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Often-Sacken nicht erwähnt wird, zu schließen, daß er tatsächlich in der Note enthalten gewesen ist, sonst würde er mit berichtigt worden sein. Es kommt aber, wie gesagt, darauf nicht viel an gegenüber der Tatsache, daß sich Rußland ohne jeden Vorbehalt auf die französische Seite stellt, dies ausdrücklich erklärt und sogar besondern Wert darauf legt, selbst den Anschein zu vermeiden, als ob es nicht der Fall sei. In Berlin dürfte man sich auch über die Bedeutung der russischen Note nicht im_unklaren befinden. Es läßt sich nicht leugnen, daß hier eine ganz eklatante Parteinahme Rußlands für Frankreich vorliegt, die aus dem Bündnis nicht zu erklären ist.

24. März. Die „Dresdener Nachrichten" meinen: Was Rußland veranlaßt hat, Deutschland ohne zwingenden Grund derart vor aller Welt vor den Kopf zu stoßen, ist beinahe ein Rätsel. Eins ist aus der Konferenz zu Algeciras heute schon zu lernen, daß nämlich Deutschland in der Stunde ernster Gefahr doch schließlich auf sich allein angewiesen sein wird, unsre Weltmachtstellung und unsre wirtschaftliche Stärke werden genau so lange bestehen bleiben und sich entwickeln, als wir sie selbst auch ohne Bundesgenossen, nötigenfalls mit dem Schwerte in der Hand verteidigen können.

IV.

Verhältnis zu Desterreich-Ungarn.

14. April. Die deutsche Presse veröffentlicht folgendes Telegramm des Kaisers an den österreichisch-ungarischen Minister des Aeußern, Grafen Goluchowski: „Im Augenblick, da Ich mit Genehmigung Ihres Allergnädigsten Herrn dem Grafen Welsersheimb das Großkreuz des Roten Adlerordens übergebe zum Dank für die erfolgreichen Bemühungen in Algeciras, drängt es Mich, Ihnen von Herzen Dank zu sagen für Ihre unerschütterliche Unterftüßung Meiner Vertreter. Eine schöne Tat des treuen Bundesgenossen! Sie haben sich als brillanter Sekundant auf der Mensur erwiesen und können in gleicher Weise Unfre Unterstügung fich erwerben."

13. Mai. Die „Nordd. Allgem. 3tg." spricht sich halbamtlich also aus: Der vor einigen Tagen weitern Kreisen bekannt gewordne, für Anfang Juni angesezte Besuch des Kaisers in Wien hat in der österreichischen Hauptstadt, wie aus den von uns wiedergegebnen Preßäußerungen, sowie aus andern Auslaffungen österreichischer Blätter hervorgeht, eine sehr freundliche Aufnahme gefunden. Um fo eigenartiger muß die entgegengeseßte Stellungnahme unga

rischer Blätter berühren, zumal wenn man sich erinnert, daß die bedeutendsten ungarischen Staatsmänner, die in den leßten vierzig Jahren auf die Geschicke ihres engern Vaterlandes und der habsburgischen Gesamtmonarchie einen bestimmenden Einfluß geübt haben, von ganz andern Anschauungen beseelt waren.

7. Juni. Der am 6. zum Besuche des Kaisers von Desterreich in Schönbrunn eingetroffne deutsche Kaiser sendet gemeinsam mit diesem an den König von Italien ein in französischer Sprache abgefaßtes Telegramm, das in deutscher Ueberseßung lautet:

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„Zu zweien vereinigt, senden wir unserm dritten treuen Verbündeten den Ausdruck Unfrer unveränderlichen Freundschaft.

Wilhelm. Franz Joseph."

Die ebenfalls in französischer Sprache abgefaßte Antwortdepesche des Königs von Italien, die an Kaiser Franz Joseph gerichtet ist, hat folgenden Wortlaut: „Ich teile die Befriedigung Eurer Majestät und Seiner Majestät des deutschen Kaisers über Ihr Zusammensein und bitte die beiden Verbündeten, mit meinem Dank für Ihre liebenswürdige Depesche die Versicherung meiner treuen und unverbrüchlichen Freundschaft entgegenzunehmen. Viktor Emanuel."

Die „Nordd. Allgem. Zeitung" spricht sich also aus:

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Eine willkommne Ergänzung der Zweikaiserbegegnung bildet der Telegrammwechsel zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Joseph einerseits und dem Könige Viktor Emanuel andrerseits. Das Zusammenstehn der mitteleuropäischen Staaten ist nach wie vor Tatsache. Der Dreibund brauchte, um in einem von dem Bedürfnis nach Frieden erfüllten Europa fortzuleben, an seinen Zielen nichts zu ändern, denn diese Ziele waren nie anders als defensiv und auf die Erhaltung des Friedens gerichtet. Die Wiener Kaiserbegegnung ist unter Eindrücken verlaufen, die als neue Bekräftigung der seit Jahrzehnten bewährten Tendenz des Bündnisses, zugunsten einer ungestörten Entwicklung der Völker zu wachsender Wohlfahrt zu wirken, mit rück, haltloser Genugtuung begrüßt werden können".

