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Wichtig ist für die neuere Theorie der Kunst die Ansicht Hegels.

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Hegel (in seiner Aesthetik; Vorlesungen ed. Hotho) stellt eine Sprachkunst im System der Künste nicht auf, aber dennoch sondert er solche Kunst von der Poesie und giebt auch ihre Gliederung im wesentlichen richtig an. Die Idee des Schönen entwickelt sich nach Hegel in drei Hauptformen der Kunst: als symbolische, klassische und romantische, (Bd. I, p. 388 sq.) und zwar sucht die symbolische Kunst jene vollendete Einheit der inneren Bedeutung und äufseren Gestalt, welche die klassische in der Darstellung der substantiellen Individualität für die sinnliche Anschauung findet, und die romantische in ihrer hervorragenden Geistigkeit überschreitet" (p. 390). Es bezeichnen die Namen dieser Kunstformen wesentlich geschichtliche Entwickelungsstufen: die orientalische, antike, mittelalterliche Kunst, denen gegenüber das moderne Ideal, wie Gottschall (Poetik p. 107) will, als die plastische und romantische Seite vereinigend aufgefafst werden mag.

Nun ist klar, dafs die Sprachkunst hauptsächlich der symbolischen Kunstform Hegels zugerechnet werden mufs, wie sie denn auch vorzugsweise im Orient zu üppiger, die Poesie überwuchernder, Entfaltung gelangt ist. Denn Sprache ist Symbol des Gedankens, ist sein menschlich konventionelles Zeichen. Hegel sagt darüber (p. 392 sq.): „Das Symbol ist zunächst ein Zeichen. Bei der blofsen Bezeichnung aber ist der Zusammenhang, den die Bedeutung und deren Ausdruck mit einander haben, nur eine ganz willkürliche Verknüpfung. Dieser Ausdruck, dies sinnliche Ding oder Bild stellt dann so wenig sich selber vor, dafs es vielmehr einen ihm fremden Inhalt, mit dem es in gar keiner eigentümlichen Gemeinschaft zu stehen braucht, vor die Vorstellung bringt. So sind in den Sprachen z. B. die Töne Zeichen von irgend einer Vorstellung, Empfindung u. s. w. Der überwiegende Teil der Töne einer Sprache ist aber mit den Vorstellungen, die dadurch ausgedrückt werden, auf eine dem Gehalte nach zufällige Weise verknüpft, wenn sich auch durch eine geschichtliche Entwickelung zeigen liefse, dafs der ursprüngliche Zusammenhang von anderer Beschaffenheit war, und die Verschiedenheit der Sprachen besteht vornehmlich darin, dafs dieselbe Vorstellung durch ein verschiedenes Tönen ausgedrückt ist.“

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Nach Hegel ist nun ferner die symbolische Kunst gleichsam nur als Vorkunst zu betrachten, welche hauptsächlich dem Morgen

lande angehörte" (p. 391). (Der Ausdruck,,Vorkunst" wird p. 406 der eigentlichen Kunst" entgegengesetzt.) Die unsichere Bezeichnung einer Vorkunst, die dies doch nur gleichsam" sein soll, zeigt die Verlegenheit, in welcher sich Hegel bei der Rubrizierung befand; im Verhältnis zur Poesie war hier eben die Sprachkunst anzuerkennen.

Wir deuten auch noch die weitere Ausführung bei Hegel an, weil sie fast den gesamten von uns später zu entwickelnden Stoff der Sprachkunst berührt. Hegel selbst bemerkt (p. 491) ausdrücklich, dafs die verschiedenen Formen, welche in diesem ganzen Kreise ihre Stellung finden, fast durchgängig nur der Kunst der Rede angehören," nimmt aber freilich sofort wieder diese,,Kunst der Rede" als die ,,Poesie".

Nachdem Hegel (p. 392) die Symbole unterschieden hat 1) in willkürliche Zeichen, z. B. Töne einer Sprache, Farben cet. für Vorstellungen, und 2) in solche, welche in Beziehung stehen, z. B. Löwe als Symbol für Stärke, Fuchs für List cet. zeigt er (p. 395), dafs sie notwendig zweideutig sind, weil sie sowohl im eigentlichen wie im uneigentlichen Sinne genommen werden können, wie z. B. die Wörter: begreifen, schliefsen cet. Diese Zweideutigkeit hört erst dann auf, wenn die Beziehung von Bild und Bedeutung ausdrücklich gesetzt wird in einer Vergleichung.

