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Satzform als die Einheit u. s. w.; sie schafft auch die Mythologie, indem sie von ihr selbst gebildete Begriffe zu Eigennamen befestigt; sie gehört als terminus in die Psychologie, in der Sprachlehre ist sie nur als Grund unzähliger Erscheinungen in Betracht zu ziehen. Wie die Namen der Mythologie metonymisch gebraucht werden, besprachen wir schon oben (p. 64); aber aufser den legitimen Gottheiten wurden nach dem Vorgang Homers und Hesiods (cf. Herod. II, 53) für den einzelnen Fall auch neue geschaffen. Bei den Alten ist der Übergang zu ernst gemeinter Personifikation oft unmerklich. Dike, Nemesis, Peitho sind Gottheiten; die virtus bei Horatius (III, 2, 17 sq.): „recludens immeritis mori coelum", oder die dostá - „αévε“ bei Aristoteles: „an die Tugend" sind als Gottheiten vorgestellt; in der Komik auch die Δωρώ (Ar. eq. 529), oder ὦ παμβασίλει' Απαιόλη (id. nub. 1151); bei den Neueren ist das Bewusstsein, dafs man mit Produkten der Phantasie zu thun hat, und mit Wirkung erheben wir Abstrakta nur zu menschlicher Persönlichkeit, wie Schiller (Braut v. Messina): „Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe liegt er gelagert am ruhigen Bach.“

Was die zweite Art anlangt, so bemerkten die Alten, dafs die Verhüllung des Ausdrucks in der Allegorie, durch welche sie der Dunkelheit und der Nacht gliche (τῷ σκότῳ καὶ τῇ νυκτί), Furcht erregend sei (πᾶν γὰρ τὸ ὑπονοούμενον φοβερώτερον), und so werde sie passend bei Drohungen verwandt, wie Dionys den Lokrern sagte: ὅτι οἱ τέττιγες αὐτοῖς ᾄσονται χαμόθεν statt ὅτι τεμεῖ Tv Aozoida, ebenso bei den Mysterien. (Demetr. de el. § 99 sq. Sp. Vol. III, p. 284 sq.) Gregor. Cor. (l. c. p. 216) sagt, man spreche in Allegorieen aus Scham, oder Behutsamkeit (di evλáßeuav î di alozývŋy); Georg. Choer. (1. c. p. 244) fügt hinzu: oder des würdig Feierlichen wegen (did oeuvórηta).

Dahin gehören z. B. die Abschiedsworte des Catilina bei Sall. (c. 31): incendium meum ruina restinguam; Vofs (Luise, Id. I.): ,,Schnippisches Kuckindiewelt! Nur gut, dafs der Dirne Geburtstag Einmal im Jahre nur kömmt, sonst wüchsen die Bäum' in den Himmel"; Sprichwörter, wie: „der Apfel fällt nicht weit vom Stamme"; ", der Zopf, der ihm anhängt“; „der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht"; ", avaleur de charrettes ferrées (Renommist)“; „manger son blé en herbe (sein Vermögen vorausverzehren)"; mit Würde gedenkt Wallenstein bei Schiller (Wallst. Tod) seiner Person im Unglück: Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen: Da steh' ich, ein entlaubter Stamm; doch innen

Gerber, die Sprache als Kunst. II. Band. 2. Aufl.

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sich geboren."

im Marke lebt die schaffende Gewalt, die sprossend eine Welt aus Ebenso im Unglück sagt Wolsey bei Shakesp. (Henry VIII, 3, 2): The King has cur'd me, I humbly thank his grace; and from these shoulders, These ruin'd pillars, out of pity, taken a load would sink a navy. - Keck aber energisch Tieck (Fortunat III):

Ja „Kamt-ihr-gestern" ist Geschwisterkind

Mit dem verruchten Balg „Ein Andermal".

Die Lumpenwirtschaft stammt von „Lug und Trug",
Und Kargheit" säugte sie an schlaffen Brüsten;
Wohin man kommt, sind die Unholde da

Mit ihrem dummen Zähnefletsch und Grinsen.

Dahin gehört auch bei Schiller (Gl.): „Da zerret an der Glocke Strängen der Aufruhr, dafs sie heulend schallt". - Shakespeare hüllt oft den Ausdruck höchster Leidenschaft in Allegorie, wie z. B. (Oth. IV, 1): Ay, let her rot, and perish, and be damned to-night; for she shall not live: No, my heart is turned to stone, I strike it, and it hurts my hand; oder (King Rich. I, 2): Be Mowbray's sins so heavy in his bosom, that they may break his foaming courser's back, and throw the rider headlong in the lists!

