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von Kap. 21. mögen als ein Zusaß von zweiter Hand gelten; die übrigen Theile des Evang. sammt dem Anhangskapitel, so wie auch seine ganze gegenwärtige Einrichtung, sind als das Eigenthum einer und derselben Hand zu betrachten. (Ueber 5, 3. 4. s. den Comment.)

§. 3. Juhalt, Plan und Charakter des Evangeliums.

Der Inhalt des vierten Evang. ist bis zum Anfange der Leidensgeschichte Kap. 18. zum größten Theile didaktisch; es bes ginnt mit einem einleitenden Lehrabschnitte, und darauf nehmen Reden und Lehraussprüche Jesu und des Täufers, zuweilen von Reflexionen des Evangelisten begleitet, den größten Raum ein. Diese Reden und Lehraussprüche befassen sich meistens mit dems selben Gegenstande, nämlich mit der Würde und Erhabenheit Jesu als des Messias - Gottessohnes, der als solcher das ewige Leben Allen verleiht, welche an ihn glauben. Die historischen Ereignisse, welche erzählt werden, leiten fast allgemein ein Lehrstück ein, oder sind mit Lehraussprüchen und didaktischen Erklärungen verkettet; nur das Wunder zu Kana K. 2. und die Heilung nach Kapernaum Kap. 4. stehen innerhalb des Evang. isolirt (§. 1.). Es hat ferner die Geschichte in diesem Evang. zur Lokalität größtentheils Jerusalem und Judäa; von der Wirksamkeit Jesu in Galis läa und den Angrenzungen wird nur Weniges mitgetheilt; die so eben genannten Wunder, die Speisung der Fünftausende, das darauf folgende Wandeln auf dem See in Verbindung mit einem· Lehrvortrage zu Kapernaum Kap. 6. und die Erscheinung des Herrn nach der Auferstehung K. 21. Das Evang. erscheint bei dieser Betrachtung als eine mit Auswahl verfaßte Schrift, wie es 20, 30. ausdrücklich bezeichnet wird; bei der Auswahl des historischen und didaktischen Stoffes aus der Lebensgeschichte Jesu wurde vorzugsweise, aber nicht ausschließlich., die außergaliläische Geschichte berücksichtigt. Der Evangelist ist von einer bestimmten Absicht geleitet, er verfolgt einen besondern Zweck, den er 20, 31. selbst ausspricht; es ist derselbe schon als die Grundidee der Lehrstücke bezeichnet worden; „daß Jesus der Messias, der Sohn Gottes sei, und daß Alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben" - dies soll in diesem Buche nachgewiesen, erklärt und erhärtet werden, oder: es soll die Leser zum Glauben an Jesum

als den Messias - Gottessohn und durch den Glauben zum Besiße des Lebens führen. So wie der didaktische Stoff dahin sich bes zieht, so dienen auch die historischen Bestandtheile des Evang. insgesammt diesem Zwecke, zur Erläuterung und zum Beweise des ausgesprochenen Saßes. Daraus ergibt sich, daß die Auswahl des Stoffes aus dem Reichthume der Geschichte Jesu einmal durch die Grundidee oder die Absicht, welche den Verfasser leitete, bedingt war 1); er wollte nur dasjenige mittheilen, worin er eine Beziehung auf seine Hauptgedanken erkannte und was ihm am besten zur Erläuterung und Begründung derselben geeignet zu sein schien. Namentlich hat die Absicht des Evangelisten die Auswahl des didaktischen Stoffes geleitet; er wollte nämlich nur solche Lehrstücke aufnehmen, welche seinem Zwecke am meisten dienten. Der Evangelist schrieb ferner im Hinblicke auf andere Schriften über das Leben und die Schicksale Jesu; er kannte nämlich unsere synoptischen Evangg., wie dies, abgesehen von der Tradition 2), aus dem Inhalte seiner Schrift hervorgeht; vgl. 3, 24. 11, 2. 3). Daß der Hinblick auf diese Evangg. ein weiteres Moment ist, welches einen Einfluß auf die Auswahl des Stoffes ausübte, darf mit Sicherheit angenommen werden.

Das Evang. ist in Ansehung des Zweckes eine dogmatische Lehrschrift; als eine solche könnte es auch mit Rücksicht auf den großen Umfang des didaktischen Stoffes bezeichnet werden; aber die Form des Vortrages ist mit Ausnahme des Prologes und einiger eingestreuten Reflexionen des Evangelisten durchgängig historisch, auch der didaktische Stoff ist in genauer historischer Ordnung vorgetragen; in diesem Betracht hat also das Evang. den Charakter eines Geschichtbuches nach seiner ganzen Ausdehnung.

