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Vorwort.

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Je Erfahrung lehrt und unbefangene Erwägung der Verhältnisse läßt es als einen ohne andere Nachtheile kaum vermeidbaren Übelstand erscheinen, daß die einzelnen Bände eines umfangreichen Werkes, an dem Mehrere mitwirken, nicht immer in der natürlichen Reihenfolge ans Licht treten können. Diesem allgemeinen Schicksal großer Werke ist auch unsere Lutherausgabe nicht entgangen und einen deshalb gegen sie erhobenen Vorwurf darf sie als unberechtigt zurückweisen. Es wird aber mit Fug darnach zu streben sein, daß der Mißstand, der in der Unterbrechung der Bandfolge liegt, wenn er eingetreten ist, möglichst bald wieder beseitigt werde. Ich habe daher gleich nach dem Erscheinen des 12. Bandes im vorigen Jahre als nächstes Ziel die Ausfüllung der Lücken ins Auge ge= faßt, die in der bisher erschienenen Bändereihe offen gelassen werden mußten. Wir legen hier von den in ihr noch ausstehenden Bänden zunächst nur den fünften vor, da technische Schwierigkeiten verschiedener Art das beabsichtigte gleichzeitige Erscheinen des 9. Bandes unmöglich gemacht haben. Doch ist dieser lettere (Ergänzungsband zu 1-8) zu etwa zwei Fünfteln im Druck bereits vollendet und sein Erscheinen darf für 1893 mit Sicherheit in Ausficht gestellt werden. Ihm soll sich der ebenfalls unter der Presse befindliche Band 7 (Schriften und Predigten von November 1520 bis zum Wormser Reichstag) gesellen. 1894 sollen Band 10 (Kirchenpostille von 1522) und Band 11 (Schriften von März 1522 bis April 1523; Predigten von 1522) nachfolgen, mit denen die Reihe der Bände von 1 bis 13 vollständig werden wird. Für die weiteren Bände ist dann auch bereits Vorsorge getroffen.

Der vorliegende fünfte Band bringt die Operationes in psalmos (1519-21) bearbeitet von Herrn P. Ernst Thiele in Magdeburg. Die kritischen Grundsäße, nach denen zu verfahren war, konnten nicht zweifelhaft sein: an den zahlreichen Stellen, an denen A eine Verderbniß aufweist

oder aufzuweisen scheint, immer die beste Möglichkeit getroffen zu haben, be= anspruchen wir nicht, doch wird eine billige Beurtheilung zugestehen dürfen, daß das jedesmalige Verhalten auf bestimmten Erwägungen beruht. Wo es irgend möglich schien, wurde die von A gebotene Überlieferung bewahrt, auch gegenüber den in BCD vorgenommenen Änderungen, da diese nur die Geltung zeitgenössischer Konjekturen in Anspruch nehmen dürfen.

Die äußere, orthographische Gestalt des Tertes A ist trop des Mangels an Einheitlichkeit im Wesentlichen festgehalten worden, weil dieser Mangel nur durch ein schließlich doch mehr oder minder willkürlich bleibendes Verfahren oder durch völlige Modernisirung der Orthographie hätte beseitigt werden können. Der Herausgeber hat sich daher begnügt, erstens die Ligatur e zu entfernen, indem er sie je nach der heutigen Schreibung entweder stillschweigend durch ae, oe oder mit Angabe unter dem Tert durch e ersezte. Ebenso wurde auch æ an Stelle von heutigem e durch dieses erseht und unten angemerkt. Außerdem hat er in Sachen der Konsonantenverdopplung den heutigen Brauch durchgeführt. Es geschah dies besonders im Hinblick auf die sehr häufige Konkurrenz consummare und consumere, deren Trennung freilich auch Schwierigkeiten bot, die vielleicht nicht aller Orten ganz überwunden sind. Sonst ist nur in einzelnen Fällen normalisirt worden, wo dies durch das Verhalten von A selbst nahe gelegt war. So wurden die Schreibungen com-separare, -separe, -seperare zu com-separare ausgeglichen, weil diese Form weit überwiegt und auch separe an sich nicht nothwendig in seperare aufgelöst zu werden braucht. Vgl. ptis A partis 48, 13.

Die Auflösung der Abkürzungen gab im Übrigen zu Zweifeln meist keinen Anlaß, da die Abkürzungen in den biblischen Citaten, wo ein solcher Zweifel nicht selten möglich ist, entsprechend dem bisherigen Gebrauch in unsrer Ausgabe unangetastet gelassen wurden. Von andern oft begegnenden Abkürzungen seien hier erwähnt Heb., das je nachdem in Hebraeus oder Hebraicus, ferner d., das in dicens (dicendo, dicit) und q. d., das in quasi dicat (diceret) aufzulösen war. Wegen ihrer Mehrdeutigkeit wurden diese Abkürzungen unter dem Terte angeführt.

