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I. Enallage der Wortarten.

Man hat die Vertauschung der Wortarten, Redeteile, uéon tys Lees, Antimeria genannt. Steph. Thesaur. (ed. Paris.) sagt über diesen terminus: Avtiuéqera, , Partis unius pro alia positio: nomen est figurae apud grammaticos, ut tóžov εv sidos volunt dictum per αντιμέρειαν quasi diceretur τόξων ειδήμων, posita parte una orationis pro alia, sc. participio pro nomine. Sic utitur Gaza.*) Scribitur etiam 'Avτipɛgía.

Die Einteilung der Wörter in Klassen gründet sich auf den Unterschied der Funktionen, welche sie im Satze übernehmen; die den Satz wesentlich konstituierenden Elemente wurden auch am frühesten gebildet: Verbal- und Nominal-Stämme, und aus ihnen, denen entweder Beziehungswurzeln (Pronominal-Wurzeln) oder Bedeutungswurzeln (Verbal-Wurzeln) zu Grunde lagen, entwickelten sich allmählich sämtliche Wörter der Sprache. Ein Unterschied zwischen Nomen und Verbum war in der Wurzel nicht vorhanden; erst die verschiedene Formierung brachte ihn hervor, wie er denn für die chinesische Sprache, welche die Wurzel nicht formiert, gar nicht aufzustellen ist. Aber auch die Verbal- und Nominal-Stämme sind als solche niemals wirklich gewesen einzelne Wörter giebt es überhaupt nur in der Abstraktion und an Wortstämmen, damit sie als wirkliche Worte leben konnten, mufste sogleich die Kunsttechnik sich thätig erweisen, indem sie deren Satz-Beziehung irgendwie in ihrer Form ausprägte. Personalpronomina traten zu Verbalstämmen, Kasuszeichen wurden den Nominalthemen angefügt, und so zeigten sich je nach dem Wechsel der Beziehungen in Person, Numerus, Modus cet. dieselben Wörter durch Deklination und Konjugation in stets wechselnder Gestalt. Aber die Sprachtechnik prägte auch die Wortstämme selbst zu Wörtern verschiedener Funktion aus; sie schied aus den Nominalstämmen die Substantiva und Adjektiva, unter welche sich auch die Pronomina verteilen; sie bildete aus Kasusformen die Adverbia, Präpositionen, Konjunktionen; sie machte das Verbum fähig, in der Infinitivform auch Funktionen des Substantivs, in der Form des Participiums Funktionen des Adjektivs zu übernehmen. Bei solcher Fülle der Sprachmittel erscheint es natürlich, dafs durch Anwendung eines Wortes der einen Wortart nicht selten die Wirkung eines einer

*) Theod. Gaza (introd. grammat. ed. Basil. Lib. IV, p. 153): tò đề, τόξων εὖ εἰδὼς, ποιητικὸν κατὰ ἀντιμέρειαν. ὡς ἂν εἰ ἐλέγοιτο, τόξων εἰδήμων.

anderen zugehörigen mit irgend einer nicht den materiellen Inhalt des Satzes, sondern nur die Art der Beziehung modifizierenden Nebenwirkung erreicht wird. Participium z. B. und Adjektivum stehen einander so nahe, dafs viele Participien im usus vollständig als Adjektiva gelten, wie: erzürnt, reizend; constans, doctus; wie sie dann weiter als Adjektiva auch die Funktion von Substantiven versehen können, z. B. adolescens, eruditus, nupta, dictum, peccatum; Erring is human; forgiving, divine. Ebenso werden Infinitive (z. B. Leben, Streben) zu Substantiven; To err is human; to forgive, divine.

Dies nun ist Sprachgebrauch, aber es kann schon als Enallage bezeichnet werden, wenn z. B. in den von Schoemann (Die Lehre von den Redeteilen p. 41) angedeuteten Fällen das Adjektivum für das Adverbium steht. Es heifst da: „Das Adjektiv deutet weder auf die Dauer noch auf das momentane Stattfinden des Merkmals, sondern giebt es lediglich und schlechtweg als dem Gegenstande beiwohnend an. Deswegen ist es auch möglich, dafs es in der That von blofs momentanen Verhältnissen eines Gegenstandes gebraucht werde, wie es z. B. in der adverbialen Anwendung der Zeit oder Ortsverhältnisse angebenden Adjektiva in beiden alten Sprachen häufig genug der Fall ist, z. Β. Ζεὺς χθιζὸς ἔβη κατὰ δαῖτα, Aeneas se matutinus agebat, Αἰδὼς οὐρανία ἀπέπτα.“ - So hat Horaz (A. P. 268): Vos exemplaria Graeca nocturna versate manu, versate diurna; Sallust (Cat. 3): Et qui fecere, et qui facta aliorum scripsere, multi laudantur; (1. c. 60) illi haud timidi resistunt. Wieviel wärmer wird hier die Wirkung durch die Beziehung auf die Person, wie sie in der Adjektivform sich ausspricht, als die adverbiale Beziehung auf die Handlung gewesen wäre. Ähnlich steht so nullus für non, wie Cic. (Cat. 1, 16): misericordia tibi nulla debetur oder das Substantivum nihil für non, z. B. Cic. (Phil. 1, 6) Nihil dico, quis fuerit L. Brutus; und auch im Deutschen keiner" für „nicht", z. B. Geld hab' er keines". (Hebel, 3, 23.) Die Substantiva bezeichnen Qualitäten, die Pronomina ohne eigenen Inhalt nur Verhältnisse. Darum wird die Kraft der Bezeichnung erheblich gesteigert, wenn statt des Pronomens das Substantivum gesetzt wird, auf welches jenes deutet. So bei Hor. Ep. XV, 12, wenn Horaz der treulosen Neaera droht: si quid in Flacco viri est (statt in me); oder wenn bei Shakespeare (Haml. I, 2) die Königin sagt: Let not thy mother lose her prayers, Hamlet; (J. Caes. I, 3): Cassius spricht: Cassius from bondage will deliver Cassius. Bei Homer (Ilias 16, 496) sagt

