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vor allem 15288 000 Mt. beim Titel „Ausgaben infolge Verstärkung der Schußtruppe zur Niederwerfung des Eingebornenaufstandes und zur Heimbeförderung von Verstärkungen der Schußtruppe", der 77600000 Mt. anforderte.

24. März. Storz wünscht, daß ein möglichst großer Teil unsers Auswandrerstroms nach den Kolonien abgeleitet werde und verlangt fefte Rechtsordnungen für sie. — Kopsch bezeichnet das südwests afrikanische Schußgebiet für vollkommen wertlos. - Oberst v. Deimling spricht sich gegen die Behauptung aus, daß der deutsche Generalstab die Leistungen der Engländer im Burenkriege herabgesezt habe, sowie gegen die Behauptung in der Presse, daß 14000 Deutsche mit 500 Hottentotten nicht fertig werden könnten. Zum Titel: Ausgaben infolge Verstärkung der Schußtruppe zur Niederwerfung des Eingebornenaufstandes, hat die Kommission 15 Millionen von den geforderten 92 Millionen gestrichen und festgelegt, daß die Summe auch zur Heimbeförderung von Verstärkungen der Schußtruppe verwandt werden soll. Dieser Antrag wird genehmigt.

26. März. Zum Etat für Neuguinea flagt Erzberger über die große Zahl der dortigen Beamten und verlangt Zurücknahme der Verordnung über die Prügelstrafen. Eine Forderung von 10000 Mark zur Unterstüßung weißer Ansiedler wird abgelehnt. Zum Etat für Samoa wird ein vom Gouverneur Solf unterstüßter Antrag, den von der Kommission gestrichnen Betrag von 20000 Mark für Landerwerb zur Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse wiederherzustellen, abgelehnt. Die gesamte Bewilligung umfaßt 12879929 Mark. (Gesez vom 31. Mai 1906.)

III.

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Erste Ergänzung zum Reichshaushaltsetat für 1906.

26. März. Erfte Beratung. Es werden gefordert für ftrategische Eisenbahnen (Oldesloe-Neumünster-Pattburg-Tingleff, Elmshorn-Wilster, St. Margareten-Tondern, Oldenburg-Ellensendamm-Sande) insgesamt 6330 500 Mark. Ferner sieht der Ergänzungsetat die Umwandlung der Ministeresidentur in Korea in ein Generalkonsulat und die Umwandlung der bisherigen Gesandtschaft in Tokio in eine Botschaft vor. Bei jenen strategischen Bahnen handelt es sich um den Ausbau zweiter Gleise nach z. B. dem Orte, wo jenseits der dänischen Grenze Esbjerg liegt, der einzige Punkt an der Nordseeküste von Skagen bis Rotterdam, wo Truppenlandungen in größerm Maßstabe bewerkstelligt werden können. (Die englische Flotte, die Esbjerg im vergangnen Jahr besuchte, hat dort größere Landungsmanöver, die deutscherseits beobachtet worden sind, vorgenommen.)

IV.

Zweite Ergänzung zum Reichshaushaltsetat für 1906 und zum Haushalte der Schutzgebiete für 1906.

22. Mai. Erste Beratung. Es werden verlangt im ganzen 1755 819 Mark, die durch Matrikularbeiträge zu decken sind, und 20 514286 Mark, die auf Anleihe verwiesen werden.

Im einzelnen sind 550000 Mark vorgesehen für Beschaffung, Anlagen und Versuche auf verkehrstechnischem Gebiet, dazu tritt die bayrische Quote von 68655 Mt.; ferner 100000 Mk. zur Förderung der Syphilisforschung; 60400 Mt. zum Neubau eines Dienstwohngebäudes in der Pulverfabrit Ganschwiz; 127500 Mk. zu baulichen Anlagen auf den Werften zu Kiel und Wilhelmshaven; 841725 Mk. an Zuschüssen zur Bestreitung der Verwaltungsausgaben: in Ostafrika (15600 Mt.), Südwestafrika (801125 Mk.) und Karolinen, Palau, Marianen- und Marschallinseln (25000 Mt.). Im außerordentlichen Etat sind 4 Millionen Nachforderung für Fernsprechzwede, 610000 Mt. für eine zweite unterseeische Kabelverbindung zwischen Deutschland und Norwegen, im Reichskolonialamte 48000 Mk. für außerordentliche Hilfskräfte bei diesem Amt sowie zur Bestreitung der Teles grammgebühren und ähnlichen Ausgaben der Zentralverwaltung, endlich 16119991 Mt. Zuschuß zur Bestreitung der Ausgaben anläßlich des Eingebornenaufstandes im deutsch-südwest afrikanischen Schußgebiete. Darunter befinden sich 5 Millionen Mark (zweite Rate) zum Bau der Bahn Lüderizbucht — Kubub und Fortführung nach Keetmanshoop, 101 Millionen zur Sanierung der Wirtschaftsverhältnisse, besonders Wiederherstellung der Farmbetriebe. Daneben sind u. a. 500 000 Mark zur Beförderung der Besiedlung des Schußgebiets gefordert. In der Ergänzung zum Etat für das deutsch-ostafrikanische Schußgebiet ist der vom Reichstage beschlossenen Ablehnung der Vermehrung der Schußtruppen um eine weiße Kompagnie Rechnung getragen; es kommen im ganzen 248905 Mt. in Abgang.

