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Ein junger, schöner Mann aus dem Kaufmannsstande sucht aus Mangel an Damenbekanntschaft auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege eine Lebensgefährtin zu finden. Jugend, Schönheit, Verstand Nebensache, Überflufs an grofsem Vermögen erwünscht. Anträge nimmt die Redaktion des Morgenblattes an."

III. Die selbständigen Werke der Sprachkunst, welche ein Bild der Vorstellung entfalten. (Die ästhetischen Sprachbilder.)

In den Werken dieser Abteilung erkennen wir die auf der Synekdoche, Metonymie, Metapher beruhenden ästhetischen Figuren des Beispiels (лagáðsɣμa), der Vergleichung (Tagaßоký) und des Gleichnisses (ópotworç, ɛizor), welche selbständig auftreten. Es kommt also der Gedanke, welchen sie aussprechen wollen, als ein Bild zur Darstellung, welches seine Deutung in sich selbst tragen mufs, da die Bezugnahme auf den erklärenden Zusammenhang wegfällt, welchem sie als ästhetische Figuren angehören. (Vide Bd. II, p. 40 fg.)

Hieraus ergiebt sich, dafs diese ästhetischen Sprachbilder ihrer Natur nach eines gröfseren Umfangs der Darstellung bedürfen, als die der beiden anderen Abteilungen, welche eine Empfindung oder einen Gedanken durch Formierung des Sprachmaterials entweder nach der Seite des Lautes oder nach seiner Bedeutung darstellen, denn wir befinden uns bei diesen beiden auf dem Boden des eigentlichen" Ausdrucks. Hier dagegen verweilen wir durchweg im Gebiete der Allegorie (im weiteren Sinne); die uneigentliche Darstellung tritt ganz an die Stelle der eigentlichen, das Verständnis mufs besonders gesichert werden. Die Fabel also, welche der ästhetischen Figur des Beispiels entspricht, die Parabel, wie wir die selbständige Vergleichung nennen, die Allegorie, welche ein Gleichnis hinstellt, ohne den eigentlichen Gedanken daneben zu halten, haben sich über ihre Bedeutung irgendwie auszuweisen. Es kann dies in doppelter Weise geschehen. Der Verfasser fügt entweder seinem Sprachbilde ausdrücklich eine Erklärung bei, welche über dessen Sinn Auskunft giebt, wie es meist bei der Fabel und Parabel geschieht, oder es mufs aus dem Inhalt selbst nach einer sich bietenden Analogie die Beziehung und Bedeutung des Bildes erschlossen werden können.

Jene erstere Weise ist vom Standpunkt der Kunst aus zu verwerfen, denn die Einheit der Darstellung wird durch dergleichen Zusätze aufgehoben, und die Wirkung wird unfrei und unrein. *) Die zweite Art hat das Bild mit denjenigen Zügen auszustatten, welche für die Bedeutung charakteristisch sind, so dafs andere Deutungen ausgeschlossen werden. Dazu ist eine weitere Entfaltung des Bildes notwendig, damit diese Züge entweder nacheinander in Form der Erzählung oder nebeneinander in einer Schilderung hervorgekehrt werden können.

Es kann hiernach scheinen, als ob diese ästhetischen Sprachbilder der Dichtkunst zugerechnet werden müssen, da sie sowohl Erdichtung zeigen, sofern sie Bildliches darstellen, als auch Handlung, sofern sie ihre Bilder in Bewegung setzen. Um das Richtige zu sehen, haben wir bei der Ungenauigkeit der einschlagenden Bezeichnungen schärfer zu unterscheiden.

