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ses Volk ehret mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir entfernt. Umsonst ehren sie mich, da sie Lehren vortragen, welche Saßungen der Menschen sind."" Denn Gottes Gebot vernachlässigend, haltet ihr euch an der Ueberlieferung der Menschen, an das Waschen von Krügen und Bechern. Und er sprach zu ihnen: Gar herrlich entkräftet ihr das Gebot Gottes, um eure Uebers lieferung aufrecht zu erhalten. Ihr entkräftet das Wort Gottes durch eure Ueberlieferung, die ihr überliefert habt." Was wirft Jesus in diesen Worten den Pharisåern vor? Der Tert sagt es so bestimmt und laut, wie möglich, nämlich: daß sie menschliche in ihren h. Schriften nicht begründete Ueberlieferungen auf Kosten der in diesen Schriften niedergelegten göttlichen Gebote festhalten, daß sie jene über diese seßen, daß sie durch jene die verpflichtende Kraft der leßtern aufheben. Daß sie also außerordentliche Ueberlieferungen aufbewahren, tadelt er im Allgemeinen nicht; er verwirft nur den heillosen Mißbrauch, den die Pharisåer von denselben machen zur Umgehung der göttlichen Gebote. Er verwirft mithin die außerbiblischen Ueberlieferungen nicht schon als solche, sondern nur sofern, als sie entweder wirklich dem biblischen Gottesworte widersprechen oder doch in einem demselben widersprechenden Sinne gedeutet und gehandhabt werden. Was folgt nun hieraus für unsern gegenwärtigen Zweck? Ueberlieferungen, die in den Büchern des neuen Lestamentes ihren Grund nicht haben, sind nach der Ers klärung Jefu verwerflich, wenn sie dem in diesen Bú chern verzeichneten Worte Gottes widerstreiten, oder es ist doch eine solche Anwendung derselben verwerflich, daß das göttliche Schriftwort dadurch entkräftet wird. Das ist das Höchste und Aeußerste, was daraus folgt. Sohin erscheint nur zweierlei als verwerflich, nämlich: 1) Außerbiblische Ueberlieferungen, die dem geschriebenen Worte Gottes zuwis derlaufen, und 2) die Benußung derselben zur Entkråftung des leßtern. Im Allgemeinen oder überhaupt werden

die außerbiblischen Ueberlieferungen von dem verwerfenden Urs theile ganz und gar nicht betroffen; namentlich reicht das Verwerfungsurtheil nicht von ferne an die Behauptung: das Wort Gottes werde nicht nur in den Büchern des neuen Bundes, sondern zugleich im Wege fortgehender mündlicher Verkündigung aufbewahrt und zur Kenntniß der Menschen gebracht. Die vorliegende Stelle berührt also den Gegens stand unserer Frage nicht. Die Protestanten haben daher Unrecht, wenn sie dieselbe für sich und gegen die Katholiken geltend machen.

b) Gal. 1, 8. 9. Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigte, als wir euch verkündigt haben, er sei im Fluch. Wie ich es vorher gesagt habe, so sage ich es auch jetzt wiederum: Wenn Einer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr überkommen habt, der sei im Fluch." Wie - hören wir Manchen bei Anführung dieser Stelle ausrufen — auch diese Worte hat man gegen die mündliche Ueberlieferung als Erkenntnißmittel der christlichen Lehre geltend gemacht? Das Gefühl des Staunens, das sich in dieser Frage ausspricht, können wir nur billigen und theilen. Denn was ist der eigentliche Inhalt jener Aeußerung? Der Apostel erklärt sich mit dem größten Ernste und der vollsten Entschiedenheit gegen das Unterfangen, das von ihm verkündigte: Evangelium durch ein anderes zu erseßen, die von ihm verkündigte Lehre Jesu Christi durch eine andere zu verdrången. Was folgt nun hieraus in Ansehung unseres gegenwärtigen Fragepunktes? In der doppelten Voraussetzung: daß die vom Apostel Paulus vorgetragenen Lehren Jesu Christi in der heiligen Schrift sowohl richtig als vol l st å n d i g niedergelegt sind, und dann daß die auf dem Wege mún de Licher Ueberlieferung fortgepflanzten und für Lehren Jesu ausgegeben Lehren jenen entweder widersprechen oder sie bereichern, sie zu ergänzen und zu vervollstandigen sich das Ansehen geben, sind die leßtern (die Traditionslehren) auf das Unbedenklichste und Bestimmteste.

