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Was Cicero (1. c.) als den Unterschied zwischen den Figuren der Worte und denen der Gedanken angiebt, dafs nämlich jene verschwinden, wenn man die Worte verändert, diese aber bleiben, welcher Worte man auch sich bediene, scheint die Beobachtung gewesen zu sein, welche die Alten zu ihrer Einteilung bestimmt hat. Auch Alexander (περὶ σχημ. Sp. Vol. III, p. 10) sagt: τὸ μὲν κινηθείσης τῆς λέξεως τῆς συσχούσης τὸ σχῆμα ἀπόλλυται, οἷον ἀλλ ̓ ἢ τούτους μεταπεμπτέον, ἢ ἄλλην μὴ ἐλάττω στρατιὰν ἐπιπεμπτέον· εἰ γὰρ ἀντὶ τοῦ ἐπιπεμπτέον ἀποσταλτέον εἴποι τις, ἀπόλλυται τὸ σχῆμα τῆς παρονομασίας· τοῦ δὲ τῆς διανοίας σχήματος, κἂν τὰ ὀνόματα κινῇ τις, κἂν ἑτέροις ὀνόμασιν ἐξενέγκη, τὸ αὐτὸ πρᾶγμα μένει, ὁμοίως δὲ κἂν ἡ σύνταξις κινηθῆ ἢ προστεθῇ καὶ ἀφαιρεθῇ τι, λύεται τὸ σχῆμα τῆς λέξεως. τὸ γοῦν ἐπὶ σαυτὸν καλεῖς, ἂν οὕτως ἐξενέγκη τις, καλεῖς ἐπὶ σαυτὸν καὶ τοὺς νόμους, λέλυται· καὶ τὸ καί μοι μὴ θορυβήσῃ τις, ἔστι μὲν προδιόρθωσις, εἰ δὲ αὐτὸ οὕτως ἐξενέγκῃ, ἀλλὰ μὴ θορυβήσῃ τις, οὕτω γενέσθαι, δέομαι μεθ ̓ ἡσυχίας ἀνασχέσθαι μου, μένει τὸ αὐτὸ σχῆμα. ἡ γὰρ διάνοια οὐδὲν πάσχει τῶν ὀνομάτων τρεπομένων. Nach ihm setzt dasselbe auseinander Aquila Romanus (de fig. sent. et eloc. Halm p. 28 sq.).

Es ist dies indessen nicht richtig. Eine Figurierung, also eine bestimmte Gestaltung des Gedankens erfolgt überhaupt nur mittelst der Sprache; Figurierung des Gedankens an sich ist Unsinn. Wenn nun allerdings der Gedanke sich in verschiedene Formen zu kleiden vermag, so erhält diese Mannigfaltigkeit doch eben dann eine Grenze, wenn die Form dem Begriffe einer Figur, einer als Kunstprodukt hervortretenden Ausdrucksweise, entsprechen soll. Die Figur hört also auf, wenn der Sinn durch die gewöhnliche Ausdrucksweise bezeichnet wird. Aquila Rom. sagt, dafs z. B. in Form der ironia, einer sententiae figura, gesagt werde: Hic enim egregius auctor communium commodorum, custos et defensor rei publicae, salus et columen civitatis; verändere er nun diesen Ausdruck auch vollständig, z. B. in: namque iste, cujus ope et auxilio videlicet civitas nititur, so bleibe die Figur dennoch bestehen. Aber welches ist denn der Gedanke, der Sinn? Aquila sagt: contraria scilicet intellegi velim. Nun, so spreche man dieses „,contraria“ aus: namque iste, cujus negligentia et nequitia res publica funditus evertitur und wo ist dann die Figur?

Nicht minder unrichtig ist das andere, dafs die figurae elocutionis, die Wortfiguren, als Figuren aufhören, wenn die Worte sich ändern, durch welche sie zu stande kommen. Nicht durch die

Gerber, die Sprache als Kunst. II. Band. 2. Aufl.

