Obrazy na stronie
PDF
ePub

Arbeiterpartei 29, Nationalisten 83, mithin: Mehrheit der Liberalen, Arbeiter und Nationalisten über die bisherige Regierungspartei 355, Mehrheit der Liberalen und Arbeiter über Unionisten und Natio= nalisten 189, Mehrheit der Liberalen über alle andern Parteien 131.

II.

Die Hauptparteien nach den Wahlen.

13. Februar. Nach der Niederlage der Unionisten bei den Parlamentswahlen tritt deren Scheidung in Schußzöllner und Anhänger Balfours schärfer hervor. Balfour führt in einer Rede in der Londoner City aus:

Er sei nicht der Ansicht, daß die Fiskalreform zu den Projekten gehöre, die dazu bestimmt sein könnten, der Vergessenheit anheimzufallen. Er glaube, das Bedürfnis nach einer Fiskalreform sei von wachsender, nicht abnehmender Stärke, und er glaube ferner, daß, da die Welt mehr und mehr industrialisiert werde, für England die Frage des Absages Verhältnisse annehme, die nicht unbeachtet gelassen werden könnten. Alle vorhandnen Kräfte sind solche, die dazu führen, das Uebel zu verschlimmern und England seiner ausländischen Märkte zu berauben. Wir sehen, daß große Nationen nicht allein ihre ganze diplomatische, sondern fast ihre ganze maritime militärische Stärke dazu verwenden, den Handel ihrer Bevölkerung vorwärts zu bringen. Wir können möglicherweise sehen, daß eine Großmacht einen Weltkrieg riskiert, damit ihre Handelsinteressen eine Förderung erfahren. Sind wir sicher, daß wir weiter auf gleichem Fuße wie die übrigen Länder in Kleinasien oder in Persien behandelt werden würden, wenn wir von der Stellung als Macht ersten Ranges herabsinken würden? Glauben Sie, daß wir uns dann in Indien oder in China auf dem gleichen Fuße mit der übrigen Welt halten würden? Ich glaube nicht. Die auswärtigen Märkte sind jezt wichtiger für uns als im 16., 17. oder 18. Jahrhundert. Um sie zu kämpfen, kann wieder unvermeidlich werden, der Kampf ist aber ein barbarisches Verfahren, wo Unterhandlungen zum Ziele führen können. Unterhandlungen können jedoch nur zum Ziele führen, wenn wir über irgendeine Macht verfügen, die den UnterHandlungen den Rücken stüßt.

Es werden Schreiben veröffentlicht, wonach Balfour und Chamberlain sich wieder vertragen zu haben scheinen. Balfour sagt in einem Schreiben an Chamberlain:

Die aufbauende Tätigkeit der Unionisten müsse in erster Linie der Fiskalreform gewidmet bleiben. Wenngleich es gegenwärtig unnötig set, genaue Vorschriften über die einzuschlagenden Verfahren aufzustellen, so sei doch gegen die Einführung eines mäßigen Generaltarifs auf ausländische Fabrikate, der nicht dem Zweck diene, die Preise zu erhöhen oder einen künstlichen Schutz gegen berechtigten Wettbewerb zu schaffen, sowie gegen einen niedrigen Zoll auf ausländisches Getreide nichts einzuwenden, und beides sollte ange= nommen werden, wenn sich zeige, daß es für die Erreichung der erstrebten Biele oder für die Zwecke der Staatseinnahmen nötig ist. In seinem Antwortschreiben sagt Chamberlain: Ich stimme Ihnen freudig zu, nehme die von Ihnen angegebne Politik an, und meine Dienste sollen gänzlich zu Ihrer Verfügung stehen.

Premierminister Campbell-Bannerman hält in London eine Rede, in der er sagt, Chamberlain habe auf ein Uebel hingewiesen, sein Heilmittel aber sei schlimmer als das Uebel; die Liberalen hätten andre Heilmittel. Es sei möglich, daß sich Schwierigkeiten infolge von Mißverständnissen mit den Arbeiterparteilern ergeben, doch glaube er, daß das Parlament durch ihren Eintritt gewinnen werde. Die irischen Abgeordneten zum Unterhause erklären in einer Zusammenkunft, die irische Partei könne mit keiner englischen Partei oder Regierung ein Bündnis eingehen oder sie unterstüßen, die nicht die Frage der nationalen Selbstregierung für Irland zu einem Kardinalpunkt ihres Programms mache.

15. Februar. Die Unionisten halten in London unter dem Vorsize Balfours eine Versammlung ab, in der der Herzog von Devonshire sein Bedauern darüber ausspricht, daß der veröffentlichte Briefwechsel zwischen Balfour und Chamberlain anzuzeigen scheine, daß die beiden im wesentlichen über die Fiskalfrage eines Sinnes seien. Er für seinen Teil sei eins mit der unionistischen Partei in allen Fragen, ausgenommen die Fiskalfrage. Die Versammlung spricht Balfour ihr fortgesettes Vertrauen aus.

