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deutung aus der heiligen Schrifft. An den standhafftigen Bekenner M. Caspar Aquila. Anregung dazu gaben ihm die Salzwedeler Leidensgefährten, die in Hamburg Amt und Brot suchten. Ostern 1552 hatten sie vor Agrikola, dem devastator totius Marchiae, weichen müssen. Barstmann war mit seinen Diakonen Caspar Grunghe und J. Magdeburg abgesetzt worden, auch der Rektor Prätorius. Sie hatten nicht die,,neue Ketzerei" Agrikolas mitgemacht,,,allein das Euangelium vnd nicht das Gesetz zu predigen" (Bl. Bij). Genau betrachtet, weist nun Alber den Wert des Gesetzes nach, doch so, daß er dabei eine Darstellung gibt von der evangelischen Grundlage der Rechtfertigung durch den Glauben und nicht durch des Gesetzes Werke. In volkstümlicher Faßlichkeit, jedoch scharf und bestimmt, schildert er das Verhältnis zwischen Gesetz und Evangelium. Er knüpft an einen Vorfall aus seiner Magdeburger Zeit an. In einem alten Keller, aus dem,,sawer Kraut" geholt werden sollte, waren vier Personen erstickt. Die Todesursache findet Alber in giftigen Gasen und nicht, wie das Gerücht ging, in einem Basilisken (Bl. Aiij 2).,,Aber", erzählt er,,,fast vmb die selbe Zeit ist in Magdeburg ein seltzam ding geschehen". „Ein Capaun lies ein Eyhe fallen, das hatte kein schale vnd ein harte haut. Vornher war sein gestalt wie eins Hahnenkams vnd hinden wie ein Schlangenschwantz. Solche gestalt kundt man durch die haut am Eyhe sehen". Hätten die Leute ,,das Eyhe nicht gar zurknirscht vnd in die erden vergraben, so were ein Basilisk draus worden"33).

Und Alber teilt ernstlich diese Meinung. Darum hat er darüber,,nachgedacht, was es bedeute, das ein Hahn ein Eyhe legt, wenn er alt ist, vnd aus demselben ein Basilisck wird" (Bl. Aiiij). Auf Jesu Warnung an Petrus vor Vermessenheit und Verkündigung des Hahnenschreies hinweisend, sagt Alber: ,,Des Hahnen krehen bedeut die predigt des Gesetzes, denn gleich wie der Hahn ein grosse schreckliche stimme hat, für welchen sich auch die Lewen entsetzen, also erschreckt das Gesetz alle menschen, weill sie alle in sünden vnd Gottes zorn geboren sind" (Bl. Aiiij 2). Daß der Hahn ein Ei legte (Bl. L.), es aber selber nicht ausbrütete (Bl. Biiij 2); daß wer den Basilisk sehe, sterben müsse (Bl. C2); daß der Hahn,,krehet zv Mitternacht herter denn gegen morgen (Bl. Ciiij 2): diese märchenhaften Züge benutzt er unter fleißiger Heranziehung der Schrift, um das

Wesen des Gesetzes zu zeigen. Dessen Prediger waren die Papisten (Bl. Ciij) und sind noch Zwingli, sowie alle, die von der rechten Lehre des Evangeliums abfallen. ,,Sihe aber wie vnser Herr Gott in seinen wercken so wunderbar ist, der Basilisck (Bapst hett ich schier gesagt) sey so gifftig vnd bös, als er immer wölt, noch darff ihn das kleine Wisselchin angreiffen. Denn sobald ein Wissel eins Basiliscken gewahr wirt, ist er bald hinder ihm her vnd beist ihn todt." (Bl. Dij?). In dem Wieselchen und in der Art des Angriffes dieses einzigen Ueberwinders des Basilisken findet Alber ein Gleichnis von Christi Person und Werk (Bl. Dij2).

Wie ein Anhängsel erscheint die Untersuchung: „Was bedeuts, das die Schlang oder Kröte des Hahnen eyhe im mist ausbrüt?" (Bl. Diij2) und warum,,der Basilisck das liecht hasset vnd gern im finstern ist." (Bl. Diiij 2). Diese Frage erledigt er kurz:,,Rheimet sich ser fein vff die Heucheler, denn sie werden Kinder der finsternis genant, die das liecht hassen". Zur ersten Fragen bemerkt er, daß alle Gesetzesprediger und Werkheiligen,,bauchknechte sind". Daher haben sie ihre Klöster und Stifte nicht in der Lüneburger Heide oder im Vogelsberge, sondern ,,immer, da guter acker vnd fruchtbar land ist". Am besten könne man es beobachten in der ,,schönen Wetteraw: in dem lendlin sind noch bey viertzig Kloster und stifft vnternander" (Bl. Diiij).