Die Interpunktion hat der Herausgeber entschloffen modernisirt und möglichst sparsam gehalten. Die sind, wo es irgend nöthig schien, an= gewendet. Stets bewahrt wurden nur die runden Klammern des Originaldruckes, doch zuweilen gemäß unserm heutigen Gebrauch in ihrer Stelle

1) Da A die angeführten deutschen Worte in lat. Typen gibt, find sie auch in unsrer Ausgabe mit diesen gegeben worden. Die Umschreibung in Fraktur hätte auch die Ersetzung des durch die lat. Typen bedingten vu vv u durch w nothwendig gemacht.

geändert. Hinsichtlich der großen Anfangsbuchstaben ist es so gehalten, wie das Vorwort zu Bd. 12, S. VI angibt.

In das Lesartenverzeichniß sind außer den bereits erwähnten Ab= weichungen von A auch dessen Druckfehler aufgenommen worden. Doch diejenigen, welche völlig sinnlose Buchstabenverbindungen ergaben, nur im Anfange, um die Berechtigung der Klagen Luthers über den Grunenbergschen Druck in volles Licht zu stellen. Später sind Vertauschungen von u und n (virtntibus, snm, variaut, obenuda usw.) sowie andrer Buchstaben (pei f. dei, multitudidem, crubescunt) und Buchstabenauslassungen (populoum, pulche, ladare f. laudare) stillschweigend berichtigt worden.

Die Abweichungen der Drucke BCDE sind vollständig verzeichnet, soweit sie einerseits nicht in den Tert aufgenommen oder andrerseits nicht bloße Druckfehler oder orthographische Varianten sind. Die Anführungen aus den Gesammtausgaben W. J. E. erheben auf eine durch nichts gebotene Vollständigkeit keinen Anspruch.

Im Übrigen ist noch zu bemerken, daß die Einrichtung des Lesartenverzeichnisses gegen früher etwas vereinfacht ist durch Anwendung des fast allgemein in kritischen Ausgaben gebräuchlichen Zeichens ] zum Ausdruck der Vertretung gewisser Textworte, die vor ] zu stehen kommen, durch andere, die hinter ihren Platz finden. Wo dieselben Textworte in den verschiedenen Ausgaben verschieden vertreten sind, also hinter ] mehrere Lesarten Plaz finden mußten, ist zwischen sie Komma gesetzt. Es wird auf diese Weise das umständliche "für," vermieden.

Endlich noch Einiges über die sonstigen Beigaben zum Terte. Die Einleitung strebt mit Erfolg das zu erschöpfen, was über Entstehung und Geschichte der Operationes in psalmos sich beibringen läßt. Die Nachweisung der Citate beschränkt sich gemäß dem wohl berechtigten (vgl. auch das Vorwort zu Bd. 12, S. VII) Grundsay unsrer Ausgabe auf die Bibelcitate und die Selbstcitate Luthers und es lag bei den Operationes in psalmos für den Bearbeiter um so weniger ein Grund vor, über diesen Rahmen hinaus zu gehen, als die sonstigen Quellen im Wesentlichen dieselben sind wie in der älteren Psalmenvorlesung Luthers (Bd. 3 und 4 unsrer Ausgabe). - Andere erklärende Anmerkungen sind vielleicht etwas zu spar= sam gegeben, doch ist hier eine Allen zusagende Grenze schwer zu ziehen und ein Zuwenig besser als ein Zuviel, bei dem nothwendig manches Entbehrliche und leicht manches Unzutreffende unterläuft. In keinem Falle wäre etwa eine stetige Bezugnahme auf die ältere Psalmenvorlesung im Rahmen unsrer Ausgabe gelegen gewesen. Die Anmerkungen rühren mit Ausnahme der durch ein zugeseztes P. P. bezeichneten (s. auch Nachträge) von Herrn P. Thiele her.

Dagegen bin ich für Umfang und Auswahl der Mittheilungen aus
den übersehungen der Operationes allein verantwortlich. Sie haben den
Zweck, von deren Verhalten zur Vorlage, und wo mehrere vorhanden find, zu
einander, eine ungefähre Vorstellung zu geben. Es sind nur Proben, die
zeigen sollen, daß diese Übersetzungen einiger Aufmerksamkeit auch von ger-
manistischer Seite wohl werth sind. Vgl. S. 18, wo ich übrigens die
Rothschen Übertragungen vielleicht etwas zu sehr vor den andern ins Licht
gestellt habe, auch die in d e f g h enthaltene ist recht frei und fließend.
Gern hätte ich außerdem die übersehungen öfter als geschehen an Stellen
herangezogen, die inhaltlich bemerkenswerth oder in Betreff ihres Sinnes
nicht ganz zweifellos sind, doch mußte ich aus äußeren Gründen darauf ver-
zichten.

Berlin, am 10. November 1892.

Dr. Paul Pietsch,

Profeffor an der Universität Greifswald.

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