Obrazy na stronie
PDF
ePub

zeichnet Renan den Charakter der prophetischen Darstellung: „Sous la dynastie de Jéhu une grande révolution s'opère dans l'esprit du prophétisme. A l'ancien prophète, homme d'action, faisant et déposant les rois au nom d'une inspiration supérieure, succède le prophète écrivain, ne cherchant sa force que dans la beauté de sa parole. La littérature hébraique, limitée jusquelà au récit historique, au cantique et à la parabole, s'enrichit ainsi d'un genre nouveau, intermédiaire entre la prose et la poésie, et auquel nul autre peuple n'a rien à comparer."

Der Mangel eigentlicher Dichtkunst bei den Semiten beruht so auf demselben Grunde, wie der Mangel an bildenden Künsten, an einer Wissenschaft, wie der Mangel einer organisierten Gesellschaft, eines Staates, eines entwickelten Systems von Rechten und Pflichten, kurz eines objektiv sich darlegenden Volksgeistes. Der Poesie der Semiten mufste es an Inhalt fehlen.

Wie auch die Natur der Sprache mit solcher Art der litterarischen Darstellung übereinstimmte, zeigt Renan: „L'esprit de chaque peuple, et sa langue sont dans la plus étroite connexité.“ "La langue étant le module nécessaire des opérations intellectuelles d'un peuple, des idiomes peignant tous les objets par leurs qualités sensibles, presque dénués de syntaxe, sans construction savante, privés de ces conjonctions variées qui établissent entre les membres de la pensée des relations si délicates, devaient être éminemment propres aux énergiques déclamations des Voyants et à la peinture de fugitives impressions, mais devaient se refuser à toute spéculation purement philosophique cet." (De l'origine du langage p. 190. cf. fast dieselben Worte in der hist. des lang. sem. p. 18. -).

Wie man sieht, hinderte im Orient die üppige Blüte der Sprachkunst eine selbständige Entfaltung der Poesie, und so finden wir auch bei den Kulturvölkern des Abendlandes, dafs, wie nahe auch Sprachkunst und Poesie an einander grenzen, doch ein bedeutender Aufschwung der einen Kunst regelmäfsig von einem Sinken der anderen begleitet ist. Es liegt dies in der Natur der Sache, und kann in ähnlicher Weise im Gebiete der bildenden Künste an der Geschichte der Plastik und Malerei beobachtet werden. Sprachkunst hat allein mit dem individuellen Seelenleben zu thun; dieses regt sich immer und sucht seine künstlerische Gestaltung; nur dann tritt es zurück, wird übertönt, findet geringe Beachtung, wenn mächtigere, objektive Interessen in das Bewusstsein eintreten und uns begeistern. Darum sind z. B.

Gerber, die Sprache als Kunst. 2. Aufl.

8

diejenigen Zeiten, welche man prosaisch zu nennen pflegt, der Sprachkunst günstig, denn solche prosaische Zeiten sind mit ihrer Welt mit dieser Welt zufrieden und hinlänglich durch sie ausgefüllt, wollen von den idealen Gestalten aus einer anderen Welt nichts wissen und verlangen darum nicht nach dem Dichter.

Es verhält sich ähnlich mit den Zeiten einer beginnenden Kultur, welche zu objektiver Weltanschauung noch nicht gelangt sind. Es mögen dann wohl Anregungen zu künstlerischen Gestaltungen durch das Wort in Menge vorhanden sein, aber es fehlt den Menschen dieser Zeiten jene aus dem Reichtum klarer Welterfassung stammende Besonnenheit, welche sich frei macht vom subjektiven Affekt und dadurch erst ein freies Spiel der Phantasie ermöglicht. Auch im Leben ausgezeichneter Individuen ist dies zu bemerken. Sprachkunst beginnt, die reifere Weltanschauung führt zur Poesie, das prosaische Alter neigt wieder zu beschaulicher Darstellung des einzelnen Seelenmoments. So kann man von der Geschichte der selbständig auftretenden Sprachkunst im allgemeinen dies aussprechen, dafs ihre Blüte mit jener der Dichtkunst alterniere.

[ocr errors]

Auch ist in Bezug hierauf noch folgendes zu bemerken, was die Geschichte aller Gattungen der Sprachkunst betrifft. - Sprachkunst als Kunst der Sprache geht notwendig dem Gebrauch vorher, welchen das Leben in der gewöhnlichen Mitteilung von der Sprache macht; eine lange Einwirkung auf die Entwickelung der Sprache durch fortgesetzte Ausbildung der Sprachkunst ist ferner vorauszusetzen, ehe Poesie entstehen konnte, ehe eine technisch ausgebildete Prosa möglich wurde. Eine Menge von Ausdrucksmitteln für jeden Moment der Seele mufste in der Sprache niedergelegt worden sein, ehe sie für die Zwecke der Litteratur ein brauchbarer Diener sein konnte. Mit dem Hervortreten jener Scheidung in gebundene Rede und litterarische Darstellung in Prosa hört die naive Freude an der Sprachkunst, welche jenen Gegensatz so nicht kennt, zwar nicht auf, tritt aber zurück vor dem Gedankengehalt von Poesie und Wissenschaft. Hat aber Poesie einen Gipfelpunkt erreicht, in den Zeiten, welche man klassisch zu nennen pflegt, so tritt regelmäfsig eine Periode der Erschlaffung ein, und sofort erscheint dann wieder die Menge der Sprachkünstler, welche, in solchen Zeiten der Kultur von längerem Atem als die naiven Vorgänger, die Gedanken-Eroberungen der Dichter als Sprachstücke in den allgemeinen Sprachschatz ein

tragen, und es beginnen dann die Zeiten, in welchen über „Vermischung des prosaischen und poetischen Stils" geklagt wird. Es endet so Sprachkunst, wie sie begann, als Indifferenz von Prosa und Poesie, nur, dafs sie den Weg von der Naivetät bis zur Reflexion durchlaufen hat, und es ist nicht zu übersehen, dafs auch durch diese reflektierte Sprachkunst der Sprache ein Gewinn an Scheidung, Schärfe, Feinheit erwächst.—

Wir schliefsen hier mit diesen allgemeinen Andeutungen ab, bei welchen es nur um die Aufstellung einiger leitenden Gesichtspunkte zu thun war.

