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erprobtesten Mitarbeiter, der heute morgen Ihre Versammlung begrüßte, hat fürzlich den vortrefflichen Eigenschaften des deutschen Arbeiterstandes ein unumwundnes Zeugnis ausgestellt, das ich Wort für Wort unterschreibe. Ich werde bei Ihnen keinem Widerspruch begegnen, wenn ich anerkenne, welcher Schaß an gesunden Kräften, an Intelligenz und Fleiß im werktätigen Volte Tag für Tag lebendig ist. Ich füge aber hinzu, und diese Ergänzung mache ich auch im Sinne des Grafen Posadowsky, daß die in den Massen schlummernden Fähigkeiten sich nicht so fruchtbar entwickeln könnten ohne die Verdienste der deutschen Arbeitgeber. Wenn aus unserm Einsaß im Welthandel die geistige Energie, der weite und freie Blick des deutschen Unternehmertums gestrichen würden, müßten sich für Millionen von Arbeitern die Lebensbedingungen verschlechtern. Dann könnten wir auch nicht länger die wirtschaftliche und politische Stellung aufrecht erhalten, die wir jezt in der Welt einnehmen. Aus vollem Herzen rufe ich: Der deutsche Handel und der Deutsche Handelstag, sie leben hoch! (Nordd. Allgem. Ztg. vom 21. Februar.)

IV.

Der Reichskanzler Fürst v. Bülow zur Eröffnung des Teltow-Kanals.

3. Juni. Aus diesem Anlaß richtet der Reichskanzler an den Landrat dieses Kreises ein Schreiben, in dem er sagt:

„Noch niemals hat sich ein preußischer Kreis eine so große Aufgabe gestellt. Ihre Lösung war nur möglich unter einer so weitblickenden Leitung wie der Ihrigen und bei einer so verständnisvollen wie opferwilligen Mitwirkung der Selbstverwaltungskörper. So ist die Vollendung des Teltow-Kanals, abgesehen von ihrer praktischen Bedeutung, ein vorbildliches Beispiel für die Leistungsfähigkeit der preußischen Selbstverwaltung".

Sechster Abschnitt.

Parteibewegung.

I.

Bund der Landwirte.

12. Februar. Die Generalversammlung findet in Berlin statt. Der Vorsitzende des Bundes, Roesicke aus Goersdorf, eröffnet die Versammlung mit folgender Ansprache:

Wir haben uns nach dem Abschluß der Handelsverträge gefragt, ob der Bund abtreten kann. Die Frage mußte verneint werden, und ich glaube, daß in Anbetracht der Entwicklung der Verhältnisse seit der lezten Generalversammlung es gut war, daß sie verneint wurde, in_Anbetracht namentlich der vermehrten und verbesserten Auflage des alten Ladenhüters

der landwirtschaftsfeindlichen Preffe, die im Fleischnotrummel zum Ausdruck kommt. Dieser Ladenhüter wird immer wieder aufgewärmt, wenn die Sauregurkenzeit kommt. Wenn es nur wahrheitsliebende Menschen und eine ehrliche Preffe gäbe, dann wären jene Bestrebungen nicht so schwer niederzuringen. Wir haben es aber mit einer verlognen Presse zu tun. Und auch der Reichstanzler und die Regierung würden ohne eine breit angelegte Organisation hinter sich der verheßenden, verlognen und hinterhältigen Arbeit der Gegner gegenüber einen schweren Stand haben. Wir danken dem Reichskanzler und den Ministern namentlich dafür an dieser Stelle, daß sie gegenüber den schmählichen Angriffen, die sie über sich ergehen lassen mußten, nicht wankend wurden. Sie haben es nun selbst gesehen, wie es dem deutschen Bauer schwer sein muß, sich seiner Haut zu wehren. Ich hoffe, daß die Haut des Reichskanzlers mehr und mehr die Gestalt des Dickhäuters annehmen wird, von der er auf dem Festmahl des Deutschen Landwirtschaftsrates sprach. Vielleicht hat er auch gesehen, wie gut es ist, wohlorganisierte Freunde hinter sich zu haben, und daß es nicht gut ist, so ohne weiteres das Tischtuch zu zerschneiden. Die Bundesbestrebungen wollen Deutschlands Macht und Kraft auch weiter erhalten. Wir sind mehr als eine Organisation zur Erhaltung eigensüchtiger Interessen. Dadurch, daß die Reichsregierung nicht auf die Forderungen gewisser Kreise gehört hat, hat sie nicht der Landwirtschaft, sondern dem Vaterlande gedient. Ich will Sie hinweisen auf die vielen Gescßentwürfe, die vom Reiche und den Einzelstaaten vorgelegt wurden, die auch das Intereffe der Landwirtschaft vertreten. Der Bund der Landwirte wird auch weiter die starke kampferprobte Organisation bleiben. Er wird für die Interessen der Landwirte eintreten, auftreten und fordern. Wir werden uns wenden gegen alle Strömungen schnöder, eigensüchtiger Interessen. Die Grundlage jeder vernünftigen Politik liegt in einer gesunden Heimatpolitit. Es wird auch fernerhin Aufgabe der deutschen Reichsregierung sein, den deutschen Bauernstand zu schüßen und zu heben. Solange der Bund der Landwirte bestehen wird, wird die Sozialdemokratie nicht herrschen. Der Endkampf zwischen Zerstörung und Erhaltung liegt zwischen der Sozialdemokratie und dem Bunde der Landwirte.