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der sterbende Sarpedon zum Glaukos: ὄτρυνον Λυκίων ἄνδρας Σαρπηδόνος ἀμφιμάχεσθαι, und dann: αὐτὰρ ἔπειτα καὶ αὐτὸς ¿με лεQμάνao záλxo. Eustath. p. 1072, 54 sq. bemerkt, wie Sarpedon das zúgiov övoua mit Nachdruck für die Lycier braucht, das Pronomen für den Anwesenden. Gesteigert wird dies in der objektivierenden Wirkung durch Hinzufügung des Epithet. ornans z. B. (Il. VII, 75): Hektor von sich: "Extoqi día, ebenso Polyd. (XIV, 454): uɛɣavμov Пavroïdao. Hierher gehört auch der Gebrauch im Mhd., nach welchem das Substantiv lip (corpus) mit dem Possessivum statt des persönlichen Pronomens stand, wie Freid. 13, 18: missetât, die mîn lîp begangen hât (statt: die ich begangen habe); ebenso das corps der altfranzösischen Dichter. (cf. Grimm, Gr. IV, p. 296 sq.) Es steht bei solchen Bezeichnungen auch wohl das demonstrative Pronomen für das Personal- oder Possessivpronomen: öde avý für ¿yo, haec vox für mea vox (Cic. Arch. cp. I) hoc caput meum caput (Prop. II, 7, 7)

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capite hoc capite tuo (Juv. 14, 58).

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Schleicher (Die deutsche Sprache p. 303) führt als merkwürdig den Gebrauch der Konjunktion unde, unt im Nibelungenliede an, wo man ein Relativum erwartet, z. B. ergezet si dër leide und ir ir habet getân (1148, 3), „macht sie vergessen der Leiden, die ihr ihr gethan habet". Als Adverb ist die Präposition ohne gebraucht in der Redensart: dies ist nicht ohne, wie es sich z. B. auch bei Klopstock findet (Gelehrtenrep. Bd. XII, p. 67): Es ist nicht ohne, dafs die Gesetzgeber cet.

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Bei den Lateinern stehen die Präpositionen vielfach auch adverbial, wie Sall. Cat. 2: Eorum vitam mortemque juxta aestimo; doch ist dies nicht Enallage zu nennen, da sie so nur in ihrem Wesen bleiben; hingegen erscheint es auffallender, wenn Adverbien, wie usque, procul, palam, simul u. a. als Präpositionen gebraucht werden, z. B. palam populo Liv. 6, 14.

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Durch eine Freiheit in der Satzkonstruktion wird zuweilen bewirkt, dafs ein Adjektivum als ein Substantivum erscheint, indem die Rede wie an einen Genetiv anknüpft. So bei Schiller (Bd. 14, p. 241): Endlich erschien Tilly vor Frankfurt an der Oder, wo er sich mit dem Überreste der Schauenburgischen Truppen vereinigte. Er übergab diesem Feldherrn (Schauenburg) die Verteidigung Frankfurts. So bei Livius 2, 53: Vejens bellum exortum, quibus Sabini arma conjunxerant. Caes. b. G. 1, 40: in servili tumultu quos tamen cet. Hom. Ilias 9, 383: ai I' ἑκατόμπυλοί εἰσι, διηκόσιοι δ ̓ ἀν ̓ ἑκάστας (πύλας) ανέρες

¿çoxvevo. Shakesp. (Oth. III, 4): they are jealous for they are jealous: t'is a monster begot upon itself, born on itself (nämlich jealousy).

Da der Artikel zum Anzeiger des Geschlechts geworden ist, kann man in gewissen Fällen sagen, dafs für ihn ein Substantiv notwendig eintritt, wie im Griech. Pous tavoos; im Engl. he, she; Schafbock, Hirschkuh, Ziegenbock, Pfau henne. (cf. Lobeck, path. serm. gr. prolegg. p. 27.)

Im Griechischen und Deutschen werden Infinitive leicht substantiviert, im Lateinischen können Fälle der Art als Enallage gelten, wie bei Persius (I, 10): nostrum istud vivere triste. aspexi; bei Petronius (52, 3): meum enim intelligere nulla pecunia vendo.