Wird nun diese subjektive Seite der Einsicht in die Beziehung des Symbols oder Zeichens zu seiner Bedeutung noch nicht als solche geltend gemacht, so giebt dies die Darstellungen der Fabel, Parabel, des Apologs (p. 416), des Sprichworts und der Metamorphosen (p. 490); wenn aber die Bedeutung als solche klar hervortritt und das Symbol überragt, so giebt dies die Allegorie, die Metapher, das Gleichnis (p. 416), das Rätsel und das Bild (p. 490). Wenn endlich sich die Kunstform rein äufserlich zur Bedeutung stellt, wodurch diese selbst als blofse Prosa sich ausscheidet, so giebt dies das Lehrgedicht und die beschreibende Poesie (p. 416), von welchen. Dichtformen (p. 490) auch gesagt wird, dafs sie nur ,,anhangsweise" erwähnt würden, weil sie ,,wahrhafte Kunstwerke" nicht seien.

Jene symbolische Kunstformen sind also (p. 488) ,,untergeordneter Gattung", wenn sie sich als ein Ganzes darstellen; im übrigen kommen sie bei echten Produkten der klassischen und romantischen Kunst,,als Schmuck und Beiwerk" vor. Man ,,befindet sich deshalb in Verlegenheit und hat viel Mühe, wenn man

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diese Dichtungsarten in bestimmte Hauptarten einzurangieren unternimmt"; (p. 491) sie sind nur ein blofses Suchen der Kunst" (p. 492) haben nur zu den allgemeinen Formen der Kunst ein Verhältnis, und ihr spezifischer Charakter lässt sich nur aus diesem Verhältnis, nicht aber aus dem Begriff der eigentlichen Gattungen der Dichtkunst, als der epischen, lyrischen und dramatischen erklären".

Freilich nicht. Merkwürdig aber ist es doch, dafs eine Menge unzweifelhafter Kunstwerke, darunter z. B. die Fabel, welcher ein Lessing so viel Aufmerksamkeit widmete, die Spruchdichtung, welche Nationen so lange und so eindringlich bewegt wenn auch nicht mit dem Posaunenschall dramatischer Pracht,,untergeordnet" sein sollen und einem schwer begreiflichen „allgemeinen“ Kunstverhältnis angehören, weil sie in die Rubriken nicht passen wollen, welche die Theoretiker gemacht haben. Gelten denn die Kunstwerke nur, wenn das System es erlaubt, oder mufs nicht umgekehrt die Theorie aus den wirklich vorhandenen Kunstwerken abgeleitet werden?

Dafs aber die Werke der Sprachkunst sich in die Rubriken der Poesie nicht einfügen lassen, ist eine Folge davon, dafs Hegel den Begriff der Poesie höchst scharf und bestimmt gefasst hat; denn hieraus musste sich ergeben, dafs jene Erzeugnisse der Sprachkunst ihr nicht angehören. Hegel nennt die Poesie „die allgemeine Kunst, deren eigentliches Material die Phantasie selber ist". (Aesth. T. III, p. 231.) „Ihre Sprache beruhe weder auf der Wahl der einzelnen Wörter, noch auf der Art ihrer Zusammensetzung zu Sätzen und ausgebildeten Perioden, noch auf dem Wohlklang, Rhythmus, Reim u. s. f., sondern auf der Art und Weise der Vorstellung." - Er betont dies besonders (Aesth. III, p. 274): „Die äufserliche Weise, in welcher ein Inhalt kunstgemäfs erscheint, das kann, wir müssen immer wieder darauf zurückkommen, für den poetischen Ausdruck nur die Vorstellung selber sein."

Hegel schildert ferner, und es läfst sich nicht besser sagen, das erste Hervortreten der Sprachkunst. Er entwickelt nämlich, dafs Sprechen um zu sprechen, Poesie giebt; und er hat recht, wenn er Poesie in dem weiteren Sinne fafst, in welchem man es für Kunst überhaupt gebraucht, wie er selbst (III, p. 237) sagt: „Die Natur des Poetischen fällt im allgemeinen mit dem Begriff des Kunstschönen und Kunstwerks überhaupt zusammen". - Hätte er aber, nach seinen eigenen Prinzipien, nicht sagen müssen:

Sprechen, um zu sprechen, giebt eine Kunst der Sprache? Die Worte selbst sind (Aesth. III, p. 239 sq.): „Die Poesie hat begonnen, als der Mensch es unternahm, sich auszusprechen; das Gesprochene ist ihr nur deswegen da, um ausgesprochen zu sein. Wenn der Mensch selbst mitten innerhalb der praktischen Thätigkeit und Not einmal zur theoretischen Sammlung übergeht und sich mitteilt, so tritt sogleich ein gebildeter Ausdruck, ein Anklang an das Poetische ein. Hiervon liefert, um nur eins zu erwähnen, das durch Herodot uns erhaltene Distichon ein Beispiel, welches den Tod der zu Thermopylae gefallenen Griechen berichtet. Der Inhalt ist ganz einfach gelassen; die trockene Nachricht, mit dreihundert Myriaden hätten hier die Schlacht viertausend Peloponnesier gekämpft; das Interesse ist aber, eine Inschrift zu fertigen, die That für die Mitwelt und Nachwelt, rein dieses Sagens wegen, auszusprechen, und so wird der Ausdruck poetisch, d. h. er will sich als ein оv erweisen, das den Inhalt in seiner Einfachheit läfst, das Aussprechen jedoch absichtlich bildet. Das Wort, das die Vorstellungen fafst, ist von so hoher Würde, dafs es sich von sonstiger Redeweise zu unterscheiden sucht und zu einem Distichon macht."

