eigenthümlichkeit in dieselbe wenigstens ihrer zunächst gegebenen materiellen Außenseite nach einzutreten vor allen anderen darum befähigt ist, weil die allgemeine GrundLage seines Lebens eine unserem eigenen gegenwärtigen Leben wesentlich verwandte, in der atomistischen Zersplitterung bes stehende, auf den persönlichen Egoismus hinarbeitende, übers haupt durchaus nüchterne und abstract verstandesmåßige, die ganze Cultur der Chinesen wie die unsrige der Gegenwart eine vorzugsweise mechanische, auf die materielle Außenseite gewendete, weil die. Chinesen überhaupt unsere der gegenwärtigen Zeit Parallele im Orient sind, und darum im Ganzen ihrem allgemeinen Culturstande nach unvergleichlich höher stehen, als alle übrigen Asiaten, deren Leben durchges hends ein rohes, halb barbarisches und natürliches, das ihrige dagegen ein rein kunstmåßiges, in ihrem geseßlichen und schriftmäßigen Administrativstaate dem bloßen räuberischen und Feudaldespotismus von jenen unbedingt überleges nes ist mag auch diese Parallele China's mit uns zus leht keine viel andere sein als die des Affen unter den Thies ren mit dem Menschen."

Wir freuen uns übrigens hinzuseßen zu können, daß nur wenige solcher chinesischer Perioden in der Schrift des Hrn. Dr. Hermann vorkommen.

Wenn wir auf den Inhalt der Schrift zurückkommen, so ist es nicht abzustreiten, daß sich Einzelnes darin befindet, was nicht zur Sache gehört oder nur ganz lose mit dersel ben zusammenhängt. Wir rechnen dahin die Abschweifung über die politischen Zustände der neuesten Zeit, welche auf S. 33 u. ff. vorkommt. Wir verkennen übrigens keineswegs

die Schwierigkeit, welche in der Natur der Aufgabe selbst gelegen ist, welche sich Herr Dr. Hermann gestellt hat. Sie würde sich für einen hervorragenden Gelehrten am Schlusse seiner gelehrten Laufbahn schicken, nachdem er das Feld des philosophischen und historischen Wissens nach allen Richtun gen durchwandert hat und auf demselben einheimisch geworden ist. So unternahm es Alexander von Humboldt, erst am Abende seines Lebens und nach einer langen glänzenden gelehrten Laufbahn seinen Kosmos zu schreiben.

Das Lob Gottes im Munde der Unschuld. Eine Sammlung von zwei-, drei- und vierstimmigen Liedern für die Jugend, mit und ohne Orgelbegleitung. Herausgegeben von P. Anselm Schubiger, Kapellmeister im hochw. Stifte Einsiedeln. Einsiedeln 1849. Druck und Verlag von Gebrüder K. u. N. Benzinger. 12.

Die Musen der Poesie, der Malerei und der Musik haben sich vereinigt, dieses kleine zierliche Büchelchen zu Tage zu fördern. Wir sind nicht geneigt Erzeugnisse der Kunst, der geistlichen wie weltlichen, zu loben, wenn sie kein Lob verdienen; aber dem vorliegenden Büchelchen können wir unsern Beifall nicht versagen. Die Lieder, welche von dem Hrn. Herausgeber theils gesammelt, theils aber von Pater Gall Morel neu gedichtet worden, athmen einen reinen christlichen Geist, die Melodien sind einfach und ansprechend, und die bildlichen Verzierungen zeugen von einem weit bessern Geschmacke als man in ähnlichen Leistun gen anzutreffen pflegt.

Die Anzahl dieser Lieder beläuft sich in der vorliegenden Sammlung auf 50; sie sind auch einzeln zu haben; es kosten bei freier Auswahl 12 derselben 10 Ngr. oder 30 Kr.

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Miscellen.

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Ueber das Prädikat Sancta bei Diözesan- und Provinzialsynoden.

Der Verfaffer der eben in Inspruck erschienenen, lehrreichen Schrift: Ueber die Pro-vinzial-Konzilien und Diözefan-Synoden, Hr. Dr. Fessler, schreibt S. 265: „der Titel Sancta steht der Diözesan-Synode nach dem neuern kirchli chen Sprachgebrauch nicht zu; auch dürfen die auf derselben publizirten Synodal-Statuten nicht canones genannt werden.“

Es ist richtig, daß jest den Diözesan-Synoden das Prädifat Sancta nicht mehr zukömmt; aber es ist nicht ganz richtig, wenn diese Aenderung dem kirchlichen Sprachgebrauche zugeschrieben wird. Es steht nicht allein den Diözesan-Synoden dieses Prädikat nicht mehr zu, sondern auch nicht die Provinzial-Synoden, überhaupt keine andere Synode als die allgemeine, dürfen sich daffelbe zufolge päpstlicher Bestimmung fortan mehr beilegen. Wie dieses gekommen, wollen wir jest aktenmäßig darlegen. Wir entnehmen diese Aktenstücke aus der Collectio maxima omnium Conciliorum Hispaniae des Cardinals de Aguirre und zwar aus dem V. B. S. 435 ff. der 2. Ausgabe, Rom 1755 fol.

Der Patriarch und Erzbischof Ferdinand de Loafes von Valenzia in Spanien, fandte die Akten des im Jahr 1565 zu Valenzia gehaltenen Provinzial - Konziliums zum Behufe der päpstlichen Bestätigung nach Rom. Pius V. ertheilte diese Beftätigung in einem an den genannten Patriarchen gerichteten Breve vom J. 1567, in welchem er jedoch einzelne Ausstellungen an diesem Konzilium machte. Die erste dieser päpstlichen Bemerkungen betraf das Prädikat Sancta. Die Stelle des Breve ist genau diese:

Sessione I. in prooemio, ibi: Haec Sancta Provincialis Valentina Synodus etc. Haec verba: Sancta Synodus, non conveniunt Synodo provinciali, sed universali. In provinciali autem verba sic concipi debent. N. Archi episc. etc. de consilio et assensu RR. DD. Coepiscoporum nostrorum in Provinciali Synodo statuimus etc. Ideo verba Beitschr. f. Vhilos. u. kathol. Theol. N. F. XI. 38. Heft.

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