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versichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß die Erwartungen des englischdeutschen Freundschaftsausschusses voll und ganz verwirklicht würden, und daß ein besseres Verständnis und Freundschaft zwischen den beiden großen Nationen Plaz greife.

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21. Juni. Die deutschen Redakteure find zum Tee beim Kriegsminister Haldane in London, der sie in deutscher Sprache willkommen heißt. Abends nehmen die Redakteure an einem Diner teil, an dem sich auch hervorragende englische Staatsmänner, Schriftsteller und Journalisten beteiligen, darunter Bryce und Stead. Ferner find zugegen der deutsche Botschafter Graf Wolff-Metternich, Sir John Gorst und der Lordkanzler. Lord Avebury bringt einen Trinkspruch auf die deutschen Gäste aus, in dem er auf die engen literarischen Beziehungen zwischen England und Deutschland hinweist und erklärt, England beklage die Preßkampagnen zwischen den beiden Ländern, die keinen ernstlichen Grund zum Konflikt, dagegen große gemeinsame Interessen hätten. Dr. Barth erwidert mit einer Ansprache, in der er auf die Haager Konferenz und die Debatten über die Abrüstungsfrage hinweist und ausruft: Lassen Sie uns mit der Abrüstung der Presse den Anfang machen. Lord Avebury bringt einen Trinkspruch auf König Eduard aus: Niemand habe mehr als der König dazu beigetragen, freundschaftliche Beziehungen zu fördern. Wenn es irgend ein Land gebe, mit dem der König mehr als mit einem andern Friede und Freundschaft wünsche, so sei dies Deutschland. Lord Brassey toaftet auf den Deutschen Kaiser und erklärt, alle Herzen seien von warmen Empfindungen für gute Beziehungen zum deutschen Volke erfüllt. Deutschland und England seien miteinander verknüpft durch das Band gemeinsamer Liebe zur See. Die Musik spielt Heil dir im Siegerkranz". Darauf wird ein Brief Balfours verlesen, in dem er seinem Bedauern Ausdruck gibt, daß er nicht in der Lage sei, dem Bankett, dem er allen Erfolg wünsche, beizuwohnen. Der Lordkanzler trinkt auf die Freundschaft zwischen Deutschland und England und führt aus, er kenne in England keine verständigen Leute, die nicht freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Nationen wünschten, die Blutsverwandte seien, niemals Streit gehabt und nie die Schwerter gefreuzt, dagegen oft in der= selben Schlachtreihe gestanden hätten. Er glaube, es jei die Pflicht eines jeden guten englischen Bürgers, alles zu tun, was in seinen Kräften stünde, um freundschaftliche Beziehungen mit Deutschland aufrechtzuerhalten. Darauf erwidert der deutsche Botschafter Graf Wolff-Metternich mit folgender Rede:

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Die Worte des Lordkanzlers atmen Freundschaft und Wohlwollen für unser Volt; sie sind durchdrungen von jenem Geiste stolzer Ideale und von

dem gefunden Menschenverstande, die beide die leitenden Gesichtspunkte in der Beziehungen der beiden großen Nationen sein sollten, von deren Existenz das Gedeihen und die Fortdauer unsrer gegenwärtigen Kultur sowie das Wohlergehen der Welt abhängt. Diese Worte werden noch bedeutsamer, wenn wir bedenken, daß sie ausgesprochen worden sind von einem der hervorragendsten Mitglieder der englischen Regierung, die eine so hohe Stellung im Rate der Völker einnimmt und in der Wertschäßung ihrer Landsleute. Die Worte werden ein Echo haben, das weit über die Gestade dieser Insel schallt, und sie werden begrüßt werden mit wahrer und dankbarer Befriedigung in Deutschland und fürwahr von jedem Friedensfreunde in ganz Europa. Die ge= wichtigen Worte des Lordkanzlers bedürfen keines Kommentars; ich will nur ihm und all den vielen Leuten in England, die wie er denken, die Versicherung geben, daß seine Gesinnungen werden hoch geschäßt werden, daß sie in ganz Deutschland sofort die willige Antwort finden werden, die sie schon bei denen gefunden haben, die den Vorzug hatten, sie anzuhören.