Wir beachten, dafs Fabel, Parabel und Allegorie einer Vorstellung Ausdruck geben wollen und zwar nur einer. Ein Seelenmoment, erfüllt von bildlicher Anschauung nicht eines Gegenstandes, sondern eines Vorganges, verkörperte sich zur Zeit des ersten Sprachschaffens in einem einzigen symbolischen Laute, in der Sprachwurzel (cf. Bd. I, p. 214). Diese enthielt Vorstellung und Lautbild in Eins verschmolzen, und das Lautbild vertrat nicht eine Vorstellung, sondern erschien als Bezeichnung des Vorganges selbst; ohne Absicht und Wissen der die Sprache entwickelnden Menschen banden sich an solches Lautbild allmählich weitere Vorstellungen, die sich immer mehr von dem sinnlichen Urgrunde entfernten. Man allegorisierte die Lautbilder, wie später die Mythen, und man gelangte so dazu, sich ihnen mit gröfserer Freiheit gegenüberstellen zu können. In dieser gröfseren Freiheit bewegten sich die Schöpfer der ästhetischen Sprachbilder, denen die Mittel der vollendeten Sprache zu Gebote standen. Sie fanden den überreichen und deshalb unbestimmten Gehalt der Wurzel nach allen Richtungen hin auseinander gelegt, und ihre helleren und gegliederten Vorstellungen bedurften eben auch zur Darstellung einer Bestimmtheit,

*) Bei den litterarisch bearbeiteten äsopischen Fabeln, namentlich des Babrios, Phädrus, Avianus, hat sich zweifellos herausgestellt, dafs die ihnen angefügten Promythien und Epimy thien zum grofsen Teile spätere Zusätze sind. Sie mögen im übrigen als orientierende Überschriften gelten. (vid. Bernhardy, Grundr. d. röm. Litt. 4. Ed. p. 632; O. Keller, Unters. üb. d. Gesch. d. gr. Fabel p. 412.)

Gerber, die Sprache als Kunst. II. Band. 2. Aufl

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wie sie nur durch die Vielheit der Sprachmittel erreicht wird. Eine bildliche Anschauung also, in demselben Augenblick der Seele als ein Ganzes gegenwärtig, erhält nun durch die Darstellung den Anschein eines Verlaufs.

Dieser Unterschied zwischen Vorstellung und Darstellung, eine Folge der sich gegenseitig bedingenden Entwickelung und dadurch eintretenden Trennung von Bewufstsein und Sprache, charakterisiert das Fortschreiten der Kunst vom naiven zum bewufsten Schaffen. Die Verfasser von Fabeln, Parabeln, Allegorieen wissen, dafs die Vorstellung, welche sie darstellen, von ihnen in einem Bilde erfafst ist und so zum Ausdruck kommt, dafs die Begriffssphäre. welcher dieses Bild angehört, eine andere ist, als die, in welcher seine Bedeutung wurzelt und auf welche es Anwendung finden soll; sie wissen, dafs ihr Recht, jenes zur Bezeichnung für diese zu setzen, sich nur auf eine Analogie der Verhältnisse stützt, welche an dem bildlichen und an dem eigentlichen Vorgange entsprechend hervortreten; sie bewegen sich also mit Bewusstsein auf dem Boden der Metapher und der Allegorie. Da das Wissen noch nicht Wissen über das Wissen zu sein braucht, so mögen diese Verfasser wohl auch der Meinung sein, dafs sie in ihren Sprachbildern eine Handlung darstellen, aber in Wahrheit sind es nur die Züge eines Bildes, welche sie entwickeln. Da geht er hin, der Fuchs"; "Sieh nur den aufgeblasenen Frosch“; Man erkennt den Esel auch in der Löwenhaut"; „Der Unglückliche hegt eine Schlange im Busen" das sind Fabelbilder in zunehmender Entfaltung von der Metapher zum Gleichnis, zur Allegorie, welche, wenn sie selbständig auftreten sollen, einiger Ausarbeitung bedürfen, wie man sie in den bekannten Fabeln findet.

