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SCHLUSSWORT DES HERAUSGEBERS.

Von dem Pleier sind uns bekanntlich drei epische dichtungen übrig; außer der hier herausgegebenen ein Garel vom blühenden Thal, dessen einzige handschrift im vaterländischen museum zu Linz sich befindet und von dem Zingerle in der Germania 3, 23—41 auszüge gegeben hat, und ein Tandarias, der in mehreren handschriften (zu München, Heidelberg und Hamburg) überliefert ist. Keines dieser drei gedichte bekundet einen hervorragenden dichter; weder in der darstellung noch in der handhabung des reimes zeigt der Pleier besonderes geschick. Sein vorbild ist Hartmann, dem er, wie Zingerle (Germania 3, 26) gezeigt hat und wie sich auch am Meleranz nachweisen läßt, vieles im ausdrucke entlehnt. (Über entlehnungen aus Wolfram vgl. anmerkung zu z. 5250.) Zingerle erinnert auch an andere dichter, wie Ulrich von Zatzikhoven: wichtiger und bedeutsamer scheint mir eine anlehnung an den uns verlornen umhang Bliggers von Steinach. Im Meleranz 585 ff. schildert der dichter den umhang eines bettes, auf welchem der trojanische krieg und die geschichte des Äneas abgebildet war. Werden wir schon hierdurch an Bliggers umhang erinnert, der ja, aller wahrscheinlichkeit nach, ebenfalls antike stoffe enthielt, so ist es noch mehr bei der beschreibung des gürtels der fall, auf welchem die worte dulcis labor d. h. minne ist süeziu arbeit 692. 694 eingeschrieben waren. Diese worte begegnen in dem bruchstücke, das Pfeiffer mit recht dem umhang Bliggers zuerkennt (vers 314). Die antike vorstellung von Amor und Venus (662-680), die die spangen des mantels bildeten, mag der Pleier aus derselben quelle entlehnt haben.

Von den drei gedichten mag, so weit ich ihn kenne, der Garel noch das beste sein. Die erfindungskraft des dichters in allen ist gering: seine beschreibungen bewegen sich in ermüdenden wieder

holungen. Ich habe die herausgabe des Meleranz unternommen, damit von dem dichter künftig mehr als der name bekannt sei und man ihm den ihm zukommenden platz als nachahmer zuweisen könne.

Der dichter nennt sich hier wie im Garel der Pleiære (die form Plaier, die Gödekes grundriß s. 37 annimmt, beruht auf österreichischer schreibung), ein ähnlich gebildeter name wie der Strickære, der Marnære, der Teichnære; woraus allein schon hervorgehen würde daß die frühere annahme, der dichter habe dem steirischen grafengeschlechte derer von Plaien, das 1260 ausstarb, angehört, nicht richtig sein kann (vgl. Germania 2, 500). Der Pleier hat eher nach als vor 1260 gedichtet; aber dem dreizehnten jahrhundert möchte er noch zuzuweisen sein. Der schluß des Meleranz nennt als gönner des dichters einen herrn Wîmar, der die veranlaßung zu dem gedichte gegeben: ihn nachzuweisen ist mir nicht gelungen. Des dichters heimat findet Pfeiffer im Salzburgischen: 'unter den zeugen einer datz sand Zenen (st. Zeno bei Reichenhall) im jahre 1305 ausgestellten urkunde erscheint her Chunrat der Player' (Mon. boica 3, 569. German. 2, 500). Damit stimmen die sprachlichen eigentümlichkeiten die der dichter darbietet recht wohl: in jedem falle weisen sie auf Österreich. Dahin zähle ich z. b. die comparativform merre für mêrre, reimend auf herre 9013 (vgl. zu Strickers Karl s. lxxxv), kone (konen: wonen 11529) 'gattin', gâz 4839. 8781. Anderes ist allgemeinerer art, aber im 13 jahrhundert doch hauptsächlich Baiern und Österreich eigen: die abwerfung des e im präteritum schwacher verba (4. 150. 527. 612. 824. 1687. 2509. 2752. 3179. 3431. 3633. 3802. 3974. 4090. 5880. 5926. 6700. 6960. 7184. 7356. 7364. 7404. 7524. 7664 u. s. w.), in substantiven, adjectiven und adverbien (2377. 3825. 7169. 8900. 9847. 10403. 10699. 10973); n statt m im reime (man: alsan 1373. 9749. nan: man 2867. genôzsan: an 9385. wolgetân: nan 11527. ohein: schein 6504) vgl. zu Strickers Karl s. liij; die bindung a: â, außer vor r und n, vor 1 (lichtgemål: überal 581), vor ch (sach: nâch 263. 4053. nâch: sprach 295. 319. 1617. 5625. 7037. 9425. gâch: sach 1025. 3425. 4231.5979. 9173. gemach: nâch 1789. gâch 6511. geschach: nâch 4819), vor t (hât: stat 1405. 6941), vor st (hâst: gast 1059. 2369), vor z (gâz: saz 4839. 8781); die bindung e:ê (hêr: er 114. mêr: er 805.3943. 9329. sper 3371. 5667. : her 5661. 9809. her: êr 11447), auch von i ie in mir schier 10973, während lieht : niht 865. 1285. 5576; vgl.

