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Darstellung der dogmatischen Gegensätze

der

Katholiken und Protestanten,

nach ihren

öffentlichen Bekenntnißschriften.

Bon

Dr. J. A. Möhler,

ordentl. Profeffor der katholischen Facultät in Tübingen.

Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.

Mit Königl. Würtembergischem Privilegium gegen den Nachdruck.

Mainz, 1833.

Drud und Verlag von Florian Kupferberg.

Wien,

bei Karl Gerol d.

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Vorrede zur ersten Ausgabe.

Ein jedes Buch hat eine doppelte Geschichte: eine Geschichte vor, und eine Geschichte nach seinem Erscheinen. Die erstere kann nur der Verfasser selbst beschreiben, und es wird ihm vom Publicum als eine Art von Pflicht auferlegt, kein Geheimniß daraus zu machen, und somit öffentliche Rechenschaft theils über die åusseren Veranlassungen zu geben, welche ihn zur Ausarbeitung seines Buches aufforderten, theils die mehr in der Sache selbst gelegenen Gründe zu bezeichnen, von welchen er etwa bestimmt wurde. Hierüber habe ich nun dem geneigten Leser Folgendes mitzutheilen.

Vorliegende Schrift entstand aus Vorlesungen, die ich seit einigen Jahren über die dogmatischen Gegensäße der Katholiken und Protestanten gehalten habe. Auf allen deutschen lutherischen und reformirten Universitåten besteht seit Jahren die Sitte, über den genannten Gegenstand Vortråge den Candidaten der Theologie anzubieten, und diese Sitte in hohem Grade billigend, entschloß ich mich, sie auch auf das katholische Gebiet aus folgenden Gründen zu verpflanzen. Gewiß wird mit Recht von Denjenigen, die sich auf die Höhe theologischer Bildung zu erheben berufen sind, gefordert, daß sie sich eine gründliche und umfassende Kenntniß der Confessionen erwerben, die sich seit so langer Zeit neben und gegen einander geltend gemacht haben, und in dieser ihrer Stellung fortwährend zu behaupten suchen; mit Recht wird von ihnen verlangt, daß sie sich keineswegs mit allgemeinen, unsichern, dunkeln, halt- und zusammenhangslosen Vorstellungen über die große Frage begnügen, von welcher das kirchliche Leben Europas seit drei Jahrhunderten nicht nur fortwährend bewegt wird, sondern zum Theil so tief und mächtig erschüttert wurde.

Macht es nun schon der Begriff wissenschaftlicher Bildung an sich den Theologen zur Aufgabe, in die Gegensäße der kirchlichen Parteien so scharf und tief als möglich einzudringen, fordert er sie gebieterisch auf, sich in den Stand zu seßen,

