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Commentar

über das

Evangelium des Johannes.

Von

Dr. Adalbert Maier,

öffentlichem ordentlichem Profeffor der Theologie an der Universität
zu Freiburg im Breisgau.

Erster Band.

Historisch-kritische Einleitung und Auslegung
von Kap. I.-IV.

Carlsruhe und Freiburg.

Herder'sche Verlagshandlung.

1843.

DIVINITY SCHOOL

LIBRARY.

HARVARD UNIVERSITY

Vorrede.

Indem der Verfasser hiermit den ersten Band seines Commentar's zum Evangelium Johannis der Oeffentlichs keit übergibt, hält er es für angemessen, einige Worte über den Standpunkt und Plan seiner Arbeit vorauszuschicken. Die Aufgabe des Exegeten ist theils eine zu allen Zeiten gleiche, indem stets die Forderung an ihn geht, den Inhalt der heiligen Schriften mit Anwendung aller exegetischen Hülfsmittel gewissenhaft zu erforschen und darzustellen; theils ist seine Aufgabe durch die Erscheinungen der Zeit besonders bestimmt. In der jüngsten Periode der biblischen Wissenschaft ist die Exegese mit der Kritik, nämlich mit der f. g. höhern Kritik, welche sich mit dem objektiven Gehalte der biblischen Urkunden befaßt, in die engste Verbindung getreten, und zwar haben sie Diejenigen, welche sich zu Stimmführern in dem Fache der Bibelforschung aufgeworfen

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haben, um eine neue Anschauung vom Christenthume zu begründen, in Ansehung der historischen Urkunden des neuen Testamentes in der Weise mit der Kritik verbunden, daß diese zum Hauptgeschäfte der Bibelforschung wurde und die Exegese sich zu ihrem Dienste bequemen mußte. Ihre Kritik hat aber den Charakter, daß sie nicht eigentlich die Unentschiedenheit voraussetzt und die geschichtliche Wahrheit der evangelischen Berichte noch in Frage stellt; sie geht richtig angesehen von der Negation aus und sucht nur dieses zum Voraus festgesetzte Urtheil durch ihre Operationen zu bez gründen. Ihre Grundlage und ihre Triebfeder ist nämlich eine Philosophie, welche solche Thatsachen, die unsere biblischen Urkunden enthalten, in verschiedenem Umfange leugnet, und wo sich nun ein Widerspruch mit dem philosophischen Bewußtsein einstellt, da macht sie es nur noch scheinbar · von den historischen Beweismitteln abhängig, ob der Bericht Glauben verdienen soll. Cace folche Kritik ist nun freilich unwissenschaftlich, sie ist ein Widerspruch mit ihrem eigenen Begriffe, und sie müßte an ihren Resultaten selbst zweifelhaft werden, wenn es auf dem gerühmten Standpunkte der absoluten Wahrheit möglich schiene und nicht für eine Unehre gelten würde, an sich selbst zu zweifeln. Sie ist übrigens in einem gewissen Kreise zu Ansehen gekommen, wo man gerne diese vorgebliche Stüße zur Unterlage für die auf freiem Fuße erhobene Opposition gegen das historische Christenthum gebrauchte, und sie prophezeihet mit guter Zuversicht ihre immer zunehmende Anerkennung und Herr schaft. Der Verfasser erachtete es darum für eine Anfors

derung der Gegenwart an einen Commentar über ein hi storisches Buch des neuen Testamentes, diese negirende Kritik, ihre Operationen und Resultate zu berücksichtigen,' und zwar sowohl in Ansehung der evangelischen Thatsachen, als auch des Lehrinhaltes, inwieferne dieser als ein histos risch gegebener gleichfalls unter den historischen Gesichtspunkt fällt. Die kritischen Fragen werden zum Theile in der Einleitung behandelt; aber da hier mehr ein allgemeiner Gesichtspunkt genommen werden konnte und das Besondere sich nicht in der Weise unter denselben bringen ließ, daß es eine befriedigende Beurtheilung erfahren hätte, so mußte im Commentar je wieder bei den einzelnen Abschnitten auf die Kritik übergegangen werden. Um nun in den doktris nellen Theilen des Evangeliums die Entwicklung der Lehre und den fortschreitenden Gedanken nicht zu unterbrechen und zu durchschneiden, schien es geeignet, die Einrichtung zu treffen, daß die kritischen Fragen meistentheils erst am Schlusse eines Abschnittes in Untersuchung und Prüfung genommen werden; dadurch glaubt der Verfasser auch dem Wunsche solcher Leser entgegen zu kommen, welche den kritischen Forschungen weniger zugeneigt, hauptsächlich die exegetische Behandlung suchen, die sie so von der Kritik getrennt finden. Die kritische Behandlung führte nothwendig auf die Berücksichtigung der drei ersten Evangelisten, auf die Vergleichung und Zusammenstellung ihrer Geschichtbücher mit dem vierten Evangelium, und zwar wird diese in der Weise fortgesetzt werden, daß der Commentar die Grundlinien einer Synopse sämmtlicher Evangelien enthält.

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