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Garel 284 (Germania 3, 30) scheinbar der österreichischen heimat. widerstreitet; doch ist auch dieser reim in vielen österreichischen dichtern nachweisbar. Ähnlich verhält es sich mit den reimen sun tuon 2469. 12221. 12599 und öfter; stuont: funt 385; bestuont: kunt 6741; zuo: nû 6663; Dulceflûr: fuor 4869; ruorte: hurte 9515; künde stüende 1073; mit der form duo für dô, die im reime z. b. 4346. 4905. 5637. 5647. 6060. 12075 erscheint und gewöhnlich nur für niederrheinisch gilt; mit ou für iu oder û in houwen : bouwen 6777. schouwen: erbouwen 7107 (vgl. Garel 25a, German. 3, 33). frouwen getrouwen 7317. 10623. Daß dem dichter ei statt des gewöhnlichen mhd. î bereits zukomme, das zu seiner zeit im österreichischen dialekte allerdings schon herrschte, könnte man aus dem reime curteis: amîs 7773 (vgl. curteise: reise 3931. 4220) schließen; aber eine nebenform curtis (: prîs) ist durch Mai 196, 25 belegt, welches gedicht ebenfalls Baiern oder Österreich angehört. Ein ähnlicher reim begegnet im Garel, geleit: wît 82a (Germania 3, 38) was Zingerle wohl mit unrecht in gelît: wît ändert; wenn geändert werden muß, ist zu schreiben

in allen wîs daz beste

daz ie dehein man an geleit.
weder ze enge noch ze breit
was der helm rîche.

Als quelle des Meleranz gibt der dichter (103) eine wälsche dichtung an. Der name des helden ist mir sonst nicht begegnet: im Garel (Germania 3, 32) gibt dieser Meleranz als seinen vater an. Ob der dichter nach mündlicher oder schriftlicher überlieferung gedichtet, muß unentschieden bleiben: wahrscheinlicher ist mir ersteres, denn nirgend bezieht er sich auf ein buoch. Daß er des lesens kundig war geht aus dem Garel (Germania 3, 26) hervor. Die berufungen auf die quelle sind im Meleranz so häufig wie im Garel und zeigen meist dieselben formeln. als mir diu âventiure seit 434. 510. 5104. 5935. 8552. 8634. 8898. 9486. als mir diu âventiure jach 12528. nâch der âventiure sage 327. 1324. 1604. 4957. 12522. diu âventiure mir daz seit 7080. als ich an der âventiure las 11420.

uns tuot

diu âventiure kunt 6741. michn habe diu âventiure betrogen 3140. ob diu âventiur ist wâr 7084. als ich daz mære hân vernomen 1350. 6666. 12686. als mir daz mær ist worden kunt 6736. 11533. als ich daz mære vernomen hâu 326. 9947. als ich hân vernomen 5069. 9638.

10752 11194. hân ich vernomen 10832. hôrt ich sagen 5938. 6978. sô wart mir gesagt 11274. sô man saget 7437. also ich bewîset bin 1276. Die längste berufung auf die quelle ist 9238-43

ist ez niht wâr daz ich iu sage,
ûf mîn triwe, daz ist mir leit.
ez wart mir für wâr geseit:
ich hân mêr geziuges niht,
wan als mir daz mære giht,
alz ez mir ist kunt getân.

Mit diesen formeln vergleiche man die aus dem Garel Germania 3, 27. 28.

