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einzelnen Schulen, wo diese gerade gebraucht wird, von Nutzen wäre. Nur an einigen wenigen Stellen habe ich auf meine eigne Grammatik (m. Gr.) verwiesen, wo dieselbe eine eigenthümliche Fassung oder Erklärung eines Sprachgebrauchs enthält; diese wenigen Citate sind natürlich für den Lehrer bestimmt, der etwa den Sprachgebrauch ausführlicher zu erläutern sich veranlasst finden

sollte.

Da der Zweck dieser Schulausgaben ferner auch der ist, den Schülern die Vorbereitung mit Hülfe einer deutschen gedruckten Uebersetzung in ihrer Oberflächlichkeit zu verleiden; so ist der deutsche Ausdruck für einzelne Redensarten oft gegeben: theils wo er aus dem Schullexicon gar nicht oder nur schwer herauszufinden ist; theils wo der richtige deutsche Ausdruck selbst die beste Erklärung des lateinischen Sprachgebrauches ist; namentlich da, WO der Schüler aufmerksam werden soll auf die Verschiedenheit des deutschen und lateinischen Sprachgebrauchs in Anwendung der Redetheile, in der Wahl abstracter Ausdrücke für concrete u. s. w.; so wie auch da, wo die wörtliche Uebersetzung zwar richtig, ihr Verständniss aber leicht nur scheinbar oder unklar ist (wie z. B. I, 6, 3 naturalis nicht natürlich, sondern naturgemäss). Besonders häufig ist aber auf die Bedeutung der Satzverbindungen aufmerksam gemacht, da das genauere Verständniss einer philosophischen Schrift natürlich hierauf vorzugsweise beruht.

Ueberhaupt sollen die kurzen Bemerkungen dem Schüler auch zu Privatstudien, deren Bedeutung in neuester Zeit mit Recht wieder hervorgehoben ist, Veranlassung und Anleitung geben; indem derselbe die zusammengehörigen und verwandten Regeln sich selbst zusammenstellt, aus andern Schriftstellern, welche in der Klasse gelesen werden, Belege- oder Ausnahme - Stellen dazu sammelt, und vor Allem auf das aufmerksam gemacht wird, was ihm wieder beim eignen Lateinschreiben durch Umkehrung der verglichenen Ausdrucksformen nützlich sein kann.

Stralsund, den 1. September 1856.

v. Gruber.

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EINLEITUNG.

Die Bücher über die Pflichten sind das letzte Werk, welches Cicero vollendet hat, mit Ausnahme der philippischen Reden. Als nach Cäsars Ermordung (15. März 44 v. Chr.) die Gewaltthätigkeit des Consuls Antonius in Rom Alles unsicher machte, und die Verschwornen die Stadt verliessen, um sich den Nachstellungen desselben zu entziehen: hielt auch Cicero es für rathsam auf seine Landgüter zu gehen und dort den Studien obzuliegen, wie er es schon früher gethan, als Cäsars Herrschaft keine Freiheit der politischen Thätigkeit gestattete. Schon zu Anfang Aprils finden wir ihn auf seinem Tusculanum (Ep. ad Att. XIV, 3), nachher auf seinem Landgut bei Puteoli, wo er die designirten Consuln Hirtius und Pansa in der Redekunst unterwies (ib. XIV, 12), und mehrere seiner noch vorhandenen Werke theils anfing, theils vollendete; so seinen Cato und seinen Laelius, das verloren gegangene Buch de gloria, die Bücher der natura deorum, de divinatione, de fato, und unser Werk de officiis. Er richtete das letztere an seinen Sohn Marcus, der im 20. Lebensjahre stand und seit dem April vorigen Jahres in Athen den philosophischen Studien oblag (ib. XVI, 11 und der Anfang unsers Werkes). Unterbrochen wurden diese Musse und diese Arbeiten dadurch, dass Cicero selbst nach Griechenland zu reisen beschloss, um den Gewaltthaten des Antonius aus dem Wege zu gehen und zum 1. Jan., wenn die neuen Consuln ihr Amt anträten, zurückzukehren. Er trat die Reise im Juli an, die aber durch widrige Winde, wie Cicero in der ersten philippischen Rede und in einem Briefe an Atticus (XVI, 7) selbst erzählt, erst verzögert, dann durch Nachrichten aus Rom, die ihn zur Rückkehr in die Stadt bewogen, ganz vereitelt wurde. Cicero kehrte wirklich zurück (31. Aug.), da die Zeit etwas günstiger schien, um gegen Antonius etwas auszurichten. Doch die Unentschlossenheit des Senats selbst bewog ihn bald noch einmal auf eine Zeitlang auf seine Landgüter zu gehen, wo er jetzt (Ende Octbr. und Anfang Nov.) die Bücher de officiis beendete (ad Att. XV, 13 u. XVI, 11), und als Antonius, durch des Octavian Anrücken mit Heeresmacht bewogen, Rom endlich verliess um den D. Brutus aus Oberitalien zu vertreiben (bellum Mutinense), kehrte Cicero im Anfang Decembers in die Stadt zurück, um von nun an bis an seinen gerade nach Jahresfrist (Dec. 43) erfolgten Tod seine letzten Kräfte dem Kampfe für die alte Verfassung Roms zu weihen (3. bis 14. philipp. Rede).