v. Wangenheim aus Klein-Spiegel führt aus:

Bescheidene Anfänge des Erfolgs seien gemacht, und zweifellos sei die Stellung des Bundes eine andre geworden. Man habe erkannt, daß die Landwirtschaft doch zu anderm noch da sei, als Riemen aus ihrer Haut zu schneiden. Er gebe sich der Hoffnung hin, die Arbeiterschaft für nationale Gemeinsamkeit zu gewinnen. Nirgends sei für die Arbeiterschaft so viel geschaffen worden wie in Deutschland. Aber nur mit Undank habe die Arbeiterschaft bisher gelohnt. Rußland sei ein warnendes Menetekel, daß wir nicht gleichen Zuständen entgegensteuern. Er begrüße es daher mit Freuden, daß der Reichskanzler der Sozialdemokratie so energisch entgegengetreten sei. Um so verwunderlicher sei es, daß der Minister der Sozialdemokratie in einer Weise entgegenkomme, die weit über das erlaubte Maß hinausgehe. Es sei ein Treppenwig der Weltgeschichte, daß es die deutschen Republiken sind, die als erste dem Ansturm der Sozialdemokratie entgegen getreten wären. Wir bewundern die Hanseaten und ihren alten erprobten Mut! Wen Gott verderben will, den schlägt er mit Blindheit! Ich liebe es nicht, in Antisemitismus zu machen. Aber das darf ich doch sagen, daß wie bei uns so in Rußland das internationale Judentum die Führerschaft in der revolutionären Bewegung hat."

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Der Direktor des Bundes, Hahn, erstattet den Geschäftsbericht über das Jahr 1905. Hiernach zählt der Bund 270000 Mitglieder.

Davon sind 180000, also 55 v. H. Westelbier und 120000, also 45 v. H. Ostelbier.

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Aus dem Winckel spricht über die sogenannte Fleischnot." Ueber unsre Handelsbeziehungen zu den Nichtvertragsländern spricht v. Oldenburg aus Januschau, wobei er sich gegen das Provisorium mit Nordamerika wendet. Dertel bespricht die Reichssteuervorlagen. Hieran schließt sich eine Erörterung, wobei Flöckher das Interesse bespricht, das die Landwirtschaft an guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, besonders zu den Vereinigten Staaten habe. Schließlich wird einstimmig eine Erklärung beschlossen, in der dem Reichskanzler und dem Minister Podbielski gedankt wird, daß sie trotz der gegen fie gerichteten Angriffe die veterinärpolizeilichen Schußbestimmungen im Interesse der deutschen Landwirtschaft aufrecht erhalten haben, und der Reichskanzler gebeten wird, dafür zu sorgen, daß das Vertrauen der landwirtschaftlichen Kreise zur Regierung immer mehr sich stärken könne, und daß Maßnahmen vermieden werden, die diese Entwicklung zu stören geeignet seien. Der Schluß der Erklärung lautet: „Die schwersten sachlichen und grundsäßlichen Bedenken hegt die Generalversammlung gegen die Einführung einer Reichserbschaftssteuer. In der Ueberzeugung, daß die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Eltern, Kinder und Gatten der deutschen Auffassung von der Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Familie aufs schärfste widerspricht, erklärt sie sich unbedingt gegen eine solche etwa geplante Ausdehnung der Steuer."