Da ein Bild anschaulicher ist, als eine abstrakte Darstellung, so kann wohl auch die Allegorie zur Verdeutlichung angewandt werden. Lessing (Anti-Goeze, 2) sagt von seinem Stil, dafs er ,,seine Erbsünde" sei: „er verweilt sich bei seinen Metaphern, spinnt sie häufig zu Gleichnissen, und malt gar zu gern mitunter eine in Allegorie aus"; und dafs er allerdings, durch die Phantasie, mit auf den Verstand seiner Leser zu wirken suche, und es nicht allein für nützlich, sondern auch für notwendig halte, Gründe in Bilder zu kleiden" (Anti-G. 8). Die Allegorieen dienen. allerdings nur dem Affekt, wenn Lessing z. B. sich gegen Klotz richtet (Briefe antiq. Inh. 54): „Mein wertester Herr, ein anderes ist, einem Weihrauch streuen; und ein anderes, einem - das Rauchfals um den Kopf schmeifsen. Ich will glauben, dafs es Ihre blofse Ungeschicklichkeit im Schwenken des Rauchfafses ist: aber ich habe demohngeachtet die Beulen, und fühle sie." — „Es kitzelt mich freilich, mich von Ihnen unter die Zierden Deutschlands gezählt zu sehen aber nun genug mit dem Kitzeln: denn sehen Sie, ich mufs mich schon mehr krümmen, als ich lachen kann. Oder denken Sie, dafs meine Haut Elephantenleder ist?

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Sie werden mich tot kitzeln."

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,,Sie preisen die Felsenkluft wohl nur des Wiederhalles wegen." „Sie schneiden den Bissen nicht für meine, sondern für Ihre Kehle; was mir Würgen verursacht, geht bei Ihnen glatt herunter.“ Wenn das ist, mein wertester Herr, so bedauere ich Sie, dafs Sie an den Unrechten gekommen." „Den Ball, den ich nicht fangen mag, mag ich auch nicht zurückwerfen." — Aber als Grund steht z. B. die Allegorie (A.-G. 1): Wie, weil ich der christlichen Religion mehr zutraue, als Sie, soll ich ein Feind der christlichen Religion sein? Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?" wozu (A.-G. 6) Hieronymus citiert wird, der, in ähnlicher Lage wie Lessing ähnlich sagte: 0 impudentiam singularem! Accusant medicum, quod venena prodiderit! Dafs Allegorieen formelhaft werden können, bemerkte schon Quintilian. Er sagt (VIII, 6, 51): ceterum allegoria parvis quoque ingeniis et cotidiano sermoni frequentissime servit. nam illa in agendis caussis jam detrita „partem conferre" et "jugulum petere" et sanguinem mittere" inde sunt, nec offendunt tamen; so bei uns vom Zahn der Zeit verzehrt", "Etwas an die grofse Glocke hängen“, „Etwas aus der Luft greifen“, „die Suppe nicht so heifs essen, als sie gekocht ist", im Sprichwort: „Lögen hebben korte Been," cet.

Die Natur der Allegorie bringt es mit sich, dass sie nicht leicht ohne Hülfe eingemischter Ausdrücke von eigentlicher" Bedeutung die schnelle, sinngemäfse Auffassung ihres Bildes zu sichern vermag (cf. oben p. 23 Anm.). Quintilian (VIII, 6, 47) bemerkt: habet usum talis allegoriae frequenter oratio, sed raro totius: plerumque apertis permixta est.*) Tota apud Ciceronem talis est: hoc miror enim, querorque, quenquam hominem ita pessundare alterum verbis velle, ut etiam navem perforet, in qua ipse naviget. - Illud commixtum frequentissimum (pro Mil. 21): Equidem ceteras tempestates et procellas in illis duntaxat fluctibus concionum semper Miloni putavi esse subeundas. Nisi adjecisset duntaxat fluctibus concionum, esset allegoria. Quo in genere et species ex arcessitis verbis venit, et intellectus venit ex propriis.

So ist es z. B. eine reine Allegorie, wenn Bossuet eine junge Fürstin rühmt: „Cette jeune plante, ainsi arrosée des eaux du ciel,

*) Vossius (Inst. or. P. II, IV p. 197) teilt darum ein in „alleg. pura, quae mere allegorica est, et mixta, quae proprium adjungit ad majorem claritatem."

ne fut pas longtemps sans porter des fruits." Dagegen giebt Goethe (Egm.) die gemischte Allegorie: „Wie von unsichtbaren. Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch: und uns bleibt nichts als, mutig gefafst, die Zügel festzuhalten, und bald rechts, bald links. vom Steine hier, vom Sturze da, die Räder wegzulenken." In der Allegorie des Psalm 80 (79), in welcher Israel (vs. 9-17) unter dem Bilde eines Weinstocks erscheint, wird das Verständnis. teils durch den Zusammenhang (vs. 5–8 und 18-20), aber auch durch Hindeutungen zu Anfang der Allegorie gesichert. Solche gemischten Allegorieen mag man dann auch wohl zu den Gleichnissen rechnen, wie z. B. bei Wash. Irving (Sketch-Book): The stream of literature has swoln into a torrent-augmented into a river-expanded into a sea.

