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zurück, benutzt es, absehend von seiner Bedeutung, rein musikalisch und läfst zur Steigerung der Wirkung, bestimmten Tonfall und Rhythmus hinzutreten. Eine besondere Helligkeit und Bestimmtheit mufs jedenfalls diese Kunst auszeichnen, welche in der Sprache sich äufsert, der festen Ausprägung des Gedankens; wir nennen sie die Sprachkunst.

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Das Material, in welchem die Sprachkunst arbeitet, ist aus dem Menschengeist geschaffen und stellt ihn dar, freilich noch in einem dem Bewusstsein an sich fremden Mittel, dem Ton, wie ihn unser Organismus erzeugt und gestaltet, so dafs die Kunst von diesem abhängig bleibt und über seine Ausdrucksfähigkeit nicht hinausgeht. Es ist hiermit die Begrenzung der Sprachkunst angegeben; sie stellt die sprechende Seele dar, d. h. die Seele, sofern sie nur in der Sprache erscheint. Es ist hierbei von der Sprache nicht in dem Sinne die Rede, wie sie, als mächtigstes Mittel menschlicher Entwickelung, aber doch nur als Mittel, Völker zusammenschliefst, die Fortschritte der Kultur bedingt, die Wissenschaft trägt, überhaupt jede menschliche Praxis begleitet und fördert, sondern von der Sprache, sofern sie Ausdruck der Seelenbewegungen ist; denn der Sprachkunst ist die Sprache nicht Mittel zur Darstellung irgend welchen Inhalts, welchen die Seele aufgenommen haben kann, sondern sie selbst, ihre Formation ist der alleinige Zweck der Darstellung, und der Gehalt, welchen sie in diesen Bildungen verkörpert, ist ebenso nichts anderes, als die Menschenseele in der bewufsten Bestimmtheit, zu welcher sie in ihren einzelnen Lebensmomenten gelangt. Gerade so stellt die Plastik den Menschenleib hin.

Da fühlt sich also die Seele in ihrer ruhig waltenden Harmonie, wenn sie in dem fliefsenden Wohllaut der Menschenrede sich wiegt; sie freut sich ihrer Gemeinschaft mit der Schöpfung, wenn sie der Klangsymbolik der Worte lauscht oder nachsinnt, oder wenn ihr die Bilderpracht der Darstellung die Überraschungen der Analogie zeigt, welche jedes mit allem verknüpft, sie erkennt den Sturm ihres Zornes, die Bitterkeit ihres Hasses, die Kraft ihrer Begeisterung in den Figurationen der Rede, sie sieht überhaupt die Vollkommenheit der Sprachkunst in der Genauigkeit und charakterisierenden Schönheit, mit welcher die Tonbilder der Sprache sie begleiten, so dafs jede ihrer Bewegungen zu bestimmtem Ausdruck gelangt. Der musikalische Rhythmus ist in der Sprachkunst zwar noch vorhanden, aber abhängig von dem Wort und Satzton, d. h. von der Bedeutung.

Die Sprachkunst verkörpert den einzelnen, bestimmten Moment des Seelenlebens; daher ist die ideale Wortwurzel ihr eigentlich ausreichender Sprachkörper, und ihre Darstellungen behalten ihre Einheit an diesem Worte, welches zu sagen ist, um den Seelenmoment abzubilden; ihr Umfang ist deshalb beschränkt auf Sprachkörper, für welche diese Einheit noch ausreichend gefühlt wird, auf das sich zum Satze entfaltende Wort, endlich auf Satzkreise, welche gleichsam nur die Ausstrahlungen eines einzigen Satzes oder Wortes darstellen. Diesen relativ engen Umfang ihrer Werke hat die Sprachkunst mit der Skulptur gemein, und der Grund hierfür ist bei beiden Künsten derselbe; auch die Skulptur, so lange sie selbständig ist, nicht blofses Ornament, stellt nur den bestimmten Daseinsmoment einer Person dar oder einer Gruppe, welche diesen Moment vollständig entwickelt.

