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auf das „christliche Israel", und A. F. W. Fischer schreibt in seinem Kirchenliederlexicon (Vorwort pag. XII) über Philipp Wackernagel folgendes: „Der am 20. Juni d. J. (1877) erfolgte Tod des Altmeisters hymnologischer Forschung Philipp Wackernagel's, wird in weiteren Kreisen als schwerer Verlust empfunden. Das Gedächtniss dieses ,Grossen in Israel" bleibe ein Segen." Denn wie sehr die Hymnen biblischen Ursprunges sind, beweist am schlagendsten der Umstand, dass nach Cyprian nur Gott allein einen Hymnus dargebracht haben will: „Ymnum sibi solus Dominus proferre praecepit" und er stützt diesen seinen Ausspruch auf das Wort der heil. Schrift: Dominum

את ה' אלהיך תירא ואותו Deum adorabis et illi soli servies

(siehe Dombart's Commodian-Studien, im Wiener Sitzungsberichte 1884, p. 759-760).

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Lüft's Definition der Hymnen: Wir sind Erlöste, wir sind noch immer Hilfsbedürftige", wird demnach nur auf die späteren christlichen Hymnen angewendet werden können. Vom Anfange des Christenthums bis in das 6. Jahrhundert n. Ch. ist der Hymnus ein Nachklang der biblischen Hymnen, die apokryphischen Hymnen mit eingerechnet. In der griechischen Kirche beginnt die Hymnologie erst mit dem 8. Jahrh. u. zw. mit Cosmas von Jerusalem, Bischof zu Majumma (730) und Johannes Damascenus (gest. 754).

Die Sequenzen sind auch ursprünglich Hymnen und datiren erst vom 10. Jahrhundert. Lüft, der tüchtigste Forscher auf dem Gebiete der katholischen Liturgik sagt (II. Band, p. 151): Im Anfange des 10. Jahrhund. erhielt die Hymnologie eine neue Anregung durch die Aufnahme der Sequenzen der Messe, die erst jetzt in allgemeinem Gebrauch kamen und in Deutschland ihren Ursprung zu haben scheinen, weil sie uns zunächst nur da begegnen. Die ältesten Sequenzen sind nur rhythmisch abgefasst, erst die späteren Sequenzen sind metrisch-strophischer Art. (Ueber das Metrum werden wir in der Folge eingehender handeln.) Das berühmte Kirchenlied Dies irae, Dies illa ist als Sequenz

in die Messe auf Allerseelen und Todtenmessen aufgenommen und wie die Protestanten mit Recht das Gute der katholischen Kirche entlehnt haben, thaten sie solches auch mit dem Liede Dies irae, welches in freier Uebersetzung mit den Worten beginnt. Es ist gewisslich an der Zeit" (Ersch und Gruber, Section I, Band 16, Seite 7-10). Man vergl. ferner F. Wolf über die Lais, Sequenzen und Leiche, Heidelberg 1841.

Dass schliesslich der Hymnus ursprünglich reimlos war, ja dass nicht einmal der Rhythmus unentbehrlich war, beweist am sichersten der Umstand, dass in der alten Kirchensprache man das Wort dicere bei Hymnen, canere hingegen bei cantum und carmen gebraucht. Diesem Gebrauche gemäss übersetzt die Vulgata vuvý oαvtes bei Math. 26o, Marc. 1426 ganz richtig durch hymno dicto. Gregor der Grosse in seinem Werke moral. 27, 29 nennt das Gloria in excelsis Deo bei Luc. 214 wie gewöhnlich einen Hymnus (siehe oben) aber mit dem Ausdruck hymnum dicunt, denn auch bei Lucas steht Aéyouevos, was vollkommen dem dicunt entspricht. (Mone 1.)

