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entnommen, Gegenstand besonderer Erwägung werden. Breitinger (vid. Lessing 1. c. p. 430 f.) erklärte, dafs es der Reiz des Wunderbaren sei, welchen man der Fabel durch Einführung der sprechenden Tiere habe mitteilen wollen. Lessing, obwohl auf demselben Standpunkte der Betrachtung, fühlt, dafs dies falsch ist und zeigt, dafs die Alten, welche ihre Fabeln gern mit qaoì anfingen, oder hinzufügen, wenn das Tier redet (Fab. Aesop. 317), öte govýevia pra Loα, unmöglich die Absicht gehabt haben konnten, die Vorgänge ihrer Fabeln wunderbar erscheinen zu lassen. Er selbst setzt den Grund für die Verwendung der Tiere in der Fabel in die allgemein bekannte Bestandheit der Charaktere".

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Wie schon bemerkt, wird der Gehalt des Satzes der Fabel, wird ihre Bedeutung als Beispiel durch die Sphäre bedingt, aus welcher sie ihre Bilder gewinnt. Wir unterscheiden beim Menschen eine Freude und eine Trauer höherer Art, als die Lust und Unlust der Tiere; das Streben nach Wahrheit, nach dem Guten und Schönen, die Ahnungen der Religion dies alles findet in den Vorgängen der Natur keine wirkliche Darstellung. Wir könnten es ihnen einbilden, aber dann waltete in ihnen nicht mehr das unveränderliche Naturgesetz, sondern die unsichere aber freie und weltüberwindende Macht unseres Sehnens und Glaubens, und wir würden durch sie nicht das Wirkliche zur Anschauung bringen, sondern jenes Mögliche, welches wir ihnen verleihen. Dies aber übernimmt die Parabel. Lessing (p. 411 f.) verwirft die Ausdrücke instruction" (de la Motte) und precepte" (Richer) „Lehre", „Regel", sofern sie den Gehalt der Fabel bezeichnen sollen, als „zu unbestimmt und allgemein". Jeder, sagt er, „mifshandelt die Fabel, der eine andere als moralische Lehre darin vorzutragen sich einfallen läfst", "physische Wahrheiten“, „transcendentalische Lehren" gehören z. B. nicht ins Bereich der Fabel. *) Es ist dies richtig, aber andererseits bedarf auch Lessings Be

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*) Lessing hätte, wenn er den Gehalt der Fabel so umgrenzt, auch nicht behaupten dürfen (p. 446), dafs, wenn wir den Tieren „einmal Freiheit (?) und Sprache zugestanden, wir ihnen zugleich alle Modifikationen des Willens und alle Erkenntnisse zugestehen, die aus jenen Eigenschaften folgen können, auf welchen unser Vorzug vor ihnen einzig und allein beruhet“. Das wäre doch nur für die Ironie der Scherz- und Witzfabel zuzugeben, und Herder (Bild, Dicht. Fab.) bemerkt mit Recht, dafs man einer so erhöhten Fabel alle sinnliche Anschauung und gefühlte Wahrheit raube“. „Zu untierischen feinen Sprüchen branche man auch die Maske der Tiere nicht." In der That betreten Tierfiguren, in denen Menschenfreiheit lebt, das Gebiet der Parabel.

stimmung noch der Erklärung, um nicht mifsverstanden zu werden. Zunächst ist „moralisch“ in dem allgemeinen Sinne zu nehmen, dafs überhaupt Bezug auf die Sitte stattfinde, so dafs auch das Unmoralische Inhalt des Fabelsatzes sein kann. Klug ist es z. B., aber unsittlich, als listiger Fuchs eitlen Vögeln ihr Eigentum abzuschwindeln (Phaedr. I, 13; Babr. 77); nutzbringend, aber unsittlich, andere zu berauben, wenn sie aufser stande sind, sich unserer zu erwehren (Fab. Aes. 247. Aéwv xaì "Aozros); der Welt Lauf ist es, aber unsittlich, dafs der Schwächere ein Raub des Mächtigeren wird, wie Hagedorns von Lessing citierte (p. 407) Fabel zeigt: „Ein Marder fraf's den Auerhahn; den Marder würgt ein Fuchs; den Fuchs des Wolfes Zahn." Und so versteht auch Lessing den Ausdruck, wenn er (p. 412) sagt: „Ein grofser Teil der moralischen Lehrsätze der Fabel gehen nicht unmittelbar auf die Bestimmung unseres Thuns und Lassens, sondern sind Erfahrungssätze, die uns nicht sowohl von dem, was geschehen sollte, als vielmehr von dem, was wirklich geschieht, unterrichten." Es folgt nun hieraus auch von selbst, dafs Lessing den Gehalt des Fabelsatzes nicht als Lehre fassen kann. Er fragt: „Ist die Sentenz:

