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den Schranken des Mittelalters nicht mehr zu finden: wie auch das Tridentinische Concil hiefür gar nichts leistet. Die Kraft der Theologie, welche die zwei Naturen als einen Dualismus faßt, und aus ihrem Bereiche wie aus dem Gebiet ihrer Vermögen und Funktionen die Einheit verweist, sie also nur in das Gebiet des Ich verlegt, versagte ihre weiteren Dienste. Kehrt doch die Schwierigkeit, wie die göttliche Natur mit der menschlichen zusammengehen könne, wenn sie unendlich verschieden sind, ganz wieder, wenn auch die Frage so gestellt wird: wie kann es die göttliche Hypostase? Und selbst wenn die göttliche Hypostase ohne die Natur also das göttliche Jch ohne die göttlichen Eigenschaften die menschliche Natur annehmen oder in sich einpflanzen. sollte, wie Thomas meint, so ist nicht zu sehen, wie solches Ich mit der menschlichen Natur sich vereinigen könne, wenn diese absolut verschiedener Art ist. Die Hauptsache aber bleibt, daß fast alle Scholastiker bekennen, die Menschwerdung sage eigentlich nicht für Gott etwas Besonderes, Neues aus, sondern nur eine eigenthümliche Beziehung der menschlichen Natur in Christus zu dem allgegenwärtigen, ewig unveränderlichen Logos, der außer ihr wie in ihr ist. Diese eigenthümliche Relation der Menschheit Christi zum Logos konnte dann entweder darin bestehen, daß die menschliche Natur nur im Logos ihre Persönlichkeit hat, und das führt zum Nihilianismus. Oder darin, daß in Christus die menschliche Natur sich in einziger Weise activ zum Logos verhält, nemlich vollkommen gehorsam und daran die vollkommene Empfänglichkeit für ihn hat, was zum Adoptianismus zurückführt.

e. Aus diesem Schwanken zwischen Adoptianismus und Nihilianismus findet die alte Form der unio hypostatica keinen Ausweg. Die Vorandeutung des Fortschritts ligt in der bei einigen Scholastikern besonders aber bei den Mystikern sich findenden Lehre, daß die Hypostase des Sohnes nicht blos die Menschheit nicht beraube, auch nicht blos eine Ehre für sie sei, sondern daß das Verlangen der menschlichen Natur nach Persönlichkeit in der Person des Sohnes überschwängliche Sättigung finde. Nur daß wie gesagt dieses noch nicht frei ist von der Vorstellung, daß durch Negieren und Uebersteigen ihres eigenen Begriffes, durch

Entzückung u. s. f. f. die Vollendung des Menschen erreicht werde, was Nicol. von Tusa zu systematisiren und zu firiren gesucht hat.

Es war der Reformation vorbehalten, der unio hypostatica eine Wendung zu geben, welche sowohl die göttliche Person der menschlichen Natur bestimmter aneignete, als auch für die Einheit das Gebiet der Wirklichkeit der Naturen, ihre Kräfte und Eigenschaften (idiomata) zurückforderte.

Erste Epoche

der zweiten Periode.

Vom Jahre 381 bis zur Reformation.

Die Zeit des einseitigen Uebergewichtes der göttlichen Seite über die menschliche in Christi Person.

Erster Abschnitt.

Die Feststellung der beiden Seiten in Christus als zweier wesensverschiedener Naturen in Einer Person.

Bom Constantinop. Concil im J. 381 bis zum Chalcedonenfischen im J. 451.

Erstes Kapitel.

Die antiochenische Christologie. Diodor v. Tarsus. Theodor v. Mopsvestia. Neftorius.

Die Blüthezeit der antiochenischen Schule und ihr größefter kirchlicher Einfluß fällt in unsern Abschnitt, theils durch Männer wie Diodor, Theodor, Nestorius u. A., theils durch den Sieg ihrer Richtung über den Apollinarismus. Ihre Kraft ligt aber nicht auf Seiten theologischer Speculation; sie verhält sich zur Trinitätslehre auch in ihrer christologischen Beziehung traditionell, ohne Zweifel in aller Aufrichtigkeit. Ihr Schwerpunkt und ihre schöpferische Kraft ligt auf Seiten der Anthropologie (Diodor z. B. hat den Manichäismus und Fatalismus bekämpft) überhaupt auf der historischen und empirischen Seite: doch dieses so, daß namentlich Theodor v. Mopsvestia auch zu einer spe= culativen Gestaltung des Weltbegriffs fortschreitet, den er für seine sehr eigenthümliche Christologie verwendet.

Doch bevor wir zum Einzelnen fortgehen, lohnt es auf die syrische Kirche im Allgemeinen einen Blick zu werfen, deren Geschichte, noch vielfach dunkel, immer mehr die gerechte Aufmerksamkeit auf sich zieht und ohne Zweifel in den nächsten Jahren noch manche Aufhellung zu erwarten hat 1).

