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mit den Erempeln meinen Tadlern niemals recht mas chen können. Gab ich anfänglich meine eigene: so schrien sie: das sey eine unerhörte Sache, daß man seine eigenen Muster andern zur Nachahmung vorlege. Wurde nun gleich dieser Vorwurf, in den hållischen Bemühungen einer groben Unwahrheit überführet: so wich ich doch, aus Liebe zum Frieden, und gab fremde Beyspiele zu Mustern. Aber auch dabey traf ichs nicht recht. Man rückte mir vor, ich håtte den alten Dichtern manche unrechte Lesart gegeben: wenn ich irgend Anfängern zu gut, nur manchen Archaismum ein wenig gebessert hatte. Wohlan, ich mache es auch igt, wie jener Mann in Kanißens Fabel, der es niemals recht machen konnte. Nun bleiben alle Exempel weg: und sonder allen Zweifel, wird auch dieses nicht recht seyn. Dem sey aber, wie ihm wolle: hinfort werde ich meinen Kopf auch aufsehen, und mit eben dem Manne sagen:

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Sollt ich mich in alle Leute schicken:

So packten sie mir gar den fel auf den Rücken. Wie nåmlich meine Dichtkunst ißo ist, so soll sie bleiz ben: meine Widerbeller mögen sagen, was sie wollen. Der geneigte Leser lasse sich meinen Eifer ihm zu dienen, und den Flor der schönen Wissenschaften zu befdr= dern, gütigst gefallen, und bleibe mir ferner gewogen. Dieß wird der süßeste Lohn meiner Bemühungen seyn.

Geschr. den 10 des Weinm.

1751

Gottsched.

Inhalt.

Vorrede zur dritten Auflage,

SS

von 1742.

ein Vergnügen, das ich bey der andern Ausgabe dieses Buches, vor vier bis fünf Jahren bezeuget habe, hat sich billig bey dieser dritten verdoppeln müssen. Die wiederholten zahlreis chen Abdrücke desselben, haben sich in der halben Zeit verkaufen lassen, darinn die erste Auflage von 1729. abs gegangen war; und mir also einen doppeltstarken Bes weis, von der guten Aufnahme dieser poetischen Anweis sung an die Hand gegeben. Wollte ich mich nun den angenehmen Empfindungen eines Schriftstellers überlassen, womit ihn die Eigenliebe ben solchen. Vorfällen erfüllen kann: so hätte ich hier die schönste Gelegenheit dazu. Wenn andere, deren Bücher Ladenhüter bleiben, auf den verderbten Geschmack unfrer Landesleute schelten: so dörfte ich nur auf den öffentlichen Beyfall der Käufer und Leser meiner Dichtkunst, troken; und darz aus entweder den gereinigten Geschmack der deuts schen Nation, oder doch den Beweis herleiten, daß mein Buch nicht ohne Nußen gewesen seyn müsse. So gerecht aber hierinnen meine Folgerungen vieleicht seyn würden, so will ich sie doch nicht selber machen; sondern es lieber der unparteyischen Nachwelt überlassen, ein freyes Urtheil davon zu fållen: welches weder ein Freund, der mir eine Vorrede dazu machte, noch ein Feind, dem das Glück meines Buches ein Dorn in den Augen wåre, = mit solchem Nachdrucke abfassen könnte.

Ich übergehe also diese schmäuchelhafte Betrachtung billig mit Stillschweigen; und rechne es mir mit größerm Rechte für eine Ehre an, daß ich in dem Vors fase, eine kritische Dichtkunst zu schreiben, seit einiger

it einen Nachfolger bekommen habe. Ein gelehrter Mann und Kunstrichter in Zürich hat sich die Mühe geRrit. Dichtk.

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nommen, diejenige Bahn, die ich nunmehr vor dreyzehn Jahren, als ein junger Schriftsteller zuerst gebrochen, auch zu betreten, und ein doppelt stärkeres und folglich theureres Buch, als dieses meinige ist, von der Dichtkunst ans Licht zu stellen. Und was das angenehmste bey der ganzen Sache ist, so hat dieser tiefsinnige Mann, seiner gelehrten Waare keinen bessern und reizendern Ti tel geben zu können geglaubet; als wenn er ihn meinem Buche abborgete, und das seinige gleichfalls eine kritis sche Dichtkunst betitelte.

Ich weis wohl, daß es eigensinnige Köpfe giebt, die fich einbilden, ein Schriftsteller, der sich einmal gewisser Wörter bemächtiget hat, seiner Schrift einen Namen zu geben, der habe sich dadurch, nach dem Rechte der Natur, das Recht des Eigenthumes darauf erworben, und sey nunmehr befugt, alle andere von dem Gebrauche derselben auszuschließen. Noch andere glauben mit dem scharfsinnigen Bayle, und nach dem Beyspiele gewisser Schriftsteller voriger Zeiten: es sey eine Beschimpfung für den Urheber eines Buches, wenn sich bald darauf ein anderer über dieselbige Materie bermacht, und in eis nerley Absichten die Feder ansehet. Denn, sagen sie, glaubte dieser neue Schriftsteller, daß sein Vorgänger seine Pflicht recht erfüllet, und sein Vorhaben zulänglich ausgeführet hatte: so würde er sich gewiß nicht zum an dernmale daran gemachet haben. Eine Ilias nach dem Homer zu schreiben, das heißt also, nach der Meynung dieser Richter, eben so viel; als diesen Dichter mit seiner Arbeit verwerfen, und ihm auf eine verdeckte Art in die Augen sagen: daß sein Werk nichts tauge, und noch einmal ausgearbeitet werden müsse.

Allein so wahrscheinlich auch imermehr diese Schlüsse zu seyn scheinen mögen: so kann ich mich doch denenselben nicht ergeben. Ich sehe es gar zu deutlich ein, daß man mir durch solche Einstreuungen die Freude versalzen will, die ich über einen kritischen Nachfolger von sols

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