Für Kaiser und Reich. 9. Leopolds Milde. Mir ist versperrt des Glückes Thor, Ich stehe wie verwaist davor. Es hilft mir nichts, wie sehr ich mag dran klopfen. 5 Es regnet rings umher um mich, 10 Und mir wird doch davon auch nicht ein Tropfen. Die freut dem sanften Regen gleich So lobt' ich diese süße Augenweide. 15 Hiermit sei er an mich gemahnt! 10. Vermächtnis. Nun will ich teilen, eh' ich scheide, 5 Mein Unglück möcht' ich denen geben, Mein' schweren Lasten Den Lügnern, den verhaßten. 10 Mein sinnlos Werben Solln, die mit Untreu' lieben, erben; Die Frau'n: nach echter Lieb' sehnsüchtig Leid. 11. Reisesegen. Mit Segen laß mich heut aufstehn, Herr Gott, in Deinem Schuße gehn Und reiten, wo ich mich im Land hinkehre. 5 10 15 Krist hêrre, lâz mir werden schîn die grôzen kraft der güete dîn, und pflic mîn wol durch dîner muoter êre. Als ir der heilig engel pflæge, unt dîn, dô du in der kripfen læge, junger mensch und alter got, dêmüetic vor dem esel und vor dem rinde, und doch mit sælderîcher huote pflac dîn Gabriêl der guote wol mit triuwen sunder spot, als pflig ouch mîn, daz an mir iht erwinde daz dîn vil götelîch gebot. 5 10 XII. Gut, Gnad' und Ehr'. Ich saz ûf einem steine diu zwei sint êre und varnde guot, der zweier übergulde. 15 die wolte ich gerne in einen schrîn. und gotes hulde mêre zesamen in ein herze komen. 20 stîg unde wege sint in benomen: Herr Jesu Christ, laß mit mir sein Als sie dich in die Krippe legte, Dich Gabriel hielt fest und gut Mit rechter Treue sonder Spott, So pfleg auch mein, daß fest in mir sich gründe 15 Dein ewig göttliches Gebot. 12. Gut, Gnad' und Ehr'. Ich saß auf einem Stein Wie man in dieser Welt sollt' leben. 10 Und keins dabei verderbe. Der zwei sind irdisch Gut und Ehr', Das Gold in ihrer Mitte. 15 Die hätt' ich gern in einem Schrein. Und Gottes Huld einkehre Zusammen in ein Menschenherz. 20 Gehemmet sind sie allerwärts: Untreue liegt im Hinterhalt, Und auf der Straße fährt Gewalt. 25 Eh' diese zweie sind gesund. XIII. Zur Königswahl. Ich hôrte ein wazzer diezen daz sach ich, unde sage iu daz: daz wilt und daz gewürme 15 20 5 wie stêt dîn ordenunge! daz nû diu mügge ir künec hât, und daz dîn êre also zergât. bekêrâ dich, bekêre. die cirkel sind ze hêre, die armen künege dringent dich: Philippe setze en weisen ûf, und heiz sie treten hinder sich. XIV. Des Reiches Zwiespalt. Ich sach mit mînen ougen mann' unde wîbe tougen, daz ich gehörte und gesach, swaz iemen tet, swaz iemen sprach. ze Rôme hôrte ich liegen, und zwêne künege triegen. dâ von huop sich der meiste strît, der ê was oder iemer sît, 10 die pfaffen unde leien. 13. Zur Königswahl. Konnt' oft der Wasser Rauschen, Beschaute alles in der Welt, Wald, Laub und Rohr, und Gras und Feld, 5 Was kriechet und was flieget, Das Bein zur Erde bieget, Das sah ich, und ich sag' euch das: Das Wild und das Gewürme Wie ist's um dich bewandt, Daß einen Herrn die Mücke hat, So seh' Philipp den Waisen auf: dann sollen sie bescheiden sich! 14. Des Reiches Zwiespalt. Geheim konnt' ich durchschauen 10 Die Pfaffen sich und Laien. |