In principatu commutando civium

Nil praeter domini nomen mutant pauperes;

eine Regel, eine Vorschrift? Und gleichwohl ist sie das Resultat einer von den schönsten Fabeln des Phaedrus (I, 15). Es ist zwar wahr, aus jedem solchen Erfahrungssatze können leicht eigentliche Vorschriften und Regeln gezogen werden. Aber was in dem fruchtbaren Satze liegt, das liegt nicht darum auch in der Fabel.“ In seiner Definition der Fabel (p. 430) spricht Lessing auch nur von einem allgemeinen moralischen Satz", nicht von einer Lehre, aber der Begriff des Moralischen ist überhaupt zu eng für das Beispiel der Fabel. Das den Wolf vom sicheren Orte aus neckende Böckchen (Fab. Aes. 135), die wichtigthuende Mücke auf dem Horne des Stieres, welche wegfliegen will, wenn sie ihn drücke (Fab. Aes. 235; Babr. 84), sind z. B. gelungene Bilder und Beispiele, aber mit dem Moralischen haben sie nichts zu thun.

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Wir sprechen weiter von der Einteilung der Fabeln. Aphthonios (Prog. Sp. Vol. II, p. 21) giebt an: tov de μýtov τὸ μέν ἐστι λογικόν, τὸ δὲ ἠθικόν, τὸ δὲ μικτόν· καὶ λογικὸν μὲν ἐν ᾧ τι ποιῶν ἄνθρωπος πέπλασται, ἠθικὸν δὲ τὸ τῶν ἀλόγων ἦθος ἀπομιμούμενον, μικτὸν δὲ τὸ ἐξ ἀμφοτέρων, ἀλόγου καὶ λο yizou. Die Einteilung beruht auf der Verschiedenheit der Figuren

in der Fabel: haben wir es mit Menschen zu thun, so ist die Fabel Zoyizós, der menschlichen Vernünftigkeit, Denkart entsprechend: sind es vernunftlose Wesen, so ist die Fabel 9zós, sie giebt ein der Natur entsprechendes Charakterbild, und dies beides kann auch gemischt vorkommen.*) Unter Beziehung auf Wolf (Philosoph. practic. univers. P. post. § 303) und auf Breitinger giebt Lessing eine Einteilung, welche jene Aphthonianische berichtigt und vervollständigt. Alle Fabeln müssen als wirklich vorgestellt werden. Ist nun der einzelne Fall einer Fabel nach der Natur der Figuren schlechterdings auch möglich, so nennt sie Lessing eine vernünftige Fabel (wie z. B. der Blinde und der Lahme; die zwei kämpfenden Hähne); ist der Fall nur unter gewissen Voraussetzungen möglich, eine sittliche Fabel. Besteht bei der sittlichen Fabel die Voraussetzung darin, dafs gewisse Subjekte existieren, so sind dies mythische Fabeln; besteht sie darin, dafs von den Subjekten der Fabel gewisse erweiterte und erhöhte Prädikate angenommen werden, so sind es hyperphysische Fabeln. Mythisch ist also z. B. „Herkules und Plutus“, hyperphysisch: „Der Fuchs und der Storch". Es berühren indes diese Einteilungen das Wesen der Fabel als eines Kunstwerks nicht und leiten irre, weil sie die Darstellung der Fabel in ihrem Verhältnis zur unmittelbaren Wirklichkeit abmessen. Eine solche Verschiedenheit unter den äsopischen Fabeln, durch welche sich die Unterscheidung in besondere Arten rechtfertigen läfst, ist insofern vorhanden, als die Fabel sowohl Bild ist, als auch Beispiel, als also ihre Vorgänge einerseits sich mehr als Gleichnisse hin

