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auch Pasten, Gemmen, ἔκτυπον, ἀνάγλυφον als Schmuck am Körper, an Bechern, Leuchtern cet. Es tritt hier zu der Kunstthätigkeit des Bildners noch die Reflexion, um verständige und sinnige Beziehungen zu ermitteln, so dafs die Wirkung des Ganzen wesentlich (wie etwa bei der Beteiligung der Malerei in Schmückung der Gewänder) auf feinen und gebildeten Geschmack berechnet ist. Man denke etwa an Benvenuto Cellinis Thätigkeit.

Vischer (Aesthetik, T. III, p. 331) bezeichnet diese ganze Kunst als „untergeordnete Tektonik", sagt aber: „Niemand rühme sich des Kunstsinns, der sich nicht auch für diese untergeordneten Zweige, wodurch diese Kunst sich konkret mit dem Leben verschlingt, lebendig interessiert." Er verlangt von den Ornamenten, dafs sie sich „,organisch in einer den Zweck selbst klar symbolisierenden Weise" mit dem Gerät vereinigen; z. B. Tierfüfse an Tischen, Panthertatzen am Weintisch, Widderkopf am Sturmbock cet.

Es ist, wie wir in Bezug auf unsere Parallelisierung der Skulptur mit der Sprachkunst noch schliesslich bemerken, auch nicht zufällig, dafs ein besonders hervorragendes Werk der Sprachkunst, das Epigramm, mit Einzelwerken der Plastik vielfach in Verbindung trat. In der griechischen Anthologie z. B. sind namentlich Bildsäulen, in ihrem charakterisierenden Momente aufgefafst, Gegenstände eines Ausspruchs, durch welchen diesem Momente gleichsam das Wort geliehen wird; ebenso die natürlichen Menschengestalten in plastischer Situation. Dergleichen sind z. B. Myrons Kuh, Jupiters Bildsäule von Pheidias, die badende Venus, das Bild der Geliebten, die Venus des Praxiteles. Herder (,,Blumen aus der Anthologie", Bd. 20 p. 124 der ges. Werke) sagt fein: „Es ist ein und derselbe Sinn, der diese Kunstwerke und ihre Exposition in Worten hervorbrachte" und bildet eine besondere Abteilung seiner Epigramme (p. 149) aus „jenen schildernden, welche die Griechen auf ihre Kunstwerke machten". Alle jene Kunstwerke der Skulptur endlich, die der Architektur oder dem Schmucke dienenden wie die selbständigen, wie die Kunstwerke aller Gattungen überhaupt, verfallen, sobald sie als fertig der Welt der Erscheinungen übergeben worden sind, gehen ihrer Verwitterung, Abnutzung, ihrem Untergange unaufhaltsam entgegen. Der Akt ihrer Schöpfung ist auch die Blüte ihres Daseins, dann unterliegen sie dem Lose alles Endlichen. Und auch hierin teilt die Kunst der Sprache das Geschick ihrer Schwestern, denn die Geschichte der Sprachen zeigt aus

nahmelos nur den allmählichen lautlichen Verfall, die Abnutzung, das Absterben ihrer Kunstwerke.

Als den oben geschilderten drei Gattungen der Skulptur entsprechend können drei Formen unterschieden werden, unter denen die Werke der Sprachkunst erscheinen. Sie sind nämlich zuerst innerhalb der Sprache selbst zu erkennen, obwohl sie als Werke der Kunst dort nicht mehr hervortreten. Hatten wir für die entsprechenden Formen der Skulptur die Bezeichnung gebaute Plastik, plastisches Bauen“ uns angeeignet, so mag für jetzt der zu wenig umfassende Ausdruck: musikalische Sprache, sprechende Musik andeuten, welche Stelle innerhalb der Sprachkunst wir bezeichnen wollen. Wir geben dieser ersten Abteilung den Titel: Die Sprache als Kunst.

Den Skulpturen, welche der Künstler mit gröfserer oder geringerer Absichtlichkeit und Reflexion als Schmuck verwendet

,,der untergeordneten Tektonik" - entspricht die zweite Abteilung der Sprachkunst, welche wir, da sie deren unselbständige Werke in sich begreift, unter dem Titel: Die (Werke der) Sprachkunst im Dienste der Rede behandeln wollen.

Den selbständigen Werken der Skulptur endlich entsprechen drittens die selbständigen Werke der Sprachkunst und die dritte Abteilung handelt so von der: Sprachkunst in ihrer Selbständigkeit.