12. Juni. Anscheinend halbamtlich sagt die „Köln. Zeitung": „Heute wie bei seinem Abschluß entspricht der Dreibund einer politischen für alle Beteiligten gleichmäßig vorhandnen Notwendigkeit. Darin liegt die beste Bürgschaft für seinen Fortbestand.“

20. Juni. Dem österreichischen Generalstabschef Grafen Beck wird ein Handschreiben Kaiser Wilhelms überreicht, in dem der Kaiser dem Grafen die Ernennung zum Chef des Posenschen Infanterieregiments Nr. 19 fundgibt.

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V.

Verhältnis zu Italien.

18. April. Da ein Teil der italienischen Presse sich sehr ungehalten über das vom deutschen Kaiser an den österreichisch-ungarischen Minister des Aeußern gerichtete Telegramm (S. 45) ausspricht, so wird in der „Köln. Zeitung“, anscheinend halbamtlich, bemerkt, es sei diese Erregung wohl auf ein gewisses Schuldbewußtsein zurückzuführen. Ein andres Blatt meint, durch die kaiserliche Depesche trete der tiefe Riß, der in der deutsch-italienischen Freundschaft entstanden sei, deutlich hervor; sie überbrücke ihn nicht, sondern vertiefe ihn; die Depesche gleiche einem Liede ohne Worte, das dennoch deuts lich die Empfindungen des Komponisten verrät; sie bilde eine Anklage gegen die mangelnde Treue Italiens. Der deutsche Botschafter in Rom richtet an den italienischen Minister des Aeußern ein offizielles Schreiben, in dem er sein Beileid zu den schmerzlichen Ereignissen am Vesuv ausspricht. Der schreckliche Ausbruch des Vesuvs, der die blühende Umgebung von Neapel verwüstete, habe in Deutschland die lebhafteften und aufrichtigsten Sympathien hervorgerufen. Jezt, wo die unmittelbare Gefahr vorüber zu sein scheine, und man die Größe des Unglücks abmessen könne, wünsche die Kaiserliche Regierung der Königlichen Regierung und der italienischen Nation ihr Beileid und herzlichstes Mitgefühl zu dem Unglück, das Italien getroffen habe, auszudrücken. Der Kaiser überweist dem betreffenden Hilfskomitee eine Spende von 10000 Mark.

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VI.

Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika.

2. März. Veröffentlichung von Schriftstücken, die zwischen dem deutschen Botschafter in Washington, Freiherrn Speck von Sternburg, und dem nordamerikanischen Staatssekretär Root bezüglich der über den Zolltarif getroffnen Regelung gewechselt sind. Die Veröffentlichung erfolgt auf den am 27. Februar vom Kongresse der Ver= einigten Staaten ausgesprochnen Wunsch.

In einem Schreiben vom 16. Februar erörtert Root die Forderungen Deutschlands nach Tarifänderungen und die Zugeständnisse, die das Schazamt zu machen bereit sei.

Freiherr von Sternburg sagt in seiner Antwort, Deutschland halte sich durchaus der Schwierigkeiten der Vereinigten Staaten bezüglich der Abänderung von Geseßen gegenwärtig und sei willens, Amerika die deutschen Vertragszollfäße bis zum 30. Juni 1907 zu gewähren. Es hoffe ferner,

daß die bestehenden Härten und Schroffheiten der amerikanischen Zölle abgeschwächt und die Verhandlungen zu einem für beide Teile be= friedigenden Abschluß führen würden.

In seiner Antwort hierauf erklärt Root, Präsident Roosevelt werde unverzüglich eine Proklamation erlassen, nach der Deutschland die ermäßigten Bollsäge der Sektion 3 des Dingleytarifgesetzes zugesichert werde. Das Schreiben schließt: „Ich bin sicher, es könnte keine aufrichtigern und freundlichern Zwecke oder vernünftigere und offenherzigere Ansichten geben als die, die die Vertreter der beiden Länder bei der Verhandlung dieses Gegenstandes geleitet haben. Ich habe großes Vertrauen, daß die Beibehaltung derselben Haltung auf beiden Seiten zu einem Abschluß führen wird, gemäß dem starken Verlangen nach wahrer Freundschaft zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volke, das wir beide hegen.