Der Evangelist stellt zwar die Wirksamkeit Jesu und seiner Schicksale mit Auswahl dar, seine Schrift ist in Rücksicht auf die Masse des Stoffes mangelhaft, aber sie enthält die Grundzüge der ganzen Geschichte Jesu in ununterbrochenem und pragmatischem Zusammenhange; in der Angabe der jüdischen Feste zieht sich auch ein chronologischer Faden durch das Evang. hin

1) Vgl. Frommann Der Johanneische Lehrbegriff in seinem Verhältnisse zur gesammten biblisch-christlichen Lehre. Leipzig. 1839. S. 35 ff. 2) Euseb. H. E. III. 24. IV. 14.

3) Vgl. Hug Einlts. II. S. 191 ff.

durch. Sämmtliche Hauptbewegungen des Herrn und Hauptorte seines Aufenthaltes seit dem Anfange seines öffentlichen Auftretens werden berichtet; an seine Bewegungen und Aufenthaltsorte knüpfen sich die mitgetheilten Vorfälle und die Feste bezeichnen uns immer die Zeit, in welche die Geschichte zu versehen ist. So wie einerseits der allmählige Wachsthum des Ansehens Jesu und die Mehrung seiner Bekenner sich vor unsern Augen entfaltet, so tritt auch anderseits die stufenweise Entwicklung seines tragischen Schicksales anschaulich hervor; wir sehen, wie sich der Haß seiner Feinde von seinen ersten Anfängen bis zu seiner höchsten Höhe, in welcher er dem Herrn den Tod brachte, allmählig steigerte.

Die Geschichtserzählung beginnt mit einer Sendung von Seite des Synedriums an den Läufer, welcher bei der Laufe Jesu zur Gewißheit von dessen Messianität gekommen war und nun sich den Abgeordneten als den Vorläufer des bereits erschienenen Messias erklärt; dies geschieht östlich vom Jordan bei Bethanien; der Läufer deutet sodann vor seinen Schülern wiederholt auf Jesum als den Messias hin, worauf zuerst Andreas und Johannes sich zu ihm wenden und seine Schüler werden; Andreas führt ihm auch seinen Bruder Simon zu. Im Begriffe nach Galiläa abzureisen, gewinnt Jesus noch zwei andere Jünger, den Philippus und Nathanael, welche sich mit freudiger Begeisterung an ihn anschließen; 1, 19.-52. In Begleitung dieser Jünger reiset er jezt nach Galiläa, kommt nach Kana, wo er einer Hochzeit beiwohnt und das erste Wunder verrichtet; der Glaube seiner Jünger wird durch dieses Zeichen gestärkt; darauf begibt er sich nach Kapernaum. Nach einem kurzen Aufenthalte daselbst ruft ihn das nahe Pascha nach Jerusalem; 2, 1-13. (Erstes Pascha) Aus diesem ersten Aufenhalte Jesu zu Jerusalem erzählt der Evangelist: die Tempelreinigung und das Nachtgespräch mit Nikodemus; Viele glauben an ihn wegen der Zeichen, die er vers richtet, er hat aber auch Ursache mißtrauisch zu sein; im Synes drium, wo die pharisäische Parthei das Uebergewicht hat, herrscht schon eine ungünstige Stimmung gegen ihn, weßwegen sich Nikodemus, ein Mitglied des hohen Rathes, veranlaßt sieht, des Nachts zu ihm zu kommen, 2, 14.-3, 21.

Nach dem Feste verläßt Jesus Jerusalem und hält sich einige Zeit mit seinen Jüngern in der jüdischen Landschaft auf; seine Laufe erweckt einen Streit zwischen den Jüngern Joh. des Maier, Evang. Joh.

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Läufers, welcher bei Salem tauft, und einem Juden, worauf der Läufer wieder Zeugniß von Jesu als dem Messias ablegt und sein Verhältniß zu ihm erklärt; 3, 21.-36. Die ungünstige Stimmung der Pharisäer gegen ihn veranlaßt nun Jesum, mit seinen Jüngern Judäa zu verlassen und wieder die Reise nach Galiläa anzutreten; er nimmt den Weg durch Samarien und kommt nach Sichem; in der Nähe der Stadt, am Jakobsbrunnen, knüpft er eine Unterredung mit einer samaritanischen Frau an, offenbart derselben seine messianische Würde und findet während eines zweitägigen Aufenthaltes in Sichem bei vielen Anwohnern Glauben; 4, 1.-43. In Galiläa angekommen, findet er gute Aufnahme, weil viele Galiläer am Pascha zu Jerusalem seine Thaten sahen; er begibt sich wieder nach Kana und verrichtet da ein zweites Wunder, eine Krankenheilung in die Ferne. Bald nachher tritt er die zweite Reise nach Jerusalem an, um bei einem Feste, Purim (f. den Comment.), anwesend zu sein; 4, 43.—5, 1.

