BETTY PAOLI. (Geboren 1815 in Wien, gestorben 1894 in Baden bei Wren.) Wandlung. Willst du erschaun, wie viel ein Herz kann tragen, O blick' in meins! So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen, War wohl noch keins. Doch mitten in den wütendsten Orkanen Erhob ich mich, Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen Wie stark war ich! Wie ward mir doch nur so mit einem Male Die Kraft geraubt? Es trotzte mutig dem Gewitterstrahle Mein stolzes Haupt, Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen: »Ich liebe dich!« Da sank ich still und weinend dir zu Füßen Wie schwach bin ich! Was du mir bist. Was du mir bist? O frage Blumenkelche, Der Mittler bist du mir, der von Zerwürfnis Abschluß. Es hat mein Herz an deiner Brust geschlagen, In meinem Dunkel sah ich's herrlich tagen, Nach jener Stunde, jener himmlisch reinen, Kann nichts mehr süß und nichts mehr bitter scheinen. Herbstgefühl. Jetzt, da von kalter Lüfte Schauern Er war so schön mit seinen Rosen, Mir aber floß ein Born der Tränen Und jetzt erst, da entlaubt die Bäume, Reut mich's, daß ich die Frühlingsträume So werd' vielleicht in künft'gen Tagen, O jetzt schon fühl' ich's, wie die Frage Meine Grabschrift. Die hier im dunkeln Grabesschoße ruht, Nach langen Kampfes Mühsal und Beschwerde, War sie ein Doppellaut von Schlimm und Gut. Nichts unterschied sie von der großen Schar, ADA CHRISTEN. (Geboren 1844, gestorben 1901 in Wien). Ach, nur einmal möcht' ich sinken Ach, nur einmal so dich sehen, Was schon war und was noch ist. Ich sehne mich nach wilden Küssen, Nach wollustheißen Fieberschauern; Ich will die Nacht am hellen Tag Nicht schon in banger Qual vertrauern. Noch schlägt mein Herz mit raschem Drang, Nichts mehr. Nicht mehr die heißen, süßen Küsse, Nichts mehr von allen jenen Wonnen, Wiedervereinigung. Küsse mich, denn, ach! sie bluten Laß mich von den süßen Lippen Von dem Himmel deiner Augen! FERDINAND VON SAAR. (Geboren 1833, gestorben 1906 in Wien.) Nun ist das Korn geschnitten Nun ist das Korn geschnitten, Verblüht ist und verklungen, Das ist, o Menschenseele, Des Sommers heil'ger Ernst, Daß du, noch eh er scheidet, Dich still besinnen lernst. Herbst. Der du die Wälder färbst, Sonniger, milder Herbst, Schöner als Rosenblühn Dünkt mir dein sanftes Glühn. Nimmermehr Sturm und Drang, Tiefer Erfüllung Ruh. Aber vernehmbar auch |