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A 15-

WIENER NEUDRUCKE

SAMUEL UND SAUL

VON

WOLFGANG SCHMELTZL

1551

WIEN

VERLAG VON CARL KONEGEN

1883

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Das deutsche Schuldrama fand in Oesterreich

keinen Boden, weder zur Zeit der Gegenreformation, noch später als die geräuschvollen ludi caesarei der Jesuiten die edle Einfalt desselben durch auserlesene Pracht verdrängt hatten. Um so mehr scheint es geboten, das wenige, was wir vorfinden, getreu zu verzeichnen. Ich verzichte darauf, an dieser Stelle auch nur eine kurze Skizze jener Verhältnisse zu entwerfen, und verweise auf eine Monographie über Wolfgang Schmeltzl, die ich in nächster Zeit fertig zu stellen hoffe. Nur ein Wort zur Characteristik des vorliegenden Stückes.

Von 1540 ab sind uns 7 Comoedien erhalten, die Wolfgang Schmeltzl als Schulmeister des Schottenstiftes zu Wien ,,der Jugend und dem gemeinem Manne zu Nutz und Belehrung" aufgeführt hat. Manches andere gieng verloren, manches wurde vielleicht nie gedruckt. Schmeltzls dramatische Anfänge sind wenig originell; die späteren Stücke schliessen sich getreu an den biblischen Text an, der selbstschaffenden Phantasie bleibt dabei wenig oder gar kein Spielraum. Erst in den letzten Stücken, und besonders in dem hier zum Abdrucke gebrachten ist ein Fortschritt in dieser Beziehung deutlich. Schmeltzls,,Samuel und Saul" wurde 1551 bei Egidius Adler

(Aquila) gedruckt, also zu einer Zeit, als er wahrscheinlich nicht mehr Schulmeister war. Vielleicht fiel die Aufführung des Stückes, wenn überhaupt eine stattfand, schon einige Jahre früher. Das Stück gewinnt an Interesse, weil es an ein historisches Ereigniss anknüpft: die,,vergangne wider die Ro. Key. vnd Kü. May. als höchste Christliche Obrigkeiten aufferregte Rebellion". Wahrscheinlich haben wir dabei an den böhmischen Aufstand (1547) zu denken. (Vgl. Bucholtz: Geschichte der Regierung Ferdinand I. 6. B. S. 300 ff.)

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Der Text ist nach dem Exemplare der Wiener Hofbibliothek (35. Bl. 8°) getreu reproduciert. Die von Zeile zu Zeile schwankende Orthographie wurde nicht normiert, dagegen wurden die zahlreichen üblichen Abkürzungen aufgelöst: am häufigsten m für mm, vñ für vnd, ñ für nn, è für en, seltener m für mb, dz für das, und für er (wid', od', d', wund'); v.189 wurde für „fey.": Keyser eingesetzt. An sinnverwirrenden Druckfehlern war nichts zu verbessern. In v. 59 liess ich die sonst bei Schmeltzl nicht vorkommende Form: eher (Ehre) stehn in der Erwägung, dass er auch sonst, um eine achte Silbe für den Vers zu gewinnen, ein e einschiebt (zoren für zorn, geren für gern u. a.). Ausserdem ist die Form åher für Aehre in jener Zeit wol bezeugt.

An der Interpunction, mit der Schmeltzl im Verse ebenso sparsam, als in der Prosa verschwenderisch ist, wurde auch nur wenig geändert. Komma setzt er fast nur im Innern des Verses, um Missverständnissen vorzubeugen, Punctum aber regelmässig am Schlusse jedes Absatzes. Nur im letzteren Falle

V

wurde fehlendes Punctum eingesetzt (v. 643 nach zugebn, v. 700 nach knecht, v. 714 nach her, v. 863 nach nach, v. 932 nach sendn, und v. 959 nach Geyst). Auch die Schreibung seines Namens glaubte ich beibehalten zu sollen. In den erhaltenen Drucken findet sich der Name 23 mal in der Form: Schmelzl, nur 4 mal Schmält und 1 mal Schmölzl. Ganz abweichend schreibt er in dem ,,Denckbuch der Pfarr St. Lorenten", das ich durch die Güte des Herrn Dr. B. Kluge, Pfarrers zu Würflach, auszugsweise kenne, eigenhändig: Schmälzl. Uebrigens scheint es, dass er diese Schreibung erst in späterer Zeit gewählt hat.

Wien im Februar 1883.

Dr. Franz Spengler.

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