*) Die Ausdrücke „vernünftige“, „sittliche Fabel, mit welchen Lessing (p. 438 f.) die Arten derselben nach Aphth. bezeichnet, können leicht mifsverstanden werden. Bei Doxopater (Quik. Els 499. bei Walz, Rhet. Gr. Vol. II. p. 170 sq.) wird richtig bemerkt, dafs die Menschenfabel ebensowohl ἠθικός wie λογικός sei, md dafs τὰς τῶν ἀλόγων φύσεις απομιμούμενος μύθος" füglich φυσικός statt ηθικός z nemmen sei. Als Beispiele für die drei Arten des Aphthonios erzählt Doxop.: 1. Tégor zai Qararos (Fab. Aes. 90); Arig μEGITÓRIOS xai raiqui (Fab. Aes. 56) 2. Ὄνος καὶ Λύκος (Ε. Α. 334); Ὄνος καὶ Λεοντή (F. Α. 333); Καρκίνος καὶ Μήτηρ (F. A. 187) 3. Ιππος καὶ Μυλωρός (F. Α. 174). Theon (Prog. Sp. Vol. II, p. 73) ist weder mit dieser Einteilung zufrieden, noch mit der nach dem Grade der Möglichkeit: οἱ δὲ λέγοντες τοὺς μὲν ἐπὶ τοῖς ἀλόγοις ζώοις συγκειμένους τοιούσδει εἶναι, τοὺς δὲ ἐπ ̓ ἀνθρώποις τοιούσδε, τοὺς μὲν ἀδυνάτους τοιούσδε, τοὺς δὲ δυνατῶν ἐχομένους τοιούσδε, εὐήθως μοι ὑπολαμβάνειν δοκοῦσιν· ἐν πᾶσι γὰρ τοῖς προειρημένοις εἰσὶν ἅπασαι αἱ ἰδέαι.

stellen können, indem sie ihre Bildlichkeit betonen, andrerseits das Hauptgewicht auf ihre Bedeutung legen und sich zu bestimmten Lehren zuspitzen. Man könnte danach etwa unterscheiden das Fabelbild und die Lehrfabel, jene mehr naiv, diese reflektiert: jene beschaulich, diese treffend; jene die ältere, diese jünger;*) jene veranlassend zum Betrachten, Vergleichen bis zu theoretischem Urteil, diese den Verstand beschäftigend zur Anpassung einer Klugheitsregel für das praktische Verhalten. Man sieht, dafs wir ein ähnliches Verhältnis bezeichnen, wie das zwischen dem griechischen und römischen Epigramm. Der ersten Art ist z. B. die Fabel von dem Fuchs, der die Trauben sauer findet, die er nicht abreichen kann (Fab. Aes. 33. Babr. 19); der zweiten die von der Haubenlerche bei Ennius (Gell. N. A. II, 29) mit der Weisung: „Hoc erit tibi argumentum semper in promptu situm: Ne quid exspectes amicos, quod tute agere possies.“ Und noch eine dritte Art bietet sich, wenn das mehr entwickelte Bewulstsein über den gedanklichen Inhalt der Fabel, für den sie ,,Beispiel ist, sich vorgeschritten weils und sich dann nur noch der Kunstform bedient, um sich den Reiz des Bildes" von derber aber leicht verständlicher Art nicht entgehen zu lassen. In der That ist ja der Gehalt der Fabel von beschränkter Art, Kindern zusagend und minder Gebildeten, dem Welterfahrenen aber nicht neu, für den tiefer Gebildeten ohne Interesse, wie dies Aristoteles und Quintilian wohl sahen. (vide oben p. 458. Platon [Rep. 377], und Hermogenes [Prog. Sp. Vol. II, p. 3]: 1òv μv‡оv помTOV ἀξιοῦσι προσάγειν τοῖς νέοις cet.) So sagt Gellert (Fab. Die Biene u. die Henne"):

Du siehst an dir, wozu sie (die Fabel) nützt:
Dem, der nicht viel Verstand besitzt,

Die Wahrheit durch ein Bild zu sagen.