Man sieht schon an dieser Stelle leicht, dafs in der Skulptur wie in der Sprachkunst die Unselbständigkeit der Werke der ersten und zweiten Abteilung gemeinsam ist, und dafs also diese Abteilungen insofern zusammenfallen. Der Unterschied zwischen ihnen ist, dafs in der ersten Abteilung die noch nicht vollzogene Sonderung von Bauen und Bilden, von Singen und Sagen zur Betrachtung kommt, in der zweiten aber eine hergestellte Verbindung von Bauen und Bilden, Sprachkunst und Sprache; dort ist die Vereinigung eine unmittelbare, naive, hier eine vermittelte, reflektierte. In der ersten Abteilung ist deshalb die Kunst aus einer bisherigen Verkennung hervorzuziehn, ist zu zeigen: die Sprache als Kunst; in der zweiten haben wir es mit einem bewufsten Schaffen zu thun, welches deshalb auch schon immer als ein künstlerisches bemerkt worden ist, und der Titel: Sprachkunst im Dienste der Rede drückt dies aus.

Wir fügen dieser allgemeinen Angabe über unsere Einteilung der Sprachkunst einige Erläuterungen hinzu und handeln zuerst von der

I. Sprache als Kunst.

Dafs Sprache Kunst ist und in welchem Sinne sie so zu nennen ist, werden wir im ersten Abschnitte des besonderen Teiles ausführlich darthun. Welcher Gattung menschlicher Thätigkeit man sie zuzurechnen habe, ist bisher nicht genügend untersucht und beantwortet worden. Die Ansichten, welche die Wissenschaft hierüber entwickelt hat und für jetzt festhält, lassen sich aus Heyse (System der Sprachwissensch., ed. Steinthal. Berl. 1856) in genügendem Mafse entnehmen, und wir wollen deshalb diese vorläufige Besprechung an seine Darstellung anschliefsen. Heyse führt aus (p. 25), dafs die Sprache ihrer Substanz nach nicht dem praktischen, sondern dem theoretischen Geiste angehöre", sie sei (p. 27) „die Äufserungsform des denkenden Geistes oder der Intelligenz des Menschen", „notwendig für das menschliche Individuum als solches" (p. 38 sq.), „für die menschliche Gesellschaft" (p. 41) und für Werke der Kunst und Wissenschaft, welche dem Individuellen entrückt seien und dem allgemeinen Geiste angehörten (p. 45). Sie sei also (p. 60) „ein dienendes Organ des Geistes", aber (p. 62) „nicht der physische Organismus des Menschen, noch auch der subjektive Geist ist das schaffende Prinzip der Sprache; sondern die Erzeugung der Sprache geschieht mit Notwendigkeit, ohne besonnene Absicht und klares Bewulstsein, aus innerem Instinkte des Geistes". Weiter bespricht dann Heyse (p. 36 sq.) das Verhältnis der Sprache zur Kunst: beide seien Äufserungsformen des theoretischen Geistes, beide seien kein Handeln und gingen nicht auf einen aufser ihnen liegenden Zweck, beide seien nicht blofse Nachbildung der äufseren Objekte, sondern stellten einen geistigen Inhalt dar und zwar für einen der idealen Sinne: Gesicht, Gehör. Dennoch sei die Sprache nicht Kunst, und der Unterschied sei folgender: „Die Sprache entwickelt den Gedanken in logischer Form für den Verstand. Die Kunst stellt ihn in sinnlicher Form dar für die Anschauung, die Phantasie. In der Sprache ist das sinnliche Element, der Laut, objektiv betrachtet, blofses Mittel der Äufserung. Es kommt hier alles auf den geistigen Inhalt an. Für die Kunst ist das sinnliche Element der wesentliche Stoff, in welchem sie bildet, nicht blofs Darstellungsmittel, sondern integrierender Teil des Kunstwerkes."

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Mag, was von der Kunst gesagt wird, gelten; dem, worin

die Sprache ihr entgegengesetzt wird, kann man nicht beistimmen. Es heifst: „Die Sprache entwickelt den Gedanken in logischer Form für den Verstand." Da würde zunächst der Ausdruck: ,,entwickelt den Gedanken" zu meiden sein, auch wenn man unter Gedanken überhaupt die Bewegungen, Lebensakte der Seele verstehen will, denn die Sprache als solche entwickelt nicht schon: sie stellt nur heraus, stellt dar; dafs sie ferner,,in logischer Form" darstelle, würde genauer heifsen müssen: in bestimmt artikulierten Zeichen der Vorstellungen und der Beziehungen derselben zu einander; dafs endlich sie allein,,für den Verstand" darstelle, kann nichts anderes bedeuten, als dafs sie für ein Verstehen, für das Verständnis darstelle.