8. Mai. Chamberlain führt in einer Versammlung der australischen Kaufleute in London aus, der Handel sei der Hauptfaktor bei dem Aufbau des größten Reiches der Welt gewesen und habe die besten Eigenschaften der britischen Rasse geweckt. Die Vorsehung habe die englische Rasse dazu bestimmt, eine große herrschende Rasse zu sein. Diese Bestimmung erfordere große Eigenschaften. Australien und Neuseeland seien nicht länger Kolonien oder Provinzen, sondern selbständige Nationen, die mit Vertrauen einer groß= artigen Zukunft entgegenblickten. Die Kolonien seien aus dem Stadium der Kolonien herausgewachsen und müßten Schwesterstaaten genannt werden.

III.

Militärische Fragen.

1. Februar. Der Feldmarschall Lord Roberts erklärt vor der Handelskammer in Liverpool, er müsse seine Aeußerung im Hause der Lords (vom 10. Juli v. J.), daß die Truppen Eng= lands ebenso unvorbereitet für den Krieg seien wie im Jahre 1899, durchaus aufrecht erhalten.

Er wünsche nur, den Ausspruch dahin abzuändern, daß er nicht das Heer, sondern die Nation unvorbereitet nenne. Das Land habe für einen europäischen Krieg eine Armee von 500 000 Leuten nötig, und um 500 000 Mann ins Feld stellen und die Armee in dieser Stärke halten zu können, sei ein Minimum von einer Million ausgebildeter Leute erforderlich. Diese

Million könne man natürlich nur durch eine starke Vergrößerung der Yeomanryund Volunteer-Truppenteile erhalten, und um sie zu erhalten, müsse ein System eingeführt werden, durch das jeder körperlich brauchbare Mann genötigt werde, ohne Rücksicht auf Rang und Stellung eine militärische Schulung durchzumachen.

17. Februar. Lord Roberts erläßt als Präsident der National service league die öffentliche Erklärung, daß diese Liga die Verpflichtung eines jeden wehrfähigen Mannes im Vereinigten Königreiche zur Einberufung zum Militärdienst im Falle der Not befürworte, sowie daß alle Wehrfähigen, um hierzu geeignet zu werden, beim Erreichen des entsprechenden Alters zu einer drei bis viermonatigen militärischen Uebungszeit im Jahre geseßlich verpflichtet würden. Auch befürwortet er die Einrichtung eines militärischen Unterrichts in den Schulen.

25. April. Lord Roberts sezt seine Bemühungen, die auf militärische Ausbildung der englischen Jugend hinzielen, fort. Er sagt in einer Rede zu London, das Reich müsse vorbereitet sein, sich nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Lande zu verteidigen. Es sei in den lezten hundert Jahren so gewachsen, daß die Aufgabe seiner Verteidigung eine vollständig andre geworden sei. Die Flotte könne heute unmöglich Sicherheit gegen einen feindlichen Angriff verbürgen. Er empfehle, daß man eine kurze militärische Schulung zur Vorbedingung für die Verleihung des englischen Bürgerrechts mache. Es müsse geseßlich festgestellt werden, daß jeder Engländer die Pflicht habe, sich für die Verteidigung seines Landes ausbilden zu lassen.

IV.

Parlament.

1.

Eröffnung.

14. Februar. Das Unterhaus des neuen Parlaments wählt Sir Lowther zum Sprecher. 316 der 670 Mitglieder des Unterhauses sind zum erstenmal Abgeordnete.

19. Februar. Das Parlament wird vom König eröffnet, der in der Thronrede auf den erfreulichen Empfang des Prinzen und der Prinzessin von Wales in Indien anspielt, der ein Beweis sei für die Anhänglichkeit der indischen Untertanen an die Krone, ferner auf den Besuch des Königs der Hellenen in England, der die freundschaftlichen Beziehungen, die solange zwischen beiden Ländern geherrscht hätten, bekräftigen würde. Die Beziehungen zu den fremden Mächten seien fortgesezt freundschaftlich. Der König spricht seine

Freude aus, daß der russisch-japanische Krieg durch einen befriedigenden Abschluß der Verhandlungen beendet sei, die dem Vorgehn des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu danken seien. Die Thronrede erwähnt, daß mit dem Kaiser von Japan ein Uebereinkommen abgeschlossen sei, durch das das Uebereinkommen vom Januar 1902 verlängert und weiter ausgedehnt wird. Weiter heißt es in der Thronrede:

