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Begriff der Bewegung, Licht, rot; nur zusammengesetzte Begriffe können durch Zurückführung auf ihre Bestandteile erklärt werden, z. B. Säulenbild, Regenbogen (III, IV, 12); die einfachen Begriffe sind an sich klar durch Wahrnehmung und Erfahrung, denn sie beziehen sich auf Wirkliches; zusammengesetzte, wie Ehebruch, Kirchenraub cet. sind nur ein Werk des Verstandes, bei denen, wie z. B. in Blutsverwandtenmord, Blutschande cet. die Zusammensetzung zuweilen ganz willkürlich ist, und denen also auch Wirklichkeit gar nicht zuzukommen braucht. Solche Zusammensetzungen nimmt die Sprache durch Vereinbarung in sich auf, was man auch daran sieht, dafs die Wörter verschiedener Sprachen sich nicht decken (lib. III, V, 8); nur der Name also erhält solche Wesenheiten und verschafft ihnen Dauer z. B. dem triumphus. (III, V, 10.)

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Hat vielleicht Herr v. Meding im preufsischen Herrenhaus (6. Sitzung, 4. Septbr. 1866) an Locke gedacht, als er sich gegen die Abschaffung der Wuchergesetze" erklärte, weil sonst auch der Name „Wucher" weggehe, also der Schimpf von der Sache entfernt werden würde, der sie bis jetzt noch habe verhüten helfen? In der That kehrt „Wucher" nach Abschaffung der Wuchergesetze nur zu seiner früheren Bedeutung zurück: Zuwachs, Ertrag, ohne schlimmen Nebensinn. (vid. Freidank Bescheidenh. VI, 28.)

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Da Begriffe, wie Prozession, Gerechtigkeit, Dankbarkeit, nur für uns und durch uns sind, so sind sie sowohl Namenwesen, wie auch Sachwesen - bei ihnen geschehe es meist, dafs man früher die Namen kennen lerne, als die Begriffe. (lib. III, V, 15.) Auf blofsen Namenwesen beruht denn auch alle Einteilung in Gattungen und Arten (lib. III, VI, 7); denn das Ordnen der Dinge unter verschiedenen Namen erfolgt nach den zusammengesetzten Begriffen (complex ideas), in uns, nicht aber nach den Sachwesen, welche wir nicht kennen. (III, 6, 9.) Es sind deshalb auch Ausdrücke, wie sie von lächerlichen Pedanten erdacht sind, wie animalitas, humanitas, corporeitas, aureitas, saxeitas, metalleitas cet., welche sich den Anschein geben, als könnten sie das Sach wesen der Substanzen bezeichnen, niemals gangbar geworden, worin ein Zeugnis des Menschengeschlechtes liegt, dafs man von den Sachen einen Begriff und Namen nicht habe. (lib. III, VIII, 2.) — Die Gattungsbegriffe, als die allgemeineren, sind besonders unvollkommen, sofern man immer mehr abstrahieren mufs von den Besonderheiten, um sie bilden zu können, wie wenn man Gold und Silber unter die Gattung Metall bringt (lib. III, 6, 32), sie kommen

Gerber, die Sprache als Kunst. 2. Aufl.

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eben nur der Benutzung durch die Sprache zu gute, welche durch sie zur schnellen Verständigung geschickter wird. (III, 6, 33.)

Daher rührt nun die Unsicherheit in der Bedeutung namentlich der zusammengesetzten Begriffswörter, wie denn z. B. selten moralische Begriffsnamen bei zweien Menschen dasselbe bedeuten (lib. III, 9, 6); da kein Muster in der Natur da ist, nach welchem die Bedeutungen reguliert werden könnten, wie z. B. die von den Wörtern spotten, betrügen, schmeicheln, Mord, Kirchenraub, Ruhm, Dankbarkeit. Es lernen ja auch die Menschen von früh ab erst die Namen, wie Ehre, Glaube, Gnade cet. und bleiben dann beständig in Unsicherheit über sie, da diese notwendig in ihnen liegt. Die meisten Streitigkeiten drehen sich auch deshalb nicht sowohl um Begriffe, als um Worte (lib. III, 9, 16); am wenigsten dem Irrtum ausgesetzt sind die Namen der einfachen Begriffe, wie süss, sieben, Dreieck. (lib. III, 9, 18.)

