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Figuren ein Umschaffen des Sprachmaterials selbst; neue Bilder werden der Rede zugeführt, indem den Lautbildern neben ihrer „eigentlichen“ Bedeutung eine „übertragene" geliehen wird. Diese Bilder können ferner, insofern das Bewusstsein sie als solche auch dem gewöhnlichen Ausdruck gegenüber weifs und festhalten will, in Satzformen ausgeführt werden. Die Reflexion hält das Bild getrennt, wenn Goethe (Faust) sagt: „Dem Wurme gleich' ich, der den Staub durchwühlt", und so haben wir nicht Metapher, aber eine auf der Metapher beruhende Figur. Wenn Klopstock (an Gleim) sagt:

„Der verkennet den Scherz, hat von den Grazien
Keine Miene belauscht, der es nicht fassen kann,
Dafs der Liebling der Freude

Nur mit Sokrates' Freunden lacht."

so ist dies nicht eigentlich Synekdoche, aber eine an den Beispielen (αádεyua) sich zur Figur bildende Synekdoche.

Quintilian (VIII, 6, 2) sagt, indem er dies bemerkt, von den Tropen: „verti formas non verborum modo, sed et sensuum et compositionis" und "mihi videntur errasse, qui non alios crediderunt tropos, quam in quibus verbum pro verbo poneretur". Auch Adelung (Dtsch. Styl Bd. I, p. 381) erklärt: „Der Trope bestehet entweder aus einem einzelnen Worte, oder aus mehreren Wörtern. Im letzteren Falle macht er ein zusammengesetztes, aus mehreren Teilen bestehendes Bild aus." Zu bestimmter Anwendung kommt es jedoch bei ihm nicht.

Um mit den auf bewufster Kunst beruhenden Tropen (BildFiguren) auch Gestaltungen, wie Paradigma, Gleichnis, Parabel unter gemeinsamen Namen stellen zu können, haben wir den Terminus: Aesthetische Figuren eingeführt. Die Alten schwankten, was sie Tropus, was sie Figur nennen sollten. Tryphon z. B. giebt unter dem Titel εì Tóлv auch die Anastrophe, das Hyperbaton, den Pleonasmus, die Ellipse u. d. m., ähnlich verfährt Gregorius Corinthius u. a. Quintilian (IX, 1, 2) bespricht die nahe Berührung von Tropus und Figur und sagt: plerique has (figuras) tropos esse existimaverunt, aber auch das Umgekehrte wurde beliebt: nec desunt, qui tropis figurarum nomen imponant, quorum est C. Artorius Proculus. Quin adeo similitudo manifesta est, ut eam discernere non sit in promptu. Er selbst, nachdem er den Unterschied zwischen Tropus und Figur auch nicht zu eigener völliger Befriedigung auseinander gesetzt, läfst den Abschlufs der

„scrupulosa disputatio" auf sich beruhen: nihil enim refert, quo modo appelletur utrumlibet eorum, si quid orationi prosit apparet: nec mutatur vocabulis vis rerum cet.

Wir nennen diese Figuren aber „ästhetische" (in dem Sinne, wie seit Baumgartens „Aesthetica" das Wort gebraucht wird), weil sie rhetorische Wirkung, Erregung der Affekte nicht verfolgen, vielmehr aus dem Gestaltungstrieb der Phantasie hervorgehen, Laut und Sinn, Stoff und Geist zugleich berühren und durch diese Einigung vor allem ein Schönes hervorbringen.

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Keine Einteilung der Sprachkunst der Werke im Dienste der Rede ist übrigens imstande, die ganze Menge der Figuren, welche von den Alten aufgestellt wurden, in ihren Rubriken unterzubringen.*) Schon Quintilian sagt (IX, 1, 23): dicendum est, nequaquam figuras, esse tam multas, quam sint a quibusdam constitutae. Neque enim me movent nomina illa, quae fingere utique Graecis promptissimum est. Wir werden später die nötige Ausscheidung vornehmen und bemerken hier nur, dafs bei weitem die meisten der fälschlich unter die Figuren aufgenommenen Darstellungen ihre Aufnahme der Meinung verdanken, es sei, weil die Figuren die Seele lebhaft anregten, umgekehrt auch jede Darstellung lebhafter Anregung z. B. minae, aɣaváztŋots eine Figur, in Bezug worauf Quintilian (1. c.) erklärt: „ante omnia illi, qui totidem figuras putant quot affectus, repudiandi, non quia adfectus non sit quaedam qualitas mentis, sed quia figura, quam non communiter, sed proprie nominamus, non sit simplex rei cujuscumque enuntiatio. Quapropter in dicendo irasci, dolere, misereri, timere, confidere, contemnere non sunt figurae, non magis quam suadere, minari, rogare, excusare. Sed fallit parum diligenter intuentes, quod inveniunt in omnibus iis locis figuras et earum exempla ex orationibus excerpunt; neque enim pars ulla dicendi est, quae non recipere eas possit, sed aliud est admittere figuram, aliud figuram esse" cet. Aber nicht blofs die Darstellungen der Affekte als solche wurden fälschlich zu den Figuren gerechnet, sondern überhaupt alle, die irgend einen bestimmten Inhalt in besonders angemessener und wirksamer, obzwar keineswegs individuell gestalteter, vom usus abweichender Weise zum Ausdruck bringen. Der Begriff der Figur wird dadurch verwischt; da ist nicht Kunst, sondern Geschicklich

