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brauchet habe, um mich theils in meinen alten Begriffen zu bestårken, theils aber auch dieselben noch vollkommnener ins Licht zu sehen. Diese sind nun, von Italienern Riccoboni, in seiner Historie der italienischen Schaubühne; ferner das Paragone della Poefia Tragica d'Italia con quella di Francia, eines Ungenannten, nebst der langen Einleitung des Herrn Muratori zu feinem Iheatro Italiano, so er 1728 in dreyen Octavbänden zu Verona herausgegeben. Von Franzosen sind mir P. Rapin in feinen Reflexions fur la Poetique, und in den Comparifons des grands Hommes; der Pater Brůmois in seiz nein Theatre des Grecs; des Abts Hedelin von Aubignac Pratique du Theatre, die uns der gelehrte Herr von Steinwehr neulich so geschickt ins Deutsche übersehet hat; und des Herrn Remond de St. Mard Reflexions fur la Poefie en general, & fur les autres petits Poemes, in meiner Arbeit behilflich gewesen. Von Engländern habe ich den Tractat cines Unbekannten, The Tafte of the Town in all publick diverfions; ferner des Herrn Ramseys Travels of Cyrus, und des Herrn Pope Effay of Criticism, nebst seiner Litterary Correfpondence fleißig zu Rathe ges zogen, und beständig vor Augen gehabt. Ja auch von Alten habe ich mir aus des Plato Buche von der Republik, auch aus dem Cicero, Quintilian und Seneca so manches; von neuern Kunstrichtern aber den Cafaubos nus de Poefi Satyrica, des Heinfius Buch de Tragoedia conftitutione, den Isaac Voffius de Poematum cantu & viribus Rhythmi; des Seb. Regulus Erklärung über das 1 B. der Aeneis, nebst Rappolts Poetica Ariftotelica, zu Nuge gemacht. Und hiermit lege ich also allen, die gern Machtsprüche von Büchern fållen, ohne sie geles sen zu haben, nochmals das spottleichte Urtheil in den Mund: er hat ausgeschrieben!

Ob ich aber bey diesem meinen Ausschreiben, wie es ferner heißt, über die unrechten Bücher gerathen; das ist gleichfalls eine Sache, die ich lediglich dem Urtheile meiner Leser und allen Verständigen überlasse. Es kann

feyn,

seyn, daß der tiefsinnige Richter, der mir dergestalt den Stab gebrochen, hierinn eine bessere Einsicht hat, als wir andern unwissenden Leute. Es kann seyn, daß er die Schriften der Ausländer nach einem andern Probierstcine beurtheilet; nach welchem er dasjenige schlecht findet, was ich mit so vielen andern hochschåße. Allein, so lans ge er unserer Einfalt mit seiner Weisheit nicht unter die -Arme greift; so lange er uns die wahren Kennzeichen gu ter Scribenten nicht bekannt macht: so kann er es von uns nicht begehren, daß wir alles so genau treffen sollten, als er es zu treffen gewohnt ist; und wir ersuchen ihn in dessen um nichts mehr, als mit unserer Schwachheit ein Mitleiden zu haben. Vieleicht werden wir es mit der Zeit auch noch einsehen lernen, wenn wir nur, unserer natürlichen Trägheit wegen, so weit kommen können, als er schon gekommen ist.

Ich war anfangs Willens, aus meiner ersten Vorrede die Rechtfertigung des Titels, den ich meinem Buche gegeben, da ich es eine kritische Dichtkunst genennet, und da ich behaupte, daß das Wesen der Dichtkunst in Der Nachahmung bestünde, bey dieser neuen Ausgabe zu wiederholen. Allein bey reiferer Ueberlegung halte ich es für überflüßig. Das Kritisiren ist seit einigen Jahren schon gewöhnlicher in Deutschland geworden, als es vorhin gewesen: und dadurch ist auch der wahre Begriff davon schon bekannter geworden. Auch junge Leute wissens nunmehr schon, daß ein Kriticus oder Kunstrichter nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gedanken; nicht nur mit Sylben und Buchstaben, sondern auch mit den Regeln ganzer Künste und Kunstwerke zu thun hat. Man begreift es schon, daß ein solcher Kritikus ein Philosoph feyn, und etwas mehr verstehen müsse, als ein BuchstabIer; der nur verschiedene Lesarten, oder besser zu sagen, die Schreib- und Druckfehler sammlen; oder sonst aus einem Antibarbaro die lateinischen Wörter herzählen kann, Die nur in den schlechtesten Scribenten der Römer vors kommen. Man hat auch schon ziemlich aufgehöret, alle

Reimschmiede für Poeten anzusehen, und weis hin und wieder von dem Inhalte der Gedichte mit ziemlicher Einficht zu urtheilen. Ich will also lieber noch mit wenigem melden, was in dieser neuen Auflage sonderlich verändert oder verbessert worden.