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14. April. Die halbamtliche „Nordd. Allgem. Ztg." läßt sich folgendermaßen aus: Zu einer überaus freundlichen Kundgebung über die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gab ein Empfang Gelegenheit, den Präsident Roosevelt am 2. d. M. einer Abordnung des Zentralverbandes deutscher Kriegerbundsmitglieder von Nordamerika gewährte. Der Präsident, dem die Mitglieder der Abordnung durch den Botschafter Freiherrn Speck von Sternburg vorgestellt wurden, äußerte die herzlichsten Empfindungen für Seine Majestät den Kaiser und hob hervor, wie wertvolle Kräfte der amerikanischen Nation aus dem deutschen Volke zugeflossen seien. ‚Die Bande, die Deutschland und die Vereinigten Staaten vereinen, find, so schloß der Präsident, viele und enge, und es muß eines der vornehmsten Ziele unsrer Politik sein, die beiden Nationen immer enger aneinanderzuknüpfen. In keinem Lande besteht eine wärmere Bewunderung für Deutschland und Deutschlands erhabnen Herrscher Kaiser Wilhelm als hier in Amerika." Diese Worte werden in Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen. In der Zuversicht, daß die amerikanisch= deutschen Beziehungen auch in Zukunft sich auf der Bahn erfreulichster Entwicklung, auf der sie sich seit Jahren bewegen, weiter entfaltet werden, bestärken uns vornehmlich zwei Wahrnehmungen: der Umstand, daß Präsident Roosevelt, eines der bedeutendsten und charakterbollsten Staatsoberhäupter der Union, das Gewicht seiner Persönlichkeit für die Annäherung der beiden nahe verwandten Nationen eingesezt hat, und sodann die Tatsache, daß

unter wesentlicher Mitwirkung Roosevelts das Verständnis für deutsches Wesen jenseits des Ozeans und für die amerikanische Eigenart in unserm Vaterlande ständig gewachsen ist. Je näher die beiden Nationen durch unmittelbaren Verkehr einander kennen lernen, desto besser werden sie sich verstehn, und mit dem gegenseitigen Verständnis wird hüben wie drüben die Ueberzeugung immer mehr an Boden gewinnen, daß sie nicht berufen sind, ein

ander zu befehden, daß sie vielmehr von der Natur sehr glücklich ausgestattet sind, um sich gegenseitig zu ergänzen und aufeinander einen befruchtenden Einfluß zu üben. -Wir hoffen aufrichtig, daß der in weiten Kreisen Deutschlands geteilte Wunsch des Präsidenten Roosevelt in Erfüllung gehe, daß das Ergebnis der Konferenz die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich dauernd freundlicher gestalten möge. Von diesem Wunsche erfüllt, ging Deutschland nach Algeciras in der Ueberzeugung, daß die berechtigten Interessen beider Nachbarmächte sehr wohl nebeneinander bestehn können.

19. April. Der Kaiser beauftragt den Botschafter in Washington, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten seine tiefe und aufrichtige Teilnahme an dem Elementarunglück in den westlichen Landen der Vereinigten Staaten auszusprechen, das auch in weitesten Kreisen des deutschen Volkes Mitgefühl und Trauer erwecke. Gleichzeitig wird der Botschafter angewiesen, auch die warmen Sympathien der deutschen Regierung auszudrücken. („Nordd. Allgem. Ztg." vom 21. April.)

20. April. Der deutsche Botschafter in Washington, Freiherr Spec von Sternburg, hält als Ehrengast bei einem Festmahl, das der Traffic Club" von Pittsburg, eine Vereinigung von Persönlichkeiten, die mit dem Eisenbahnwesen in Verbindung stehn, veran= staltet, eine längere Ansprache über das Thema Made in Germany.

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Er weist einleitend auf die wunderbaren Fortschritte hin, die Pittsburg, dieses mächtige Industriezentrum, seit seinem lezten Besuch im Jahre 1885 gemacht habe. Er stellt diese außergewöhnliche Entwicklung von Handel und Industrie in den Vereinigten Staaten und den außerordentlichen Aufschwung des modernen Deutschlands in Parallele und beleuchtet die Ursachen dieser Erscheinungen. Beide Länder, führt der Botschafter aus, gingen durch das Fegefeuer eines großen Krieges, der der Nation die Einigung brachte; bei beiden erwies sich dieses wichtige politische Ereignis als der mächtigste Förderer des industriellen Fortschritts. Bor fünfunddreißig Jahren haben Fabrik- und Erfindungswesen der Vereinigten Staaten und Deutschlands weit hinter denen Englands und Frankreichs zurückgestanden. Deutschland verfügte über weit geringere natürliche Hilfsmittel als andre Länder, und seine geographische Lage ist eine solche, daß sie seine Nachbarn oft veranlaßte, durch verderbliche Kriege die Früchte seines Gewerbfleißes zu vernichten und seine Gefilde zu ihrem Kampfplag zu wählen. Dadurch war Deutschland bis auf den heutigen Tag gezwungen, eine große Armee zu unterhalten, eine starke Flotte auszubauen und einen großen Teil seiner besten Bevölkerung durch Auswanderung abzugeben. Die Haupttriebfeder von Deutschlands außerordentlicher industrieller Entwicklung ist der starke nationale Geist, das Ergebnis der Einigung Deutschlands; der mächtigste Faktor neben diesem war der Geist der wissenschaftlichen Forschung und die Anwendung ihrer Ergebnisse auf die praktischen industriellen Aufgaben, während früher die Gelehrten Geist und Kraft fast nur der Lösung theoretischer Probleme zuwandten. Eine wesentliche Aenderung trat ein, als Kaiser Wilhelm und sein eiserner Kanzler den Grundstein des neuen Deutschlands gelegt hatten; es entstand Deutscher Geschichtskalender 1906. I.

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