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Verordnung über die Schulpflicht der Kinder bis zur Konfirmation.

1752.

SERENISSIMI VERORDNUNG

DIE VON DEN CATECHUMENIS HIESIGER STADT
BEYZUBRINGENDEN ATTESTATE BETREFFEND.

Von Gottes gnaden wir, Carl, herzog zu Braunschweig und Lüneburg c. urkunden hiermit: Was maßen wir mißfällig ver- 5 nehmen müssen, daß viele eltern und vormünder hiesiger stadt und bürgerschaft ihre kinder und pflegbefohlene, wenn sie nach der hieselbst eingeführten neuen schul-ordnung das lesen gelernet, aus der schule so gleich und so lange zurück nehmen, bis sie zum heiligen abendmahl gehen sollen, da sie dann dieselben etwa ein 1 viertel oder ein halbes jahr wieder in die schule schicken und glauben, daß ihnen in der zeit alles, was noch nöthig sey, beygebracht werden könne. Gleichwie aber diese kinder alsdann zur obersten classe, in welcher dasjenige, was zu ihrer vorbereitung zum heiligen abendmahl eigentlich gehöret. getrieben wird, nicht tüchtig sind, 15 in der andern classe aber denselben in dieser absicht nicht geholfen werden kann: so verordnen und wollen wir gnädigst hiermit, daß hinfüro keiner der hiesigen prediger ein kind zur confirmation annehmen solle, das nicht von einem schulmeister der obersten classe das Zeugniß hat, daß es wenigstens ein jahr in 20 der obersten classe zugebracht und des unterrichts darin genossen habe. Wornach sich dann sämtliche hiesige prediger gehorsamst zu achten haben, und ist diese verordnung, damit sie zu jedermanns wissenschaft kommen möge, alle halbe jahre öffentlich von den canzeln abzulesen. Urkundlich unserer eigenhändigen unterschrift und beygedruckten fürstlichen geheimen-canzleyinsiegels. Gegeben in unserer stadt Braunschweig, den 31 August 1752.

Carl.

H. zu Br. u. L.

(L. S.)

A. A. v. Cramm.

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VORLÄUFFIGE NACHRICHT

VON DER GEGENWÄRTIGEN VERFASSUNG DER SCHULE IM HOCHFÜRSTL. GROSSEN WAYSENHAUSE ZU BRAUNSCHWEIG.

Cap. I

VON DER SCHULE IM GROSSEN WAYSENHAUSE AN SICH SELBST.

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In dem Grossen Waysenhause hieselbst ist von vielen jahren her bereits eine schule gewesen, die aber ihrer beschaffenheit und 10 einrichtung nach von der, die vor 3 jahren in demselben angeleget worden, sehr verschieden ist.

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Ehemals wurden in dem gedachten Waysenhause nur die zu demselben eigentlich gehörige kinder, die waysenkinder, im lesen, 15 dem catechismo, schreiben und rechnen unterrichtet. Ein lehrer besorgte anfänglich den unterricht aller dieser waysenkinder, die er bald zusammen, bald in verschiedenen haufen nach ihrer verschiedenen fähigkeit und erkenntniß unterwieß und ihnen das nötigste beyzubringen suchte. Es konnte daher in dieser schule 20 nichts anders getrieben werden als was in den ordentlichen und gemeinen deutschen oder sogenannten kleinen schulen getrieben wird. Die nicht geringe anzahl der in diesem hause befindlichen waysenkinder war für einen lehrer zu groß, und es war unmöglich, daß ein mann sie so unterrichtete, daß kein kind hätte ver25 säumet werden sollen. Unsers jetzt regierenden gnädigsten Herzogs und Herrn Durchl. konnte dies bey der besondern aufmerksamkeit, welche höchst dieselben vom anfange höchst deroselben glücklichen und gesegneten regierung an auf die erziehung der jugend dieses landes und die schulen desselben zu richten gnä30 digst geruheten, nicht lange verborgen bleiben, und die waysen

kinder in dem gedachten hause musten eben daraus erkennen, daß dieser wahre landesvater auch in einer ganz besondern absicht ihr vater sey, daß auf Ihro Durchl. gnädigsten befehl mehrere lehrer bey dies Waysenhaus gesetzet wurden, damit die jugend in demselben nach ihrer verschiedenen fähigkeit und erkenntniß getheilet und besser, als es vorhin möglich gewesen war, unterrichtet werden mögte. Die zahl dieser lehrer wurde zuletzt bis auf viere erhöhet, und die schule im Waysenhause gewann dadurch ein ganz anderes ansehen. Aber noch blieb alles in den grenzen einer ordentlichen deutschen schule, und bis auf das jahr 1750 wurde weiter nichts mit der jugend im Waysenhause getrieben als das lesen, christenthum, schreiben und rechnen.

§ 3

Wie aber unsers gnädigsten Herzogs und Herrn Durchl. gnädigste absichten bey der vermehrung der lehrer bey dieser schule gleich anfangs weiter als auf das gegangen waren, was sogleich geschahe, so gewann auch diese schule bald darauf ein so verändertes ansehen, daß wir von dem 1750. jahre an füglich einen ganz neuen periodum derselben anfangen können.