Damit hat er die Zugabe vorbereitet, seine Kurtze Beschreibung der Wetteraw. Es ist sein letzter Gruß an sie. Er hat die alte Heimat nicht vergessen, er fühlt sich noch als ihren Sohn. Wie er sie durchstreift hat, verrät er mit jeder Zeile. Wo man,,gut Bier brawet“, wo süße und saure Brunnen quellen, wo billig gutes Fleisch und gute Fische zu haben sind, wo guter Wein wächst, ,,der den Reinschen darff vberwinden": er weiß genauen Bescheid darüber. Denn er kennt all die Städtchen und Dörfer und Schlösser und Klöster, auch die verborgensten. Dafür hofft er Verständnis zu finden bei Caspar Aquila, seinem alten Freunde, den er in der Heimat vor 30 Jahren kennen gelernt hatte (Bl. Aij). Ihm widmet er das Ganze, dem ,,standhaften Bekenner", ,,der allezeit allen Rotten mit ernst widderstanden hat vnd von D. Martini lere, das ist, von der warheit des Euangelij nicht eins fingers breit abgewichen ist", auch unter großen Verfolgungen.

Es tat ihm wohl, vergangener Zeiten sich zu erinnern. So ließ er dieses Mal auch nicht den Todestag seines großen Lehrers verstreichen, ohne dessen zu gedenken. In der schweren Gegenwart empfand er, was er an ihm gehabt. Da dichtete er De grote Woldadt, so vnse HEre Godt, dorch den truwen vnde düren Propheten Doct. Martinum Luther der Werldt ertöget". Die 215 Verse sind aus dem Hochdeutschen ins Niederdeutsche übertragen; aber nur so sind sie uns erhalten. In ihnen tritt Luther redend auf. Er beansprucht das Verdienst: ,,Ick hefft den Pawst mit syner Lehr,

De armen Werldt voruöret sehr.

Christus was vns sehr vnbekandt,

De valsche Lehr nam auerhandt“ (2-5). Das Papsttum griff er in seinen Büchern an. In ihnen ,,hebb ick vorgetragen wol,

Wo men an Christum glouen sol.

De Gloue mackt vns allein gerecht" (22-25).
Vom Sacrament

. . .,,hebb ich wol

Geschreuen, wat men daruon holden sol" (46 f).

Aber mehr noch als sein Auftreten gegen Möncherei und Priesterehe bedeutet:

,,De Bibel hebb ick gebracht ann dach,

Dat se de Düdtsche lesen mach,

In keyner Sprake ys se so klar,

Als in der Düdtschen Spracke vorwar“ (68 ff). Gegnerschaft hat er überreichlich gehabt. Eine große Anzahl seiner Feinde werden angeführt mit besonderer Hervorhebung von Witzel (178-196), Grickel (197-201) und Jeckel (202-208).

Um diese Zeit gab er noch in den Druck EPITAPHIVM, Das ist, ein Grabschrifft, Jungffer Magdelen, Doctoris Martini Luthers Dochter, welche er, D. Martinus selbst, seiner Dochter gemacht hat, Durch ERASMVM ALBERVM, seinen lieben Discipul verteutscht. Zu Luthers Distichen gibt er eine gereimte Uebersetzung; der eigenen tut er bescheiden nicht Erwähnung. Nach reichlichen, fast nur neutestamentlichen Trostsprüchen fügt er dem Worte des Ambrosius,,Mori non timet resurrecturus" den Vers bei:

,,Ein Christen mensch der weiß fürwar
Gantz lauter, klar vnd offenbar,

Das ihn der Todt kan halten nicht,

der Fürst der Welt ist schon gericht."

Den Abschluß bildet neben Luthers Epitaphium und der Prophetie: Pestis eram vivus, moriens ero mors tua, Papa, die lateinische Grabschrift seiner ersten Frau.

Zu dem früher erwähnten Gedichte Außlegung des waffens der statt Magdeburg gaben ihm lateinische Verse des Johann Ritzenberch Veranlassung. Beide sind in einem schönen Einblattdrucke aus Louws Werkstatt erhalten 14).

