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Einleitung.

Die vollen Töne heiliger Dichtkunst, die in den Psalmen erklangen und lange Jahrhunderte die Israeliten getröstet und begeistert hatten, fanden im Christentum mächtigen Wiederhall. In der morgenländischen und abendländischen Kirche erscholl der Psalmengesang bald in aller Munde.

Schon frühzeitig bildete er einen Teil der öffentlichen Liturgie, wofür der bekannte Bericht des jüngern Plinius an Kaiser Trajan über die Christen in Bithynien,,carmina Christo dicunt secum invicem" eines der ersten Zeugnisse enthält. Nach Athanasius, epist. ad Marcell. Basilius, und epist. 63 ad Neocaes, kannten ihre Kirchen einen yaλμòc òpepivóc (matutinus, ps. 62), einen ψαλμὸς ἐπιλυχνιός (vespertinus, ps. 140) und einen ψαλμὸς ἐξομολογήσεως (poenitentialis, ps. 50), und Augustinus erwähnt (sermo 163 de temp. confess. 9, 12), dass in der afrikanischen Kirche bei Taufen der Ps. 117, bei Beerdigungen der Ps. 100 gesungen wurde (Kraus, Realencyklopädie der christl. Altertümer, Freiburg 1886. 2, S. 665 f.). Auf Augustinus selbst hatte der Psalmengesang, der ihm in der Kirche zu Mailand in seiner vollen Erhabenheit entgegengetreten war, den mächtigsten Eindruck gemacht. Er beschäftigte sich sein ganzes Leben hindurch mit dem Studium der Psalmen, um sich immer mehr in ihren geheimnisvollen Inhalt zu vertiefen, was der reichhaltige Kommentar beweist, den er zur Erklärung derselben grösstenteils in Form von Predigten geschrieben hat (Ziegler, die lat. Bibelübersetzungen vor Hieronymus. München, 1879, S. 70). Diesen Enarrationes in psalmos sind die ergreifenden Lektionen der Hebdomada maior im römischen Breviere entnommen.

Es ist selbstverständlich, dass in den Tagen des jungen Christentums, in jenen Zeiten der hohen religiösen Begeisterung, der Gebrauch der Psalmen zu Gebet und Gesang auch ausserhalb des öffentlichen Gottesdienstes überaus häufig war. Alle Gefühle, welche die Bekenner der neuen Lehre bewegen mochten, da erbitterte Kämpfe und blutige Verfolgungen wider sie heranstürmten, fanden in jenen alten Liedern den entsprechendsten Ausdruck, vor allem das innige Rufen des Herzens nach höherer Hilfe, das feste Vertrauen auf herrlichen Sieg. Athanasius (Apolog. 2, 334 ed Paris.) und Ambrosius (epist. 33 ad Marcellinam soror.) erzählen von solchen Augenblicken der Verfolgung und Gefahr, in denen der Psalmengesang Mut und Zuversicht in die Seelen der Christen goss. Die Sitte des Friedens schildern Tertullian (ad uxor. 2, 9), der von den christlichen Gatten rühmt:,,sonant inter duos psalmi et hymni et mutuo se provocant, quis melius deo suo canat," und der hl. Hieronymus, der (epist. 50 ad Paulin.) David,,Simonides noster, Pindarus et Alcaeus, Flaccus quoque, Catullus et Serenus" nennt, zeichnet (epist. 17 ad Marcell.) ein Idyll aus Bethlehem:,,in Christi villa extra psalmos silentium est; quocunque te vertas, orator stivam tenens alleluia decantat, sudans messor psalmis se

II

avocat, et curva adtendens vites falce vinitor aliquid Davidicum canit." Diese bevorzugte Stellung im religiösen Leben haben die Psalmen auch durch das ganze Mittelalter bis in die Neuzeit beibehalten, wie die unzähligen Gesang- und Gebetbücher beweisen, die den Inhalt derselben mehr oder minder verändert wiedergeben, ganz abgesehen davon, dass es den Hauptbestandteil des schon seit dem 4. Jahrhundert nachweisbaren Breviergebetes bildete.

