Obrazy na stronie
PDF
ePub

Werke der Plastik gelten mögen, Kupferstiche und Holzschnitte der Malerei eingeordnet werden, so sind doch Melodram, Oper, Kantate schon schwerer unterzubringen, und Werke, wie z. B. Parabeln, Epigramme, Fabeln sind unter Poesie nicht ohne Willkür zu rubrizieren, wenn man sie deren Hauptgattungen unterordnen will.

Das Gebiet der Sprachkunst wird natürlich auf Unkosten anderer Kunstgebiete gewonnen werden müssen, denn wir erfinden nicht neue Kunstwerke, sondern stellen nur schon vorhandene unter neue Gesichtspunkte. Es wird sich dabei zeigen, dafs durch unsere Abgrenzung den Nachbarkünsten eben nur Fremdartiges entzogen wird, und dafs durch Aufstellung der Sprachkunst als einer besonderen Kunstgattung eine Klarheit innerhalb der Künste des Tons erreicht wird, welche mehr vermifst wurde, als man es sich gern eingestehen wollte.

2. Prosa und Poesie; die Prosa der Sprachkunst.

Zu solcher Klarheit wird auch eine Auseinandersetzung nötig sein über das Verhältnis der sogenannten Prosa zur Sprachkunst und zur Poesie. Der Sprachgebrauch ist hier nicht ohne Verwirrung geblieben, und man könnte, Sprachkunst" verwechselnd mit der sogenannten „poetischen Diktion", zu der Annahme kommen, es bilde „Prosa" den Gegensatz zur „Sprachkunst".

[ocr errors]

Prosa (oder eigentlich prorsa d. h. proversa) oratio ist die Rede (Çoç λóyos, oratio pedestris), welche nicht im versus (σroog) wiederkehrt, sondern immer vorwärts strebt, also ungebundene Rede im Gegensatz zu der durch Metrum gefesselten. So erklärte schon Donatus (Ter. Eun. II, 3, 14): „Prorsum est porro versum, id est ante versum. Hinc et prorsa oratio, quam non inflexit cantilena". Wenn also das Wort in diesem Sinne beibehalten werden soll, so bezeichnet es nichts als die freie, unabhängige Rede, im Gegensatz zu der von der Dichtkunst zu ihrem Dienste in bestimmte Mafse gebrachten. So drückt den Unterschied aus die Zusammenstellung bei Ausonius (profess. XXI, 14): „prosa solebas et versu loqui", und danach ist z. B. auch die Recitation von Prosa und Vers zu unterscheiden, wie Quintilian I, 8, 2 sagt: „sit lectio poetarum non quidem prosae similis, quia et carmen est et se poetae canere testantur".. So versteht denn auch

Molière das Wort, wenn im „le bourgeois gentilhomme" (II, 4) sein maistre de philosophie expliziert: „Tout ce qui n'est point prose, est vers; et tout ce qui n'est point vers, est prose". Nun fanden Neuere (vielleicht ist Adelung, über den Deutschen Styl. Bd. 2 p. 250 sq. der Anstifter), dafs der Unterschied zwischen derjenigen Sprache, welche die Dichtkunst zu ihrer Darstellung wählt und der anderen, keineswegs blofs auf dem Metrum, und wie sie hinzusetzten, dem Reim allein beruhe, sondern etwa auf der „Lebhaftigkeit", wie Adelung (p. 253) will oder auf anderen Eigenschaften der Bildlichkeit cet. wie Neuere und Neueste sagen. Es wufsten dies natürlich auch schon die Alten. cf. Quintilian 1, 5, 10 sq., der von den Barbarismen bei den Dichtern spricht, welche „poetico jure" sich rechtfertigen, und bemerkt: „,sed in prosa quoque est quaedam jam recepta immutatio". Ganz deutlich sagt Aristoteles im ersten Kap. der Poetik, dafs man im gewöhnlichen Leben jeden einen Dichter nenne, der sich des Metrums bediene, selbst Naturforscher; Dichter seien jedoch nur die sich der nachahmenden Darstellung Bedienenden (τοὺς κατὰ μίμησιν ποιητάς). - Adelung ärgert sich so über die Ausdrücke „gebundene und ungebundene" Rede, dafs er sie gar nicht mehr gebrauchen will.

[ocr errors]

Nun wollte aber Prosa nichts weiter sagen, als ungebundene Rede; es bezeichnete einen nur äufserlichen Unterschied, aber einen sicheren, und man konnte es dabei bewenden lassen. Jetzt ist der Begriff sehr schwankend geworden, denn man hat der poetischen Sprache viel zugeschrieben zum Unterschiede von der gewöhnlichen, was von gewissen Dichtungsgattungen, oder Dichtern oder dichtenden Völkern und Zeiten gelten mag, keineswegs aber von allen; man hat auch zugleich der Prosa vieles abgesprochen, was nicht jeder Darstellung in Prosa, z. B. Werken der Dichtkunst, der sogenannten Redekunst cet. abgesprochen werden kann.

