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TRISTAN.

HERAUSGEGEBEN

VON

REINHOLD BECHSTEIN.

ERSTER THEIL.

FAB

1505.

LEIPZIG:

F. A. BROCKHAUS.

1869.

18721

Man. 12.

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EINLEITUNG.

Anmuthig und von künstlerischer Schönheit wie keine zweite Romandichtung des deutschen Mittelalters ist der Tristan Gottfried's von Straßburg; in keiner waltet ein solch wunderbarer und seelenvoller Einklang zwischen Inhalt und Form. Mangelt diesem Dichter die schlichte Einfachheit und edele Klarheit seines Genossen und Vorbildes Hartmann von Aue, ist er weit entfernt von der sittlich ernsten Strenge und großartigen Hoheit seines Widersachers Wolfram von Eschenbach, so ist er einzig und unübertroffen im leichten Flusse der Rede, im geistreichen und zierlichen Spiele der Worte, Gedanken und Bilder, in der einschmeichelnden und zauberisch ergreifenden Kunst der Seelenmalerei. Schon von den Zeitgenossen und nächsten Nachkommen wird sein Genius bewundert und gepriesen, und über ein Jahrhundert lang findet seine Dichtersprache bewusste und unbewusste Nachahmung. Mit dem sinkenden Mittelalter wird sein Name vergessen, aber mit dem Erwachen der deutschen Studien feierte auch Gottfried nach langem Schlummer seine Wiedergeburt. Nicht nur aus literargeschichtlichem Interesse und um der Belehrung willen vertiefen wir uns in sein Gedicht. Wer vor

urtheilslos sich ihm nähert, aber empfänglich ist für die Poesie unserer Vorzeit, der wird unwillkürlich in hohem Maße gefesselt und findet reichen ästhetischen Genuß. Ja Gottfried ist auch lebendig für die Gegenwart gewonnen; denn mancher Dichter hat sich ihn zum Vorbild auserkoren.

Daß es dem Dichter des Tristan mit seiner ausgeprägten Eigenart zu seiner Zeit nicht an feindseligen Gegnern gefehlt habe, das dürfen wir auch ohne bestimmte äußere Zeugnisse annehmen und schließen es aus einzelnen Andeutungen. Auch

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