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(Le souhait en suspens le coeur soustient.) *)

Endlich hat man auch die Gestalt der Ziffern zu den sogenannten Zifferrätseln benutzt. Fredreich (1. c. p. 42) führt u. a. als Beispiel an (aus A. Kircher, Oed. Aegypt. T. II, P. I, 1,4): Qui de quingentis, de quinque, decemque sit unus, ille meis precibus poterat dare manus. (DVX.). Wie kann, wenn man Eins von Neunzehn nimmt, Zwanzig bleiben? Die Lösung ergiebt sich, wenn man Römische Ziffern schreibt: XIX und XX.

Wir beschliefsen diese Abteilung mit der Erwähnung gewisser Scherze, bei denen sich die Darstellung gewissermalsen ironisch gegen den Laut verhält, indem tönende Worte den reinen Unsinn besagen; oder bei denen der Laut wider Willen der Darstellenden sein Spiel mit dem Sinn treibt. Ersterer Art ist, was man wohl ,,blühender Unsinn" genannt hat. Es findet sich z. B. eine

*) Ochmann (Zur Kenntnis der Rebus. Oppeln, 1861). dem wir diese Beispiele entnehmen. giebt (p. 15) aus Tabourot über den terminus „Rebus" an: „Sur toutes les follastres inventions du temps passé i'entens que depuis environ trois ou quatre cens ans en çà, on avoit trouué vn façon de deuise par seules peinctures de diuerses choses ordinairement cognues, lesquelles proferees de suite sans article font vu certain langage: ou plus briefuement, que ce sont equivoques de la peincture a la parolle. Est-ce pas dommage d'auoir surnommé vne si spirituelle inuention de ce mot Rebus? qui est general à toutes choses, et lequel signifie des choses?" „Quant au surnom qu'on leur a donné de Picardie, c'est à raison de ce que les Picards sur tous les François s'y sont infiniment pleus et delectez, ce que tesmoigne Marot en son coq à l'asne.

Car en Rebus de Picardie

Vne faulx, vne estrille, vn veau,

Cela faict, estrille fauveau.

Et peut on dire à ceste raison qu'on les a baptisé, du nom de ceste nation par Antonomasie. ainsi que l'on dit Bayonnettes de Bayonne. Ciseaux de Tholose etc." Im Dictionnaire von Menage (1650) (1. c. p. 10) steht: Rebus. Rébus de Picardie. Ces sont des équivoques de la peinture à la parole. On pretend qu'on les nomme Rébus de Picardie, à cause qu'anciennement en Picardie, les Cleres de Bazoche faisoient tous les ans au carneval certains libelles, qu'ils appeloient „De rebus quae geruntur“: qui est comme qui diroit. Libelles de ce qui se passe dans la Ville": lesquels ces Cleres lisoient publiquement par les rues, étant dans un tombereau. dans lequel ils se faisoient trainer. Et j'apprens qu'il n'y a guères plus de soixante ans que cela s'observoit à Boulogne: ce quis depuis a été défendu par les Reglemens de Police, à cause des diffamations qui se faisoient en ces occasions contre un grand nombre de familles.“

Elegie" voll diesen Inhalts in Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten" (p. 52):

Schön ist's, zu rasen wie der Fels im Thale,

Wenn laue Luft den Lotsen lispeln lehrt,

Doch schöner noch, wenn in der Wehmut Strahle

Der reinen Rose rein're Rücksicht währt u. s. w.

- Der zweiten Art gehören jene unfreiwilligen Witze an, welcher sich Shakespeare zur Charakterisierung Ungebildeter zuweilen bedient, wie sie Lichtenberg (Verm. Schr. Bd. IV, p. 147, 179) von Bedienten männlichen und weiblichen Geschlechts anführt: „Er hat ihn blutdürstig geschlagen“; „seine Füßse hatten keine Portion zum Körper“; „der Kerl ist ja so schwarz wie ein Mohrenbrenner. Auch der gedruckte Zufall kann so in den sogenannten Cross-readings *) zum Scherz dienen, Wovon Lichtenberg (l. c. Bd. I, p. 369 sq.) Beispiele giebt.