Dazu ist noch ein anderer Übelstand eingetreten. In der Bemühung, die Prosa von der Sprache der Dichtkunst zu unterscheiden, geriet man immer tiefer in Untersuchungen über das Wesen der Kunst, speziell der Poesie selbst, als aus welchem auch der Unterschied ihrer Sprache sich herleiten lassen müsse, und vergafs schliefslich, dafs man Prosa ja nicht von der Poesie zu unterscheiden habe was ganz unnötig ist, da niemand eine Kunst selbst verwechseln wird mit irgend welchen Arten, wie sonst deren Material noch benutzt werden kann sondern von

dem sprachlichen Ausdruck der Poesie. So heifst es schon bei Adelung (1. c. p. 253): „Indessen ist doch gewifs, dafs sowohl die poetische Harmonie, als die Dichtung zur Poesie notwendig sind, nur dafs in keiner von beiden, auch nicht in beiden zusammen genommen, das Wesen der Poesie und der Unterschied zwischen Poesie und Prosa gesetzt werden kann.“ Man sieht, wie die Frage, um die es sich handelt, nunmehr schief gestellt wird; aber in ästhetischen und sonstigen Werken ist diese Schiefheit jetzt allgemein, und der Begriff der Prosa wird so gefafst, dafs man das Wort schon nicht mehr blofs als den Gegensatz zur Poesie bezeichnend anwendet, sondern zur Kunst überhaupt, wie wenn man z. B. von der Prosa des Lebens spricht, prosaischer Zeit cet. Nun lässt sich gegen Veränderungen in der Bedeutung technischer Ausdrücke nicht viel thun, doch ist das Sachverhältnis vor Verdunkelung zu schützen.

Prosa bedeutet also erstens im engeren, ursprünglichen Sinne: die ungebundene Rede; im weiteren Sinne metonymisch, bezeichnet es den Gegensatz zum Wesen der Kunst. So liest man bei Lessing (Bd. 11 p. 183 ed. Lachm. - Maltz.): „So gut die Sprache ihre Prosa hat (d. h. so gut im Gebiete der Künste, welche sich in der Sprache darstellen, eine Prosa als deren Gegensatz aufgestellt wird): so gut mufs auch die Mahlerey dergleichen haben. Es giebt also poetische und prosaische Mahler." (z. B. nach Lessing: Die Allegoristen.) In diesem Sinne stände also etwa neben dem Baukünstler als Prosaiker der Maurer, neben dem Bildhauer der Steinmetz, neben dem Maler der Anstreicher, neben dem Musiker der signalisierende, die Marschbewegung regelnde Hornist, Trommler, neben dem Dichter endlich der Prosaist welcher aber nur nicht etwa ein solcher ist, der sich der Prosa (im ersten Sinne) zur Darstellung bedient oder wären etwa Boccaccio, George Sand, Dickens, Jean Paul nicht Dichter? - sondern vielleicht ein Geschichtschreiber, Mathematiker, Naturforscher, Kritiker cet. Im allgemeinen beruht die Prosa in der ersten Triade der Künste (des Auges), auf der Geometrie, die Prosa bei den Künsten des Ohrs auf dem Verstande, dem Begriff des Zweckes, der Logik. Wir haben uns aber enthalten, in dem vorhergehenden diejenige Prosa (im weiteren, übertragenen Sinne) anzugeben, welche neben der Sprachkunst steht, weil dies noch weiterer Erörterung bedarf.

Offenbar nämlich ist es ungenau, wenn man die gewöhnliche Rede z. B. die in der Umgangssprache übliche, ebenso als Prosa

[ocr errors]

bezeichnet, wie z. B. die Prosa in den Werken des Tacitus oder Lessings. Beide Arten der Darstellung sind ungebundene Rede", aber nicht beide stehen in demselben Range, und nicht beide stehen in demselben Gegensatze zur dichterischen Sprache. Wer denkt überhaupt z. B. daran, dafs irgend eine Mitteilung geschäftlicher Art in gebundener Rede" nicht erfolgen könne? Wenn gesagt wird, die Sprache der Poesie sei älter, als die Prosa, meint man dann etwa, dafs die aus dem Bedürfnis hervorgehende Mitteilung unter den Menschen zuerst in gebundener Rede stattgefunden habe? Prosa ist vielmehr ein Ausdruck, welcher die auf einem gewissen Standpunkt der Völker sich erzeugende Entgegensetzung gegen die Sprache der Poesie bezeichnet; er gehört in die Geschichte der Litteratur. So ist es gemeint, wenn Plinius hist. nat. VII, 56 erzählt: „Prosam orationem condere Pherecydes Syrius instituit, Cyri regis aetate; historiam Cadmus Milesius". - oder V, 29: Cadmus primus prosam orationem condere instituit“, oder Suidas v. Ἑκαταῖος: πρῶτος ἱστορίαν πεζῶς ἐξήνεγκε, συγγραφὴν δὲ Φερεκύδης" und Strabo I, 18, der dies am deutlichsten ausspricht: ὁ πεζός λόγος, όγε κατεσκευα σμένος, μίμημα τοῦ ποιητικοῦ ἐστι. πρώτιστα γὰρ ἡ ποιητικὴ κατασκευὰ παρῆλθεν εἰς τὸ μέσον καὶ εὐδοκίμησεν. εἶτα ἐκείνην μιμούμενοι, λύσαντος τὸ μέτρον (τἆλλα) δὲ ψυλάξαντες τά ποιητικά, συνέγραψαν οἱ περὶ Κάδμον καὶ Φερεκύδη καὶ Ἑκαταῖον.“