II.

Liberale Parteien.

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Mitte April. Zur Erfußwahl im Reichstagswahlkreise DarmstadtGroßgerau wird von den Vereinigten Liberalen" ein Aufruf crlassen, in der Stichwahl zwischen dem nationalliberalen und dem sozialdemokratischen Kandidaten am 25. April für leßtern zu stimmen. In diesem von Nationalsozialen herrührenden Aufruf wird gesagt:

Grundsäßlich betrachtet sind beide Stichwahlgegner für unsre_entschieden liberalen Anhänger gleich unannehmbar; denn an dem Maßstab unsrer politischen Grundbegriffe von „Vaterland und Freiheit" gemessen, verfagen beide. Die Vorzüge des Kandidaten der sogenannten bürgerlichen Parteien auf vaterländischem Gebiet werden durch die reaktionäre Stellungnahme der Nationalliberalen auf dem Gebiet des Geistes- und WirtschaftsLebens, die durch die enge Verbindung mit dem Zentrum, dem Bunde der Landwirte, den Antisemiten und andern reaktionären Parteien dokumentiert wird, reichlich aufgewogen. Umgekehrt verhält es sich mit der Sozialdemokratie. Sie hat sich namentlich durch ihren unfruchtbaren Radikalismus in vaterländischen Dingen die berechtigte Abneigung des Bürgertums in hohem

Maße zugezogen. Auch fernerhin hat sie deshalb unsre schärfste Bekämpfung zu erwarten. Bei dieser Sachlage muß uns der sozialistische Kandidat als das kleinere Uebel erscheinen. Unfre Aufgabe aber muß es sein, unsern eignen politischen Grundsäßen immer weitere Geltung zu verschaffen. Diese unsre Stellungnahme ist auch durch die Art, wie die Nationalliberalen den Wahlkampf geführt haben, geboten. Nicht nur unsre politischen Grundsäße wurden in den Kot gezogen, sondern auch unsre Redner und selbst unser Kandidat; ja sogar vor Tätlichkeiten ist man nicht zurückgeschreckt. Wir empfehlen daher den Wählern der vereinigten Liberalen troß aller Gegnerschaft gegen die Sozialdemokratie in der bevorstehenden Stichwahl ihre Stimme für den Kandidaten der Sozialdemokratie abzugeben.

6. Mai. In Berlin tagt der aus allen Teilen Deutschlands zahlreich besuchte Zentralvorstand der nationalliberalen Partei. Der Vorsißende, Reichstagsabgeordneter Bassermann, giebt ein Bild über die allgemeine politische Lage, in dem er hervorhebt, daß die Reichsfinanzreform gesichert erscheine. Bezüglich der Reichstagswahl in Darmstadt-Großgerau und der Haltung der sogenannten ,,Vereinigten Liberalen" in diesem Kreise wird erklärt:

Der Zentralvorstand spricht seine Entrüstung darüber aus, daß die sogenannten Liberalen im Wahlkreise Darmstadt-Großgerau unter dem_ausschlaggebenden Einflusse anerkannter Führer der Freisinnigen Vereinigung die Parole ausgegeben haben, in der Stichwahl für den sozialdemokratischen Kandidaten gegen den von ihr als persönlich einwandfrei anerkannten nationalliberalen Kandidaten einzutreten. Der Zentralvorstand muß dieser Tatsache gegenüber die angeblichen Bemühungen der genannten Partei, einen Zusammenschluß aller Liberalen herbeizuführen, als für die liberale Sache wertlos bezeichnen, und fordert die Parteifreunde im Lande auf, jedem Kandidaten der Freifinnigen Vereinigung so lange ihre Stimme zu versagen, bis diese Partei genügende Sicherheit dafür bietet, daß sich ihre Anhänger einen derartigen Verrat an der liberalen Sache nicht wieder zuschulden kommen lassen.