Aus diesem zweiten Aufenthalte zu Jerusalem wird die Heilung eines Kranken am Teiche Bethesda erzählt; daran knüpft sich ein Vortrag des Herrn; sowohl seine That, die er an einem Sabbath verrichtet, als auch seine Rechtfertigung wegen angeschuldigter Sabbathsverletzung, nähren den Haß der Synedristen; man denkt schon daran, ihn zu tödten; 5, 1.-47.

Jesus hält es unter diesen Umständen nicht für räthlich, sich länger in Judäa aufzuhalten, um etwa am nächsten Pascha Ierusalem wieder zu besuchen. Er reiset wieder nach Galiläa, heilt da Kranke und erregt große Aufmerksamkeit bei dem Volke, so daß es in großer Menge seinen Schritten folgt. Jenseits des galiläischen See's werden fünftausend Menschen wunderbar ge= speiset, was den Erfolg hat, daß sie ihn als den Messiaskönig ausrufen wollen. Jesus entzieht sich der Menge, erscheint den Jüngern, welche nach Kapernaum fahren, wandelnd auf dem See. In Kapernaum hält er vor dem Volke, welches ihn aufgesucht, einen Lehrvortrag, der sich an die wunderbare Speisung anknüpft. Viele der Zuhörer nehmen an diesem Vortrage Anstoß und verlassen Jesum; die auserwählten Jünger haben aber bereits die Gewißheit, daß das Heil nur bei ihm zu finden ist. Dies geschah um die Zeit des Pascha; 6, 1.-72. (3weites Pascha).

Jesus hält sich über dieses Pascha und bis zum Laubhüttens feste in Galiläa auf; jest reist er wieder zum Besuche des

befürchteten. Er sagt 1): Hoc infidelium sensus exhorret, ita, ut nonnulli modicæ fidei, vel potius inimici veræ fidei, metuentes peccandi impunitatem dari mulieribus suis, illud, quod de adulteræ indulgentia dominus fecit, auferrent de codicibus suis, quasi permissionem peccandi tribuerit, qui dixit: jam deinceps noli peccare. Auch Ambrosius findet diese Geschichte gefährlich; er bemerkt 2): Profecto, si quis ea auribus otiosis accipiat, erroris incentivum incurrit. Von den Armeniern berichtet der Polemiker Nikon 3), daß sie dieselbe eben darum hinweggelassen habent: βλαβεραν ειναι λεγοντες τοις πολλοις την τοιαύτην angoaσiv. Berücksichtigt man diese Bemerkungen, so gewinnen die Zeugnisse für diesen Abschnitt Ansehen gegen die entgegenstehenden. Nach dem strengen Geiste der ersten Jahrhunderte, wie er insbesondere im Orient herrschte, ist es aber gar nicht unwahrscheinlich, daß, abgesehen von Mißverständniß und Mißbrauch, die in dem Verfahren Jesu liegende Milde selbst schon sehr frühe die Erzählung Einigen anstößig und sowohl in Ansehung ihres apostolischen Ursprunges, als ihrer Glaubwürdigkeit verdächtig machte *), daß sich dadurch schon jezt Einige bestimmen ließen, dieselbe aus dem Evang. auszutilgen; so erklärt es sich sehr einfach, warum dieselbe, obschon ursprünglich ein Bestande theil des Evang., doch in so vielen Handschrr. 2c. fehlt. Dagegen ist nicht auf so leichte Weise einzusehen, wie diese Geschichte, wenn sie ursprünglich dem Evang. nicht angehört hätte, eine Aufnahme in den kirchlichen Handschriften finden konnte. Man hat vermuthet, daß sie aus dem Hebräer-Evangelium herübergekommen sei; in diesem und bei Papias fand sich nämlich nach Eusebius) eine Erzählung von einer Frau vor, die bei dem Herrn wegen vieler Sünden angeklagt wurde. Allein diese Erzählung scheint sich auf einen ganz andern Vorfall zu beziehen; denn diese Frau ist ja nicht wegen einer, sondern wegen vieler

1) De conjugiis adulterinis II. 7. vgl. contra Faustum XXII. 25. 2) Apologia Davidis secunda.

3) Bei Coteler. PP. App. I. p. 233.

4) Bretschneider Probabilia de evang. et epistt. Joannis apostoli indole et origine etc. p. 73.

3) Η. Ε. ΙΙΙ. 39: Εκτεθειται δε (ὁ Παπιας) και αλλην ίστορίαν περι γυναικός επι πολλαις ἁμαρτιαις διαβληθείσης επι του κυριον, ἣν το καθ' Εβραιους ευαγγελιον περιέχει.

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