*) Man liest bei den Cross-readings die in mehreren Kolumnen gedruckten öffentlichen Blätter quer durch und kommt so zur anstofsenden Kolumne statt zur folgenden, wie z. B.: „Neulich gab der Kurfürst dem Kapitel ein splendides Diner „Drei Personen wurden gerettet, die

übrigen ersoffen.“

II. Die selbständigen Werke der Sprachkunst, welche den Gedankengehalt eines Seelenmoments darstellen. d. h. die Sinnsprüche.

Wenn die Sprachbilder der ersten Abteilung das Sprachmaterial nach seiner lautlichen Seite behandeln und verwerten, um einen Lebensmoment der Seele kunstmäfsig zu gestalten, so ist klar, dafs ihr Gehalt nicht wesentlich über das hinausgehen kann, was der Sprachlaut an sich auszudrücken befähigt ist. Er wirkt aber teils musikalisch durch Euphonie und Rhythmus, teils charakterisierend und alludierend durch Klangfarbe und Klangähnlichkeit, und so regen die Laut-Sprachbilder im wesentlichen entweder nur eine Stimmung an, oder erheitern durch Scherz und Spott. Die Einheit der Darstellurg kann dabei nur aufserlicher Art sein, denn der Sinn ist abhängig von den in einzelnen Worten zerstreut vorhandenen Lauten, und die Vollendung des Ganzen hängt davon ab, dafs diese glücklich herbeigeschafft werden.

Dagegen ist für die Werke der zweiten Abteilung, denen es um die Darstellung eines einheitlichen Gedankens zu thun ist, welche also das Sprachmaterial nach seiner Bedeutung geltend zu machen haben, der Satz in seiner Geschlossenheit die natürliche Form. Wir nennen den Inhalt der hierher gehörigen Sprachbilder „Gedanken“ und bezeichnen damit zusammenfassend, was von einem Satze ausgesprochen wird, der ein Ergebnis äufserer oder innerer Wahrnehmung ist, oder eine Beobachtung mitteilt, ein Wissen, das Resultat eines Erkennens, des Nachdenkens, der Erfahrung. Allerdings würde man z. B. die blofse Wahrnehmung einer Thatsache nicht Gedanken“ nennen, aber die Wahrnehmung an sich wird auch nicht dargestellt, sondern jener Akt des Bewulstseins, für welchen sie den Anlafs gab, der sie nicht nur aufnahm, sondern in bestimmter Weise sich aneignete, um eben seiner Auffassung den sprachlichen Ausdruck geben zu können.

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Es versteht sich weiter, dafs nicht jeder Gedanke der angegebenen Art sich zur kunstmälsigen Darstellung eignet. Er mufs ebensowohl wert sein, dafs er dem Fluts der Seelenbewegung entzogen und durch eine Kunstform ausgezeichnet werde, wie er andererseits die besondere Natur eines Seelenmoments nicht verleugnen darf, als welcher er zu seiner Vollendung der Darstellung durch Sprache bedarf. Weder also Einzelvorgänge, vorübergehende Interessen, zufällige Bezüge, Verhältnisse persönlicher Art eignen sich zum Inhalt für den Sinnspruch, noch theoretische Urteile von abstrakter Beschaffenheit, Regeln und Vorschriften der Wissenschaft, deren Giltigkeit auf Logik oder irgend welches Fachwissen sich stützt, und deren Wert und Anerkennung von Reiz und Kunst der Darstellung unabhängig ist, die vielmehr dergleichen schönen Schein als unangemessen fern zu halten haben.

Das Orakel also z. B., durch welches Philipps von Makedonien Tod verkündigt wurde, ist trotz der Kunstform kein Sinnspruch (Diodor, XVI, 91): "Estлr pèr ò tavoos, Eqa télos, sour ò Fécor, wohl aber erhebt sich das Orakel zum Sinnspruch, als es Hipparchs Tod ansagt (Herod. V, 56):

Τλῆθι, λέων, ἄλλητα παθών, τειληότι θυμῷ,

Οὐδεὶς ἀνθρώπων ἀδικῶν τίσιν οὐκ ἀποτίσει. Andrerseits ist es kein Sinnspruch, wenn Heraklit (Euseb. praep. Ev. p. 399) seinem System gemäfs ausspricht: o zi Shoy, zai i Very gogora zai doiory, wohl aber haben wir den Gehalt eines solchen, wenn er sagt (Diog. Laert. IX, 2): pázsoðar zoi tÒV δῆμον ὑπὲρ τοῦ νόμου, ὅπως ὑπὲρ τείχεος.

