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19. Des Papstes Gebot.

Herr Papst, ich werd' doch wohl gedeihn,
Denn ich will euch gehorsam sein.

Wir hörten euch der Christenheit gebieten:
Dem Kaiser dient, auf den wir heute legen
Kraft unsres Amts den reichen Gottessegen,
Daß wir ihn hießen Herr und vor ihm knieten!
Auch sollt ihr nicht vergessen,

Ihr sprachet: „Wer dich segne, sei
Gesegnet, wer dir fluche, sei verfluchet,
Mit Fluche vollgemessen."

Um Gottes willen, überlegt dabei,
Ob ihr der Pfaffen Ehre damit suchet!

20. Doppelzüngigkeit.

Gott giebt zum König, wen er will;
Das wundert uns fürwahr nicht viel.
Uns Laien wundert nur der Pfaffen Lehre.
Was sie vor kurzem uns gelehrt,

5 Das, wollen sie nun, sei verkehrt.

Nun mögen sie um Gott und ihre eigne Ehre
Uns sagen jezt auf Treue:

Durch welche Rede sind wir denn betrogen,
Erzählt es endlich uns mit Grunde,

10 Die alte oder neue?

Es scheint uns, eine sei gelogen,

Zwei Zungen passen nicht in einem Munde.

21. Otto, von Gottes Gnaden Kaiser.

Herr Kaiser, ich als Herrenbot'
Bring' eine Botschaft euch von Gott:
Er hat das Himmelreich und ihr die Erde.
Er hieß euch klagen, seinem Vogt,

5 Wie in des Heilands Lande wogt

Die Heidenschaft und trogig sich gebärde.
Dort tretet freudig für ihn ein,
Den wir bekennen, Jesum Christ.

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er hiez iu sagen, wie erz verschulden welle:
nû lât in zuo iu pflihten.

er rihte iu, dâ er voget ist,

klagt ir joch über den tievel ûz der helle.

XXII. Der Kaiser Milde und Länge.

Ich wolt hêrn Otten milte nach der lenge mezzen: dô hât ich mich an der mâze ein teil vergezzen: wær er sô milt sô lanc, er hete tugende vil besezzen. vil schiere maz ich abe den lîp nâch sîner êre:

5 dô wart er vil gar ze kurz als ein verschrôten werc, miltes muotes minre vil dan ein getwerc;

und ist doch von den jâren, daz er niht enwahset mêre. dô ich dem künege brâhte dez mez, wie er ûf schôz! sîn junger lip wart beide michel unde grôz.

10 nû seht, waz er noch wahse: erst ieze übr in wol risen

gnôz.

XXIII. An Friedrich.

Von Rôme vogt, von Pülle künec, lât iuch erbarmen, daz man mich bî richer kunst lât alsus armen.

gerne wolde ich, möhte ez sîn, bî eigem fiure erwarmen. zâî wiech danne sunge von den vogellînen,

5 von der heide und von den bluomen, als ich wîlent sanc! swelch schone wîp mir denne gæbe ir habedanc,

der lieze ich liljen unde rôsen ûz ir wengel schînen. sus kume ich spâte und rîte fruo: 'gast, wê dir, wê!' so mac der wirt wol singen von dem grüenen klê. 10 die nôt bedenkent, milter künec, daz iuwer nôt zergê.

XXIV. Sehnsucht nach einem Heim.

'Sît willekomen, her wirt', dem gruoze muoz ich

swigen.

'sît willekomen, hêr gast', sô muoz ich sprechen oder

nîgen.

wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen: gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schamen.

Daß er's euch danken will, hieß er euch sagen,
10 Und gerne euer Schuldner sein.

Er schafft euch Recht, wo er Vogt ist,
Wär's auch der Teufel, den ihr müßt verklagen.

22. Der Kaiser Milde und Länge.

Ich wollt' nach seiner Läng' Herrn Ottos Milde messen. Da hatt' ich doch das rechte Maß gar sehr vergessen. Wär' er so mild wie lang, er hätt' der Tugend viel besessen. Alsbald verglich ich nun den Leib mit seiner Ehr'.

5 Da sah ich, daß er gar zu kurz, wie ein verstümmelt Werk, Freigeb'ges Sinnes noch viel kleiner als ein Zwerg, Und ist doch in dem Alter, daß er wächset nimmermehr. Als ich jedoch den König maß, wie der aufschoß! Sein junger Leib der wuchs empor und ward so groß! 10 Nun seht, was er noch wachse, er ist jezt schon gegen jenen riesengroß.