[ocr errors]

Zu dem zatɛozevacuévos bemerkt Casaubonus: „Non dicit, omnem orationem solutam esse poëtica posteriorem: sed artem oratoriam post poëticam esse natam. Eos autem, qui poëticam omni oratione soluta priorem esse putant, eleganter irridet Aristides in oratione de laudibus Serapis." Es ist also die Prosa, wenn nicht eine Kunst, doch Sache einer Technik, und Molières Maistre de philosophie ist also nicht völlig im Rechte: ,,Tout ce qui n'est point prose, est vers; et tout ce qui n'est point vers, est prose", so dafs auch de la prose wäre: „Nicole apportez-moy mes pantoufles" cet. Prosa nämlich würden wir dies nur in jenem weiteren Sinne nennen, in welchem es den Gegensatz zur Kunst überhaupt bezeichnet. Diese Kunst aber im besonderen, welcher die gewöhnliche Rede der Bedürfnisse gegenübersteht, ist eben die Sprachkunst.

Die Prosa im Gegensatz zur sogenannten dichterischen Sprache ist kein zufällig, d. h. nach beliebigen, wechselnden Zwecken zusammengebrachtes und beliebig verwandtes Material, sie ist zarεGREvaGμévos, dient den verschiedenen Gattungen der Prosadar

[ocr errors]

stellungen ebenso, wie die dichterische Sprache den verschiedenen Gattungen der Dichtkunst, so dafs von einer allgemeinen Dichtersprache, welche gleich gut auf Epos, Lyrik, Drama; Idyll und Heldengedicht, Posse und Tragödie cet. pafste, ebensowenig die Rede sein kann, wie von einer guten Prosa überhaupt, die nämlich gut wäre z. B. für den historischen Stil wie für den der Beredsamkeit oder der Wissenschaft u. d. m. Die Sprache ist nicht das Material, in welchem die Poesie arbeitet, denn dies ist die menschliche Vorstellung selbst; sondern ist nur die Aufsenseite dieses Materials, nach welcher es auch ein hörbares ist, also der Erscheinungswelt sich einreiht. Und ebenso ist die prosaische Sprache nicht das Material, welches z. B. die Geschichte, die Beredsamkeit, die Wissenschaft bearbeitet, denn auch deren Arbeiten liegen im Gebiete des Geistes; sondern sie ist dienend, bedingt in ihrer Formierung, im Stil, durch den Inhalt, welchen sie zur Erscheinung bringen soll. Die dichterische Sprache ist nun allerdings stets die Darstellung des schönen Scheins einer Kunst, die prosaische ist meistens die Darstellung eines Begreifens, des Begriffs, aber es hindert nichts, dafs auch die Poesie sich der prosaischen d. h. ungebundenen Rede zu ihrer Darstellung bediene, wie z. B. im Roman, im Idyll, dem Märchen etc. und es ist in der That ein weiterer fester Unterschied zwischen poetischer und prosaischer Darstellung nicht vorhanden, als der von den Alten angegebene zwischen gebundener und gelöster Rede, von welchem freilich richtig ist, dafs er nicht das Wesen der Poesie trifft, was er aber gar nicht kann, und dafs er nicht alle Darstellungsweisen der Poesie umfafst, was er aber auch gar nicht sollte. Diejenige Behandlung der Sprache ist, auch bei der Dichtkunst, die beste, welche deren Eigentümlichkeit am meisten Freiheit läfst, sie benutzt, aber nicht zwingt und unterdrückt, welche weder mit der licentia poëtica, den Fesseln des Metrums, der Einengung durch den Reim Gewaltthätigkeiten gegen die Sprache entschuldigt, noch die Gebilde der Sprachkunst im Übermafs verbraucht, um durch Schmuck, einer anderen Kunst entlehnt, zu ersetzen, was bei ihr selbst an geistigem Gehalt vermifst wird.

Spricht man aber von Prosa in jenem weiteren Sinne, in welchem sie den Gegensatz zur Kunst überhaupt, also auch zur Poesie als einer solchen bezeichnet, so ist zu bedenken, dafs mit dieser zwar die ungebundene Rede Prosa - verknüpft ist, weil die gebundene einfach zweckwidrig wäre, aber dafs deshalb nicht.

« PoprzedniaDalej »