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Nun kommt es gewifs nicht darauf an, dafs jene Inschrift sich gerade zu einem Distichon machte; die metrische Form ist ihr nicht wesentlich, und auch die ungebundene Rede würde genügt haben, obwohl sie sicher auch nach rhythmischer Schönheit gestrebt hätte, aber, und das ist es, worauf es ankommt, sie suchte sich „rein dieses Sagens wegen" auszusprechen und darum von sonstiger Redeweise zu unterscheiden"; sie änderte nicht die Vorstellung, sondern den Ausdruck, sie war also kein Werk der Dichtung, sondern der Sprachkunst. Dafs aber dies sich so verhalte, giebt Hegel indirekt zu, indem er solche Darstellung des blofsen Moments, ohne weitere Entwickelung, von der Poesie ausschliefst und doch der Kunst zurechnet. Es ist nicht ohne Interesse, zu sehen, wie er sich wendet und dreht, das Falsche abzuwehren, zum bestimmten Erfassen des Richtigen aber nicht durchdringt. T. III, p. 248 sagt er: „Es giebt einen Inhalt gediegener Art, der ein in sich geschlossenes Ganzes bildet, doch ohne weitere Entwickelung und Bewegung schon in einem Satze vollendet und fertig ist. Von solchem Gehalt lässt sich eigentlich nicht sagen, ob er zur Poesie oder zur Prosa zu rechnen sei. Das grofse Wort des alten Testaments z. B. Gott sprach, es werde Licht und es ward Licht", ist in seiner Gediegenheit und

schlagenden Fassung für sich die höchste Poesie so gut als Prosa. Ebenso die Gebote: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir; oder: du sollst Vater und Mutter ehren. Auch die goldenen Sprüche des Pythagoras, die Sprüche und Weisheit Salomonis u. s. f. gehören hierher. Es sind dies gehaltvolle Sätze, die gleichsam noch vor dem Unterschiede des Prosaischen und Poetischen liegen. Ein poetisches Kunstwerk aber ist dergleichen selbst in gröfseren Zusammenstellungen kaum zu nennen, denn die Abgeschlossenheit und Rundung haben wir in der Poesie zugleich als Entwickelung, Gliederung und deshalb als eine Einheit zu nehmen, welche wesentlich aus sich zu einer wirklichen Besonderung ihrer unterschiedenen Seiten und Teile herausgeht."

Nicht minder vergeblich bemüht sich Hegel, wo er vom sprachlichen Ausdruck der Poesie handelt (T. III, p. 282 sq.), eine besondere poetische Sprache, welche er anerkennt, abzugrenzen: „Es läfst sich die Grenzlinie, an welcher die Poesie aufhört und das Prosaische beginnt, nur schwer ziehen und ist überhaupt mit fester Genauigkeit im allgemeinen nicht anzugeben." Man denkt bei dem Begriff des sprachlichen Ausdrucks der Poesie gewöhnlich nur an die Sprache der Oden, des Heldengedichts, der Tragödie; hielte man sich gegenwärtig, dafs ebensowohl die Sprache der Satire, der Komödie, des Märchens, der Novelle zum „sprachlichen Ausdruck der Poesie" gehört, so würde man leicht die Ansicht gewinnen, dafs überhaupt das poetische Kunstwerk nur in demselben Sinne eine besondere Sprache verlangt, in welchem z. B. der Kanzelredner, der Philosoph, der Feuilletonist sich einer eigenen Sprache zu bedienen hat. Sehr gut bespricht Hegel (T. III, p. 287) auch die Überwucherung dichterischer Produktionen mit Gebilden der Sprachkunst, wodurch rhetorische Poesie (bei Lateinern, Franzosen, auch Herder, Schiller) oder Überladen mit Bildern (bei Spaniern und Italienern, besonders Persern und Arabern) und witziges Spielen der Diktion entstehe.

Wir erwähnen ferner Trahndorff. (Aesth. oder Lehre von der Weltanschauung und Kunst. Berl. 1827.) Trahndorff spricht z. B. (T. II, p. 94) von einer „Kunst des Wortklanges", welche zusammen mit der Musik als „das Bewegen des Zeitlichen zum Ewigen" zu fassen sei, wie sich Mimik und Tanzkunst als „das Bewegen des Räumlichen zum Ewigen" darstellten. Er bestimmt sie näher p. 115: sie sei das Sprechen als schöne Kunst", welches

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