Zufördert habe ich des Hora; Artem poeticam, in der Grundsprache zu meiner Uebersehung drucken lassen: damit man bey meinem, hier und da noch sehr unvollkom menen Ausdrucke seiner Gedanken, die Zuflucht zu dem Grundterte selbst nehmen könnte. Ungeachtet ich nun mei ne Uebersehung nochmals übersehen und zu verbessern ges sucht, so ist mir doch eine Stelle entwischet, die einer Ausbesserung nöthig gehabt håtte; und die mir von einem werthen Freunde und großen Kenner des Alterthums angemerket worden. Es steht selbige bald forne, und heißt im Lateinischen :

Aemilium circa ludum faber imus & ungues

Exprimet &c.

Hier sind die Worte aemilium circa ludum, nicht recht ausgedrückt, und sollten heißen:

Beym Fechterplaß Aemils läßt man sich Bilder gießen. Was sonst fast in allen Hauptstücken für Veränderun> gen und Zusätze hinzu gekommen, das will ich hier nicht nach der Länge erwähnen. Ich habe die Schreibart des ganzen Buches durch und durch verbessert, und so viel, als möglich, in einen untadelichen Stand gesetzt. Viele dun kele Stellen habe ich deutlicher gemacht; viele, die eines ausführlichern Vortrages bedurften, erläutert; viele Zeugnisse und Erempel aus den besten Scribenten anges führet; auch im andern Theile einige neue Stücke von meiner Arbeit, sonderlich in den Capiteln von Oden, Schäfergedichten und Elegien hinzugesett *. In dem Capitel von Cantaten und von Opern, sind sonderlich ganz neue Abfäße hinzugekommen, dasjenige, was ich vorhin nicht völlig ausgeführet hatte, mehr ins Licht zu sehen. In

* Diese waren schon bey der III Ausgabe weggelassen.

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In dem Capitel von Sinn- und Scherzgedichten ist eine kurze Abhandlung von Devisen und Sinnbildern einge rücket worden; auch in den übrigen Capiteln ist man cher, obwohl kleiner Zusah, hin und wieder eingeflossen. Endlich habe ich auch in dem I Th. in dem XII Capitel von der poetischen Schreibart gewissen Einwürfen, die man mir wegen der Eintheilung der guten Schreibart neulich gemacht, ein Genügen zu thun gesucht.

Was noch sonsten von Seiten des Verlegers bey dies fer Auflage gutes geleistet worden, das wird dem geneig ten Leser der Augenschein geben. Die Schrift ist neu, und weit sauberer, als vorhin. Das Papier ist stark, und von ansehnlicher Größe. Auch an Zierrathen hat man es an bequemen Orten nicht fehlen lassen. Ja über das alles ist auch ein nüßliches und vollständiges Register beygefüget worden. Durch alle diese Aenderungen nun ist das ganze Buch über zwey Alphabete stark geworden, da sich vors hin alles in allem nur auf vierzig Bogen belaufen hat.

Nun weis ich wohl, daß viele es sehr ungern sehen, wenn neue und vermehrte Ausgaben von Büchern, die sie schon besigen, herauskommen. Allein zu geschweigen, daß niemand ein Recht hat, einem Schriftsteller die Ausbesses rung seiner Arbeit zu verwehren; da ja ein Tag den an deen lehret, und derjenige noch gebohren werden soll, der gleich auf einmal ein Meisterstück zu Stande bringen kann: so versichre ich dennoch, daß, in den wesentlichen Stücken, diese neue Auflage vor der erstern keinen Vorzug hat. Es find hier noch eben die Grundsätze und Regeln anzutreffen, die in jener enthalten waren. Es ist nichts weggeblieben oder widerrufen worden, was von der geringsten Erheb, lichkeit zu seyn scheinen könnte. Folglich können diejenis gen, welche die erste Auflage besißen, sich derselben so ruhig bedienen, als ob gar keine neuere herausgekommen wäre.

Was endlich, aller angewandten Sorgfalt ungeachtet, dennoch für Druckfehler mit untergelaufen, das wird der geneigte Leser gütigst zu verbessern belieben, und dem Verfasser ferner zugethan und gewogen bleiben.

Horaz

Horaz

von der

Dicht kunst,

überseßt

und mit Anmerkungen

erläutert.

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