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Bryce feiert die deutsche Literatur, die in würdiger Weise das Leben und Denken des deutschen Volkes verkörpere. Die Literatur einige alle Völker und mache ein Volk zum Schuldner jedes andern. Redner könne niemals etwas andres als Freundschaft für die Landsleute eines Kant und Hegel empfinden. Niemand in England wünsche inniger eine Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen als der Redner. Spender, Chefredakteur der Westminister Gazette", zollt dem deutschen Charakter seinen Tribut, der unerschütterlich sei in der Verteidigung seines Vaterlandes und wissenschaftlich auf dem Gebiete der Forschung. Chefredakteur v. Kupffer aus Köln bringt einen Trinkspruch auf den Präsidenten Lord Avebury aus. Alle größern englischen Zeitungen sind bei dem Mahle vertreten, dem auch alle Herren der deutschen Botschaft und des Konsulats bei= wohnen.

23. Juni. Aehnliche Reden werden gehalten beim Besuche der deutschen Redakteure in Stratford-on-Avon.

25. Juni. Die deutschen Redakteure in England senden dem König Eduard folgendes Telegramm: „Die Vertreter der deutschen Presse, die soeben dem Andenken der Königin Viktoria den Tribut ihrer Ehrfurcht gezollt haben, bitten Euer Majestät ihren tiefge= fühlten Dank dafür ausdrücken zu dürfen, daß ihnen der ehrende Vorzug zuteil geworden ist, in dem erinnerungsvollen Schloß von Windsor Gäste Eurer Majestät zu sein.“

27. Juni. Die deutschen Redakteure sind zum Mahle beim Lord Mayor von London, der in einem Trinkspruche sagt:

Der Deutsche Kaiser ist einer der Unsrigen. Wir sehen ihn beinahe als unsern Landsmann an. Bryce läßt die deutschen Gäste hochleben und führt aus: Aus demselben uralten Stamm sind beide Völker erwachsen. Viele Jahrhunderte sind vergangen, aber das Verwandtschaftsgefühl ist nicht erloschen, niemals haben Deutschland und England als Feinde auf irgendeinem Schlachtfelde einander gegenübergestanden; nirgends auf Erden sind die wahren Interessen beider Völker einander entgegengescht. Daß

Deutschland groß, reich und frei ist, ist für England ein Glück. Wir arbeiten zusammen für gleiche hohe Zwecke, Freunde und Mitarbeiter sollen wir sein. Wir werden nicht zugeben, daß Chauvinisten unsre Freundschaft zu stören versuchen, die für den Fortschritt beider Völker, ja für den der Menschheit von Bedeutung ist. Die Stimmung in England ist ganz friedlich und wohlwollend; wir blicken ohne Neid auf Deutschland, wir erkennen an, was es für die Welt leistet. Ich hoffe, Sie haben hier gesehen, daß wir ein friedliches Volk sind, und daß niemals die Stimmung dem Krieg feindlicher war als jezt. Freundschaft mit einem Volke bedeutet nicht Mißtrauen gegen ein andres. Herzliche Zuneigung zu Ihnen schließt nicht Mangel an Herzlichkeit zu einem andern Volke in sich.