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Um noch bestimmter zu fassen, welcher Unterschied zwischen einer Handlung und der Bewegung eines bildlichen Vorganges besteht, ist es dienlich, die ästhetischen Sprachbilder genauer nach ihren einzelnen Arten zu betrachten. Halten wir fest, dafs durch jedes dieser Sprachbilder etwas gesagt werden soll; (sie sind an sich „Satz", wie Epigramm und Gnome) - ein Beachtenswertes natürlich, denn wozu sonst der Kunstapparat, der doch mit Absicht verwandt wird? und dafs ihre Arten den Arten der Tropen entsprechen müssen, so sehen wir, dafs die Fabel, ausgehend von der Anschauung wie die Synekdoche, in einem wirklichen. Vorgange ihre Meinung ausgedrückt findet; die Parabel, ausgehend vom Gedanken wie die Metonymie, die ihrige einem in der Wirklichkeit möglichen Vorgange einbildet; dafs endlich

die Allegorie, entstehend und verweilend im Gebiete der Bildlichkeit wie die Metapher, da sie zur Vorstellung nur das Bild hat, als solche also eine Meinung überhaupt nicht in sich trägt, eben in der Aufstellung dieses Bildes ihre Absicht erreicht haben mufs. Es wird an diesem Verhältnis der Arten zu einander dadurch nichts geändert, dafs der Boden, auf welchem sie spielen, selbst ein bildlicher ist, nämlich Allegorie, dafs also auch die Wirklichkeit der Fabel, die Möglichkeit der Parabel selbst nur bildliche Geltung haben; aber wohl folgt daraus, dafs jene wirkliche und diese mögliche Wirklichkeit dies nur insoweit sind, als es das Wesen der Bildlichkeit zuläfst.

Das Bild nämlich findet in der Wirklichkeit zwar sein Material, aber nicht seine Form, seine Umgrenzung. Kein Fuchs findet die Trauben sauer, nach denen er vergeblich sprang (Fab. Aesop. ed. Halm. 33. Phaedrus IV, 3; Babrios, 19), kein Bock spottet vom Dache herab des Wolfes (Fab. Aesop. 135; Babr. 96), und selbst die durch Naturwahrheit am meisten treffenden Fabeln, wie etwa die vom Hunde, der im Flufs nach dem Spiegelbilde des Fleisches in seinem Maule schnappt (Phaedr. I, 4; Babr. 79), stellen nicht Wirklichkeit dar. Der sinnende Künstler sieht die Natur nicht an mit den Augen des Naturforschers, seine Phantasie erkennt in den Vorgängen der Wirklichkeit nur die Analoga zu dem, was in ihm lebt. Zu ihm spricht die Natur vernehmlich, wie in jenem goldenen Zeitalter zu allen nach Babrios Bericht (im Eingang zu seinen Fabeln):

ἐπὶ τῆς δὲ χρυσῆς (γενεῆς) καὶ τὰ λοιπὰ τῶν ζῴων
φωνὴν ἔναρθρον εἶχε καὶ λόγους ᾔδει

ἀγοραὶ δὲ τούτων ἦσαν ἐν μέσαις ὕλαις.
ἐλάλει δὲ πέτρα καὶ τὰ φύλλα τῆς πεύκης
ἐλάλει δὲ πόντος, Βράγχε, νηὶ καὶ ναύτῃ·
στρουθοὶ δὲ συνετὰ πρὸς γεωργὸν ὡμίλουν·

Und wie nun der Künstler diese äufseren Vorgänge versteht, danach formt er sie sogleich weiter, auf dafs sie in den Rahmen seines Seelenbildes passen, indem er wegnimmt, zusetzt, ändert - kurz, er giebt und kann nur geben wollen einen Schein der Wirklichkeit. Je nach dem Inhalt der Vorstellung, welche er in dem Bilde ausdrücken will, zeigt dieses dann einmal die lebendige Bestätigung einer Lehre, ein anderes Mal die ernste oder drollige Illustrierung eines Einfalls, einer Beobachtung, wie denn Phaedrus (1, prol.) von seinen Fabeln angiebt:

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