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Nun bleibt aber von eigentümlichem Werte diese Form bildlicher Darstellung aus der Sphäre des Alogischen, namentlich des Tierlebens, welche durch blofse Nennung ihrer Figuren schon die Kari

*) O. Keller (Gesch. der gr. Fab. p. 311) sagt: „In den echt altertümlichen Fabeln weht noch der frische Hauch einer jugendkräftigen und natürlichen Phantasie, wie er die Heldengesänge eines Homeros durchzieht:“ „alle diese Fabeln von entschieden altem Datum können mit gutem Gewissen pôdoi, airot und λóyou genannt werden. Erst in der späteren Entwickelung der griechischen Fabel, vollends als man für den Gebrauch der Rhetorenschulen sich auf das Aushecken neuer passender Apologe verlegte, neigte sich alles immer entschiedener zum Zweckmäfsigen. Lehrhaften, Prosaischen.“

katuren zeichnet von den entsprechenden Persönlichkeiten unter den Menschen; und so erfreut sich dann auch der dem naiven Standpunkt Entrückte mit einem gewissermalsen ironischen Behagen an den Spielen mit dieser Form, welche der Laune, dem Scherz und Spott zu Diensten sind. In dieser Art verwendet z. B. das Sprichwort die Fabelbilder, wenn es sagt, dafs der Bock zum Gärtner gesetzt wurde. Bei Simrock (Die deutsch. Sprichw.) findet man z. B. Barbati praecedant, sagte Meister Fuchs, da stiels er, einen Bock die Treppe hinunter". „Ich will keinen Hund beifsen, denn ich mufs meinen Zahn für den Wolf sparen, sagt der Schafhund." Niederdeutsch: Wat du doch vör'n Minsch büst, sede Hans Fink to dat Swijn, hest beide Pôten in'n Trog." (Vide oben p. 401 und p. 404 f.)

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Unter den Skolien bei

Athenaeos (XV, p. 695 cf. Bergk, Anth. lyr. Scol. 16; 24) liest man:

Ο καρκίνος ὠδ' ἔφα

χαλᾷ τὸν ὄψιν λαβών·

εὐθὺν χρὴ τὸν ἑταῖρον ἔμμεν

καὶ μὴ σκολιά φρονεῖν. (Fab. Aes. 346.)

md: 4 ἐς τὰν βάλανον τὴν μὲν ἔχει, τὰν δ' ἔραται λαβεῖν· κἀγὼ παῖδα καλὴν τὴν μὲν ἔχω, τὴν δ ̓ ἔραμαι λαβεῖν. Solch' lustiges Spiel mit den Fabeln zeigt Aristophanes in den. „Wespen". Da unterweist Bdelykleon (vs. 1253) seinen Vater Philokleon, wie er sich in guter Gesellschaft fein zu benehmen habe und ein äsopisches oder sybaritisches Spälschen Αίσω πικὸν γελοῖον ἢ Συβαριτικόν bei der Hand haben soll. Das besorgt dann der Alte nach Kräften, indem er bei der vornehmen Gesellschaft sich betrinkt und Grobheiten verübt, dann aber die äsopischen und sybaritischen Fabeln bei der von ihm unterwegs geschädigten Bäckerfrau (vs. 1401; 1410) und dem geprügelten plebejischen Kläger (vs. 1427; 1435), endlich (vs. 1446) bei dem Sohne, der ihn fortträgt, anbringen will. Die sybaritischen Fabeln scheinen besonders den Charakter von Witzfabeln gehabt zu haben,*) aber man betrachtete überhaupt das yeλotov (so auch Vesp. 566: Aionor u yεkotov) als den eigentlichen Zweck vieler

*) Über die sybaritischen Fabeln ef. O. Keller: „über die Geschichte der griech. Fab." p. 359. Ebendaselbst (p. 350 f.) wird mitgeteilt, was etwa über eine phrygische Fabelsammlung, über die airo Audio, die karischen, kilikischen, kyrenäischen (vid. Babr. Prooem. II) Fabeln zu sagen ist. cf. auch Bernhardy, Grundr. d. gr. Litt. 3 Ed. Bd. II. 2, p. 788 f.

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