zu verwerfen. In jener doppelten Vorausseßung kann also neben der schriftlichen Verbreitung der christlichen Wahrheiten (durch die Bücher des neuen Testamentes) eine múnd. liche Fortpflanzung derselben in keiner Weise anerkannt werden. Wie steht es denn um jene doppelte Voraussetzung? Oben wurde bereits bemerkt, daß die vorliegende Abhand lung weiter nichts voraussetze, als den Beweis für die Zuverlässigkeit der h. Schrift als Erkenntnißquelle der Lehre Jesu. Demgemäß kann hier nur jener Theil der obigen Doppel-Vorausseßung als richtig zugegeben werden, wels cher behauptet, das Evangelium Jesu Christi sei in der h. Schrift der Wahrheit ge måß enthalten. Daß es auch vollständig darin mitgetheilt sei, kann und darf an dies fer Stelle so wenig ohne Weiteres vorausgesetzt werden, daß eben die gegenwärtigen Erörterungen mit dazu bestimmt sind, diesen Punkt erst zur Entscheidung zu bringen. Und sie wers den darthun, daß diese zweite Vorausseßung auf nichts wes niger, als auf haltbaren Gründen beruht. Wenn aber diese Voraussetzung keinen festen Boden hat, so dürfen die Katholiken die Behauptung aufstellen, daß durch ihre Traditionslehren die Schriftlehren ergänzt würden, ohne hierdurch gleichzeitig zu dem weitern Zugeståndnisse genöthigt zu sein, daß ihre Traditionslehren ein anderes Evange lium einführten, daß sie somit der Fluch des Apostels tråfe. Was endlich den letzten Punkt der obigen Vorausseßung anbetrifft, daß die Traditionslehren den Schriftlehren widers sprächen, so stellen die Katholiken ein solches Verhältniß zwischen ihren mündlichen Ueberlieferungen und den Mittheis lungen der h. Schrift auf das Förmlichste in Abrede. Im Gegentheile behaupten sie, daß die mündlich überlieferten Wahrheiten durchgehends in der h. Schrift wenigstens ans gedeutet seien. Jedenfalls ist so viel gewiß, daß sie grunds såßlich jede traditionelle Lehre verwerfen, die der heil. Schrift offenbar widerstreitet. Würden sie sich ja auch in den grellsten Widerspruch mit sich selbst verwickeln, wenn sie auf der einen Seite die h. Schrift als zuverlässige

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Erkenntnißquelle des Christenthums anerkånnten und auf der andern Seite Lehren in ihr System und ihren Glauben aufnehmen wollten, von denen die h. Schrift direkt oder in direft das Gegentheil sagte! die obige Vorausseßung bes steht also nicht. Wohl erkennen die Katholiken den Lehrinhalt der h. Bücher als richtig an, aber sie låugnen, daß ihre Traditionen gegen denselben angehen, ihn ganz oder zum Theile alteriren und aufheben. Wohl sehen sie die mündliche Ueberlieferung in Beziehung auf die h. Schrift als erweiternd und vervollständigend an, aber sie bes haupten auch, daß das Evangelium Jesu Christi in den göttlichen Büchern nicht vollständig niedergelegt sei. Bei diesem Sachverhältniß konstituiren ihre Traditionswahrheis ten nicht nur kein anderes Evangelium, als das von Paulus verkündigte, sondern sind auch offenbar nothwen dig, um dieses Evangelium in seinem ursprünglichen vollen Bestande und Gehalte kennen zu lernen. Nicht die Katholiken trifft bei dieser Sachlage der Fluch des Apostels, sondern ihre Gegner. Wer das Bisherige gehörig durchschauet, dem kann es nicht entgehen, daß auch die gegenwärtige Stelle mit unserer eigentlichen Frage gar nichts zu schaffen hat. Sie will nur, daß kein anderes Evangelium verkündigt werde, als das von Paulus gepredigte. Auf welchem Wege die Predigt desselben zu geschehen habe, ob im Wege der schriftlichen Aufzeichnung oder in dem der mündlichen Uebergabe oder in beiden zugleich, darüber läßt sie sich gar nicht aus. Dies hångt einzig davon ab, wie diese Wege sich zu seiner Forderung, sein Evans gelium und nur das seinige zu verkündigen, verhalten. Wird dieser Forderung erst durch Anerkennung beider Wege genügt, so müssen beide festgehalten werden. Wird ihr aber nur dann genügt, wenn die h. Schrift als alleiniger Verbreitungs- und Erkenntnißweg zugelassen wird, so muß die Tradition fallen. Hierüber aber entscheidet die Stelle selbst durchaus nichts, und will sie auch, wie am Lage liegt, nichts enscheiden.

Recensionen.

Franz von Baader's Tagebücher aus den Jahren 1786 bis 1793. Herausgegeben von Dr. Emil August von Schaden, ord. öffentl. Professor der Philosophie an der Universität Erlangen. Leipzig. Verlag von Hermann Bethmann. 1850. XLIV. und 434 S. 8.

Die Professoren und Doktoren Hoffmann zu Würzburg, Hamberger zu München, von Schaden zu Erlangen, Lutterbeck zu Gießen, Schlüter zu Münster und Friedrich von der Osten, haben sich vereint, Franz von Baader's sämmtliche Schriften herauszugeben. Dieselben werden in 15 Bånden, und in einer der Gesammtausgabe von J. G. Fichte's Werken möglichst ähnlichen, Ausstattung erscheinen. 20-30 Bogen werden jedesmal einen Band bilbilden; der Subskriptionspreis für jeden Bogen bes läuft sich auf 2 Ngr. oder 7 kr. rhein.

Der vorliegende Band ist der erste der zweiten Haupts abtheilung der sämmtlichen Werke Baader's, welche die nachgelassenen Schriften Baader's umfaßt und die Tagebücher deffelben aus den Jahren 1786 bis 1793 enthält.

Franz von Baader war ein geistreicher, vielseitig gebildeter Mann und origineller Schriftsteller. Er hat eine sehr große Anzahl von Schriften dem Drucke übergeben; bei weitem die meisten derselben sind Broschüren von einigen

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