2. Das Gleichnis. (ɛlxwv, simile.)

Wie oben bemerkt (p. 40 sq.; p. 74 sq.), fassen Aristot. und Quintilian das Gleichnis als Nebenstellung der Metapher neben den eigentlichen Ausdruck, womit deren weitere Ausführung verbunden sein kann. Aristoteles fügt richtig hinzu (Rhet. III, 10), dafs das Gleichnis weniger angenehm sei, als die Metapher, weil es gedehnter sei, und die Phantasie schwächer errege, da es ihr nichts zu suchen überlasse. *) Caesar bei Shakesp. (J. C. III, 1) bedient sich, um die Festigkeit seines Willens zu bezeichnen, Cassius gegenüber, eines Gleichnisses: „I am constant as the northern star Of whose true-fix'd and resting quality There is no fellow in the firmament"; mit wachsender Stärke sagt er dasselbe dem weiter bittenden Cinna in der Metapher: Hence! Wilt thou lift up Olympus? Man findet so nicht selten bei Dickens kühnere Metaphern durch vorausgeschickte Gleichnisse eingeführt. So heilst es (Our Mutual Friend I, ch. 3): The figure looked like a bird. of prey nachher weiter in der Erzählung: the bird of prey statt des Namens; (A Tale of Two Cities, II, ch. 24): Like the mariner in the old story, the winds and streams had driven him within the influence of the Loadstone Rock (d. h. nach Paris) bald heifst es dann: He must go to Paris. Yes. The Load

*) Da das Gleichnis das Bild als solches hinstellt, schien es den Alten mehr für den Gebrauch der Poesie geeignet. Ar. (Rhet. III, 4): xońσμov δὲ ἡ εἰκὼν καὶ ἐν λόγῳ· ὀλιγάκις δέ· ποιητικὸν γάρ. Ebenso urteilt Demetrius (de eloc. § 90. Sp. Vol. III, p. 283).

stone-Rock was drawing him, and he must sail on, until he struck. Dies finden wir auch bei Homer z. B. Ilias 8, 163. Dem fliehenden Diomed ruft hier Hektor das Gleichnis zu: yuvaizòs äg ἀντὶ τέτυξη — und führt mit der Metapher fort: ἔρρε, κακὴ γλήνη - andererseits erweitern sich auch wohl Metaphern zu Gleichnissen, wie Ilias 4, 274 sq. aus der Metapher: qua dè végos eiñeto πεζών sich das Gleichnis entwickelt: ὡς δ ̓ ὅτ' ἀπὸ σκοπιῆς εἶδεν νέφος αιπόλος ἀνὴρ ἐρχόμενον κατὰ πόντον ὑπὸ Ζεφύροιο ἰωῆς.

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Die Nebenstellung des Bildes durch das Gleichnis ist natürlich nicht so äufserlich zu fassen, dafs sie durch ein os, ut, like cet. angezeigt sein müfste: *) das Gleichnis kann sich enger mit der Rede verbinden und gewinnt dadurch an Energie. Derart sind die similitudines breves", wie z. B. „vagi per silvas ritu ferarum", von denen Quintilian (VIII, 3, 81) spricht, und die Cornificius (IV, 47) meint: dictum autem simile per brevitatem; non enim res ab re separata est, sed utraque res conjuncte et confuse comparata. Wenn z. B. Here (Ilias 21, 483) zur Artemis sagt: ἐπεί σε λέοντα γυναιξὶν Ζεὺς θῆκεν, so zeigt λέοντα (dtsch.: als Löwin) ein Gleichnis in der Form einer Metapher. So ist es Gleichnis bei Goethe (Faust): „Bist Du es? der zittert, ein furchtsam weggekrümmter Wurm!" In lauter Gleichnissen wird des Erdgeistes Wirken geschildert: „Geburt und Grab, Ein ewiges Meer, Ein wechselnd Weben, Ein glühend Leben, So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid." Die Worte: „Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach" werden durch den Genitivbeisatz zum Gleichnis, und die nun folgenden Worte sind es durch diesen Zusammenhang nicht minder: „Ins hohe Meer werd' ich hinausgewiesen, Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füfsen, Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag." Bei Schiller (Unüberw. Flotte): „,,Da steht sie, eine wetterschwangre Wolke;" bei Lamartine (IX. Harmon.): Et qu'est-ce que la terre? Une prison flottante, Une demeure étroite cet. (So 4 Verse lang.). Überhaupt kann eine bestimmte Person nicht von sich oder zu einer anderen so reden, dafs sie durch Metapher oder durch reine

*) Eigentümlich wird, das Gleichnis als solches bezeichnet Talvj (Th. Jakob, Serbische Volksl. 2, 159): „Wuchsen einst zwei Kiefern bei einander, Mitten eine Tanne schlanken Wipfels. Aber nicht zwei grüne Kiefern waren's, War nicht eine Tanne schlanken Wipfels. Waren Brüder, Söhne eines Leibes, Zwischen ihnen Jelitza, die Schwester."

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