Die vom Sultan einberufne Konferenz, die über die Einführung von Reformen in Marokko beraten soll, ist in Algeciras zusammengetreten. Die Delegierten der Signatarmächte der Madrider Konvention von 1880 haben die Beratungen begonnen. Es ist ernstlich zu hoffen, daß das Ergebnis der Verhandlungen zur Aufrechterhaltung des Friedens unter den Völkern führe. Dann erwähnt die Thronrede die auf friedlichem Wege erfolgte Auflösung der schwedisch - norwegischen Union und die Besteigung des norwegischen Thrones durch den Schwiegersohn und die Tochter des Königs. Die aufständische Bewegung auf Kreta habe nachgelassen. Die Lage in den mazedonischen Wilajets gibt, obgleich sie sich in mancher Beziehung gebessert hat, fortgesezt Grund zur Besorgnis. Der Sultan hat eine Bestimmung zur Einsegung einer internationalen Finanzverwaltung in den Provinzen getroffen. Um eine verantwortliche Regierung in Transvaal zu schaffen, habe der König angeordnet, daß die neue Verfassung so schnell eingeführt werde, als es sich mit einer sorgfältigen Beratung der Angelegenheit vereinbaren laffe. Die erlaffenen Anordnungen, nach denen eine Zulassung von chinesischen Kulis nicht weiter gestattet sein soll, bleiben vorerst noch in Kraft. Ebenso werde eine verantwortliche Regierung in der Oranjekolonie gebildet. Die Kolonialfonferenz sei bis Anfang nächsten Jahres verschoben worden. Der König spricht sodann seine Befriedigung aus über die ständige Zunahme der Ein- und Ausfuhr; die Industrie des englischen Volkes bewege sich allgemein auf gesunden, fortschreitenden Bahnen.

2.

Adreßberatung.

19. Februar. Das Unterhaus berät alsbald über eine Antwort auf die Thronrede. Acland führt aus, daß die glückliche Lage, deren sich Großbritannien in seinem Verhältnis zu andern Mächten erfreue, zum großen Teile der eifrigen Sorge des Königs für die Wohlfahrt des Reiches und seinem persönlichen Wunsche, freundschaftliche Beziehungen zu andern Mächten zu pflegen, zu verdanken sei. Auch spricht sich der Redner anerkennend über das Programm für die soziale Gesetzgebung aus, wie es in der Thronrede des Königs entworfen sei. - Chamberlain bringt seine Befriedigung über die in der Thronrede enthaltnen Erklärungen in bezug auf die auswärtigen Angelegenheiten zum Ausdruck und spricht sich anerkennend über die kürzlich abgegebnen Erklärungen des Ministeriums, die Fortführung der auswärtigen Politik betreffend, aus. Chamberlain, der in Abwesenheit Balfours die Opposition führt,

[ocr errors]

sagt weiter, die Liberalen haben einen unvergleichlichen Triumph er langt, den verkleinern zu wollen lächerlich sein würde. CampbellBannerman müsse sich vergegenwärtigen, daß er eine der ihm zur Verfügung stehenden großen Majorität entsprechende Verantwortung trage. Die Opposition könne gegen die Politik der Regierung Einspruch erheben, es gebe aber keine mögliche Zusammensetzung von Parteien, durch die die Opposition die Regierung aus dem Amte treiben könne. Ueber die Fortführung der auswärtigen Politik sagt Chamberlain, die Vorstellungen, die die englische Regierung mitunter im Interesse Englands und im Interesse des Friedens zu machen habe, würden bedeutend an Kraft gewinnen, wenn die fremden Ministerien wüßten, daß das, was die eine Regierung gesagt habe, auch die andre Regierung sage. In bezug auf die Konferenz in Algeciras sagt Chamberlain: Wir wissen, daß wir als Freund unsers großen Nachbarstaates Frankreich zur Konferenz gegangen sind, und daß wir als Freund Frankreichs schon ein Abkommen getroffen hatten, das für uns zufriedenstellend war, und von dem wir hofften, daß es für andre Länder annehmbar sein werde. Wenn wir durch diplomatische Mittel das fördern können, was wir für das gerechtfertigte Interesse Frankreichs halten, so bin ich ganz sicher, daß dies mit den Wünschen des ganzen Hauses übereinstimmen wird. Chamberlain geht sodann ausführlich auf die Lage in Transvaal ein. Ueber die in der Thronrede enthaltnen Andeutungen über Maßnahmen bezüglich der irischen Angelegenheiten sagt er, sie seien rätselhaft, und er sage schon jezt, daß die Opposition allen Maßnahmen, die auf Homerule abzielten, fortgeseßten Widerstand ent= gegenseßen werde. Er wiederhole, daß seiner Ueberzeugung nach eine Zollreform notwendig sei.

In Beantwortung der Anfrage Chamberlains über Algeciras führt Campbell- Bannerman aus: Die Beziehungen Englands zur französischen Regierung blieben gewiß dieselben, wie sie waren. Die Regierung lasse der französischen jede diplomatische Unterstüßung angedeihen, die in ihrer Macht stehe, sie gebe dieselbe ohne das geringste Präjudiz, nicht nur für vollkommnes gutes Einvernehmen, sondern für direkte Freundlichkeit Englands zu allen in betracht kommenden Mächten. Es sei recht angebracht, daß dem britischen Volke immer und immer gesagt werde, daß die Ver= ständigung mit Frankreich, die in voller Stärke unverändert fortbestehe, keine schlimmen Absichten gegen irgendeine andre Nation oder Regierung in sich schließe, und daß die britische Regierung in dieser Verständigung nur ein Mittel zu finden wünsche, jene sozusagen herzlichen Gefühle zwischen England und Frankreich zu bekräftigen, die sie zu fördern bedacht sei. Weiter spricht

« PoprzedniaDalej »