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Die Vorlage wird vom stellvertretenden Kolonialdirektor, Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg, im nähern begründet.

26. Mai. In zweiter Beratung werden nach längern Verhandlungen die Forderungen von 5 Millionen Mark für die Weiterführung des Bahnbaues Lüderizbucht-Kubub nach Keetmanshoop, ferner die Entschädigung von 10 Millionen Mark für die geschädigten Farmer in Südwestafrika und die Forderung von vier schwarzen Kompagnien in Ostafrika abgelehnt; genehmigt werden dagegen 500000 Mark zur Unterstüßung für Ansiedler aus der Schußtruppe sowie alle übrigen Forderungen.

(Für den Fall jener Ablehnungen hat der stellvertretende Kolonialdirektor, Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg, in der Kommission gesagt:

Die Kommission ist zu der Ablehnung der Forderungen gekommen in der Meinung, daß man den Süden der Kolonie aufgeben und sich auf den Norden und die Mitte konzentrieren sollte. Ich halte das für unmöglich.

Denn wenn wir den Süden mit seinen Hottentottenräuberbanden von Truppen ganz entblößen, so schaffen wir einen neuen Herd für Unruhen, der uns und den Nachbarländern gefährlich werden kann. Gerade Grenzgebiete erfordern besondre Aufmerksamkeit. Die Grenzschwierigkeiten, die wir jezt im Süden zu überwinden haben, würden sich bald auf den Norden übertragen. Wir dürfen daher die Hand nicht von dem Süden lassen; wir müssen dort etwa 1000 Mann halten. Die Kosten und die Schwierigkeiten ihrer Erhaltung, die allerdings sehr ‍groß sind, würden sich aber erheblich vermindern durch die Fortführung der Bahn von Kubub nach Keetmanshoop. Die Lage im Süden hat sich ja durch die Gefangennahme Morengas gebeffert, aber es sind doch noch immer Hottentottenbanden unter den Waffen. Wir können also die Truppen nicht gänzlich zurückziehen. Ich möchte aber doch betonen, daß die Bahn nicht lediglich militärische Bedeutung hat, sondern auch wirtschaftliche; denn die Strecke führt in ein Gebiet, das von Weißen bereits besiedelt war. Wenn es in den Berichten heißt, jeßt seien dort nur Ruinen und Trümmerfelder, so zeigt das, welchen Schaden der Aufstand angerichtet hat. Aber die Farmer sind zum Teil noch im Lande und werden sich dort wieder seßhaft machen. In achtzehn Monaten könnte die Bahn so weit hergestellt sein, daß sie den militärischen Zwecken genügt.)

V.

Dritter Nachtragsetat für 1905.

16. Januar. Erste Beratung. Der Etat fordert 2407 875 Mf.; darunter sind 1571300 Mark Ausgaben aus Anlaß des Eingebornen= aufstandes, die Ausgaben infolge Verstärkung der Schußtruppe zur Niederwerfung des Aufstandes allein betragen 971100 Mark.