*) Die Schematographen der Alten bespricht u. a.: Hermanni Sauppii epistola critica ad Godofredum Hermannum.

keit; nichts, als eine sachlich und stilistisch gelungene Darstellung von einzelnen Abschnitten eines Redeganzen. Dergleichen Aufstellungen ohne scharfe Sonderung und ohne Bestimmtheit giebt z. B. Cicero (de or. III, 53) als „lumina orationis", wie „commoratio una in re; illustris explanatio rerumque quasi gerantur sub aspectum paene subjectio; rogatio atque huic finitima quasi percontatio expositioque sententiae suae; digestio; promissio; purgatio; conciliatio; laesio cet. (cf. auch Cic. or. 39, 134 und Quint. IX, 1, 25.)

Es ist dieselbe unrichtige Vorstellung, welche namentlich die Neueren vielfach veranlafste, die Figuren nach den Seelenerregungen einzuteilen, welche sie hervorzurufen scheinen. Adelung z. B. (Über den deutschen Styl, Bd. I, p. 280) sagt: „Figuren sind Hülfsmittel, auf die unteren Kräfte der Seele zu wirken. Sie zerfallen also ganz natürlich in so viele Klassen, als es untere Kräfte giebt, auf welche sie zunächst wirken sollen: ich sage zunächst, weil eine Figur auf mehr als eine Kraft wirken kann, und desto schöner ist, wenn sie zugleich auf mehr als eine wirket; z. B. wenn eine Metapher nicht allein die Einbildungskraft, sondern auch die Empfindung rege macht. Allein alsdann ist sie doch immer auf eine Kraft zunächst und unmittelbar gerichtet, und ihre Wirkung auf die andere ist nur mittelbar und untergeordnet. Die unteren Kräfte der Seele, welche hier in Betrachtung kommen können, sind die Aufmerksamkeit, die Einbildungskraft, die Gemütsbewegungen, der Witz und der Scharfsinn, und diese geben eben so viele Klassen von Figuren, nur mit dem Unterschiede, dafs sich die Figuren des Witzes und Scharfsinnes füglich in eine und eben dieselbe Klasse zusammenfassen lassen." Blair (Lectures on Rhet. 4th ed. Lect. XIV, p. 348) teilt ein nach der Wirkung 1. auf die Phantasie, 2. auf die Leidenschaften. Eschenburg (Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Redekünste, 5. Ausg. von Pinder, p. 300) klassifiziert in Figuren 1. des Witzes, 2. der Einbildungskraft, 3. der leidenschaftlichen Gemütsbewegungen. Richter (Lehrb. d. Rhetorik p. 102) sondert „demonstrative und pathetische" Figuren, je nachdem ihr Zweck ist: „durch die gröfste Anschaulichkeit im Lehren und die Stärke seiner Überzeugung im Beweisen die Überzeugung des Hörers zu gewinnen", oder „das Gemüt durch das eigene Pathos und dessen sinnlichen Ausdruck aufzuregen". Er selbst fügt indessen hinzu, dafs demonstrative Figuren ohne Pathos und pathetische ohne bestimmte und nachdrückliche Gedanken nicht möglich seien.

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Das Prinzip für die Einteilung kann nur aus Betrachtung der Änderungen gewonnen werden, welche die Sprachform erfahren kann, um Figur zu werden. Sehen wir ab von den ästhetischen Figuren, welche die Sprache selbst weiterschaffen, so gehören die Redefiguren lediglich der Technik an und sind nach technischen Rücksichten einzuteilen. Die Änderungen der Form, die Figurationen, werden natürlich als solche, als Neuheiten, bemerkt und empfunden; in welcher Richtung sie aber wirken und die Seele erregen, das hängt nicht ab von diesen Änderungen als solchen, d. h. von dem, was die Figur zur Figur macht, sondern von dem Inhalt des Seelenmoments, den sie verkörpern. Derselbe Inhalt aber kann ebenso ganz ohne Figur ausgedrückt werden, wie auch in sehr verschiedenen Arten der Figurierung; welche Art von Figur zur Anwendung kommt, das bestimmt der Zusammenhang und der Charakter des Redeganzen. Deswegen also sind die Figuren nicht zu rubrizieren nach den Arten der Seelenerregungen, sondern nach der verschiedenen Weise, wie eine Änderung der Ausdrucksformen zustande kommt. Es wird dadurch ersichtlich, wodurch die Figuren wirken, wiefern sie eben als Figuren zu fassen sind.

