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auf die Mittheilungen eines Apostels, nämlich des Lieblingsjüngers, der aber auch nicht Johannes, sondern Andreas ist. 4. Der Evangelist erzählt öfters ohne Bestimmtheit und Anschaulichkeit; daraus ist zu erkennen, daß er die Begebenheiten weder mitangesehen hat, noch ihnen nahe gestanden ist. 5. Ein großer Theil des geschichtlichen und didaktischen Inhaltes des Evang. erweiset sich als historisch unwahr; die meisten der erzählten Begebenheiten können nicht wirklich vorgefallen und die Lehrvorträge nicht so gehalten worden sein, wie sie verzeichnet sind 1).

Was nun fürs Erste die äußere Beglaubigung des Evang. anbelangt, so ist vor Allem nicht außer Acht zu lassen, daß die widerspruchlose Aufnahme desselben im christlichen Alterthume bei der Voraussetzung der Unechtheit nicht denkbar ist. Wenn der Apostel Johannes bis zum Anfange des zweiten Jahrhunderts in Ephesus lebte und seine Wirksamkeit über ganz Kleinasien verbreitete, was hoffentlich nicht mehr als eine grundlose Vorausseßung gelten wird, so kann man sich nicht vorstellen, wie die Kirchenvorsteher in diesen Gegenden später eine Schrift als ein Johanneisches Produkt sollten angenommen haben, wenn man von dieser Schrift weder in Ephesus noch sonstwo in den kleinasiatischen Kirchen früher etwas gewußt hätte. Wäre sie auch in andern Kirchen ohne Widerstreben aufgenommen worden, so würde sich wenigstens anfangs von Kleinasien aus Widerspruch dagegen erhoben haben, und man dürfte erwarten, daß sich noch Spuren eines solchen Widerspruches in den Schriften der Alten fänden. Die Aloger würden nicht unterlassen haben, wenn sie irgendwo einen kirchlich-historischen Beweis gegen den Johanneischen Ursprung des Evang. hätten ausfindig machen können, ihn zu gebrauchen; aber sie sehen sich genöthiget, ihre Polemik allein auf innere Gründe zu bauen.

Dieser Mangel an allen Spuren eines Widerspruches im christlichen Alterthume, welcher bei der Voraussetzung der Unechtheit des Evang. nicht denkbar ist, ist ein starkes indirektes äußeres Zeugniß für seine Johanneische Abkunft. Doch bes trachten wir diese Erscheinung nur als einen Umstand, welcher den vorhandenen ausdrücklichen Zeugnissen für das Evang. gegen

1) S. den folgd. §.

das Urtheil der Gegner Vertrauen anbahnen möge, ohne die Ents scheidung selbst von ihr abhängig zu machen. Das Zeugniß des Irenäus ist auch hier wegen seines Umganges mit Polykarpus, dem Schüler des Johannes, von besonderer Wichtigkeit; sein Verhältniß zu Polykarpus treibt zur Vermuthung und Annahme hin, daß es in diesem apostolischen Manne eine historische Unterlage habe. Dies soll aber, sowie sein Zeugniß über den Aufenthalt des Apostels in Kleinasien, darum wieder unsicher werden, weil seine Bekanntschaft mit Polykarpus in seine frühe Jugendzeit fällt; auch angenommen, daß Irenäus selbst meinte, von Polykarpus über Johanneische Schriften etwas gehört zu haben, so sei es immerhin möglich, daß er sich selbst hierin täuschte, daß er spätere, von anderer Seite ihm zugekommene Nachrichten irrthümlich an Polykarpus geknüpft hätte; er verrathe aber selbst, daß ihm über sämmtliche Evangelien und über das Johanneische insbesondere keine Mittheilungen von Polykarpus und überhaupt keine historischen Nachrichten zu Gebote standen, indem er in seiner Schrift "gegen die Keßer, 2) das Ansehen der vier Evangg. nicht mit historischen, sondern nur mit dogmatischen oder metas physischen Gründen vertheidige 3). Allein das jugendliche Alter des Irenäus, in welches sein Umgang mit Polykarpus fällt, kann auch hier nicht hindern, sein Zeugniß auf Mittheilungen seines Lehrers zurückzuführen; man denke nur wieder an die les bendige Erinnerung des Irenäus, in welcher ihm alle Vorgänge aus seinem jugendlichen Umgange mit Polykarpus gegenwärtig find, wie er Alles, was er gesehen und gehört, in aller Frische im Andenken bewahrt! Jene Selbsttäuschung, welche der auflösenden Kritik als annehmbar erscheint, muß dem unbefangenen Kritiker gerade recht unwahrscheinlich vorkommen; hätte nämlich Irenäus in späterer Zeit erst Nachrichten über das Evang. des Johannes erhalten, während er bis dahin nichts von demselben wußte, so wären jezt in dem Augenblicke, als er diese Nachrichten aufnahm, dieselben in seinem Bewußtsein von seinen Ju

και

1) Adv. Haer. III. 1.: επειτα Ιωαννης ὁ μαθητης του κυριου, επι στηθος αυτου αναπεσών, και αυτος εξέδωκε το ευαγγελιον, εν Εφεσω της Ασιας διατριβων. gl. ΙΙΙ. 11.