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Worte als solche entsteht ja die Figur, sondern dadurch, dafs der Laut der Worte zu gewissen Wirkungen benutzt wird. Es ist also eine Änderung der Worte ganz wohl möglich, wenn nur durch die gewählten dieselbe Art der Lautwirkung erreicht wird. Aquila nimmt als Beispiel einer figura elocutionis die repetitio oder лavagogά: ille auctor discordiarum, ille dux seditionum omnium, ille in pace tumultuosus, ille proditor in bello; und zeigt, dafs die Figur aufhört, wenn er dafür setzt: ille, qui seditionum auctor, discordiarum concitator, in pace tumultuosus, in bello proditor fuit. Aber wenn er nun statt der Wiederholung von ille überall in die von iste oder hic oder vir ille geändert hätte, oder ille, qui sed. auct., qui qui fuit, so wäre die Figur geblieben.

Dafs die Alten hinsichtlich dieser Aufstellungen zu schärferer Bestimmung nicht gelangten, erklärt sich daraus, dafs ihnen überhaupt das Verhältnis der Bedeutung zur Lautform im unklaren blieb, und dafs sie andererseits auch in das Wesen der Satzform zu wenig eingedrungen waren. (cf. Steinthal, Gesch. d. Sprachwissensch. bei Gr. u. Röm. p. 620, 687, 693, 698.) Sie richteten ihre Aufmerksamkeit zuerst auf die dem Gehör auffälligen Figuren, welche zu verschwinden schienen, wenn man die Worte ändert, namentlich bei Gorgias aus Leontini (vid. Cic. or. 49; 52), (Aquila Rom. 1. c. p. 29), also ητὰς παρισώσεις λέγω καὶ παρονομασίας καὶ ἀντιθέσεις, ἐν αἷς ἐπλεόνασε Γοργίας ὁ Λεοντίνος (Dion. Hal. de Thuc. 24, 4)" „ó Toorías τοῖς παρίσοις καὶ ὁμοιοτελεύτοις καὶ ὁμοιοκατάρκτοις καλλωπίζων διόλου προσκόρως τὸν λόγον" (Maximus Planudes, Schol. bei Walz, rhetor. gr. V, p. 551), und als sie später ähnlich hervortretende Ausdrucksweisen bemerkten, deren kunstmässige Form sie ebenfalls den Figuren zuzuweisen schienen, die dabei aber von den bestimmten einzelnen Worten unabhängiger waren, da nannten sie diese Gedankenfiguren. Sie versteckten so hinter einer positiven Bezeichnung, dafs die zweite Art der Figuren nur eben durch die Betrachtung gewonnen war, wie an ihnen ein formell Festes nicht bemerkt würde. Solche durch die Negation gewonnene Dichotomie läfst allerdings keine Lücke der Arten, aber der zweite negative Artbegriff leidet notwendig an Unbestimmtheit seiner Teile. Was weifs man von den Gedankenfiguren, wenn gesagt wird, dafs sie an bestimmte Wortformen nicht gebunden sind?

Leicht kamen darum auch manche Rhetoren zu der Ansicht, es gäbe überhaupt keine Gedankenfiguren; was man dafür halte,

seien eben Gedanken: ὅσα δὲ σχήματα τῶν ἐννοιῶν ὠνόμασται, οἷον προδιόρθωσις, ἐπιδιόρθωσις, ἀποσιώπησις, παράλειψις, εἰρωνεία, ἠθοποιΐα, ἅπαντα ταῦτα οὔ μοι δοκεῖ δικαίως σχήματα καλεῖσθαι, ἀλλ' ἔννοιαι καὶ ἐνθυμήματα καὶ λογισμοὶ τοῦ πιθανοῦ χάριν καὶ лíбτεшV εidη. So Longin (Texv. ént. Sp. Vol. I, p. 310), während freilich der Vf. лεоì vчoνç die gewöhnliche Einteilung billigt (bei Speng. Vol. I, p. 252). (Man sehe auch die schiefe Erörterung bei Quint. IX, I, 15 sq.)