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Anfänglich ging das alles, was bey dieser schule verfüget und veranstaltet wurde, bloß auf die waysenkinder; es verbreitete sich aber bald weiter und erstreckte sich über die jugend dieser stadt und dieses landes überhaupt. Die in dem vorhin gedachten jahre auf höchsten befehl geschehene neue einrichtung dieser 25 schule ging insonderheit dahin, daß die jugend, die darin unterwiesen wird, nicht bloß, wie bis dahin geschehen war, im lesen, dem christenthume, schreiben und rechnen, sondern zugleich in andern entweder nöthigen oder doch nützlichen dingen unterrichtet werden solte, damit aus ihnen gute bürger und brauchbare und nützliche glieder des gemeinen wesens gezogen werden möchten. Es wurde daher alles das in dieser schule eingeführet, was zur erreichung dieses zwecks etwas beyträgt. Die lehrer derselben fingen auf höchsten befehl an der ihnen anvertrauten jugend unsern erdboden bekannt zu machen und ihnen das beyzubringen. 33 was einem reisenden, einem kaufmanne und einem künstler insonderheit zu wissen nötig ist. Die geschichte der alten und neuen zeiten wurde vorgetragen, und die jugend zum gebrauch des circuls und anderer, im gemeinen leben und bey den meisten

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professionen oft vorkommenden werkzeuge angeführet. Einige fingen das zeichnen mit dem besten erfolge an, und die milde unsers gnädigsten Herzogs, nach der diese schule mit einem ansehnlichen naturaliencabinette versehen wurde, setzte die lehrer s in den stand, ihren anvertrauten die natürlichen dinge nach ihrem unterscheide und ihren eigenschaften bekannt zu machen. Das vorhin angeführte lesen, schreiben, rechnen und christenthum wurde dabey keinesweges versäumet, sondern die einrichtung so gemacht, daß dies alles mit einander bestehen könnte und nichts 10 zurückgelassen werden dürfte.

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Dies war der grund zu der jetzo im Waysenhause befindlichen schule und der anfang derselben. Es ging aber bald weiter. Denn weil die jugend im Waysenhause von der zeit an 15 an dem ende eines jeden halben jahres, also jedesmal im frühling und herbste, einer öffentlichen untersuchung in der bey dem Waysenhause belegenen kirche muste unterworfen werden, der beyzuwohnen ein jeder einwohner dieser stadt die freyheit hatte: so wurde sie eben dadurch nach ihrer verfassung und nach ihrem 20 unterscheide von andern schulen bekannt, und die einrichtung derselben sowol überhaupt als die in derselben eingeführte lehrart insonderheit fand den beyfall des vernünftigsten theils der hiesigen einwohner, die mit vereinigtem herzen die gnädigste vorsorge unsers durchl. landesvaters für verlassene kinder und 25 waysen priesen und den herrn aller herren um die reicheste vergeltung und erhaltung des durchl. stifters dieser neu angerichteten schule anriefen.

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Die einwohner dieser stadt liessen es aber bey diesen wün30 schen nicht bewenden, sondern sie verbunden damit noch einen andern wunsch, der dahin ging, daß ihre kinder an den den waysenkindern durch die landesväterliche vorsorge des Herzogs unsers gnädigsten Herrn Durchl. verschaften vortheilen theil nehmen und mit ihnen gleichen unterricht geniessen möchten. 35 Dieser wunsch der stadt war auch Ihro Durchl. kaum bekannt geworden, als höchst dieselben gnädigst geruheten zu erlauben, daß auch andere und zum Waysenhause nicht eigentlich gehörige kinder in die Waysenhausschule aufgenommen werden möchten. Bald darauf fanden sich solche kinder, anfangs in geringerer,

hernach aber in grösserer anzahl ein, und es ist in kurzer zeit mit dieser schule dahin gediehen, daß sie jetzo eine der stärksten und zahlreichsten in dieser stadt ist.

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Die vermehrte anzal der schüler und schülerinnen dieser : schule machte eine vermehrung der lehrer nothwendig. Diese fand auch, ob sie gleich kostbar ist, keine schwierigkeiten, da es bey dieser schule keineswegs auf grosse vortheile für das haus, in dem sie gehalten wird, sondern insonderheit darauf angefangen ist, daß die jugend besser erzogen, unterwiesen und auf ihre noch 10 zukünftige umstände desto besser zubereitet werde. So wie sich daher die anzal der in dieser schule unterrichtet werdenden kinder vermehret hat, so ist auch die anzal der lehrer gestiegen, und sie wird künftig in eben diesem verhältnisse steigen. Jetzo arbeiten würklich ausser dem lehrer der französischen sprache 6 ordentliche lehrer an dieser schule, denen noch einige aus dem hier gleichfalls angelegten schulmeister-seminario zu hülfe kommen. Die schule hat dadurch den grossen und erheblichen vortheil erlanget, daß die jugend in derselben desto besser nach ihrer verschiedenen fähigkeit und erkenntniß sowol als nach ihren beson- 20 deren bestimmungen und den absichten der ihrigen getheilet, desto besser übersehen und desto geschwinder gefördert werden

kann.

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Ausser dieser vermehrung der lehrer hat diese schule noch 23 eine andere enthalten, die darinn bestehet, daß in derselben jetzo mehrere dinge getrieben werden als darinn anfänglich getrieben worden sind. Man hat von zeit zu zeit, so wie es die umstände der schule selbst erlaubeten und erforderten, etwas hinzugethan und wird damit auch künftig befundenen umständen nach fort- 30 fahren und diese schule immer gemeinnütziger zu machen suchen. Ausser der deutschen und lateinischen sprache wird jetzo die theologie, die mathematic nach allen ihren theilen, und insonderheit die mechanic und baukunst, die geographie, historie, die oeconomie, das briefschreiben, das zeichnen, das schreiben, rech- 35 nen und die französische sprache in derselben in verschiedenen classen gelehret.

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Nicht nur die kinder männlichen, sondern auch die kinder weiblichen geschlechts werden in dieser schule, wie wol

ganz ab

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