Obrazy na stronie
PDF
ePub

Zukunft ausreichen. Bejaht die Regierung diese Frage, so muß es unser höchster Wunsch sein, daß sie uns den Beweis dafür erbringt. Sorgen wir dafür, daß den großen Teilen unsers Volkes das Vertrauen zum König und seiner Regierung erhalten bleibt, und die Hoffnung auf einen endlichen Sieg bewahrt wird dem deutschen Volke, das in der Gottesfurcht, der Königstreue, in der Liebe zum Vaterland und zur Familie sein Erdenglück betrachtet.

Ministerpräsident Fürst v. Bülow: Auf die Gefahren, die dem Vaterlande durch die Sozialdemokratie drohen, habe ich schon bei den verschiedensten Anlässen hingewiesen. Ich erkenne es als unbestreitbare Pflicht jeder Regierung an, diesen Gefahren entschieden entgegen zu treten. Wir müssen alle Mittel anwenden, um Organisationen, die die staatliche Ordnung gefährden, zu unterdrücken. Der Tyrannei der Straße beugen wir uns nicht, von Demonstrationen und Drohungen lassen wir uns nichts abtroßen. Pöbelexzesse und Revolutionen werden wir in Preußen und Deutschland nicht dulden. Die Regierung hält eine Vermehrung ihrer Befugnisse bis jezt nicht für nötig, von ihren geseßlichen Befugnissen aber wird sie entschlossen Gebrauch machen. Wenn Graf Eulenburg mir zurief: caveant consules, d. h. Reichskanzler, ergreife die Offensive, zeige der Revolution den starken Arm des Staates, so muß die Entscheidung, wann der Augenblick gekommen ist, an die gesetzlichen Körperschaften um verstärkte Machtmittel gegenüber den revolutionären Umtrieben zu appellieren, der Regierung überlassen bleiben. Aeußerungen der bürgerlichen Presse sind oftmals geeignet, der guten Sache zu schaden, darum sollten die Presse und die bürgerlichen Parteien unter sich Frieden halten und nicht, wie es zu meinem Bedauern vorgekommen ist, mit der Sozialdemokratie paktieren und Wahlbündnisse abschließen, um sich zu bekriegen. Der Zusammenschluß aller bürgerlichen Elemente ist in diesen ernsten Zeiten dringend notwendig. Für die Regierung und für die bürgerlichen Parteien muß es heißen: Gegen die revolutionäre Sozialdemokratie! Der Uebermut dieser Partei wäre nicht so hoch gestiegen, wenn nicht von unsrer Seite in Unterschäzung der uns drohenden Gefahr die nötige Vorsicht immer und immer wieder außer acht gelassen wäre. An die bürgerlichen Parteien richte ich die Mahnung: Seien wir einig gegenüber dem gemeinsamen Feind.

Eine Besprechung der Anfrage wird nicht beantragt.

Vierter Abschnitt.
Der Kaiser.

31. Januar. Der Kaiser richtet an den Reichskanzler folgendes Schreiben: Wiederum ist es mir vergönnt gewesen, in ein neues Lebensjahr einzutreten, und voll innigen Dankes kann Jch auf das verflossene Jahr zurückblicken, in welchem Gottes Güte Mein Haus und das deutsche Vaterland vor schweren Heimsuchungen gnädiglich bewahrt und Meinem Familienkreise ein neues Glied aus Erlauchtem deutschen Fürstenhause zugeführt hat. Diese freudigen und dankbaren Empfindungen sind Mir auch in den Adressen, Zuschriften und Telegrammen entgegengetreten, welche Mir an Meinem Geburtstage als Ausdruck treuer Glück und Segenswünsche aus allen Orten und Kreisen des deutschen Vaterlandes wie von den über den ganzen Erdball verbreiteten Deutschen in reicher Fülle zugegangen sind. Es hat Meinem Herzen besonders wohlgetan, aus den Kundgebungen zu ersehen, mit welch herzlicher Teilnahme Mein Geburtstag von allen patriotisch fühlenden Deutschen ohne Unterschied des Berufs, des Bekenntnisses und der Parteistellung - ge= feiert worden ist, und daß neben den festlichen Veranstaltungen der Behörden, Korporationen und Vereine sich vielfach Gutsherren, Kaufleute und Industrielle mit ihren Angestellten und Arbeitern vereint haben, um Meinen Geburtstag gemeinsam zu begehen. Ein solcher Ausdruck des Gefühls der Zusammengehörigkeit aus Anlaß eines patriotischen Festtages berechtigt zu der zuversichtlichen Hoffnung, daß das deutsche Volk auch in ernster, Gott gebe, ferner Zeit in Einmütigkeit sich um seine Fürsten scharen und lediglich von den Interessen leiten lassen werde, die das Wohl und die Größe des Vaterlandes erheischen. Um aber allen, welche Mich durch freund= liches Gedenken und treue Wünsche erfreut haben, Meinen herzlichen Dank zu erkennen zu geben, ersuche Jch Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. (Reichsanzeiger vom 2. Februar.)