Stellvertretender Kolonialdirektor Erbprinz zu HohenloheLangenburg: Der Nachtragsetat bringt neben den Forderungen, die die Lage in Ostafrika infolge des dort ausgebrochnen Aufstandes verursacht, die Forderung für die Verpachtung der Usambarabahn. Diese vollzog sich durch Vertrag vom 1. März 1905. Der Vertrag wurde abgeschloffen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der gesetz= gebenden Körperschaften des Reiches zu den Leistungen, die eventuell dem Reiche aus dem Vertrag erwachsen. Es ist durch den Vertrag erreicht worden, daß das Betriebsdefizit, mit dem bisher die Verwaltung der Usambarabahn durch das Reich belastet war, aufgehoben worden ist, und daß die Hoffnung besteht, nach den vorläufigen Ergebnissen des legten Rechnungsjahres, es werde für das Reich ein wenn auch nicht großer Betriebsüberschuß sich ergeben. Der im vorigen Jahre ausgebrochne Aufstand in Ostafrika ist zwar leider noch nicht unterdrückt; immerhin ist es gelungen, den Aufstand auf ein bestimmtes Gebiet zu beschränken. Redner gibt eine kurze Uebersicht über die Geschichte des Aufstandes, der im Juli vorigen Jahres begann.

Erzberger (Zentr.): Die Gesuche um Indemnität werden bei uns allmählich billig wie die Brombeeren. Das Budgetrecht, das vornehmste

Recht des Reichstages, wird allzu leicht verlegt. Die lezte Verlegung des Budgetrechts, für die diese Vorlage Indemnität fordert, datiert schon vor fünf Monaten! Es wäre notwendig gewesen, den Reichstag zu einer außerordentlichen Tagung im Hochsommer einzuberufen. Seitdem der Reichskanzler im Jahre 1900 für die Maßnahmen der Chinaexpedition um Indemnität gebeten hat, mußte er das schon dreimal wiederholen, troßdem er damals die ausdrückliche Versicherung abgegeben hat, daß unter ihm eine Budgetrechtsverlegung nicht mehr vorkommen würde. Schuld an dem Aufstande ist die Hüttensteuer, die ein Ausfluß eines zu unbeschränkten Machtbefugnisses des Gouverneurs ist. Für ihre Arbeiten erhalten die Eingebornen zu geringe Entschädigungen, in einem Falle auf einer Baumwollplantage zum Beispiel pro Tag einen halben Pfennig. In ihren Steuergeseßen hält die Regierung selbst 16 Pesas, also 24 Pfennige für den Mindesttagelohn. Warum nimmt man sich gerade in dieser Hinsicht nicht England zum Muster? Wie kommen überhaupt unsre Beamten dazu, die Eingebornen zu Zwangsarbeiten heranzuziehn? Ein geseßliches Recht dazu gibt es nicht. Wir folgern aus solchen Maßnahmen, daß der Reichstag ein kräftiges Wort mitsprechen muß bei der Verwaltung unsrer Kolonien. Die Rechte der Eingebornen müssen geseßlich festgelegt werden; das ist die Anschauung der überwiegenden Mehrheit des Reichstags. Tun wir das nicht, so gehn wir noch mehr solchen Schlägen entgegen, wie es dieser Aufstand ist.

Paasche: Mißgriffe sind von Beamten, aber auch von den Ansiedlern gemacht. Unsre Beamten stehn turmhoch über den Beamten aller andern Nationen, auch der benachbarten englischen Kolonie. Jn Uganda_find_von den 120 Millionen, die England aufgewandt hat, 40 Millionen Mark gestohlen worden. Gestohlen und betrogen wird in allen andern Kolonien: der Franzosen, Engländer, Holländer. Auch die holländischen Offiziere „ersparen" von ihrem Gehalt in kurzer Zeit Hunderttausende, die sie nach Hause schicken. Desgleichen kommt bei uns nicht vor. Redner rügt in erster Linie den zu häufigen Wechsel der Beamten, prophezeit im übrigen aber der Kolonie eine schnelle und große Entwicklung.

13. März. In zweiter Beratung führt Erzberger eine Anzahl belastender Fälle an, in denen die Kolonialverwaltung dem Reichstage keine klare und bestimmte Auskunft gegeben habe. Er flagt auch darüber, daß die Regierung dort religionslose Schulen errichte, wodurch die Herrschaft des Islams gestärkt werde. — Prinz Hohenlohe gibt manche Beschwerden zu, bemerkt aber, daß man auf die dortigen Verhältnisse nicht unsern Maßstab anlegen dürfe, und dann müsse man bedenken, daß unser Beamtenstand noch mehr vervollkommnet werden müsse; die Begünstigung des Islams lehnt er ab; ein Vertuschungssystem werde er nicht begünstigen, sondern die Verhältnisse darstellen, wie sie sind. Ueber den Aufstand in Ostafrika spricht er sich ziemlich hoffnungsvoll aus.