2) III. 1.

3) Lüßelberger a. a. D. S. 146 ff. nach dem Vorgange Bretschneiders Probabb. p. 214 sqq.

genderinnerungen genau geschieden gewesen, und wenn er sie einmal mit klarem Bewußtsein auseinanderhielt, so ist es doch eine mißliche Annahme, daß er sie nachher wieder confundirt haben soll. Was aber den obenstehenden Schluß anbelangt, welcher dem Frenäus überhaupt das Bewußtsein historischer Gründe für die Echtheit der Evangg. und des vierten insbesondere abspricht, so ist derselbe darum falsch, weil Irenäus sich zur Vertheidigung des Ansehens der vier Evangg. gegen diejenigen Häretiker, welche er a. a. D. bekämpft, nicht auf historische Zeugnisse berufen durfte, weil die historischen Zeugnisse für ihre Echtheit ihm bei dieser Vertheidigung gar nicht dienen konnten. Er bestreitet nämlich die Marcioniten, Ebioniten, Cerinthianer und Valentinianer, welche von den vier kirchlich anerkannten Evangg. je nur Eines ans nahmen, und von welchen die leßtern neben dem Evang. des Johannes noch ein eigenes gebrauchten, das sie evangelium veritatis nannten; gegen diese Häretiker sucht er zu beweisen, daß es nicht mehr und nicht weniger als vier wahre, glaubwürdige Evangg. gebe 1). Nun leugneten dieselben aber den apostolischen Ursprung der von ihnen verworfenen Evangg. nicht, und was das evang. veritatis der Valentinianer anbelangt, so scheinen sie es keinem Apostel zugeschrieben zu haben. Sie nahmen von den kirchlich anerkannten Evangg. je nur Eines an, weil nur dieses oder hauptsächlich dieses zu ihren dogmatischen Vorstellungen paßte; den übrigen aber konnte aus entgegengesetzten Gründen der apostolische Ursprung keine Aufnahme verschaffen, während das evang. veritatis, ohne den Namen eines Apostels für sich zu haben, als glaubwürdige Lehrquelle galt. War nun der apos stolische Ursprung der verworfenen Evangg. bei diesen Häretikern nicht bestritten, gab dieser in ihrem Urtheile den kirchlich aners kannten Evangg. kein Ansehen und konnte eine evang. Schrift bei ihnen als eine ausnehmende Glaubensquelle gelten, ohne einem Apostel beigelegt zu werden, so ist es begreiflich, daß sich Frenäus zum Beweise, daß die vier kirchlichen Evangg. inegesammt, und außer ihnen kein anderes, wahre und glaubwürdige Schriften seien, nicht auf historische Zeugnisse für ihre Echtheit berufen konnte,

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1) A. a. : ματαιοι πάντες και αμαθεις, προσετι δε και τολμηροι, σἱ αθετούντες την ιδεαν του ευαγγελιου, και ειτε πλείονα, είτε ελαττονα των ειρημένων (τεσσαρων) παρεισφέροντες ευαγγελιων προσωπα 2.