Ueber den Einfluss der Hymnen sowohl auf Inhalt als auf Form soll im nächsten Capitel gesprochen werden; hier handelte es sich uns darum, aus den ältesten und jüngsten Schriftstellern nachzuweisen, wie unbestimmt und unbestimmbar der Begriff hymnus war und ist. Nur die Rücksichtnahme auf die historisch-genetische Entwicklung vermag uns einiges Licht zu bieten; diess wollen wir nun auf Grundlage des alten Testamentes und hier vorzüglich der Psalmen zu zeigen versuchen.

§. 4.

Wesen der Psalmen und deren Einfluss auf die Hymnologie.

a) „Das Buch der Psalmen ist das liturgische Gesangsbuch der vorchristlichen Synagoge sagt Kaulen (p. 258) mit Recht, und aus dem N. T. erhellt zur Ge

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nüge, dass die Psalmen schon damals in einer Sammlung vorhanden waren, und dass auch die Anordnung dieselbe war, wie sie heute ist (Luc. 2042, 2444, Apostelgeschichte 120, 1388). Ja noch mehr: seit Sirach sind alle Psalmen, wie Zunz treffend bemerkt, trotz Inhalt und Ueberschrift als davidisch angenommen11) (synag. Poesie pag. 3). Es ist natürlich der ideale David, dessen Verherrlichung sich die katholische Kirche ganz besonders angelegen sein liess.

Das Wesen des Psalms ist Danken und Beten, letzteres ist im Gebete, ersteres im Lobgesang ausgedrückt. Und solche Psalmstücke, die sich selbst als Gebet und Hymne geben, wurden bald, selbst wenn sie ursprünglich nicht für diesen Zweck gedichtet waren, die öffentlichen Gesangsstücke im Dienste des Heiligthums und namentlich an Festtagen, in Synagogen und Privatvereinen gesungen. In ihrer Schilderung von Tempelfeierlichkeiten meint die Chronik unsere Psalmen, insonderheit die 18 Halleluja, Hodu und Hallel-Stücke. (P. 105 107, 111-118, 135, 136, 146-150.12)

Und obwol Christus die Psalmen selbst gebetet, wurden dieselben erst nach Constantin dem Grossen als Messen musik gesungen. (Delitzsch.)

Lüft18) hingegen äussert sich in gedrungener Kürze, wie folgt, über die Psalmen aus: Christus selbst hat die Psalmen gebetet und durch seinen Gebrauch geheiligt; in der christlichen Kirche bildeten sie von den apostolischen Zeiten an die Basis des kirchlichen. Officiums; sie wurden gebetet und gesungen1) bei der heil. Messe, Exequien, beim Morgen- und Abendgottesdienste. Die Kleriker mussten sie auswendig lernen und auch das Volk war mit ihnen vertraut Ihr Ge

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11) S. Hebr. 47, wo die Psalmen 2 und 95, die im hebr. Text anonym sind, als davidisch angeführt werden.

12) Zunz a. ir. O. p. 3.

18) Lüft, Liturgik II. Th., p. 123-131.

14) Es verstrich eine geraume Zeit, bevor die Psalmen gesungen wurden, da die Musik der Juden den Christen im Anfange verpönt war,

brauch verdrängte die profanen Lieder, besonders blühte in den Klöstern die Psalmodie. Für den öffentlichen Gottesdienst wurden die Psalmen anfangs vom Bischof ausgewählt, 15) oder die Auswahl durch Ordensregel bestimmt, doch hatte man schon früher und für bestimmte Zeiten und Feste auch schon bestimmte Psalmen, so z. B. für den Morgengottesdienst den Psalm 63: Deus meus te de luce vigilo (psalmus matutinalis), für den Abendgottesdienst den Psalm 140 (psalmus vespertinus). Drei Psalmen, welche bei der Messe zum Introitus, Offertorium und Communion gesungen werden sollten, wurden bald abgekürzt1o). Für das Brevier wurden die Psalmen auf die Wochentage so vertheilt, dass in jeder Woche das ganze Psalterium verkömmt17). Der Psalmengebrauch findet sich auch im Rituale und Pontificale, namentlich bei den feierlichen Consecrationen und Benedictionen, ja selbst bei den gewöhnlichen kleinen Andachten, z. B. bei der Vorbereitung und Danksagung zur Messe, in dem Itinerarium, beim Asperges und am Schlusse der grossen Liturgie . . . Die Psalmen sind ein Compendium des A. T., seiner Geschichte, Gebote und Weissagungen (Bellarmin praefatio in psalmos) eine gedrängte Darstellung der ganzen heil, Schrift (Athen. ep. ad Marcell.), die Summe der ganzen Theologie. (Randulph. Tungr, 3.) Jeder Act des Gebetes, jedes religiöse Gefühl findet dort seinen passendsten Ausdruck, sie sind nach dem Gebete des Herrn das höchste Muster alles und jedes Gebetes (Innoc. III. prooemium in septem psalmos poenitentiales)