16. März. Der Nachtragsetat wird mit den von der Kommission beantragten Abstrichen und den von ihr beantragten Ersuchen genehmigt. Diese gehn dahin:

Den Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen: 1. daß die mit den deutschen Kolonien verkehrenden deutschen Passagierdampfer Schiffsärzte an Bord führen, die eine praktische Vorbildung in der Erkennung und Behand

lung von Tropenkrankheiten und bezüglich der Schiffshygiene durchgemacht haben, sowie daß solche Schiffe eine Ausrüstung zu mikroskopischen Untersuchungen an Bord haben, die den Schiffsärzten die Erkennung der Tropenfrankheiten, insbesondre der Malaria, durch mikroskopische Untersuchung ́ermöglicht; 2. daß den so ausgerüsteten Schiffen entsprechende Vorteile bei der gesundheitspolizeilichen Untersuchung und Abfertigung in den deutschen Häfen eingeräumt werden.

19. März. Der Etat wird in dritter Beratung genehmigt. (Gesetz vom 27. März 1906.)

VI.

Vierter und fünfter Nachtragsetat für 1905.

19. März. Dritte Beratung des vierten Nachtragsetats für 1905. (Bur Niederwerfung des Aufstandes in Südwestafrika 30 600 000 Mark.) Der Bundesratsbevollmächtigte Oberst v. Deimling bespricht die jeßige taktische Lage in diesem Schußgebiete:

Die Ovambo im Norden verhalten sich jezt ruhig. Von den Herero wurden durch uns bis Mitte Februar 10 700, davon 2700 Männer gefangen, abgegeben sind jedoch nur 500 Gewehre. Wie groß der Rest der Herero ist, läßt sich nicht tarieren. Der Hereroaufstand kann entschieden als niedergeworfen gelten. Ich bin überzeugt, daß wenn wir unsre dortige Besatzung schwächen, der Aufstand wieder zu heller Flamme emporlodern und die Ovambo daran teilnehmen würden. Der Aufstand in der nördlichen Hälfte des Hottentottengebiets ist ebenfalls niedergeworfen. 24000 Hottentotten, davon 830 Männer, sind gefangen, aber etwa 15000 Hottentotten, davon 3000 Orlogleute mit kleinkalibrigen Gewehren, sind vorhanden. Unsre 500 Mann Besaßung dort sind unentbehrlich. Im südlichen Hottentottengebiet steht der Aufruhr in hellen Flammen unter Führung Morengas. Er steht seit November in dem schwer zugänglichen Felsgebirge am Oranjefluß. Er hat die englische Grenze im Rüden. Die schwache englische Grenzbesaßung könnte ihm den Uebertritt auf englisches Gebiet und den Rücktritt nicht verwehren. Jenseits der Grenze wohnen seine Stammesgenossen, die jederzeit bereit sind, ihn zu unterstüßen. Vom 8. bis 13. März dauerten die leßten Kämpfe gegen Morenga unter dem erprobten Afrikaführer Major von Estorff. Leider gelang es Morenga, nach Norden durchzudringen. Unfre Truppen taten ihre Schuldigkeit unter unsäglichen Strapazen. Hottentotten zu fangen ist so schwer, als Flöhe in einen Sack einzuschließen. Das einzige Mittel, sie niederzuwerfen, ist der Weiterbau der Bahn Lüderißbucht-Kubub nach Keetmanshoop. Jezt sind unsre Truppen an die Verpflegungsbasis am Oranjefluß gebunden. Dort haben sie von den Engländern Verpflegung bekommen. Aber unsre Truppen leben von der Hand in den Mund, denn die Engländer lassen nicht mehr hinein als den notwendigsten Mundvorrat. Ohne Reserve und ohne Munition ist aber die Niederwerfung der Hottentotten unmöglich. Von unsern Truppen im Schußgebiet ist nur etwa ein Drittel am Feinde, der Rest ist zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen auf der langen Etappenlinie, beim Telegraphen= und Eisenbahnbetrieb und beim Scheinwerferdienst verwandt. Nicht ein Mann zuviel ist dort. Das Feuer glimmt noch unter der Asche. Der Luftzug, der es anfachen kann, ist die äthiopische Bewegung. Der Aufstand brachte uns auch Vorteile, zumal auf idealem Gebiet.

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