23. An Friedrich.

Apuliens König, Vogt von Rom, möcht' euch erbarmen, Daß man mich läßt bei meiner Kunst also verarmen! Ich möcht' so gerne, könnt' es sein, am eignen Herd' erwarmen. Wie säng' ich froh dann von den Vögelein, den kleinen, 5 Von Heide und von Blumen, wie ich vordem sang! Welch' schöne Frau mir dann entböt' ihr Habedank,

Der rühmt' ich, daß ihr Ros' und Lilie auf den Wangen scheinen. So komm' ich spät, reit' wieder früh: „Gast, weh dir, weh!" So kann der Wirt wohl singen von dem grünen Klee. 10 Die Not bedenket, König mild, daß eure auch vergeh!

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24. Sehnsucht nach einem Heim.

Schön guten Tag, Herr Wirt!" bei dem Gruß muß ich

„Seid mir willkommen, Gast!"

Ja, „Wirt und Heim", das sind
Durch Gast und Herberg" oft mir

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schweigen,

dem Gruß muß ich mich dankend neigen.

zwei ehrenwerte Namen. Scham und selten Freuden. famen.

Denkmäler älterer deutscher Litteratur II, 1. Fünfte Aufl.

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noch müez' ich geleben, daz ich den gast ouch grüeze, so daz er mir dem wirte danken müeze.

'sît hînaht hie, sît morgen dort', waz gougelfuore ist daz!

'ich bin heime', od ich wil heime', daz træstet baz. gast unde schâch kumt selten âne haz:

nû büezet mir des gastes, daz iu got des schâches büeze.

XXV. Dank an Friedrich.

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen! nû enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen,

und wil alle bose hêrren deste minre flêhen.

der edel künec, der milte künec hât mich berâten,

5 daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân. mîn' nâhgebûren dunke ich verre baz getân:

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si sehent mich niht mêr an in butzen wîs also si

tâten.

ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc.

ich was so volle scheltens, daz mîn âten stanc:

daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen

sanc.

XXVI. Landgraf von Thüringen.

Ich bin des milten lantgrâven ingesinde.

ez ist mîn site, daz man mich iemer bî den tiursten

vinde.

die andern fürsten alle sint vil milte, iedoch

sô stæteclîchen niht: er was ez ê und ist ez noch.

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dâ von kan er baz danne si dermit gebâren:

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er enwil dekeiner lûne vâren.

swer hiure schallet und ist hin ze jâre bœse als ê,
des lop gruonet unde valwet sô der klê.
der Dürnge bluome schînet durch den snê:

sumer und winter blüet sîn lop als in den ersten

jâren.

5 möcht' ich's noch erleben, daß den Gast ich grüße, So daß er mir als Wirte danken müsse!

„Seid heutnacht hier, seid morgen dort", welch' Gaukelfahrt ist das!

Ich bin daheim, ich möchte heim", das tröstet baß.

Ein „Gast“ und „Schach“ kommt selten ohne Haß. 10 Drum laßt mich nicht als Gast, daß Gott im Schach euch nicht mehr ließe!

25. Dank an Friedrich.

Ich hab' mein Lehen, alle Welt! ich hab' mein Lehen! Nun fürcht' ich nimmermehr den Winter an den Zehen, Und will die geiz'gen Herren um so wenger flehen. Der edle, milde König hat mich so beraten,

5 Daß ich den Sommer Luft und in dem Winter Wärme hab'. Die Nachbarn wenden sich nicht ferner von mir ab

Und nehmen mich nicht mehr als Schreckgespenst, wie sonst fie thaten.

Ich bin zu lange arm gewesen, wahrlich sonder Dank, War überall voll Scheltens, daß mein Hauch schon stank. 10 Den hat der König rein gemacht, dazu auch meinen Sang.

26. Landgraf von Thüringen.

Ich zähl' mich zu des milden Landgrafen Hofgesinde, Es ist mein Brauch, daß man mich immer bei den Besten

finde.

Die andern Fürsten sind ja alle mild, jedoch

Nicht so beständig; denn er war es stets und ist es noch. 5 Drum kann er besser auch als jene mild verfahren, Denn nimmer liebt er launisches Gebahren.

Wer heut sich brüstet und ist morgen geiziger denn je, Des Ruhm, heut grün, ist morgen welk so wie der Klee. Thüringens Blume glänzet durch den Schnee:

10 Sommer und Winter blüht sein Lob wie in den ersten

Jahren.

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