Redakteur Barth spricht von dem außerordentlichen Einfluß der Presse auf die öffentliche Meinung. Die Preffe könne den Krieg vorbereiten, sie könne den Frieden sichern, sie könne Kapital und Arbeit veruncinigen, sie tönne aber auch deren Zusammenarbeiten unterstüßen. Redner legt darauf der Preffe dringend ihre Pflicht nahe, die verschiednen Völker der Welt zu einigen. Freund einer Nation sein, bedeute nicht die Notwendigkeit, Feind einer andern zu sein. Die beste Friedensbürgschaft sei tatsächlich die, daß so viel Freundschaften wie möglich unter den Völkern bestehen. Redner betont, es sei notwendig, daß die Vertreter der englischen und der deutschen Presse zusammenarbeiteten, um ihre Leser zu Freundschaft und aufrichtiger Friedensliebe, gegründet auf gegenseitiger Achtung, zu erziehen. Redner fragt, wenn es jemals zwischen England und Deutschland einen Krieg geben würde, den er aber für unmöglich halte, was würde das Ende sein? Keines der beiden Länder würde bei einem solchen Unternehmen einen Penny auf das Pfund gewinnen, aber das zivilisierte Europa würde einen ungeheuern Schaden erleiden. Redner richtet schließlich eine nachdrückliche Berufung an die Presse. England wie Deutschland erwarteten, daß jeder Vertreter der Preffe seine Pflicht tue, indem er wirke zum Frieden und zur Freundschaft. 28. Juni. Die Vertreter der deutschen Presse sind Gäste der Daily News" in Greenwich. Lord Crewe bringt einen Trinkspruch auf die deutsch englische Freundschaft aus und sagt, es sei Pflicht der Presse, jede Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen, die zwischen den beiden Ländern entstehen könnte. Wenn die Preffe beider Länder sich bemühe, dies zu tun, so würden beide Länder ihren Weg nachbarlich nebeneinandergehen zum Heile und Fortschritt der Zivilisation. Chefredakteur Posse führt aus, alle Redakteure kehrten zurück, erfüllt von dieser Idee und entschlossen, sie in die Tat umzusehen.

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III.

Verhältnis zu Rußland.

13. März. Deutscherseits ist man sehr unangenehm berührt durch Rußlands Verhalten auf der Marokkokonferenz, denn das Wolffsche Bureau verbreitet folgendes Telegramm aus Paris, 12. März:

Dem „Temps" zufolge hat Graf Lamsdorff an Graf Cassini, den Vertreter Rußlands auf der Konferenz von Algeciras, nach

stehende Depesche gerichtet: „Es ist durchaus falsch, daß die russische Regierung Frankreich geraten habe, die österreichischen Vorschläge betreffend die Polizeiorganisation anzunehmen. Ebenso ist es falsch, daß die russische Regierung glaube, Frankreich könne zulassen, daß die Organisierung der Polizei in Casablanca einer neutralen Macht anvertraut werde. Die russische Regierung hat niemals aufgehört und wird niemals aufhören, sich Frankreich gegenüber als treuen Bundesgenossen zu benehmen, von der Ansicht ausgehend, daß sie so am besten für den Erfolg der von ihr gewünschten versöhnlichen Lösung arbeite. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Frage und um alle Mißverständnisse zu zerstreuen, wird sie dieses Telegramm den französischen Bevollmächtigten mitteilen und davon die Vertreter der übrigen Mächte in Algeciras verständigen.“ Der „Temps" fügt hinzu: Dem entsprechend wurde der hiesige russische Botschafter beauftragt, die an Graf Caffini gesandte Weisung dem Minister des Aeußern Bourgeois zur Kenntnis zu bringen.

21. März. Hierzu bemerkt die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" anscheinend halbamtlich: „Wir lesen hier zum erstenmale, es sei ernsthaft behauptet worden, daß Rußland der französischen Regierung geraten haben soll, den frühern österreichisch-ungarischen Vorschlag tel quel anzunehmen. Wir wußten bisher nur, und zwar aus französischen Preßmeldungen ebenso wie aus deutschen Mitteilungen aus Algeciras, daß der Vorschlag des Grafen Welsersheimb als Grundlage für weitere Verhandlungen günstig aufgenommen und daß Schritte unternommen worden seien, Frankreich zu einem gleichen Entgegenkommen zu veranlaffen. Auch ist uns nichts davon bekannt, daß der deutschen Delegation in Algeciras die am Schlusse der Depesche behauptete Mitteilung zugekommen sei. Auffällig ist aber nicht sowohl der Inhalt der russischen Instruktion als die Tat= sache ihrer Veröffentlichung im Temps". Nach der vom „Temps“ in den lezten Wochen geführten Sprache, die nur dazu beitragen konnte, den Gang der Verhandlungen in Algeciras zu stören, kann der Zweck auch dieser leßten Veröffentlichung nur sein, einer Verständigung weitere Hindernisse in den Weg zu legen. Die deutsche Politik wird sich dadurch nicht ab= halten lassen, auf dem sichern Boden des internationalen Rechts nach den von ihr von Anfang an gezognen grundsäßlichen Linien die deutschen Rechte und Interessen zu wahren“.