Was nun die alten Übersetzungen der Psalmen in die lateinische Sprache, das Psalterium vetus (die Bezeichnung,,Psalterium der Itala" ist nicht zutreffend, vgl. Ziegler, die lat. Bibelübersetzungen u. s. w.) angeht, welche die griechische Übertragung der Septuaginta zur Grundlage hatten, so lässt sich kaum annehmen, dass nicht auch auf sie die bekannten Worte des hl. Augustinus (de doctr. christ. 2, 11):,,qui scripturas ex Hebraea lingua in Graecam verterunt, numerari possunt, Latini autem interpretes nullo modo" ihre Anwendung fanden. Man hat dem Psalter damals gewiss nicht weniger Aufmerksamkeit zugewendet als in späteren glaubensärmeren Zeiten, die eine sehr grosse Anzahl nur deutscher Übersetzungen der Psalmen von Notker Labeo bis in unsere Tage aufzuweisen haben (Hoffmann, die altdeutschen Handschriften zu Wien. Leipzig 1841. Kehrein, Geschichte der deutschen Bibelübersetzung vor Luther. Stuttgart 1851. Falk, die Druckkunst im Dienste der Kirche. 1879).

Freilich klangen in jenen alten lat. Übersetzungen andere Laute und Worte, als der Mund und das Ohr des vornehmen und gebildeten Römers gewohnt waren, nämlich die Sprache des Armen und Niedrigen, für den ja das Christentum zuerst zur frohen Botschaft wurde und zu dem auch der Reiche und Hochgestellte, vom Geiste der neuen Lehre (Minucius Felix Octav. 36, 4,,quod pauperes dicimur, non est infamia nostra, sed gloria") durchdrungen, in Demut und Entsagung herabsteigen wollte. Diese Volkssprache, die von Urbanität nichts. wusste, aber an Formen und Wörtern reicher war, indem sie nicht nur manches aus der ar chaischen Zeit treu bewahrte, sondern auch in lebensfrischer Fortentwicklung neue Bildungen vornahm (Ziegler, die lat. Bibelübersetzungen u. s. w. S. 128), erschien vielen des erhabenen Inhaltes der hl. Schriften allein würdig. Denn,,pompa ista sermonis", sagt Arnobius (adv. gent. I, 59 p. 42 ed. Franc. Oehler),,et oratio missa per regulas concionibus, litibus, foro iudiciisque servetur deturque illis immo, qui voluptatum delenimenta quaerentes omne suum studium verborum in lumina contulerunt." Mit gleicher Entschiedenheit äussert sich Ambrosius in Luc. 2, 42,,si ipsi philosophi ...., qui totos dies in disputatione consumunt, minus Latinis et receptis usi sermonibus sunt, ut propriis uterentur, quanto magis nos neglegere verba debemus, spectare mysteria, quibus vincit sermonis vilitas, quod operum miracula divinorum nullis venustata sermonibus veritatis suae lumine refulserunt." Dass auch das praktische Bedürfnis, das Verlangen, dem Volke klar und verständlich zu werden, dazu nötigte, sich der Vulgärsprache zu bedienen, zeigt u. a, die Bemerkung des hl. Augustinus, die er zu Ps. 36, 26 machte:,,feneratur quidem Latine dicitur et qui dat mutuum et qui accipit; planius hoc autem dicitur, si dicamus fenerat. quid ad nos quid grammatici velint? melius in barbarismo nostro vos intellegitis, quam in nostra disertitudine vos deserti eritis.“