Wenn nun die vorliegende Schrift Cicero's einerseits in einer Zeit der politischen Unruhe und Störung abgefasst ist, welche keine sorgfältig ins Einzelne gehende Ueberarbeitung erwarten lässt; so ist doch anderseits dieselbe in einer eben das Nachdenken über die Pflichten und deren Conflict mit den Verhältnissen recht anregenden und demselben reichen Stoff gewährenden Zeit geschrie-› ben, und von einem Cicero darf man trotz der Störungen doch etwas auch im Stil Treffliches erwarten, wo der Stoff selbst ihn geistig anregte.

Was den Inhalt dieser Schrift betrifft, so ergiebt sich derselbe aus der den einzelnen Büchern voranstehenden Inhaltsangabe. Zur Erklärung des philosophischen Standpunktes Cicero's diene für den Schüler Folgendes.

Die älteste griechische Philosophie der ionischen Schule in Kleinasien (Thales, Anaxagoras u. a.) beschäftigte sich nur mit Betrachtung der Natur, der Entstehung der Welt, den Grundstoffen der Dinge etc. Sokrates wandte zuerst dieselbe auf die Betrachtung des menschlichen Geistes und Handelns hin, so dass er die Idee des Schönen und Guten zu finden bemüht war. Seine Schüler suchten nun auch die allgemeinen Gesetze des Denkens und der Darstellung der Gedanken in Worten zu bestimmen. Daher wurde später die ganze Philosophie in drei Haupttheile, getheilt in die Lehre von den natürlichen Dingen ( qvoixn), von der Sittlichkeit (ἡ ἠθική), und von den Gedanken und deren Ausdruck (ἡ διαλεxTxn). Die Lehre von den Pflichten gehört natürlich in den zweiten Theil und enthält die Erörterung der Grundsätze oder Principien des sittlichen Handelns und deren Anwendung auf das praktische Leben.

Nach Rom kam die Philosophie aus Griechenland, abgesehen von früherer Bekanntschaft Einzelner mit der in Unteritalien heimischen Philosophie des Pythagoras, erst um das Jahr 155 v. Chr. Geb. durch die drei Gesandten der Athenienser, den Akademiker Karneades, den Stoiker Diogenes, den Peripatetiker Kritolaus, welche durch ihre in Rom gehaltenen Vorträge die Römer so sehr für die Philosophie gewannen, dass die Anhänger der alten römischen Sitten einen Umsturz des ganzen römischen Lebens, namentlich aber eine Hinneigung zum Reden statt der alten Thatkraft von ihr fürchteten. Allein ihr Widerspruch hatte wenig Erfolg; alle philosophischen Systeme der Griechen fanden nun auch bei den Römern Anhänger, Schriftsteller und Lehrer; die stoische Schule zählte die sittenstrengen Alten, wie Cato, zu den Ihrigen; die epikureische dagegen die genusssüchtigen Vornehmen; die platonische oder akademische so wie die peripatetische Schule nur Einzelne der Gebildetsten.

Cicero gehörte nun keiner dieser Schulen ausschliesslich an,

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