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Im lichtbeglänzten Saal, der heiterprächtig
Zu Spiel und Tänzen Mann und Weib vereint,
Wie lieblich zeigt sich Eros dir! Er scheint
Ein sanfter Knabe, keines Arges mächtig.

Er ruft dich leis, du folgst ihm unbedächtig,
Auf leichtem Fittig gaukelnd lockt er fort.
Eh du es merkst, verwandelt sich der Ort,
Das Licht erlischt, der Weg wird mitternächtig.

Aus jener lächelnden Gestalt entbindet
Dämonisch riesengroß sich ein Gespenst,
Das dich zu seinen Füßen niederwindet;

Es faßt nach dir, begierergrimmten Strebens,
Ein Schauder weht dich an und du erkennst
Den unbarmherz'gen Schöpfer alles Lebens.

--

MARIA JANITSCHEK.

(Geboren 1860 zu Mödling bei

Wien.)

Die alte Jungfer.

Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
Ist sie erloschen und verblaßt.

In ihrem Stübchen sann sie und sann,

Bis ihr einsames Leben darüber verrann.

Keiner hat nach ihr die Hand ausgestreckt
Und die flügelgebundene Seele erweckt.

Keiner hat in der Sommernacht

Zu seligem Weinen sie gebracht.

Und doch flogen Locken auch ihr ums Gesicht,
Und ihre Augen glänzten jung und licht;

Und doch schlug auch ihr in verschwiegner Brust
Die Sehnsucht nach Sonne und Frühlingslust.

Niemand zu Liebe, niemand zu Last,

So ist sie erloschen und verblaßt.

MARIE EUGENIE DELLE GRAZIE. (Geboren 1864 zu Weißkirchen in Ungarn.)

Kindheit.

Ob der Reigen noch um die Linde geht

In meiner Heimat fern?

Des Zymbals tieftonig Gebrumm,

Der Geigen schluchzendes Warum?«

Ich hört' es gar so gern...

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Ob der Reigen noch um die Linde geht?

In weißen Blüten stand der Baum

Gekleidet wie in Schnee,

Und unten wandelte im Schritt

Der Reigen, und der Mond ging mit,

So hell, daß ich's noch seh'...

In weißen Blüten stand der Baum!

Nun hat das Leben mich gepackt,
Die heißersehnte Welt.

Im Kampf, der tobend mich umsaust,
Erwehr' ich mich der eh'rnen Faust,
Die mordend niederfällt

Nun hat das Leben mich gepackt!

Doch schleichen in das Dunkel sich
Gestalten, wie im Traum.

Von Stimmen klingt es, süß und leis,
Und Kleider flattern blütenweiß,

Und keusch bis an den Saum

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Sie schleichen in das Dunkel sich...

Ob der Reigen noch - um die Linde geht?

Dann leg' ich wohl die Hand

Vors Aug', und sinn' das Herz mir wund

Mein Leben, ach! für eine Stund'

In jenem Zauberland!

Ob der Reigen noch um die Linde geht...?

WOLFGANG MADJERA.

(Geboren 1868 in Wien.)

Auengeheimnis.

Es glomm die Au

Im Morgentau

Das war ein flimmernd Prangen!

Da küßt' ich Mündlein und Wangen

Der liebsten und der schönsten Frau,

Die je durch Wies' und Busch gegangen.

Und als die Au

Im Dämmergrau

Schlief sommernachtbefangen,

Da ist voll Lust und Verlangen

Ihr Traum von meiner süßesten Frau

In Duft und Mondschein aufgegangen.

Wie stumm die Welt!

Im Laubgezelt,

Wo wir uns jubelnd umschlangen,
Johanniswürmchen hangen,

O wären wir jetzt einander gesellt!

O kämst du auf leisen Sohlen gegangen!

ENRIKA VON HANDEL-MAZZETTI.

(Geboren 1871 in Wien.)

Gebet.

Herr Gott, der du thronst in Sternenklarheit
Über dem Land,

Deiner Lenden Gürtel Wahrheit, Wahrheit

Dein Gewand.

Herr! durchleuchte mich mit deinem Lichte

Göttlich klar,

Was da Lüge ist in mir, vernichte,

Mach' mich wahr.

Herr, der du in Liebe ruhst verkläret,

Ewig mild,

Sieh, mein armes Herz ist ganz verkehret,

Hart und wild.

Stoß von meinem Herzen, Herr, die Rinde,

Mach' es zart,

Härte, Härte ist die größte Sünde,

Teufelsart.

Vater mein, du gabst meinem Geist den Funken,
Und er schafft.

Dein die Kraft! O laß mich niemals prunken!

Dein die Macht und Kraft!

Hock, Lyrik aus Deutschösterreich. 9

Adle meinen Geist, sein Sinnen und Weben

Wahre rein!

Oder nimm den Geist - doch nimm zugleich mein Leben, Vater, Vater mein!

PETER ALTENBERG.

(Geboren 1862, gestorben 1919 in Wien.)

Gedichte an Ljuba.

Was kann er für sie tun?!?

Was kann ich für dich tun?!?

Ich kann auf dem Spaziergang deinen Mantel tragen ich kann dich, wie du gestern schliefest, fragen.

Ich kann, wenn man dir widerspricht, mit meinem Blicke sagen: »Du hast recht, nur du!«

Ich kann, wenn du nicht da bist, bedrückt und kränklich

ich kann vor Glück erbeben, trittst du ein

sein

Ich kann mein Opernglas dir leihen im Theater

und Komplimente über seine Tochter machen deinem Vater. Ich kann dir süße Mandarinen bringen,

und manche kleine Aufmerksamkeit wird mir gelingen.

Mein Herz jedoch wird unerbittlich fragen, ohne zu ruhn:

D

Was kann ich für sie tun?! ?«

Und endlich stirbt die Sehnsucht doch.

Und endlich stirbt die Sehnsucht doch
wie Blüten sterben im Kellerloch,
die ewig auf ein bißchen Sonne warten.
Wie Tiere sterben, die man lieblos hält,
und alles Unbetreute in der Welt!

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