18. Februar. Der Kaiser nimmt in Röskilde auf Seeland Teil an der Feier der Beerdigung der Leiche des Königs Christian IX. von Dänemark.

25. Februar. Zahlreiche Abordnungen beglückwünschen den Kaiser und die Kaiserin zur Feier ihrer silbernen Hochzeit. Auf die Ansprache des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow, Präsidenten des preußischen Staatsministeriums, antwortet der Kaiser und König:

„Ich sage Meinen herzlichsten Dank für die Worte, die Ew. Durchlaucht soeben im Namen des Staatsministeriums an Uns ge= richtet haben. Das Staatsministerium hat im Laufe seiner Arbeiten

wiederholt die Freude gehabt, Einwirkungen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin nachgeben und sie ausführen zu können, und so hoffe Ich, daß die Herren auch in fernerer Zukunft ihre Arbeiten mit Mir gemeinsam ausführen und stets im Auge behalten und nicht vergessen, daß die erste Frau Deutschlands, die Königin von Preußen, wie alle deutschen Frauen, mäßigend und leitend auch auf Ihre Gedanken einwirken soll. So hoffe Ich, daß Gott auch in den nächsten Jahren unsre Arbeit segnen möge."

Die Antwort des Kaisers auf die Ansprache, die der bayrische Gesandte Graf Lerchenfeld im Namen des Bundesrats hält, lautet:

„Ich spreche dem Bundesrate von ganzem Herzen Meinen wärmsten Dank aus für die Wünsche, die Ew. Exzellenz soeben ausgesprochen haben, und bitte Sie, Dolmetsch unsers Dankes zu sein bei Ihren Herren für das Interesse, das sie an dem Fest in unserm Hause genommen haben. Es ist Mir eine Freude, vernommen zu haben, daß der Bundesrat in der Lage gewesen ist, sich zu überzeugen, mit welchem Fleiß und welcher Hingebung Arbeiten und Pflichten von Ihrer Majestät aufgefaßt werden. Sie können versichert sein, daß wir unsre Arbeit auch fernerhin mit unermüdlichem Pflichteifer tun werden und vor allem in inniger Vereinbarung mit unsern hohen Verbündeten wirken werden.“

Die Generalfeldmarschälle, Generalobersten und Großadmiräle bringen den Glückwunsch des Heeres. Auf die Ansprache des Generalfeldmarschalls Prinzen Albrecht von Preußen erwidert der Kaiser:

„Ich spreche Meinen herzlichen Dank aus für die schönen Worte, die Em. Königliche Hoheit an uns gerichtet haben. Ich bin von Herzen beglückt und dankbar, daß des Reiches wehrhafte Söhne, dargestellt in den obersten Spißen der Armee, Uns heute hier gratulièren können, und daß dieselben von Ew. Königlichen Hoheit geführt werden, die Uns noch die herrliche Zeit der Auferstehung des Reiches ver= körpert. Em. Königliche Hoheit können versichert sein, daß Mein erster und letter Gedanke Meine Streitkräfte zu Lande und zu Wasser find, und daß Ihre Majestät selbst bestrebt ist, für die Linderung von Not und Krankheit zu wirken und vorzusorgen. Gebe Gott, daß ein Kriegsfall nicht eintreten möge. Sollte es aber dennoch geschehen, so bin Ich fest überzeugt, daß die Armee sich ebenso bewähren werde wie vor 35 Jahren."

1. März. Bei der Einweihung des dem Andenken der Kaiserin Friedrich gewidmeten Hauses für das ärztliche Fortbildungswesen hält der Kaiser, nach Angabe von Wolffs Telegraphenbureau, folgende Ansprache:

„Ich möchte in Meinem Namen und im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und dem Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Groß

herzogin von Baden den herzlichsten Dank aussprechen für die schöne Feier, der Wir eben hier beiwohnen konnten. Es ist am heutigen Tage in lebendiger Weise Unserm Volke und der Welt gezeigt worden, wie das Königshaus seine Aufgaben für das Wohlergehen seines Volkes im innigen und festen Bunde mit den Aerzten des Landes zu erfüllen bestrebt ist. Das große Gebot der Liebe zur Menschheit, das Uns von Oben vorgeschrieben ist, hat am heutigen Tage einen besonders erhebenden Ausdruck gefunden. Als Enkel der großen Kaiserin, deren Verdienste für das militärische Sanitätskorps hervor= gehoben worden sind, und als Sohn der Kaiserin Friedrich, deren Andenken der heutige Tag und dieses Haus gilt, möchte Ich in besonders bewegten Worten den Herren Meine Freude aussprechen, daß wir den Tag zusammen feiern konnten, und besonders bitte Jch, dem Sohne dieser hohen Frau dieses Schlußwort zu gestatten.