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23. März. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt folgende Mitteilungen: „Der russische Botschafter in Berlin, Graf Often-Sacken, hat nach einer Mitteilung des Wolffschen Telegraphenbureaus am 19. März dem Reichskanzler Fürsten Bülow eine Instruktion seiner Regierung übermittelt und dabei auf die unrichtige

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Wiedergabe ihres Textes im Temps" hingewiesen. Die Instruktion lautet in deutscher Uebersetzung:

Telegramm Seiner Exzellenz des Grafen Lamsdorff an Seine Exzellenz den Grafen Cassini.

St. Petersburg, den 6./19. März 1906.

Die Kaiserliche Regierung hält es für notwendig, den verbreiteten Nachrichten entschieden entgegenzutreten, als ob sie sich im Widerspruch zu dem Standpunkt Frankreichs zugunsten der Schaffung einer besondern Polizeiordnung in Casablanca ausgesprochen hätte. Diese Nachricht entbehrt der Begründung. Um daher jede falsche Auslegung in einer Frage von dieser Wichtigkeit zu vermeiden, werden Sie dem französischen Bevollmächtigten zu versichern haben, daß Sie bereit sind, ihn in der Frage der Polizei in dem genannten Hafen zu unterstüßen. Zur gleichen Zeit werden die auf der Konferenz vertretnen Mächte von dieser Instruktion unterrichtet werden, um den möglicherweise entstehenden Verdacht eines Doppelspiels Rußlands zu zerstreuen, während außer dem Wunsche, seinen Verbündeten in seinen berechtigten Forderungen zu unterstüßen, seine Anstrengungen einzig auf ein hohes, versöhnliches Ziel gerichtet sind, nämlich eine Lösung der eingetretnen Schwierigkeiten zu finden, die der Würde beider Parteien entspricht.

Eine Vergleichung des authentischen Textes mit der Fassung des,,Temps" ergibt, sagt die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" weiter, daß der „Temps“ den Wortlaut durch Zusäße und Weg= lassungen im Inhalt und Ton verändert hat. Daß die sogenannte Casablancafrage für Deutschland nicht von entscheidender Bedeutung ist, haben wir unter demselben Datum, das die russische Instruktion trägt, in unserm Blatte dargelegt. Auch der Mitteilung des W. T. B. gegenüber wiederholen wir, daß uns ein triftiger Anlaß zu einer solchen Verwahrung der russischen Politik gegen den Verdacht eines Doppelspieles nicht vorzuliegen scheint, und daß erst recht die sofortige Veröffentlichung dieses Akts in einem neuerdings gegen Deutschland so gehässigen französischen Blatte auffällig bleibt".

Wir stehen also, sagen die „Hamburger Nachrichten", vor der Tatsache, daß Rußland nicht nur in der Sache selbst vorbehaltlos auf seiten Frankreichs steht, sondern auch öffentlich bekundet, daß es selbst den Schein zu vermeiden wünscht, als ob es nicht volle Ehrlichkeit Frankreichs gegenüber walten laffe. Dem gegenüber erscheint es vollkommen bedeutungslos, daß die Berliner Instruktion nichts darüber besagt, ob in der russischen Depesche auch der Passus vorkommt, den der „Temps" mitgeteilt hatte: die russische Regierung habe niemals aufgehört und werde niemals aufhören, sich Frankreich gegenüber als treuer Bundesgenosse zu benehmen. Aus dem Schweigen der Instruktion hierüber ist nicht zu folgern, daß dieser Saß in dem russischen Telegramm nicht enthalten gewesen sei. Im Gegenteil ist aus dem Umstande, daß der Paffus in der Berichtigung des Grafen

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