Nach einer Rede des Abgeordneten Friedberg über das Schulunterhaltungsgeseß erklärt der Zentralvorstand:

Der Zentralvorstand spricht der nationalliberalen Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses seine ungeteilte Zustimmung zu der festen und flaren Haltung aus, welche ihre Kommissionsmitglieder in der Frage des Schulunterhaltungsgesehentwurfs, zulezt noch durch Ablehnung des Paragraphen 40 in seiner gegenwärtigen Gestalt, betätigt haben, und er hegt die zuversichtliche Erwartung, daß die Fraktion diese ihre Haltung auch weiterhin, insbesondre gegenüber den Angriffen auf das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden bewahren wird.

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15. Mai. Anläßlich des Vorgangs bei der Reichstagswahl im Darmstädter Bezirke tritt auch der Gegensaß stärker hervor, der in der Partei der Freisinnigen Vereinigung" entstanden ist, seit die Partei der Nationalsozialen sich ihr angeschlossen hat. Der Gegensatz zeigt sich in den leitenden Organen, wie der „WeserZeitung" und der „Danziger Zeitung". Die erstere sagt:

Die Hoffnung, den nationalsozialen Flügel der Freisinnigen Vereinigung zu überzeugen, geben wir gänzlich auf. Es handelt sich nur darum, zu konstatieren, daß die Freisinnige Volkspartei und das Gros der Vereinigung in den norddeutschen Wahlkreisen sich nicht auf das Wahlfartell mit den Sozialdemokraten einlassen wollen, sondern ein solches mit den Nationalliberalen anstreben. Mit Übsicht sagen wir: in den Wahlkreisen. Denn in den Berliner Vereinskreisen mag es anders aussehen. Das aber hat für die Peripherie keine Bedeutung. Es liegt kein erdenklicher Grund dafür vor, daß die Wahlkreise, wo die Freifinnige Vereinigung feste Wurzel geschlagen hat, sich von dem mannschaftslosen Generalstab in Berlin fommandieren lassen.

Und in der „Danziger Zeitung“ heißt es:

Das Vorgehen der Darmstädter Gruppe ist in jedem Sinne bedauerlich. Es verrät den Riß, der neuerdings durch die Reihen der Freisinnigen geht; es verschärft die Gegensäge zur nationalliberalen Partei, und es eröffnet einen Ausblick auf Vergeltungsmaßregeln, die der liberalen Sache schaden. Um so schärfer muß betont werden, daß der Darmstädter Vorfall nur lokale Bedeutung hat, und die darin zum Ausdruck kommende Auffassung der politischen Dinge weder von der Freisinnigen Volkspartei noch von der alten Freifinnigen Vereinigung gutgeheißen wird.

12. Juni. Die Vorstände der beiden freifinnigen Parteien in Stettin wünschen engere Beziehungen zu einander anzubahnen, daher müsse „das Liebäugeln mit der Sozialdemokratie ein Ende finden.“

28. Juni. Eine Versammlung Berliner Freifinnigen (Naumann, Schrader) spricht ihr tiefstes Mitgefühl mit den Opfern der Mezeleien in Rußland und ihre Empörung über die Urheber der unmenschlichen Grausamkeiten aus. Sie vertraut, daß es die Duma erreichen wird, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

III.

Zentrumspartei.

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Anfang März. Der der Zentrumspartei angehörende Justizrat Bachem veröffentlicht in den Historisch-Politischen Blättern" einen Aufsatz unter dem Titel „Wir müssen aus dem Turm heraus!“ Darin heißt es:

Es muß unbedingt mit vermehrter Umsicht auf die Wahl von Abgeordneten nichtkatholischen Bekenntnisses hingewirkt werden, die gute Fühlung mit dem Zentrum zu nehmen und zu unterhalten willens und geeignet sind. Und zwar wird es gute Politik sein, solche Abgeordnete nicht nur in den Wahlkreisen mit überwiegend protestantischer Bevölkerung zu unterstüßen, sondern auch in einer Anzahl von Wahlkreisen, wo das Zentrum allein vielleicht die Mehrheit erlangen kann. Die Engen, die Aengstlichen, die, die überall nur den konfessionellen Gesichtspunkt geltend zu machen gewohnt sind, werden wohl auch an dieser Anregung sich stoßen, und doch dürfte sie ernste Beachtung verdienen. Von solchen Kandidaten darf man firchenpolitisch nichts andres verlangen, als daß sie jeder Beschränkung

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