Trotz der täglichen Benützung der Psalmen zum Gebete und Gesange verhinderten wieder allerlei Umstände, dass die Übersetzungen zu zahlreich, die Texte zu verschieden wurden; so die Forderung der Kirche an den Klerus, sich eine genaue Kenntnis des Psalteriums zu

erwerben, die Notwendigkeit, dass beim gemeinsamen Gottesdienste die Worte übereinstimmen. mussten, endlich die Rücksicht auf Gewohnheit und Herkommen, wofür Augustinus de doctr. christ. 2, 20 ein Beispiel bietet :,,illud etiam quod auferre non possumus de ore cantantium populorum (ps. 131, 18): super ipsum autem floriet sanctificatio mea, nihil profecto sententiae detrahit; auditor tamen peritior mallet hoc conrigi, ut non floriet, sed florebit diceretur; nec quicquam inpedit conrectionem nisi consuetudo cantantium." Aber im 4. Jahrhundert hatte sich die Zahl und Verschiedenheit der Bibelübersetzungen derart gesteigert, dass mancherlei Missstände eintraten und Papst Damasus sich genötigt sah, die Bibeltexte durch den hl. Hieronymus verbessern zu lassen (Kaulen, Geschichte der Vulgata Mainz, Kirchheim 1868, S 145 ff). Mit allen Mitteln der Gelehrsamkeit ausgerüstet und von einem unermüdlichen Eifer getrieben, begann Hieronymus um das Jahr 382 sein mühevolles Werk. Da er hierbei die Bücher der hl. Schrift in der Reihenfolge bearbeitete, wie es das Bedürfnis verlangte, so erschienen zuerst das revidierte Neue Testament und noch im nämlichen Jahre 383 der Psalter. Den Text des letzteren änderte er mit grosser Zurückhaltung.,,ne nimia novitate lectořis studium terreremus." epist. ad Sun. et Fretel. Diese Ausgabe der Psalmen, die Hieronymus in der praefatio ad libr. psalm. (Migne 29 p. 118) mit den Worten erwähnt:,.psalterium Romae dudum positus emendaram et iuxta Septuaginta interpretes, licet cursim, magna illud ex parte conrexeram," liess Damasus sofort zu Rom in die Liturgie einführen, und sie bekam wohl aus diesem Grunde den Namen Psalterium Romanum. In Rom blieb sie bis auf Pius V. (1566—72) in ununterbrochenem Gebrauche, wo die Vulgata an ihre Stelle trat. Jedoch behielt man in der St. Peterskirche und im ambrosianischen oder mailändischen Ritus das Psalterium Romanum fortwährend bis heute bei; in der Dogenkapelle zu Venedig wurde es erst im Jahre 1808 aufgegeben, und das römische Brevier bewahrt im sogen. psalmus invitatorius, ps. 94, eine Erinnerung daran, während das Officium in Epiphania Domini diesen Psalm in veränderter Über. setzung bietet.

Über das Schicksal seiner ersten Ausgabe der Psalmen berichtet Hieronymus in der praefatio ad lib. psalmorum:,,quod (psalterium) rursum videtis, o Paula et Eustochium, scriptorum vitio depravatum plusque antiquam errorem quam novam emendationem valere." Inzwischen war der Heilige, welcher nach dem Tode des Papstes Damasus Bethlehem zu seinem beständigen Wohnsitz gewählt hatte, durch Erlernung der hebräischen Sprache zu seinen kritischen und exegetischen Arbeiten noch in höherem Masse befähigt worden. Seiner neuen Thätigkeit verdankt eine zweite Rezension der Psalmen ihre Entstehung, die sich genau an den hexaplarischen Text des Origines anschloss und durch Obelen und Asterisken den Unterschied zwischen dem griechischen und hebräischen Text bezeichnete. Von dieser zweiten Ausgabe spricht Hieronymus ausser in der praefatio ad libr. psalmor. bei mehreren Veranlassungen, am deutlichsten in dem Briefe an die beiden getischen Priester Sunnia und Fretela, die ihm verschiedene Fragen über abweichende Lesarten der Psalmen vorgelegt hatten (Migne 29 p. 155). Hier heisst es u. a.:,,... aliam editionem Septuaginta Interpretum, quae et in éanλoîc codicibus reperitur et a nobis in Latinam sermonem fideliter translatum est" Das neue Psalterium, das Gallicanum, wurde zuerst in der Kirche Galliens allgemein eingeführt und zwar durch die Bemühungen des hl. Gregor von Tours, wenn Walafrid Strabo genau unterrichtet war (de rebus ecclesiasticis 25: psalmos autem cum secundum Septuaginta Interpretes Romani

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