B. Besonderer Teil.

Abschnitt I.

Die Sprache als Kunst.

I. Vom Ursprung und vom Wesen der Sprache.

Der Mechanismus des Lebens, die geschlossene Ruhe des Weltganges zeigt uns nur Eine Unterbrechung; es ist der Mensch, welcher den Zwiespalt in die Natur wirft und ihr Gesetz der Notwendigkeit durchbricht. Durch ihn kommt es zum Gegensatz von Geist und Materie, von Freiheit und Notwendigkeit; das gröfste Wunder in der Natur, ja das einzige ist das menschliche Ich. Von dem Standpunkt dieses Ich aus erscheint das Leben, welches den Tierleib beseelt, als kein eigenes; in ihm lebt nur die Natur, aus ihm spricht nur Natur, und was sie so verkündet, ist wieder Natur. Es ist wohl richtig gesagt (Hegel, Naturphilosophie p. 654): dafs „das theoretische sich Ergehen der Vogelstimme ein höheres ist, als die Stimme des Bedürfnisses", aber auch in jener singt doch nur die Gattung und nicht das Individuum, bethätigt sich der Reichtum des Alllebens, nicht die Kunst des Einzelnen.

[ocr errors]

Zur Sprache bringen es, wie wir sehen, nur diejenigen Geschöpfe, welche es zu einem Ich bringen; nur ein Ich hat etwas nach dem Naturtriebe zu sagen, was sich nicht von selbst versteht; die Tiere sprechen um deshalb nicht, weil sie für sich nichts zu sagen haben; sie kommen zu keiner Kunst, darum auch nicht zur Sprache; die Kunst, o Mensch, hast du allein". - In der That stellt die Kunst der Sprache den Unterschied zwischen Mensch und Tier am genauesten dar. Eine Vergleichung der geistigen Fähigkeiten zeigt allerdings, dafs die Tierseele in Bezug auf Empfindung, Vorstellung, Gedächtnis, Verstand, Willen weniger

entwickelt ist, als die Seele des Menschen, aber unsere Rubrizierungen dieser Fähigkeiten sind anfechtbar, und eine feste Grenze zu ziehen in Bezug auf sie zwischen den begabtesten Tiergattungen und den niedrigst stehenden Menschen ist nicht leicht, wenn man unbefangen prüft. Die Sprache aber zeigt uns deutlich diese Grenze, denn die Töne der Tiere sind spezifisch unterschieden von der Sprache der Menschen, wie später noch besprochen werden wird, und man wird daher sicherer und besser von der Sprache aus auch den Unterschied in geistiger Beziehung feststellen können, wenn man eben als Kennzeichen des Menschengeistes diejenige Weltauffassung bezeichnet, welche sich in der ruhigen Klarheit und artikulierten Bestimmtheit der Sprache zu erkennen giebt.

[ocr errors]

Wäre der Mensch nur ein Ich, schon an sich frei, durch sich selbst bestehend, statt dafs dieses erst als Akt einer Entwickelung, Befreiung auftritt, so würde er sich auch durchaus seine eigene Sprache geben, er würde sie erfinden; brächte es dagegen der Mensch zu keinem Ich, wäre er nichts weiter, als Naturgewächs, wie das übrige Dasein, so würde auch seine Sprache nichts weiter sein, als ein Gegebenes, wie die Sprache der Tiere. Es ist aber der Mensch solche Natur, welche sich entwickelt zum Ich, und so auch ist die Sprache eine auf natürlicher Grundlage zur Freiheit sich entwickelnde Kunst φύσις und θέσις — und dies nicht in einem Neben- und Nacheinander, sondern in beständiger gegenseitiger Durchdringung.

-

Soll nun näher vom Ursprung der Sprache gehandelt werden, so ist zu bemerken, dafs wir von einem zeitlichen Ursprunge nichts wissen können. Denn wir vermögen ein Sein wohl zu begreifen, nicht aber das Nicht-Sein, können also an einem Ursprunge in diesem Sinne wohl die Seite sehen, nach welcher schon ein Sein erfolgt ist, nicht aber die andere, nach welcher es noch nicht ist. Das Nicht-Seiende ist ja wegen seiner absoluten Unbestimmtheit ebenso Grund zu Nichts wie zu Allem.

Wenn man dieses Nicht-Seiende mit Gott oder mit Natur benennt, oder mit Anlagen, Fähigkeiten, Kräften zu diesem und jenem, wozu es werden soll, ohne es schon irgend zu sein, so verdeckt man nur mit Worten, dafs man nichts anzugeben vermag, als (Nichts, nihil, ovdév ist immer nur kontradiktorisch, nichts an sich) eben das Unbestimmte. „Die Mütter" bei Goethe (Faust T. II) mögen der Ursprung sein:

,,Gestaltung, Umgestaltung, Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung, Umschwebt von Bildern aller Kreatur" - In der That

« PoprzedniaDalej »