Zur Charakterisierung dieser Kunstform selbst, also zur Unterscheidung, welche der zahllosen Sprüche, Sentenzen, Betrachtungen, Aphorismen, Apophthegmata*), Pensées, Réflexions, Maximes etc. den Sprachkunstwerken zuzuzählen sind, bemerken wir, dafs für diese als wesentliche Forderung die Geschlossenheit der Darstellung gelten mufs, und zwar nicht sowohl die logisch grammatische, als die ästhetische. Es soll im Sinnspruch dies Eine in dieser bestimmten Form ausgesprochen werden, und so soll der Ausdruck Sinn und Form als einander deckend, als eine ästhetische Einheit zusammen überliefern. Wenn Goethe z. B. (Sprüche in Prosa, Abt. 2) sagt: „Ich bedaure die Menschen, welche von der Vergänglichkeit der Dinge viel Wesens machen und sich in Be

*) cf. Cic. de off. I. 29: facete dicta, ut ea, quae a sene Catone collecta sunt, quae vocamus алoу9έуuara. (vid. de or. II, 67, 271.)

trachtungen irdischer Nichtigkeit verlieren; sind wir ja eben deshalb da, um das Vergängliche unvergänglich zu machen, das kann ja nur dadurch geschehen, wenn man beides zu schätzen weifs" so haben wir keinen Sinnspruch, sondern eine Abhandlung, obwohl grammatisch nur Ein Satz vorliegt, sagen wir: eine Bemerkung. Wenn aber Goethe denselben Gedanken (Zahme Xenien. I) in der folgenden Form vorbringt:

Nichts vom Vergänglichen

Wie's auch geschah!

Uns zu verewigen

Sind wir ja da“

so ist nun eine Kunstform für ihn gewonnen.

Die Verwendung der gebundenen Rede, sei sie nun gebunden durch Rhythmus, Metrum, Reim, durch Parallelismus oder Antithesis der Glieder, ist sehr geeignet für eine solche Umschliefsung des Gedankens von der Form: häufig wird an dem gewählten Ausdruck auch zu erkennen sein, dafs ihm eine bestimmte Figur phonetischer, noëtischer oder ästhetischer (tropischer) Art zu Grunde liegt, und der Gedanke wird dadurch als bedeutsam gekennzeichnet; aber als notwendige Bedingung für die Formierung. der Darstellung ist dies alles doch nicht festzuhalten. Gerade die Gnome, wie wir sie (Bd. II, p. 267 sq.) als Figur im Zusammenhang der Rede betrachteten, zeigte sich nur daran als Figur, dafs sie an die Stelle eines erwarteten individuellen Ausdrucks oder als zusammenfassender Abschlufs des Einzelnen einen allgemeinen Gedanken hinstellt; und so kann, wenn sie selbständig auftritt, jener Gegensatz also nicht bemerkt wird, obwohl die Seele ihn für sich zu überwinden hatte, nur dies gesagt werden, dafs sie den Forderungen der Kunst zu genügen hat, dafs also der Gedanke nach der Art, wie die Seele ihn auffafste, durch den Ausdruck vollkommen gedeckt werde, mit ihm zu einem Ganzen von unlöslicher Verbindung vereinigt erscheine. Wie so der Gedanke zugleich mit seiner Sprachform in der Seele erwächst, bemerkt schön Pascal (Pensées, IX, 4): Jésus-Christ a dit les choses grandes si simplement, qu'il semble qu'il ne les a pas pensées: et si nettement néanmoins, qu'on voit bien ce qu'il en pensait. Cette clarté, jointe à cette naïveté, est admirable.

In Bezug auf die Einteilung der Sinnsprüche bemerken wir folgendes: Der Seelenmoment, um dessen Darstellung es sich handelt, erfüllt sich mit einem Gedanken auf irgend einen Anlafs

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