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„Die Psalmen wurden bald gemeinschaftlich von der ganzen Gemeinde, bald blos von einem Sänger, bald responsorisch, bald antiphonisch gesungen.“ (Lüft II., p. 131.)

15) Dies ist auch aus der jüdischen Liturgie und der Differenzirung des deutschen und spanischen Ritus zu ersehen. Vergl. ganz bes. Zunz, Ritus der syn. Poesie.

16) Ein Gleiches ist bei den einleitenden Versen vor den Selichot der Fall, wo mit Ausnahme des Pismon stets einige Bibelverse, sehr oft jedoch Psalmverse, gesagt werden.

17) Auch in der jüdischen Liturgie werden die 150 Psalme in 7 Theile eingetheilt.

Mit diesen Worten ist die Stellung der Psalmen in der christlichen Liturgie am besten gekennzeichnet. Die Detailbeweise hiefür werden wir in der Folge bei jedem Psalm einzeln erbringen.

Metrum der Psalmen.

b) Die Frage, ob die hebräischen Psalmen irgend ein Metrum haben, ist eine sehr alte und trotzdem noch nicht völlig erledigte. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, eine Lösung dieser schwierigen Frage zu versuchen, jedoch dürfen wir davor nicht ohne Stillschweigen vorüber gehen. Der Vater der modernen Kritik im Judenthum, Asarja de Rossi aus Mantua, urtheilt in seiner „Augen

ובפרט שירי דוד :hieriiber wie folgt מאור עינים leuchte האמורים לפני מזבח ה' אין ספק - ברי הכוזר. מאמר ב' שהיו מתישבים אל המוסיקה, ושמה בודאי נגמרה ושמה היתה מעוררת את הנפש כסגולתה מכל האמור בדרוש הזה עד הנה יצא לנו כי דברי הכוזרי ודון יצחק אשר זכרנו בתחלת הפרק שהם מכחישים היות שירי הקדש על משקל. יתדות ותנועות כאותם הנוהגים בזמננו הם דברי חכמים ישרים למצא דעת

(ed. Wien, p. 294 a).

Dieser Ansicht schlossen sich fast sämmtliche jüdische Forscher bis auf den heutigen Tag an, dass nāmlich ausser dem Parallelismus membrorum oder dessen Entgegenstellung (antithesis, dvtíðɛais) von einem eigentlichen Metrum nicht die Rede sein könne. Erst Professor Gustav Bickell in Innsbruck war es vorbehalten, diesbezüglich eine abweichende Ansicht aufzustellen, die der Wahrscheinlichkeit nicht entbehrt. In seinem Buche „Carmina veteris testamenti" findet sich am Schlusse die dissertatio De re metrica Hebraeorum und er gelangt zu dem Schlusse, dass die Syrer und Byzantiner den Hebräern nachahmend in ihren Psalmendichtungen den metrischen Accent mit dem grammaticalischen übereinstimmend setzten setzten (Ars metrica apud Hebraeos et apud Syros et Byzantinos cum grammatico coincidit). In eben dieser Abhandlung erbringt er (pag. 219-236) diesen Nachweis aus den ältesten Hymnen der Thera

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