So sind denn, wie Locke im zehnten Kapitel des dritten Buches auseinandersetzt, die Wörter gar sehr dem Mifsbrauch anheimgegeben. Religiöse und philosophische Sekten führen Wörter ein, die nur leerer Schall sind, wie z. B. das Wort Materie, (lib. III, 10, 15) oder die Weltseele des Plato, oder der Epikureer Streben der ruhenden Atome nach Bewegung (III, 10, 14) cet. Es ist dies ein Punkt, über den sich in unsern Tagen Schopenhauer vielfach ausgelassen hat, z. B. (Welt als Wille cet. T. II, p. 90 sq.) in Bezug auf Proklos und die Schelling'sche Schule. - Ferner werden sagt Locke, andere Wörter höchst nachlässig, unrichtig und ungenau angewandt, wie z. B. Ruhm, Weisheit cet., oft auch wird dasselbe Wort mit verschiedenen Bedeutungen belegt, wozu die unnütze Geschicklichkeit des Disputierens viel beiträgt, namentlich aber wird darin geirrt, dafs man die Menschenordnungen, in welche die Dinge durch ihre Namen gebracht werden, als den Dingen an sich zukommend erachtet. (lib. III, 10, 20.) — Zu diesen letzteren Bemerkungen pafst als Erläuterung Schopenhauers Kunststück, welches er (Welt als Wille cet. T. I, p. 58, wozu die Tafel) zum Besten giebt, auf solchem Kunststück nämlich „beruhen eigentlich alle Überredungskünste, alle feineren Sophismen, denn die logischen, wie der mentiens, velatus, cornutus u. s. w. sind für die wirkliche Anwendung offenbar zu plump. Wenn man z. B. von der Leidenschaft spricht, so kann man diese ebensowohl unter den Begriff der gröfsten Kraft, des mächtigsten Agens in der Welt subsumieren, als unter den Begriff der Unvernunft, und diesen unter den der Ohnmacht und Schwäche. Dasselbe Verfahren kann man

nun fortsetzen und bei jedem Begriff, auf den die Rede führt, von neuem anwenden. Fast immer teilen sich in der Sphäre eines Begriffs mehrere andere, deren jede einen Teil des Gebiets des ersteren auf dem ihrigen enthält, selbst aber auch noch mehr aufserdem umfasst: von diesen letzteren Begriffssphären läfst man aber nur die eine beleuchtet werden, unter welche man den ersten Begriff subsumieren will, während man die übrigen unbeachtet liegen läfst, oder verdeckt hält." Die hier beigefügte Tafel zeigt so, wie der Begriff peregrinari dadurch beliebig zum bonum oder malum gemacht werden kann. Im Grunde, sagt Schopenhauer (p. 59) sind die meisten wissenschaftlichen, besonders philosophischen Beweisführungen nicht viel anders beschaffen: wie wäre es sonst auch möglich, dafs so vieles zu verschiedenen Zeiten, nicht für irrig angenommen, (denn der Irrtum selbst hat einen anderen Ursprung) sondern demonstriert und bewiesen, dennoch aber später grundfalsch befunden worden. Schopenhauer findet solche Späßse nur für die „Überredungskunst" geeignet, und sagt, dafs ihre Möglichkeit beruhe auf der „eigentümlichen Beschaffenheit der Begriffe, d. i. auf der Erkenntnisweise der Vernunft" sie beruht, wie wir gesehen haben, wesentlich auf der Eigentümlichkeit der Sprache.

Nach Locke also befindet sich der Mensch in der Wahrheit, so lange er die Sinneseindrücke rezipiert; will er diese aber in Worte fixieren, so hört die Sicherheit in dem Mafse auf, als er sich vom Sinnlichen entfernt, denn die Worte als Bilder sind weder den Dingen adäquat, noch bedeuten sie überhaupt Dinge, sondern nur unsere Ideen von diesen.

man eine

Man thut wohl, Locke zuerst anzuführen, wenn Übersicht gewinnen will, wie in der neueren Zeit Ansätze zu einer Kritik der Sprache gemacht wurden, denn Lockes Schriften haben in den Kulturstaaten bis in dieses Jahrhundert den gröfsten Einflufs geübt und stehen in genauem Zusammenhange mit den kritischen Untersuchungen unseres Kant, aber sehr wesentlich haben andere Engländer, namentlich Baco und Hobbes, eine Kritik der Sprache schon vor ihm angebahnt. Baco unterscheidet vier Arten von Götzenbildern d. h. Vorurteilen: idola tribus, (Geschlechtsvorurteile, welche in der Natur des Menschen liegen) idola specus, (die Höhlen-Vorurteile der besonderen Individualität) idola fori, (die Vorurteile des Marktplatzes, welche aus der Rede sich erzeugen) idola theatri (die Vorurteile aus den philosophischen Theorieen cet.). (De dignit. et augment. scient. lib. V, cp. 4 und Nov.

Organ lib. I, aphorism.: 52 sq.) Die Aufstellung der dritten Art, der idola fori, geht auf eine Kritik der Sprache. Er sagt: (im Nov. Org. I, 59) „idola fori omnium molestissima sunt, quae ex foedere verborum et nominum se insinuarunt in Intellectum. Credunt enim homines, rationem suam verbis imperare. Sed fit etiam, ut verba vim suam super Intellectum retorqueant et reflectant, quod philosophiam et scientias reddidit sophisticas et inactivas." Dafs Definitionen nichts helfen können, sieht er: „,quae tamen definitionis in naturalibus et materiatis huic malo mederi non possunt, quoniam et ipsae definitiones ex verbis constant, et verba gignunt verba." Man habe Namen, zu denen keine Dinge gehörten, z. B. Fortuna, Primum mobile, Planetarum Orbes, Elementum Ignis, oder bei denen die Abstraktion in Konfusion geraten sei, wovon er an dem Begriff Humidum ein Beispiel durchgeht. Er unterscheidet schliefslich: 3 gradus quidam pravitatis et erroris in verbis." —