Die syrische Kirche zerfällt in zwei Haupttheile. Der westliche mit Antiochia als Mittelpunkt hat die Städte Hierapolis, Laodicea, Emesa, Samosata, lauter Namen, die uns schon durch namhafte Männer repräsentirt sind. In der östlichen syrischen Kirche sind die Hauptpunkte Edessa und Nisibis im obern Theil Mesopotamiens; Seleucia, Ctesiphon, Babylon im südlichen. In beiden Theilen des östlichen waren überaus zahlreiche jüdische ↳ Man erinnere fich an die neueren Untersuchungen über die ignatianischen Briefe, die sich an die kürzeste, syrische von Cureton aufgefundene Recension anschlossen, namentlich an die Arbeiten von Bunsen, Ritschl, Weiß, andererseits Baur und Uhlhorn. Auch der neue pseudonyme Fund aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts, 'Ngiyévovs piλooogéμɛva ed. Miller, bringt viele neue Aufschlüsse über die geistigen Bewegungen in der fyrischen Kirche der ersten Jahrhunderte, und Bunsen in seinem Werke: Hippolytus und seine Zeit Bd. I. 1852. hat mit Recht auf die große Bedeutung dieses Werkes für Kritik und Geschichte aufmerksam gemacht. Der historisch kritische Standpunkt für die Christologie, den unser erster Band einnahm, hat durch diese unerwartete Entdeckung eine reiche Bestätigung gefunden, namentlich auch der wichtige Saß, daß in der alten christlichen Kirche nie eine ebjonitische Chriftologie herrschend war, allerdings aber lange und weit verbreitet eine trinitätlose Lehre von Christi Gottheit fich vorfand, also ein Monarchianismus, der Anfangs dem Patripassianismus ähnlich, allmählig dem Sabellianismus fich zuneigte (Sec. 3.) nachdem im zweiten Jahrhundert die Logoslehre in ihrer Entwicklung keine ausdauernde Widerstandskraft gegen ihn bewährt hatte. — Weitere Ausbeute in Betreff der syrischen Kirche fteht noch zu erwarten, wenn es gelingt, die syrische Kirchenver: fassungsgeschichte theils mittelst des antiochenischen Tertes der apoftolischen Konstitutionen, theils mittelst der im brittischen Museum enthaltenen Schäße aus der alten syrischen Literatur herzustellen, was auch für die Pseudo-Clementinen neues Licht verspricht. Vgl. Bunsen: Hippolytus I., 418 ff. Bickell: Geschichte des Kirchenrechts 1843. S. 63. 185 f. 215 ff.

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Kolonieen; im nördlichen um Christi Zeit eine jüdische Königsfamilie. Schnell und still schlug das Christenthum hier Wurzel ?) und fand in Edessa und Nisibis Stätten höherer gelehrter Bildung, so daß schon im zweiten Jahrhundert ein Fürst Abgarus von Edessa, der von 152-187 regierte, und ein Freund des Bardesanes war, sich dem Christenthum zuwandte ). Was daher oben Band I, 144. 145. über Antiochien und die alte Blüthe der westsyrischen Kirche gesagt ist, gilt in ähnlichem Maaß vom zweiten Jahrhundert an auch von der oftsyrischen, die mit Armenien und Persien in näherer Verbindung stand und oft auch die assyrische heißt. Durch die um die Mitte des zweiten Jahrhunderts schon vorhandene syrische Uebersehung des N. T., durch alte christliche Hymnologie, Ausbildung des Kultus und der Verfassung muß dort frühe das Christenthum nationale Gestalt angenommen haben. Das rege Leben in der syrischen Christenheit des zweiten Jahrhunderts beweisen auch die zahlreichen gnostischen Erscheinungen ), die Werke des Theophilus von Antiochien und Tatians, (des Assyrers d. h. östlichen Syrers mit den Encratiten) dessen Diatessaron wie die Commentare des Theophilus und Serapion ein erwachtes Schriftstudium darthun. Die mesopotamischen Bischöfe sollen ihre Ordination Anfangs in Antiochia, dann in Jerusalem genommen haben, was wenigstens einen Wink für die innere Geschichte des Geistes der dortigen

2) Nach der Tradition durch Adäus und seine Schüler Aghäus und Maris.

3) Nach Münzen mit dem Kreuzeszeichen Assemanni Bibl. Or. I, 423. Wichelhaus, de Novi Test. Versione Syriaca antiqua, quam Peschitho vocant LL. IV. 1850. S. 50 ff. Wichelhaus nimmt als Entstehungsort der Peschito Nisibis an.

*) Auch viele Apocryphen haben ihren Ursprung in den syrischen Gegenden. Ferner erinnere man sich an die fruchtbare ignatianische Literatur; sodann an die Minäer f. v. Bd. I, 305, oder Nazoräer, die wahrscheinlich auch auf Oftsyrien weisen; sodann Bd. I, 442. 443. an den Lehrer des Clemens v. Aler. aus Assyrien und den aus Cölesyrien; an die Excerpta Theodoti I, 505 ff. mit den Melchisedekianern. Im dritten Jahrhundert ist diese Kirche Oft-Syriens auch als Brücke des Manichäismus wichtig, dem fich besonders der Armenier Archelaus entgegenstellte.

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