Will man sagen, dafs nach dem Begriff der von uns aufgestellten drei Arten von Figuren das allen Gemeinsame, die besondere Seelenerregung sei, welche sie bewirkten; dafs dann bei den ästhetischen Figuren diese Seelenerregung von der Phantasie ausgebe (αἱ φαντασίαι — οὕτω γοῦν εἰδωλοποιίας αὐτὰς ἔνιοι λέγουσι. Longin, de subl. XV), bei den Lautfiguren von der Empfindung, bei den Sinnfiguren vom Verstande; dafs die Figuren der ersten Art also den Ausdruck anschaulich machen, beleben müssen, die der zweiten Art ihn musikalisch versinnlichen, die der dritten verdeutlichen, so wird dagegen nicht viel einzuwenden sein, aber die Totalwirkungen der wirklichen Figuren, bei welchen jene in unserm Schema getrennten Begriffe von Bild, Laut, Sinn je nach der Stelle, welche sie im Kontext der Rede einnehmen, bald vor-, bald zurücktreten, immer aber sich in lebendiger Einheit darstellen, lassen sich keineswegs nach den Abstraktionen dieser Trennung bemessen. Nur unsere Begriffe vermögen wir zu klassifizieren, jeder Inhalt ist für uns grenzenlos.

Die Einteilung, welche die Alten aufstellten, ging von dem richtigen Grundsatz aus; sie war eine formelle. Man unterschied: σχήματα διανοίας, figurae sententiarum; σχήματα λέξεως, figurae verborum; von ihnen gesondert: góлоi, verborum immutationes.

Cicero giebt (wohl nach dem von Quintilian (III, 1, 16) erwähnten Hermagoras) an (Brut. 17, 69): Ornari orationem Graeci putant, si verborum immutationibus utantur, quas appellant Tоóлovs, et sententiarum orationisque formis, quae vocant oxyμara*). Genauer heifst es (de or. III, 37 [cf. or. 39, 135 sq.]): Die stilistische Schönheit zeige sich 1. in den einzelnen Worten an sich, 2. in deren Verbindung: est quidam ornatus orationis, qui ex singulis verbis est, alius, qui ex continuatis conjunctisque constat. Was die einzelnen Worte betreffe, so seien von den eigentlichen Ausdrücken (quae propria sunt et certa quasi vocabula rerum, paene una nata cum rebus ipsis) zu unterscheiden die übertragenen (quae transferuntur), neben welche Cicero noch stellt Archaismen und Neubildungen: translatum verbum aut inusitatum aut novatum (ep. 38). In Bezug auf die Verbindung der Worte (continuatio verborum), habe der Redner, anlangend die äufserliche Gestaltung und das Kolorit der Rede (habitus orationis et quasi color [cp. 52]), sich zu bilden et verbis et sententiis: „formantur autem et verba et sententiae paene innumerabiliter, sed inter conformationem verborum et sententiarum hoc interest, quod verborum tollitur, si verba mutaris, sententiarum permanet, quibuscumque verbis uti velis." Auch Dionys. Hal. (de compos. verb. cp. VIII) kennt schon diese Einteilung, und Quintilian (IX, 1, 17) nennt so aufser den Tropen als die von den meisten angenommenen Arten der Figuren: diavoías, id est mentis vel sensus vel sententiarum (nam his omnibus modis dictum est) et 2ğews, id est verborum vel dictionis vel elocutionis vel sermonis vel orationis: nam et variatur et nihil refert. Er fügt hinzu, dass Cornelius Celsus aufserdem noch figuras colorum aufgestellt habe; doch gehöre ja solche Färbung der Rede dem Gedanken an. Ob unter diesem color, dem zoopa der griechischen Rhetoren, Beschönigung des Ausdrucks bei einem unliebsamen Inhalt zu verstehen sei (Quint. IV, 2, 89), oder das Kolorit, der Charakter der Rede (Quint. VI, 3, 107), oder etwa, was Cicero „pingere" nannte (Ep. ad Att. II, 21: pictum et politum a me [Pompejum] omnibus artis coloribus), ist zweifelhaft. Fortunatianus' Einteilung (art. rhet. III, 10 bei Halm p. 126) in figurae λέξεως, λόγου, διανοίας mischt grammatische Figuren unter die rhetorischen.

*) Cicero nennt die oznuata hier formae, or. 25: lumina und gestus orationis; de opt. gen. 14: figurae mit einem tamquam.

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