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Besonders scharf und konsequent behandelt Hobbes die Kritik der Sprache. Die Dinge und die Namen haben nichts miteinander zu thun. Er sagt z. B. (Computatio seu Logica P. I, cp. 2, 5): Quoniam autem Nomina, ut definitum est, disposita in oratione, signa sunt conceptuum, manifestum est, ea non esse signa ipsarum rerum; quo sensu enim intelligi potest sonum hujus vocis ,,Lapis" esse signum „Lapidis"? Neque vero, ut omne nomen alicujus rei nomen sit, necessarium est, e g. Nihil." Das Allgemeine ist somit nur Name eines Namens: Universale nominis nomen. (P. 1, 2, 9.) (cf. de Homine, cp. X: de sermone.) Durch die Verbindung der Worte zu Sätzen kann demnach auch nur von diesen Worten etwas Wahres oder Falsches ausgesagt werden, nicht aber von den Dingen: (Leviathan P. I, cp. IV, p. 16) „Nam Verum et Falsum attributa sunt non rerum sed Orationis. Ubi autem Oratio non est, ibi neque Verum est neque Falsum." cf. auch Comput. s. Logica (P. I, c. 3, 7): „Veritas in dicto, non in re consistit." „Intelligitur hinc, veritate et falsitati locum non esse, nisi in iis animantibus, qui oratione utuntur.“ Quemadmodum igitur orationi bene intellectae debent homines, quicquid recte ratiocinantur; ita eidem male intellectae debent errores „Deduci hinc quoque potest, veritates omnium primas ortas esse ab arbitrio eorum, qui nomina rebus primi imposuerunt, vel ab aliis posita acceperunt. Nam exempli causa verum est: Hominem esse animal ideo, quia eidem rei duo illa nomina imponi placuit.“

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suos.

So hatte ja auch schon Heraklitos (nach Proklos zum Parmenides Tom. IV, p. 12 ed. Cousin) freilich mit mehr poetischer

Auffassung gelehrt, der Weg zur Erkenntnis des Seienden gehe durch die Namen: καὶ ἄλλο τοῦ Ἡρακλειτείου, τὴν διὰ τῶν ὀνο μάτων ἐπὶ τὴν τῶν ὄντων γνῶσιν ὁδόν. — Hierin liegt, wie Lassalle (Die Philos. Herakl. d. Dunkl. T. II, p. 371) richtig bemerkt, da die Sprache „Setzen des subjektiven Geistes" ist, ein Übergang zu den Konsequenzen des Protagoras und der Sophistik. Der Platonische Sokrates sagt im Kratylos hierzu, dass, wenn die Worte auch Bilder der Gegenstände seien, und man wirklich die Dinge durch die Namen kennen gelernt habe, man sie doch wohl noch sicherer und besser aus ihrem Wesen selbst, dessen Bild sie seien, erkennen würde. (Kratyl. p. 439.) Freilich, die Dinge selbst! Wenn wir nur anderes an den Dingen wahrnähmen, als eben Bilder! Und ferner für die Erfassung und Darstellung derselben als dieser Menschenbilder wiederum anderes als Bilder! Und zwar sind diese Bilder nicht so ähnlich, wie etwa Nachgemaltes (die Onomatopoie ist die gröbste Weise des Abbildens) sondern wie Nachgeschaffenes, Umgeschaffenes, eine Übersetzung ins Menschliche und daher wird es in der That so sein, wie Sokrates sagt: (Kratyl. p. 435) „Mir auch selbst ja gefällt es, dafs nach Möglichkeit ähnlich seien die Namen den Dingen, aber wenn nur nicht in Wahrheit dieser Zug der Ähnlichkeit zu dürftig ist, und es notwendig wird, jenes Gemeinere, die Übereinkunft, mit zu Hülfe zu nehmen bei der Richtigkeit der Worte." Und so ist es in der That. Handelt es sich erst um eine Richtigkeit der Worte, d. h. will der Verstand, will die Wissenschaft sprechen, so bleibt nur Konvention, Definition, Periphrase nach Kräften übrig, und so wird eine Menschen-Geister-Welt errichtet, welche zusammen wohl ein für uns analoges Bild der grossen Welt bieten mag. Als ihr höchstes und entscheidendes Charakteristikum kann man in sehr weitem Sinne die Personifikation angeben, denn nur der Mensch ist Person, und es ist nichts Höheres.

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Leibnitz in seinen „Nouveaux essais sur l'entendement humain" begleitet die Auseinandersetzung des Locke'schen Systems mit seinen Bemerkungen. Gegen die Ausdrücke essence nominale und essence réelle erklärt er sich, (liv. III, 3, 15) da eine essence nominale nur als „essence fausse et impossible" zu verstehen sei. In Bezug auf die Unterscheidung der Gattungen und Arten, welche nach Locke zu blofsen Namenswesen führt, (s. oben p. 273) bemerkt Leibnitz: (lib. III, 6, 31) „La Nature peut fournir des Idées plus parfaites et plus commodes, mais elle ne donnera point un démenti à celles, que nous avons, qui sont bonnes et naturelles,

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