Umgekehrt wird im Englischen leicht das Substantivum verbalisiert, z. B. to ballad, to stage, to boy, to queen, to lord. So heifst es bei Byron (Ch. Har. Pilg. II, 74): every carle can lord it o'er thy land; so: walk it u. a. also aktivisch; (im Lat. ähnlich ein Substantiv verbal: populus late rex bei Virg. Aen. I, 21, cf. auch Hor. od. III, 17, 9); ebenso stehen leicht Substantiva adjektivisch, z. B. A gold ring, [Bei Goethe (Auf dem See) heifst es: „Weg du Traum, so gold du bist“ -] an iron house; im Französischen werden Substantiva durch Komparation adjektivisch, z. B. Ce Simon Renard est plus roi que je ne suis reine. (V. Hugo) (Mätzner, fr. G. p. 155). So bilden die Griechen Baoilɛútɛgos, βασιλεύτατος; κύων, κύντερος, κύντατος; im Lat. steht z. Β. Liv. V, 53: magis nefas, man sagt ganz gewöhnlich victor exercitus, aber Ciceros Ausdruck: artifex stilus (Brut. 25) kündigt sich durch ein: ut ita dicam als Enallage an, die jedoch auch (z. B. Plin. n. h. X, 63: artifices argutiae) später vorkommt. Plautus kompariert Substantiva z. B. (Poen. V, 2, 31): nullus me est hodie Poenus Poenior; (ib. 4, 24): o patrue, mi patruissime. Bei A. W. Schlegel findet sich „Salz" als Adjektiv z. B. Shakesp. Übers. Sturm I, 2: „der salzen Tiefe Schlamm", auch Rom. u. Jul. III, 5 u. sonst.

Wie das Substantiv durch beigesetztes Adverb verbale Natur erhält, wird das Adverb dadurch dem Adjektiv genähert. Im Deutschen: der Baum dort, die Zuschauer umher; durch Hypallage wird bei Schiller ein Adv. zum Adj.: „Kühne Seglerin, Phantasie, wirf ein mutlos Anker hin!" im Griech.: αqαντízα ýðоvý,

oi oixoi ráμo; lat. prope victor (Hor. IV, 6, 3), ante mala (Virg.

Aen. I, 198); im Engl. the then ministry, the now King of Saxony; im Frzsch. la page ci-contre; ces morts debout.

Es mögen diese Anführungen genügen, um die Vertretung einer Wortart durch die andern zu veranschaulichen, doch ist zu bemerken, dafs die von den Grammatikern festgestellten Wortarten nicht die einzigen sind, bei welchen die Funktionen der einen in die einer anderen übergehen. Man hätte Pronomen und Zahlwort nicht als besondere Wortarten aufzustellen brauchen, man konnte auch Präpositionen und Konjunktionen als blofse Unterabteilungen des Adverbs rubrizieren. Dagegen hat man die sogenannten intransitiven Verba und die transitiven als besondere Wortarten nicht betrachtet, obwohl der Unterschied zwischen ihnen kein geringerer ist, als der zwischen Adverb, Präposition und Konjunktion. Denn wie die Präposition und Konjunktion ursprünglich nur Adverb ist, obwohl durch Beziehung auf ein Nomen oder auf einen Satz sich unterscheidend von dessen allgemeinerem Begriff, so sind ursprünglich die Verba überhaupt als intransitive zu denken (cf. Heyse, Syst. d. Spr. p. 359; 399), welche dann in direkte Beziehung auf ein Objekt traten, oder indirekt ihren Begriff durch Beziehung auf einen Gegenstand ergänzten. Der usus zeigt allerdings zu jeder Zeit bestimmte Verba als vorwiegend transitiv oder intransitiv in der Regel verwendet, aber in noch viel weiterer Ausdehnung als sich z. B. Präpositionen auch als Adverbia gebraucht finden, oder Adverbia in Beziehung gesetzt werden, zeigen intransitive Verba die Fähigkeit, zu transitiven zu werden, während die transitiven überhaupt ihre Beziehung zu besonderer Kräftigung ihres substantiellen Gehaltes in sich zurücknehmen können. Wo dies dem usus fremder ist, kann also von einer Enallage der Klassen des Verbi gesprochen werden. Zu zweifelloser Festsetzung der termini:,,transitive und intransitive Verba" war es bei den Alten nicht gekommen; die Quelle ist jedoch Priscian, wo nicht ganz klar (lib. XI, 2) es u. a. heifst: Cum igitur flectas nomen in obliquos casus, verbum ei adjungi non potest intransitivum, id est άueráBarov, hoc est in sua manens persona. Nam ueraßariza dicuntur, id est transitiva, quae ab alia ad aliam transeunt personam, in quibus solent obliqui casus adjungi verbis, ut misereor tui cet. (cf. 1. c. VIII, 2.) (Vid. Lersch, Sprachphil. d. Alten, T. II, p. 127 sq., 194 sq.)

Wenn ein Verbum transitiv gebraucht wird, tritt das Moment der Thätigkeit in ihm, weil auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet, schärfer heraus: der Arzt heilt die Wunde; steht es als

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