Der inhalt gehört dem kreise der Artussage an. Artus hatte drei schwestern, Seife, Anthonje und Olimpia. Erstere nahm der könig Lot und zeugte mit ihr Beatus und Gawan, so wie zwei töchter, Itoni und Gundri. Anthonje heiratete den könig von Gritenland und gebar ihm Gaharet; Olimpia den könig von Frankreich, dem sie Meleranz gebar. Der knabe, bis zum zwölften jahre von der mutter erzogen, vernahm viel von seines oheims ruhme und beschloß heimlich an seinen hof zu gehen, um zu erfahren, wie man gäste dort aufnehme. Um nicht von den leuten seines vaters eingeholt zu werden, schlug er, von der hauptstraße abweichend, einen schmalen pfad ein. Gegen abend kam er auf eine burg, wo er freundlich aufgenommen wurde am andern morgen ließ ihn der wirt durch einen knecht auf die straße die zu Artus führte bringen. Vierzehn tage ritt er fort; endlich sah er ein gebirge vor sich, in welches der weg gieng: er ritt auf einen berg, aber er konnte nur auf wald und meer blicken. Genöthigt, im freien zu übernachten, zog er am andern morgen sein ross an der hand den berg hinab und gelangte auf eine im walde gelegene schöne wiese, in deren mitte eine linde stand: ihre äste hiengen bis auf das gras hernieder und gewährten beständigen schatten. Zwei silberne röhren führten nach einem bade das für eine frau eingerichtet schien. Als sich Meleranz der linde näherte, sah er vier jungfrauen entfliehen, die sich trotz seines rufens nicht zum stillestehen bewegen ließen. Das bad und der anger gehörte der königin Tydomie von Kamerie. Sie hatte durch ihre sternkundige erzieherin von Meleranz' ankunft vernommen und auf ir geheiß waren die jungfrauen entflohen. Unter der linde erblickte Meleranz ein schönes bett, auf dessen umhange der trojanische krieg und Eneas geschichte

eingenäht war. Unter andern kleidungsstücken sah er einen schönen mantel, dessen spangen Venus und Amor darstellten und einen gürtel mit der inschrift (amor) dulcis labor.' Er näherte sich der badewanne die zugedeckt war, woraus er abnahm daß eine frau sich im bade befinde. Eben wollte er fortgehen, als Tydomie den sammt emporhob und den erröthenden junker schalt daß er ihre frauen verscheucht: nun müße er an stelle derselben sie bedienen. Gern war Meleranz dazu bereit. Als er ihr nun ins antlitz sah, da zündete Venus ihn mit ihrer fackel an und Amor stach ihn mit seinem ger. Auch der jungfrau gefiel der zierliche junge mann. Als sie sich angezogen, nöthigte sie ihn sich zu setzen: er that es widerstrebend und sah sie aus der ferne blöde an. Auf ihre frage, woher er komme und wer er sei ersann er eine lüge: sie aber ließ sich nicht täuschen und sagte ihm die wahrheit ins gesicht, so daß er endlich eingestehen musste. Sie lud ihn ein die nacht ihr gast zu sein; am andern morgen wolle sie ihn auf den rechten weg weisen laßen. Die bewirtung ließ nichts zu wünschen übrig, die beiden jungen leute aßen mit einander und die keimende liebe ward zur flamme. Der dichter flicht hier eine betrachtung über die minne und ihre launen ein. Beim abschiede gab sie ihm einen ring und küsste ihn. Die jäger der königin brachten ihn auf den weg. Meleranz nahm abschied von ihnen: sie kehrten zurück und brachten der jungfrau, die inzwischen auf ihre burg Monteflor sich begeben, die letzten grüße von ihm. Tydomie gestand ihrer erzieherin ihre gefühle und bat sie an den sternen zu sehen ob Meleranz dieselben erwidere. Die meisterin that es und ertheilte ihr, nachdem sie sie durch falsche kunde auf die probe gestellt, die beglückende nachricht daß Meleranz sie nicht weniger liebe.

Inzwischen war Meleranz durch den wald fortgeritten und auf einen plan gekommen auf dem ihm ein alter jäger mit einem leithunde begegnete. Meleranz fragte nach dem wege und erfuhr daß Artus in der nähe jage, daß der alte mann des königs jägermeister sei. Befragt woher er komme verschwieg auch hier Meleranz seine abkunft und sagte er sei dem rufe des königs nachgegangen, mit dem wunsche bei ihm in dienst zu treten. Während der zeit war ein hirsch aufgetrieben worden, der, verfolgt, nach der feuerstatt floh, wo der könig und die königin mit ihrem gefolge unter zelten lagerten. Meleranz war vorausgeritten und hätte den hirsch fällen können, wartete aber bis der jägermeister herankam und bat denselben um 24

Meleranz.

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