Am heutigen Tage vermögen wir wieder einmal die wunderbare Fügung der Vorsehung zu erkennen: denn niemand unter Uns Kindern und auch unter den Freunden und Freundinnen Meiner verstorbnen Frau Mutter, die heute hier versammelt sind, wird sich wohl damals die schmerzerfüllte Frage haben beantworten können, warum dieses herrliche Gebilde, dieser gewaltige Geist in so er= schütternder Weise und so früh Uns entrissen werden müßte. Die Antwort wird am heutigen Tage teilweise gegeben: durch die schwere Prüfung, die des Himmels Hand auf die erlauchte Frau und ihr Haus gelegt hat, ist in ihrem Geiste der Gedanke an die Linderung von Not und Leiden in energischer Weise lebendig geworden. Sie hat dem Ausdruck verliehen, und das Samenkorn, das sie sterbend ausstreute, fand Boden und schlug Wurzel. Unter dem Eindruck ihres erschütternden Hinganges hat es Gefühle der Menschenliebe erweckt, die ihrerseits wieder Taten ausgelöst haben in allen Ständen und Kreisen. So erkennen wir denn auch hier die weitausschauenden Pläne der alles umfassenden Vorsehung, der Vorsehung, ohne die Ihre ganze Kunst, Meine Herren, nichts ist! Denn wenn sie dem Forscher nicht gestattet, die Gefeße der Wissenschaft festzulegen, und wenn sie die Hand des Arztes nicht führt, dann ist auch der Arzt machtlos im Kampf um die Krankheit. So hoffe Ich, daß aus dem Tode Meiner Mutter, aus der Anfeuerung ihres Wortes und aus Sem Zusammenstreben aller hier Versammelten- um ihre Gedanken zu heiligen und zu ehren Quellen und Ströme von Segen sich erschließen mögen für Unser Volk, und daß noch nach Jahrhunderten der Name der Kaiserin Friedrich mit Dank und Ruhm seitens der fernsten Geschlechter ausgesprochen werden wird. Und wenn das der Fall ist, so danke Ich es Ihnen, die heute zur Vollendung dieses schönen Werkes beigetragen haben."

3. März. Der Reichs- und Staatsanzeiger veröffentlicht folgenden Dankerlaß des Kaisers und der Kaiserin an den Reichskanzler vom 2. März:

"

Die Feier Unfrer silbernen Hochzeit hat im deutschen Volke eine so herzliche und begeisterte Teilnahme gefunden, daß der Freudentag Unsers Hauses zu einem nationalen Festtage geworden ist. Voll innigen Dankes für das Uns in den verflossenen fünfundzwanzig Jahren zuteil gewordene reiche Familienglück durften Wir zum Throne des Allmächtigen in Demut aufschauen und Unfre Gebete und Gedanken in dem Bekenntnis ausklingen lassen: „Bis hierher hat der Herr geholfen." — Wir haben es als eine besondre Gnade Gottes empfunden, daß es Uns am Tage Unsers Ehejubiläums vergönnt war, wiederum einen Sohn an den Traualtar zu geleiten und Unserm Familienkreise eine liebe Tochter zuzuführen. Wenn aber etwas geeignet war, Unsre Festfreude noch zu erhöhen, so waren es die überaus zahlreichen und mannigfachen Beweise liebevoller Anhänglichkeit, die Uns aus allen Kreisen des engern und weitern Vaterlandes in Form von Adressen, Zuschriften, Telegrammen, Widmungen und Spendungen zugingen. Auch die Deutschen im Auslande haben es sich nicht nehmen lassen, mit der Heimat darin zu wetteifern, Unsern Ehrentag festlich zu begehen und Uns durch freundliche Glückwünsche zu erfreuen. Millionen von treuen Menschen, alten und jungen, in Palast und Hütte, Stadt und Land haben Unser in diesen Tagen mit herzlichen Wünschen und Fürbitten ge= dacht und uns zu innigstem Danke verpflichtet. Aber damit nicht genug in wahrhaft hochherziger, Unsre Erwartungen weit übertreffender Weise sind aus diesem Anlaß von Provinzen, Kreisen, Gemeinden, Vereinen und Korporationen wie von begüterten Privatpersonen wohltätige und gemeinnüßige Stiftungen errichtet worden, durch die Unser Festtag auch zu einem Segenstage für die von Krankheit und Not bedrückten Landeskinder geworden ist. Gott der Herr laffe alle diese Werke barmherziger Nächstenliebe wohl gelingen zu Nuß und Frommen der Menschheit und als Wahrzeichen des innigen und festen Bandes, welches das deutsche Volk und sein Kaiserhaus umschlingt. Mögen alle, die Uns in so erhebender Weise beglückt und durch treues Gedenken erfreut haben, Unsers wärmsten und herzlichsten Dankes versichert sein, den jedem Einzelnen zum Ausdruck zu bringen leider nicht möglich ist. Wir ersuchen Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen".

[ocr errors]

12. März. Bei der Vereidigung der Marinerekruten in Wilhelmshaven hält der Kaiser eine Rede, die nach Angabe der „Hamburger Nachrichten" vom 14. März also lautet:

« PoprzedniaDalej »