weil er diesen Häretikern gegenüber dadurch ihr Ansehen nicht begründete; er versuchte darum die Begründung ihres Ansehens auf dogmatischem Wege, was ihm eher einen Erfolg hoffen ließ. War nun aber keine Veranlassung da zum Gebrauche historischer Zeugnisse für die Echtheit der Evangg. überhaupt und des Johanneischen insbesondere, war ihre Benüßung hier gar nicht zweckdienlich, so kann man aus dem Nichtgebrauche nicht folgern, daß Irenäus von keinen ältern Zeugnissen wußte, daß ihm namentlich auch keine Mittheilungen aus dem Munde des Polykarpus zu Gebote standen. Erst nachdem er mit seinem Beweise gegen die genannten vier Sekten zu Ende gekommen ist, gedenkt er auch noch jener antimontanistischen Parthei, welche oben mit den Alogern des Epiphanius als wesentlich Eins angenommen wurde; nach der Analogie der Aloger des Epiphanius scheint diese Parthei das Evang. des Johannes in dem Sinne verworfen zu haben, daß sie es dem Apostel absprach; doch könnte es immers hin sein, daß diese Antimontanisten anfangs nur seine Glaubwürdigkeit verwarfen, ohne die apostolische Herkunft zu leugnen, und erst später, da es ihnen bedenklich vorkommen mochte, dem Lieblingsjünger des Herrn zu widersprechen, durch Bestreitung des apostolischen Ursprunges ihr dogmatisches Interesse zu bes friedigen suchten; der Ausdruck des Irenäus: evangelium . . . repellunt läßt jene Auffassung vollkommen zu. Jedenfalls aber stehen sie außerhalb der anfangs beabsichtigten Polemik des Ires näus und werden erst nach Beendigung seiner Beweisführung für die Glaubwürdigkeit der vier kirchlich anerkannten Evangg., und gleichsam nur im Vorbeigehen, noch angeführt, so daß man die Forderung nicht schärfen darf, daß er wenigstens gegen diese historische Gründe für den apostolischen Ursprung des vierten Evang. hätte gebrauchen sollen. Entschieden wäre es freilich, daß seine Annahme der Echtheit des vierten Evang. in Polykarpus keine Stüße hätte, wenn der Beweis geführt werden könnte, daß dieser Vater selbst nichts von demselben gewußt hätte; es wird aber weiter unten diese Behauptung als unbegründet erkannt werden.

...

Lassen wir aber den jugendlichen Umgang des Irenäus mit Polykarpus auch ganz unberücksichtiget, so darf man nach seinem Zeugnisse doch so viel mit Zuversicht annehmen, daß man um die Mitte des zweiten Jahrhunderts in Kleinasien das vierte Evang.

gekannt habe; denn er kam bald nach der Mitte des zweiten Jahrhdts. von Kleinasien nach Gallien, wohin er seine Kunde von dem Johann. Evang. gewiß schon mitgebracht hat, weil er später, wenn ihm dasselbe nicht schon in seinem Vaterlande bekannt geworden wäre, solches gewiß nicht zweifellos als eine Johann. Schrift aufgenommen hätte. Daß das Evang. um dieselbe Zeit auch in andern Gegenden bekannt und als eine Johann. Schrift anerkannt war, verbürgt das Zeugniß des Theophilus, Bisch. von Antiochien 1), dem Hauptsiße der orientalischen Kirche, welcher in seiner um d. J. 180 verfaßten Schrift an den Autolykus die Anfangsworte unseres Evang. unter dem Namen des Apostels citirt 2), und von welchem Hieronymus bemerkt ), daß er eine Harmonie der vier Evangg. verfaßt habe. Die Form seines Citates spricht es aus, daß damals der Johann. Ursprung des Evang. in seiner Umgebung als eine ausgemachte Sache galt, und wir werden darum annehmen dürfen, daß es ihm und in seiner Umgebung lange vor dem J. 180 schon bekannt war und apostolisches Ansehen genoß.

Weiter hinauf führt uns in der rechtgläubigen Kirche Justin, der Märtyrer, in dessen Schriften aus dem Zeitraume von 140160 das vierte Evang. wieder zum Vorschein kommt; vergebens versucht es die Kritik, dieses zu leugnen *). Die Quellen, aus welchen er christliche Geschichte und Lehre schöpft, nennt er gewöhnlich απομνημονευματα των αποστολων, auά ευαγγελια und evayyɛhiov, bestimmt aber diese Quellen noch genauer mit den Worten: a φημι ύπο των αποστολων αυτου και των εκεινοις παρακολουθησαντων συντεταχθαι. Dialog. cum Tryph. c. 103. Damit weiset er offenbar auf unsere kanos nischen Evangg. hin, von welchen zwei von Aposteln und zwei

1) Euseb. H. E. IV. 20.

2) L. II. c. 22: διδασκουσιν ἡμας.... οἱ πνευματοφόροι, ἓξ ὧν ὁ Ιωαννης λέγει: εν αρχή ην ὁ λογος ̇ και ὁ λογος ην προς τον θεον λ.

3) Epist. ad Algasiam. quaest. 6: Theophilus, Antiochenae ecclesiae septimus post Petrum apostolum episcopus, qui quatuor evangelistarum in unum opus dicta compingens, ingenii sui nobis monumenta reliquit etc.

4) Lügelberger a. a. D. S. 105 ff. nach dem Vorgange Brets schneiders Probabb. p. 191 sqq. Credner will es wenigstens im Zwefel lassen, daß Justin das vierte Evang. gekannt; s. seine Beiträge zur Einltg. in die bilbl. Schriften I. Halle 1832. S. 104 ff.

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