Die Wortfiguren der Alten sind also genauer zu bestimmen als Figuren des Wortlautes, die Gedankenfiguren als die des Wortsinnes; jene wirken durch den lautlichen Ausdruck der einzelnen Worte oder Wortkomplexe auf die Darstellung ihres Satzganzen, diese durch die Beziehungen, in welche sie einen Satzsinn zu dem Sinn der Rede setzen, wie er sich aus dem Zusammenhang ergiebt. Vossius (Comment. Rhet. P. II, lib. V, p. 265), der im übrigen viel durcheinander wirrt, drückt sich nicht übel aus: Schematum alia ad materiam ac corpus orationis pertinent; alia ad formam, ac quasi animam, hoc est, ad sententiam: illa dicuntur ozýματα λέξεως, haec διανοίας. Prioribus illis magis proprie schematis nomen convenit, quatenus habitum notat, qui proprie corporis est: at figuris diavoías magis competit, qua gestum interdum significat.

II. Von den ästhetischen Figuren; ihrem Begriff; ihrer Bedeutung für die litterarische Sprache; ihrer Einteilung.

Wir erörterten im ersten Bande dieser Schrift (p. 309 sq.), wie die Wörter in Bezug auf ihre Bedeutung an sich selbst Tropen sind. Im Leben der Sprache giebt der usus den Bedeutungen einen gewissen Halt, und diese erhalten dadurch ein Anrecht, als die eigentlichen (xúqia zaì xoivà ỏvóuara) zu gelten, wogegen, wenn die dem Lautbilde eigene Natur des roóros in einer Umwandlung der Bedeutung wieder hervortritt, dieses Neue als das Uneigentliche (axvgov) erscheint. Verstanden wird die neue Bedeutung von den mit der Sprache Vertrauten an den Beziehungen, in welche sie zu anderen Wörtern gesetzt wird, wie die ersten Wurzeln den Menschen verständlich wurden an den Beziehungen, in welche sie unter derselben Umgebung, bei gleichen Umständen zu den sinnlichen Wahrnehmungen traten. Leicht kann es dabei kommen, dafs die früher eigentliche" Bedeutung von einem späteren usus

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als die uneigentliche empfunden wird, wie z. B. Cicero (de or. III, 38) und Quintilian (VIII, 6, 6) sich wundern, dafs auch die Bauern gemma, gemmare von Weinstöcken sagen, obwohl gemma [leite man es mit Curtius (Gr. Etym. p. 107) von yéμw, voll sein, oder mit Pott (Etym. Forsch. 1. Ausgabe II, 29) von ges tragen (wie germen), oder von geno= gigno, wie Georges (lex.)] jedenfalls in diesem Zusammenhang die ältere Bedeutung zeigt.

Eine Neuheit dauernder Art kommt dagegen denjenigen Tropen zu, welche wir im folgenden unter dem Namen der ästhetischen (oder Bild-) Figuren behandeln, denn immer bleibt diesen die Eigenschaft des Schmückens in dem bestimmten Zusammenhange eines. Sprachganzen, immer halten sie als individuelle Kunstbildungen sich im Gegensatz zu der sonst befestigten, eigentlichen Redeweise. M. Müller (Vorles. über d. Wissensch. der Sprache T. II, Kp. VIII) nennt die Tropen der Sprache: „radikale Metapher", die der Sprachkunst: „poetische" (vide oben p. 3 f.: лEQÌ TINTINOV τоóлшν bei Tryphon u. a.); Curtius (Gr. Et. p. 106) unterscheidet „zwischen dem unbewusst sich aufdrängenden Bilde, das für das naive Sprachgefühl die natürlichste Bezeichnung der Sache ist, und dem mit Absicht gewählten, das der Dichter herbeiruft, damit sich das zu Bezeichnende in ihm spiegle". Es gehören also die naiven Tropen der Sprache an, sofern diese sich fortbildet, und dieses Wachstum der Sprache tritt in ihrem Jugendalter am deutlichsten hervor; wogegen die Tropen des reflektierenden Bewusstseins die im usus gealterten und matt gewordenen Lautbilder aufs neue beleben. Da aber einerseits jene Fortbildung der Sprache niemals aufhört, andererseits auch manche glücklichere Bildfigur der litterarischen Sprache allmählich dem usus zugeführt wird, so ist im einzelnen Falle eine Entscheidung, welcher Art ein Tropus sei, nicht immer zu geben. Im allgemeinen sind die ästhetischen Figuren daran kenntlich, dafs sie suavitatis causa" stehen, dafs sie, eben weil sie aus einer Absicht hervorgehen, „paulo audaciores" erscheinen. Als Grund für ihre Anwendung giebt Cicero an, dafs die Menschen das Fernere dem Näheren vorziehen, weil dies von Scharfsinn zu zeugen scheint; weil in dem scheinbaren Abführen der Vorstellung, die dann doch zum Richtigen sich lenke, grofser Reiz liege; weil schon in einem einzigen Tropus ein Gleichnis liege; weil eine verständige Übertragung die Sache den Sinnen, besonders dem des Gesichts, nahe bringe. (Cic. de or. III, 38, 40.) Aristoteles (Rhet. III, 2) sagt ähnlich: vò σagès xaì tỏ ýồi xaì τὸ ξενικὸν ἔχει μάλιστα ἡ μεταφορά.

