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WLADIMIR FREIHERR VON HARTLIEB.

Unendliche Stille webt und schwebt,
Als wäre die Erde ganz unbelebt,
Und Menschenglück und Menschenqual
Sind ausgelöscht von Berg und Tal

Durch Schlafes Macht

Zur Ruh gebracht,

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Und ich wachte diesen Morgen auf
Alle Äste waren steif und kahl,

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Grau die Luft, der Himmel wolkenfahl
Und der Tag fror froststarr.

Trübe glimmend durch den Nebeldunst
Rann der Sonne rötlichmatter Schein
An der Bäume totenhaft Gebein
Einer Wunde Blut gleich.

Und ich wachte diesen Morgen auf
Wie aus einem seligtiefen Schlaf
Meiner Träume Blütenfülle traf
Eine Sense hiebscharf.

Hock, Lyrik aus Deutschösterreich. II

161

ALMA JOHANNA KOENIG.

(Geboren 1889 in Prag.)

Traurige Ode.

Einsam bin ich. Es wob mir die spinnende Parze
Keinen Faden, dem andre sich goldig verflechten,
Nein, er flattert haltlos, wie sonnenbeglänztes

Spinnwerk des Herbstes.

Einsam bleib' ich. Es ward mir kein Häuschen gefüget,
Bunt von Blumen. Kein Herd mir vom Gatten errichtet.
Keines Kindes Gelalle grüßt mich und rufet der Mutter,
ach, keines Kindes!

Müde treib' ich hinab den Strom meines Lebens,
Rühre die Ruder nicht mehr. Wohin mich auch immer
Strömung treibt, oder Wind, oder Götterbeschließung,
ich will's erdulden.

Ruhiger rauscht schon der Fluß und rauscht die rinnende Welle
Meines brausenden Bluts. Schon seh' ich neblige Wiesen,
Treibend streift Zweige mein Boot und unter hängende Weiden
neig' ich den Scheitel . . .

MAX MELL. (Geboren 1882 zu Marburg in Steiermark.)

Sicheres Leben.

Da ich so liege auf belaubtem Hügel,
spür' ich mein Leben so, wie dort die Sonne
ganz leise rückt, wie Schatten leise rückt.
Nichts wird geschehn. O wie beruhigt bin ich,
Berge wie Hunde schlafend und doch wachsam,

der ewige Fluß, Brücke und Hausgebälk, dem bin ich hingegeben und es wird mir, als säh' ich auf dem Bug der schlanken Straße ganz weit, ganz klein Tobias und den Engel mit schönem Schritt in diese Landschaft treten.

Schlaflied für einen kleinen Faun.

Begehrlich lutscht dein dicker Mund
und bis ins Herz spür' ich den Zug.

Trink mich nur leer! werd' stark und rund!
Die andre Brust? Noch nicht genug?

Um deine Beinchen ist das Haar
noch allerliebst und seidenweich.
Wie klein ist noch dein Hörnchenpaar.
Du siehst so sehr dem Vater gleich.

Bist du einst zottig, stark und geil,
entspring und such' den großen Pan,
bei mancher Nymphe kurz verweil'
als sein getreuer Untertan.

Lulu, lulu, nun schlaf, schlaf ein.

Was kommt da Warmes? Nein, wie dumm.
Wie kann man so unartig sein?
Weinblätter her, ich leg' dich um.

Das Abendessen.

Seh' ich euch anders heut als täglich?
Des Vaters Kopf ist schon so grau.
Mutter legt vor. Lieb und beweglich...
wie lang noch: eine alte Frau!

Zwei kleine Schwestern noch am Tisch,

voll Unart, beineschlenkernd, laut und frisch.

Mich lieben sie so sehr und spüren
nicht, wie ich täglich weniger sprech'.
Und das ist gut. Schließt nur die Türen,
daß ihr nicht seht, wie ich zerbrech'.
Da kommt aus Mutters Aug' ein Wink,
daß ich mich gleich zum Lachen zwing'.

Aus Tiefen, die an mir gebildet,
kam dieser Blick, und ahnungslos
ist schon der nächste abgemildet
und deutet Ruh den Mädchen bloß.
Gaslampe, sing! Klappre, Geschirr!
Nichts rettet mich! Ich bin am Leben irr.

Und ess' hier wie in Kindertagen

noch reiner Gabe reines Brot,

und hat doch Gier mein Herz geschlagen

mit Lebenswahn, mit Sündennot.

Nur fort! Eingraben dieses Weh!

Ich küss' die Hand, steh' auf und grüß' und geh'.

ANTON WILDGANS.

(Geboren 1881 in Wien.)

Dienstboten.

Sie sind immer nur da, um zu dienen,
Niemand fragt sie nach ihrem Begehr.
So lang sie gehorchen, ist man zu ihnen
Freundlich so wie zu Fremden nicht mehr.

Sie wohnen mit uns im selben Quartiere,
Aber für sie muß der schlechteste Raum
Gut genug sein Für unsere Tiere
Sorgen wir zärtlicher als für ihre
Menschlichen Wünsche

Die kennen wir kaum.

Sie sind die Hände, die nie bedankt sind,
Wir wechseln sie aus wie den brüchigen Stahl
Einer Radachse. Wenn sie erkrankt sind,
Müssen sie aus dem Haus ins Spital.

Manchmal könnte ein Wort der Güte,
Ein Tag im Frühling, um auszuruhn,
In ihrem verdrossenen Gemüte
Eine verschämte schüchterne Blüte
Leise erwecken und Wunder tun.

So aber sind sie gewohnt, die Letzten
Bei allem, was freut und nottut, zu sein
Und werden wie alle Zurückgesetzten
Entweder gebrochen oder gemein.

Manche freilich, die haben ohne
Haß dem eigenen Leben entsagt,
Waren Mütter an fremdem Sohne,
Tragen eine heimliche Krone
Wie Maria die Magd.

Das große Händefalten.

Ein Gebet für Österreichs

Volk und Kämpfer.

Gewaltiger, dem alle sich befehlen

Und der auch unsrer Feinde Beten wägt,
Ein einzelner für Millionen Seelen,

Versuch' ich mich in Worten, schwer geprägt.

Und bin nicht mehr der abgewandte Dichter,
Der eigener und fremder Wehmut pflag,
Nein, eines Volkes Anwalt vor dem Richter,
Steh' ich vor dir an diesem jüngsten Tag.

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