Inmitten der völlig neuen Umgebung mit ihren vielfachen Anregungen hat Alber während 8 Monaten fleißig gearbeitet. Die Sorge um den Unterhalt zwang ihn dazu; sie war wohl auch Grund zu den kleineren Druckschriften. Daß er in Hamburg kein Amt überkam, wo doch andere ein solches hier um diese Zeit fanden, kann auffallen. Einflußreiche Freunde und Gönner hatte er hinlänglich; leicht hätten sie ihm dazu verhelfen können, wenn er einen dauernden Aufenthalt in Hamburg erstrebt hätte. Er war jedoch von allerlei Plänen eingenommen und ihnen gab er sich völlig hin. Wie Westphal mit seiner Farrago den Mangel jeder Uebereinstimmung unter den Schweizern zeigte, so wollte Alber die Unmöglichkeit jeder Vereinigung zwischen ihnen und den Wittenbergern darlegen. Seit längerm hatte er das Vorhaben gefaßt. Die Studien für die Magdebuger Centurien mochten ihn dabei beeinflussen. Für diese bat er Hartmann Beyer, Lyoner Kaufleute auf der Frankfurter Messe zu beauftragen, im Interesse des Flacius in ihrer Heimat nach Quellen zur Geschichte der Waldenser nachzuforschen. Aehnlich ward er in seiner Arbeit von anderen gefördert. Der Goldschmied Alexander Bruchsal, damals noch in Antwerpen, entwickelte hierin besonderen Eifer 15). Am 10. August 1552 schickte er ihm 2 Schriften des flandrischen Predigers zu London, Martinus Micron, und die eines Ungenannten; sogar ein ganzes Faszikel von Auszügen aus Werken des Calvin, Bullinger und Johannes a Lasco. Er bediente sich dabei der Vermittelung seines Freundes Westphal, ihn bittend, daß er die ihm zugestellten Bücher zur Einsicht an Alber weitergeben möchte. Wie Alber alles benutzte, wessen er für seinen Zweck habhaft werden

konnte, verrät er im Halcyon (Bl. C4). Er nennt da 72 ,,Monstra des Teuffels, mit denen er das klare Liecht des Euangelij auszuleschen suchte", und weiß noch von ,,andern vnnützen fleddermeusen, Nachtraben, vnreinen Harpyis, Wespen, Hummeln, Schmeißfliegen, Gifftigen würmen vnd schwermer köpffen, Sabatern vnd Judentzern". Er führt sie nicht an, um mit vielen Namen zu prunken; er war mit ihnen und ihren Lehren eingehend beschäftigt. Um noch weiteren Stoffes sich zu bemächtigen, unterbrach er den Hamburger Aufenthalt.

15. In Ausübung des Doktorrechtes
zu Lübeck.

Um,,die universitet Rostoch zu besehen", wie er sich ausdrückt, kam Alber auf seiner Reise dahin nach Lübeck. Unter den Predigern daselbst hatte er manche Gesinnungsgenossen. Ueberhaupt hatte selbst in schwierigen Zeiten diese Hansastadt treu zum Bekenntnisse gestanden. ,,Per vota majora" hatte ihr Rat die ihm zugemutete Annahme des Interim abgelehnt. Valentin Korte hatte durch seinen ,,kleinen Unterricht" aufklärend in der Gemeinde gewirkt 2). Stimmführer war nach dem frühen Tode des 1. lübischen Generalsuperintendenten, M. Hermann Bonnus der Pfarrer an St. Jakob, Petrus Christian Friemersheim 3). In den festgefügten Verband brachte Laurentius Mörsken Mißhelligkeit. Kurze Zeit hatte er im hessischen Schweinsberg amtiert. Nach Jahren tauchte der einstige Bettelmönch auf einmal in Lübeck auf. Sein Landsmann Friemersheim mag ihm gleich anfänglich nicht recht getraut haben. Deshalb hatte er ihn zum öfteren gefragt, wie ihm Bugenhagen's lübische Kirchenordnung gefiele. Da hatte er sie höchlich gepriesen", und im Falle, daß er voziert würde,,,sich stets in sie zu schicken treulich gelobt". So war er denn ans Burgkloster mit den 3 damit verbundenen Spitälern berufen worden; es gehörte zu Friemersheim's Parochie 4). Leicht war der Dienst nicht und der Gehalt gering. Zugesagt waren ihm ,,50 marck lub. an gelde", für sich und seine Frau die Kost,,,welche er,,uth der monincken koecken und keller alle dage hoelen scholde, und de frye woninge" 5). Statt darüber froh zu sein, daß er end

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