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Zeigte sich nun (vid. Bd. I, 1. c.), wie auf der bildlichen Natur der Wörter, auf ihrer Eigenschaft als Tropen die Fähigkeit der Sprache beruht, mit verhältnismäfsig wenigen Lauten die unzählbaren Erscheinungen und Vorgänge unserer inneren und äusseren Welt mit einiger Bestimmtheit anzudeuten, so ergiebt sich von selbst, dafs ebenso die Bild-Figuren für die litterarische Sprache eine unerschöpfliche Quelle der Bereicherung sind. Von den verschiedensten Seiten her richtet sich des Künstlers Auge auf die Dinge, leicht findet er so irgend welche Analoga seiner Vorstellungen, Beziehungen zu seinen Gedanken, und so vermannigfaltigt er die Anschauung durch Umwandlung der Bedeutungen, durch Einführung einer Fülle von Synonymen. In welchem Umfang diese Umschaffungen und Wendungen in der Sprache sich vollziehen, das erscheint ganz grenzenlos, zumal wenn man bedenkt, dass die Bilder für dieselben Begriffe in den verschiedenen Sprachen einander keineswegs entsprechen, dafs auch innerhalb derselben Sprache vielfach die Bilder nur für einzelne, bestimmte Beziehungen verwandt, in anderen durch andere vertreten werden. Solvuntur membra frigore (Virg. Aen. XII, 951); aetas non subito frangitur, sed diuturnitate exstinguitur (Cic. Cat. m. 11, 38); pecunia lacerata est (Cic. Verr. III, 70); valde me momorderunt epistolae tuae de Attica nostra (Cic. Att. 13, 12); für diese Bilder haben wir z. B. keine entsprechenden im Deutschen; man sagt: „Du teures Haupt", aber nicht: „Du geliebtes Haupt", aber etwa: „Du geliebtes Wesen"; man sagt: „die Welt lacht über dich", aber nicht: „die Welt weint um ihn", dagegen: „die Menschheit weint um ihn“; „auf den Flügeln der Liebe eilen" wird gesagt, nicht etwa: „auf den Flügeln des Zorns", aber: „gestachelt vom Zorne"; es heifst wohl: „sein Geld ist ihm ans Herz gewachsen“, nicht: „seine Ehre ist ihm ans Herz gewachsen", dafür: „,seine Ehre liegt ihm am Herzen".

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Wir geben ein nicht weit gesuchtes Beispiel von dem Reichtum an Synonymen, welcher der Sprache durch die Tropen zufliefst, wobei wir die naiven von den bewusst verwandten nicht sondern. Bei Ovid (Met. 1, 5) heifst es: ante mare et tellus", und mare (vielleicht tropus aus ähnlicher Bedeutung wie skt. mar-u Wüste, vid. Curtius gr. Et. p. 298) gilt hier als das Wort der „eigentlichen“ Bedeutung; vs. 14 steht dafür: nec brachia longo margine terrarum porrexerat Amphitrite, was nach derselben Art der Wendung sich z. B. auch vertauschen liefse mit Neptunus (wie Virg. Ge. 4, 29), oder Oceanus (Virg. Aen. II, 250), Thetis

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