Obrazy na stronie
PDF
ePub
[blocks in formation]

Aug. Detl. Chr. Twesten,

Professor' der Theologie und Philosophie an der Universität zu Kiel,
Ritter vom Dannebrogorden.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

1

orrede.

Was mich bestimmt hat, meine Vorlesungen über die

Dogmatik herauszugeben, ist nichts Anderes, als was mich auch bestimmt haben würde, fie vor einer größern Zahl von Zuhörern zu halten: der Wunsch und die Hoffnung, dadurch etwas zur Verbreitung der Art des dogmatischen Studiums beyzutragen, die ich dem Bedürfniß unserer Zeit und Kirche entsprechend glaube, besonders unter jungern Theologen, die sich noch nicht so abgeschloffen haben, daß sie, wie es später zu geschehen pflegt, nichts Fremdes mehr in ihren Gedankenkreis aufzunehmen vermöchten.

Die ältere Weise, die Dogmatik abzuhandeln, die da rin zu bestehen wenigstens schien, daß man die aus der Bibel gezogenen Glaubensfäße bloß logisch ordnete, verz knüpfte und entwickelte, ihre Wahrheit und Gültigkeit aber allein auf die Autorität de göttlichen Gesandten gründete, durch welche sie uns mitgetheilt worden, - eine Behand lungsweise, von der die Storrsche Glaubenslehre eins der legten und achtungswerthesten Beyspiele darbietet, hat dem im vorigen Jahrhundert erwachten Streben weichen müssen, sich seiner religiösen Ueberzeugung als einer nicht bloß auf äußerer Autorität, sondern auf innerer Wahrheit und Nothwendigkeit beruhenden bewußt zu werden.

IV

Aber auch die hieraus hervorgegangene Behandlungsweise, da man irgend ein System der natürlichen Theologie oder der Religionsphilosophie als den allein haltbaren Kern der Christlichen Dogmatik betrachtet, und diese durch verschiedene Methoden darauf zu reduciren sucht, will unsere Zeit nicht mehr befriedigen. Die Einen finden, daß es religiöse Bedürfniffe giebt, die hierbey leer ausgehen; die Andern sehnen sich nach einer Bestätigung, die keines von den sich nach der Reihe verdrängenden philosophischen Lehrgebäuden zu geben vermochte; man kann sich nicht verhehlen, daß Christenthum und Protestantismus, wie sie in der Geschichte aufgetreten find, und ihre innere Kraft durch entsprechende Wirkungen bewiesen haben, etwas Anderes waren, als eine populåre oder verkappte Vernunfttheologie, daß die Lehren, die man so bereit gewesen ist, als bloße Hüllen oder Täuschung fallen zu lassen, einen tiefern Gehalt, und auch in unsern Gemüthern noch zu viele Burzeln haben, als daß sie rein als der Geschichte anheimgefallen betrachtet werden könnten; nicht zu reden von der großen Zahl Derjenigen, die, troß aller Beschuldigungen des Aberglaubens und Obscurantismus, sich ihren positiven Glauben nicht haben nehmen lassen, oder zu demselben zurückgekehrt sind.

Dennoch ist auf dem Standpuncte, wo wir uns be finden, keine bloße Rückkehr zu dem Früheren möglich, wenigstens für Diejenigen nicht möglich, an denen die Zeit nicht bloß äußerlich vorüber gevangen, die mehr oder minder von ihren Richtungen und Bestrebungen mit ergriffen find. Die bloße Autorität hat ihre Macht zu sehr verloren, wir fragen wenigstens nach ihren Gründen, und sind mit keiner allgemeinen Antwort zufrieden, sondern wiederholen die Frage bey jeder einzelnen Lehre; das Streben nach dem klaren Bewußtseyn der innern Nothwendigkeit,

ein Bewußtseyn, was auch vormals nicht fehlte, aber

unentwickelt blieb, läßt sich durch kein Machtwort zu rückdrängen; der Rationalismus, wenn auch von Vielen schwach befunden, wo es das Aufbauen gilt, ist doch als Gegner zu stark, um durch andere als gleiche Waffen bekämpft werden zu können; furz, die bloße aioris will uns in unserm dermaligen Zustande, mit seinen Vorzügen oder Gebrechen, keine Genüge leisten: wir bedürfen der γνῶσις, yväois, der wahren gegen die falsche, und im Christenthume ist Nichts, warum wir dieß Bedürfniß verleugnen sollten.

In der That find auch bereits nicht wenige Bearbeiter der Glaubenslehre, im Ganzen oder in einzelnen Theilen, aufgestanden, die ihm entgegenzukommen versucht haben; und obwohl von verschiedenen Gesichtspuncten ausgegangen, obwohl von den Wortführern der entgegengeseßteften Parteyen bekämpft, obwohl auch unter sich nicht einig und ihr gemeinsames Interesse verkennend, haben sie doch Eingang gefunden, und finden ihn täglich mehr. Diesen schließe auch ich mich an, um bey der begonnenen oder bevorstehenden Regeneration der Chriftlichen Theologie auch mein Scherflein beyzusteuern, was ich im Einzelnen zur Aufhellung oder richtigeren Auffassung dieser oder jener Lehre habe leisten können, gern dem Strome überlassend, der es sinken lassen oder dahin führen möge, wo sich ein neuer Boden anseßt, auf dem die Saat des evangelischen Christenthums einst fröhlicher aufschießen wird; was aber das Wesentliche der Methode und die wissenschaftliche Richtung im Ganzen anbetrifft, gewiß, daß sie sich immer mehr als die bewähren wird, wodurch die Ansprüche des Christlichen Glaubens und unserer wissenschaftlichen Bildung in Einklang zu bringen find.

Indem ich aber diese Arbeit aus dem engeren Kreise meiner Schüler in den weiteren des lesenden Publicums

« PoprzedniaDalej »