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Grund und Rechenschaft über die confessionellen Eigenthüm lichkeiten abzulegen, so tritt die Rücksicht auf persönliche Würde und eigene Beruhigung mit noch gesteigerten Forderungen an sie, ja an jeden gebildeten Christen auf. Was ist wohl auch mit der Achtung gegen uns selbst weniger zu vereinigen, als den eigentlichen Grund und Boden unseres höheren Lebens nicht auf das Genaueste und Sorgfältigste zu durchforschen, und uns zu überzeugen, ob und inwiefern wir fest stehen, oder ob wir uns auf einer täuschenden Decke aufgestellt haben, die vielleicht einen ungeheuern Abgrund unter sich verbirgt? Wie ist es möglich, einen wahren und tief gegründeten Seelenfrieden zu genießen, wenn man mitten unter großen kirchlichen Gesellschaften, welche alle die religiöse Wahrheit rein und unverkümmert zu besißen behaupten, beinahe gedankenlos dasteht, ohne irgend genügend unterrichtet zu sein? Wohl findet sich auch in dieser Beziehung eine Ruhe, wie sie Jene in Betreff des jenseitigen Lebens haben, die sich gar nicht darum bekümmern, ob es nur ein solches gibt: es ist Dies eine Ruhe, die einem mit Vernunft begabten Wesen zur tiefen, unauslöschlichen Schmach gereicht. Ein Jeder ist sich hienach selbst schuldig, sich zum klarsten Bes wußtsein der dogmatischen Eigenthümlichkeiten, der inneren Kraft und Stärke oder der Unmacht und Unhaltbarkeit der religiösen Gemeinschaft zu erheben, als deren Mitglied er sich weiß, einem Bewußtsein, das durch die genaueste und schårfste Kenntniß des Gegensaßes bedingt ist. Es kann auch von keinem tüchtigen Erwerb und sicheren Gebrauch der Vertheidigungsmomente einer Confession die Rede sein, ohne sie in ihrem Gegensaße aufgefaßt zu haben; ja eine gründliche Kenntniß eines Bekenntnisses muß unmittelbar die Apologie desselben in sich enthalten, wenn ihm anders Wahrheit zukömmt. Denn ein jeder gebildete Christ besißt so viele allgemein - religiöse und christliche Begriffe, er besißt eine so große Bekanntschaft mit der heil. Schrift, daß, sobald ihm irgend ein Sah in seiner wahren Gestalt und in seinem ganzen Zufammenhange vorgelegt wird, er auch über seine Wahrheit ein Urtheil fållen, und dessen Uebereinstimmung oder Widerspruch mit den Grundlehren des Christenthums auf der Stelle einsehen kann.

Auch ist in keiner Weise einzusehen, wie ein praktischer

Theologe, zumal in Gegenden, in welchen entgegengeseßte Confessionen neben einander bestehen, seinem Amte völlig genügen könne, wenn er nicht die Lehrverschiedenheiten ders selben genau zu bezeichnen versteht. Zu öffentlichen homiles tischen Vorträgen über die confessionellen Verschiedenheiten bietet zwar der katholische Festcyclus gemåß dem Ursprunge und Wesen unserer Kirche glücklicher Weise keine Veranlassung dar; alle von ihr eingeführten Feste beziehen sich nur auf die Thatsachen im Leben Jesu Christi und jene Wahrheiten, worauf all unser Glaube und unsere Hoffnung beruht, so wie auf das Andenken jener hochverdienten Personen, die in der Geschichte der christlichen Kirche ausgezeichnet dastehen, zumal derer, durch welche die Verbreitung und Befestigung des Christenthums überhaupt, und insbesondere seine Einführung in gewisse Gegenden bewirkt wurde. Für das Predigtamt wird demnach der katholische Seelsorger, sehr seltene und ganz besonders veranlaßte Fälle ausgenommen, keinen unmittel baren Gebrauch von der Kenntniß fremder Confessionen machen können. Dagegen läßt sich hoffen, daß seine Predigt über die katholische Glaubenslehre desto gründlicher, allseitiger, lebendiger und ergreifender werde, wenn er dieselbe im Gegens faße zu den entgegenstehenden Bekenntnissen im eigentlichen Sinne des Wortes studiert hat. Daß dagegen der obersten Abtheilung der Katechumenen ein gründlicher Unterricht, und zwar ein weit gründlicherer, als er bisher gegeben wurde, über die Unterscheidungslehren ertheilt werden sollte, daß also hier die confessionellen Verschiedenheiten ausdrücklich und so ausführlich als nur immer möglich berücksichtigt werden müßen, ist mir nicht im Mindesten zweifelhaft. Woher die bejammernswerthe Unbeholfenheit mancher Katholiken, wenn es sich im Umgange mit Protestanten von den Angelegenheiten des religiösen Glaubens handelt? Woher die kirchliche Gleichgültigkeit so Mancher aus ihrer Mitte? Woher anders, als weil sie über die Eigenthümlichkeiten ihrer Kirchenlehre anderen religiösen Vereinen gegenüber so viel als Nichts wissen? Woher die leichte Verführbarkeit ganzer katholischer Gemeinden durch den falschen Mysticismus ihrer Pfarrer, wenn diese im Herzen der Kirchenlehre abgeneigt sind? Wo

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