Wenn nun so die Bewegungen der Seele, ihre einzelnen Lebensmomente allein es sind, wie wir sagten, nicht also der von ihr aufgenommene Inhalt, welche von der Sprachkunst dargestellt werden, und zwar dargestellt nicht in dem Material jener zu festem Gepräge, gewissermafsen zu einem Abschlufs gelangten Sprache, durch welche die Mitteilungen der Menschen erfolgen und deren Verbindung unterhalten wird, so kann es scheinen, als bewege sich diese ganze Kunst in blofsen Formen, sofern sie eben nur Seelenformationen in Wortformationen darstelle, und man wird fragen, ob denn die Seele könne anders dargestellt werden, als an jenem bestimmten Inhalt, welcher sie in den einzelnen Momenten erfüllt und eben den Anreiz zu ihren Bewegungen giebt; man wird auch fragen, ob Sprachkunst sich denn einer anderen Sprache bedienen könne, als dieser wirklichen, welche dem Menschengeschlechte alle jene Dienste leistet, um derentwillen wir hier von ihr absehn wollen. Hierauf läfst sich für jetzt nur im allgemeinen folgendes angeben. Allerdings ist es immer ein bestimmter, in das Bewusstsein eintretender Inhalt, durch welchen die Seele zu einer Bewegung veranlasst wird, und ebenso muss auch das darstellende Wort diesen Inhalt abbilden, ihn bedeuten, wenn es den Seelenmoment bestimmt wiedergeben will, aber wie an der Seele nicht der Inhalt als solcher, sondern die Art, wie er erfafst wird und wirkt, in Betracht kommt, so handelt es sich auch bei dem Wortbilde in der Sprachkunst nicht sowohl um den Inhalt, welchen es einschliefst, um das, was es bedeutet, als um die Art, wie es diese Bedeutung in dem artikulierten Tonbilde oder in einer Wortreihe zur Darstellung bringt. Unablässig verkehrt

die Seele mit der Welt und zieht aus diesem Verkehr ihre Nahrung, aber in der Sprachkunst stellt sie lediglich die Einwirkungen dieses Verkehrs nach aufsen, und zeigt, obwohl an ihm und durch ihn, doch nur sich selbst in ihrer eigentümlichen Thätigkeit; so auch entsteht die wirkliche Sprache nur aus der Verbindung der Menschen und lebt in dieser fort, aber in jedem einzelnen behält sie doch ihre besondere Form, eigenartig je nach der Kraft, mit welcher das Individuum dieses gemeinsame Besitztum ergreift und verwaltet. Demnach stellt die Sprachkunst nur die subjektive Seele in ihrem subjektiven Ausdruck dar. Wie übrigens eben aus diesen Einzelbestrebungen der Individuen die Sprache selbst, - als Kunst der Sprache ihren Ursprung nimmt, und diesen auch als sogenannte fertige Sprache - in der Sprachkunst niemals verleugnet, wird später zur Erörterung kommen.

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Der selbstbewufste Geist des Menschen erkennt endlich in dem Verkehr mit der Welt diese selbst, die innere wie die äufsere, so weit sie ihm zugänglich ist als sein Eigentum, assimiliert sie sich, unterjocht sie durch Gedanken und Handlungen, und es ist dann die Dichtkunst diejenige Kunst, durch welche er seine Kämpfe bei dieser Besitzergreifung sich zur Anschauung bringt und gestaltet. Das Dasein des objektiven Menschen, wie der selbstbewufste Geist es erfafst, tritt, durch die Einheit dieses Selbstbewusstseins gehalten und erhoben, in verklärter Gestalt vor die Seele. Den Schauplatz, auf welchem sich die Entwickelung des menschlichen Geistes zur Objektivität hin vollzieht, bietet die Geschichte im weitesten Sinne des Wortes; aus ihr lernt die Seele sich ebenso in ihrer Kraft und Freiheit kennen, wie in ihrer Schwäche und Gebundenheit. Sie überschaut aber nur dann ihre eigene Welt, erkennt nur dann die in ihr selbst gebietenden Mächte des Guten, Wahren und Schönen als die weltbeherrschenden und weltüberwindenden, wenn sie sich als individuelle aufgiebt und als gattungsgemäfse erfafst, und so hat es die Poesie nicht mehr zu thun mit den Individuen als solchen, sondern sofern sie an sich die Gattung darstellen. Vortrefflich sagt daher Schiller (Über naive und sentimentalische Dichtkunst), dafs der Begriff der Poesie kein andrer sei, als der Menschheit ihren möglichst vollständigen Ausdruck zu geben“.

Das Material, in welchem die Poesie arbeitet, ist der Geist selbst, das vorstellende Bewufstsein, die schaffende Phantasie. Zwar giebt sich das poetische Kunstwerk, um in die Welt der Erscheinung überzugehen, d. h. um selbst objektives Dasein zu

gewinnen, einen der Sinnlichkeit angehörenden Körper in der Sprache, aber es ist diese dem Kunstwerk gegenüber nicht Material, sondern nur das Mittel, um zu erscheinen; die Sinnlichkeit ist in der Poesie, wie in der Malerei, der in der ersten Kunstreihe ihr entsprechenden Kunst, nur noch Schein; das Wort wird zum Zeichen, welches bedeutet, und es kommt, wenn Poesie in begrifflicher Strenge und Reinheit gefafst wird, im poetischen Kunstwerk auch nur diese seine Bedeutung, d. h. die Seele des Menschen, in Betracht. - Gleichgültig ist es deshalb auch an sich, ob das Werk der Poesie durch Wort oder durch Schrift, durch Auge oder Ohr mitgeteilt wird; nur im Geiste, in der Erinnerung, wird es besessen.