Heyse selbst bemerkt (p. 67) richtig gegen Becker (Organism. der Sprache): Dieser ,,konstruiere die Sprache nach abstraktlogischen Kategorieen." Dagegen sei zu sagen: „Der Laut ist schon da, ehe der Begriff da ist, als Ausdruck des animalischen Seelenlebens, der Empfindung. Der Begriff erschafft den Laut nicht: er gestaltet ihn nur um, und macht ihn zu seinem Organe (wozu wir setzen: so weit dies möglich ist). Das ursprüngliche Gestaltende aber ist in der Sprache überhaupt nicht der logische Begriff, sondern der vernünftige Geist überhaupt, der durch verschiedene untergeordnete Entwickelungsstufen oder Formen sich erst allmählich zum logischen Begriffe hinaufarbeitet" cet. P. 68 heifst es noch:,,Bei Becker fängt die Sprache mit dem abstrakten logischen Begriffe an, statt mit ihm aufzuhören; denn mit dem Erreichen dieses Standpunktes erreicht zugleich die ursprüngliche Sprachschöpfung ihr Ende; die organische Identität des Geistigen und Sinnlichen ist aufgelöst, indem der Geist zur Herrschaft gelangt, und der Laut zum blofsen Zeichen des Begriffes herabsinkt."

Hat sich nun wohl Heyse bei seiner Entgegensetzung von Sprache und Kunst nicht der von ihm getadelten Beckerschen Vorstellung zu nahe gestellt? Wir glauben, dafs unsere Verbesserung schon hier als solche erkennbar ist, sagen also: Die Sprache stellt die Lebensakte der Seele in bestimmt artikulierten Zeichen der Vorstellungen und deren Beziehungen zu einander für das Verständnis dar, und fragen nun, indem wir das von der Kunst Gesagte vergleichen, stellen sich diese bestimmt artikulierten Zeichen etwa nicht dar: ,,in sinnlicher Form"? Man denke doch nur an dasjenige, was in der Musik und gar in der Dichtkunst:,,sinnliche Form" zu nennen wäre! Und wir fragen

dann: ist das Verständnis durch die Sprache nicht ein Verstehen auf Anregung dessen, was Heyse Anschauung, Phantasie nennt, und umgekehrt: wird in der Kunst durch Anschauung und Phantasie etwas anderes bewirkt, als eben das Verständnis des Kunstwerks? Wollte man zweifeln, ob das Verständnis, zu welchem die Sprache führt, durch „Anschauung und Phantasie" vermittelt werde, so erinnere man sich bis zur genaueren Erörterung dieses Punktes zunächst nur an den ursprünglich symbolischen Charakter der Sprache, daran, dafs die Zeichen, deren sich die Sprache bedient, zwar in der fertigen Sprache als willkürlich erscheinen, in der That aber nicht minder Bilder sind, als z. B. die Tonbilder der Musik, die Vorstellungsbilder der Poesie, Bilder freilich nicht der äufseren Welt, sondern der Bewegungen und Lebensakte unseres Innern. Mit dem von Heyse selbst (p. 37) Gesagten: „Die Sprache ist keineswegs der reine farblose Ausdruck des abstrakt-logischen Gedankens; sie hat innerlich und äufserlich sehr viel sinnlich-anschauliche, phantastische Elemente," läfst sich zwar schon berichtigen, was wir hier von ihm besprechen, aber diese Anschaulichkeit, Sinnlichkeit, Phantastik ist vielmehr, wie sich später zeigen wird, die Natur der Sprache, nicht ein zufälliges Element in ihr, von dem sich eben nur sehr viel" findet.

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Wenn nun Heyse weiter sagt: „das sinnliche Element der Sprache, der Laut, sei blofses Mittel der Äufserung, es komme hier alles auf den geistigen Inhalt an", so mag er sich selbst entgegnen (p. 35): „der Laut steht zum Geistigen nicht im Verhältnis des Mittels zum Zweck, sondern ist das natürliche Organ des denkenden Geistes". Dafs das Lautbild im Gebrauch nach und nach zum blofsen Mittel wird oder sagen wir besser: zu werden scheint kann sein Wesen nicht ändern; zu sagen, dafs alles auf den geistigen Inhalt ankommt, heifst behaupten, dass nichts auf die Lautform, auf die phonetische Seite der Sprache ankomme. Ist das so? Heyse sagt (p. 66): „Wir dürfen nie vergessen, dafs der Geist durchaus der wesentliche Inhalt und die herrschende Macht, der Lautstoff nur dienendes Element ist. Die physiologischen Gesetze und Erscheinungen in der Sprache sind nur Symbole psychischer Verhältnisse und haben nur als der sinnliche Ausdruck geistiger Bestimmungen Wert und Bedeutung" cet.,,Diese Lautformen also sind nur Symbole psychischer Verhältnisse ?" Und dienen denn Symbole? Sind sie nicht vielmehr so ,,integrierende Teile der Sprache, wie es Heyse

Gerber, die Sprache als Kunst. 2. Aufl.

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