Es kann gemeint werden, dafs, wenn der Dichter auch zunächst seine bildende und gestaltende Kraft nicht auf das Wort richte, dieses doch als notwendige Bedingung für das Zustandekommen jeder Geistesarbeit sich sofort einstelle und zugleich mit dem poetischen Kunstwerk formiere, nachher auch zugleich, wie die poetische Komposition selbst im einzelnen noch revidiert und korrigiert wird, sprachkünstlerisch an diesen Stellen dem Ausdruck nachgeholfen werde, so dafs überhaupt Seele und Wort in unlöslicher Verbindung ständen, die Sprachkunst also, wenn nicht als Zweck, doch aber als notwendige Folge poetischen Schaffens zu betrachten sei. Das Genauere hierüber wird später angegeben werden, für jetzt mag die Bemerkung genügen, dafs die Annahme, irgend ein Künstler aufser eben der Sprachkünstler arbeite in Worten, wenn er seine Werke entwerfe, unrichtig ist. Weder der Architekt, noch der Bildhauer, noch der Maler, und ebenso wenig der Musiker und Dichter entwerfen in Worten. Es giebt sich gerade darin der Zug ihres besonderen Talentes zu erkennen, dafs ihre Phantasie nur bestimmte, dem besonderen Materiale entsprechende Stoffe erfafst und sie deshalb auch unmittelbar mit diesem Materiale in Verbindung setzt. Und so mag denn der eine Dichter mehr in Bildern, ein anderer in Farbenglut, der dritte in musikalischer Stimmung, mancher vielleicht auch angeregt zu lebendiger Rhetorik seine Kompositionen sich wählen und behandeln — immer ist doch nur der Gedanke sein Material und die von selbst dazu tretende Veranschaulichung hängt von individuellen Einflüssen ab, ist zufälliger Art, unwesentlich und wechselnd. Die Künste, deren Werke durch das Ohr aufgefafst werden, Musik, Sprachkunst, Poesie bedürfen eines Mittels, um beliebig wiedererzeugt und genossen werden zu können, da sie ihrer Natur nach nur

zeitlich existieren. Es giebt also Noten für Musik (und Tanz), Schrift für Sprachkunst und Poesie. Weiter sind Künstler erforderlich, reproduzierende Virtuosen, welche nach solchen Andeutungen der Noten und der Schrift die Kunstwerke wieder ins Leben zu rufen verstehen: Musiker, Sänger, (Tänzer), Deklamatoren, Schauspieler. Bei den Improvisatoren fällt das Hauptgewicht der Leistung auf die glückliche, im Augenblick erfolgende Darstellung der einzelnen Momente, deren Aneinanderreihung nach bestimmten Gesichtspunkten, wie sie sich aus dem Thema ergeben, zuweilen als Werk der Poesie aufgefafst wird. Aber die Kunst des bewufsten Geistes ist am wenigsten ohne die Besonnenheit zu denken, welche mit der Begeisterung zusammen erst das Kunstwerk hervorbringt, und der Improvisator kann deshalb nicht Dichter sein; dagegen fällt bei der Sprachkunst am leichtesten Konception und Darstellung zusammen, weil die Seelenbewegung sich naturgemäfs sogleich in Worte verkörpert und blitzschnell zum treffenden Ausdruck gelangt. Demnach wird der Improvisator als der Virtuose der Sprachkunst aufzufassen sein.

Das System der Künste ist also das folgende, welches sich in zwei einander entsprechenden Triaden ordnet:

1. Künste des Auges:

a. Baukunst. b. Bildnerkunst. c. Malerei.

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a. Tonkunst. b. Sprachkunst. c. Dichtkunst.

(Musik.)

Der Mangel an Kongruenz bei anderen Aufstellungen mufs, wenn er auch nicht erwähnt wird, doch empfunden worden sein, da feinfühlende Aesthetiker den Parallelismus zwischen Baukunst und Tonkunst, dann zwischen Malerei und Dichtkunst wohl bemerkt haben, ihnen demnach die Kunst des Bildhauers ohne eine entsprechende Kunst für den Sinn des Gehörs blieb.

So sagt Vischer (Köstlin) (Teil III, Abschn. 2, Heft 4, § 766 der „Aesthetik"): „Im System der Künste steht die Musik in einer Beziehung tiefer Verwandtschaft bei tiefem Unterschiede mit der Baukunst. Wie diese ist sie eine Kunst der reinen Verhältnisse, wesentlich messend, zählend; ebendaher fällt auch bei ihr Erfindung und Ausführung auseinander; in derselben Stellung wie die Architektur als vorbereitende Urform vor

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