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Fragen hergespielet. Allein da sich viel schlechtes Zeug darunter gemenget, welches artigen Stadt- und Hofleuten einen Abscheu gemachet: so hat man endlich, nach dem Erempel der Franzosen, kleine Stucke von der Art mit Fleiß ausgearbeitet, und sie wohl gar in Versen gemacht, damit die Komédianten sie auch auswendig lernen müßten. Doch hat man sie auch bisweilen in ungebundener Rede verfertiget; von welcher Art in meiner Schaubuhne auch ein paar Stůcke vorkommen. Der Inhalt solcher Stucke kann aus dem gemeinen bürgerlichen Leben hergenommen seyn; doch so, daß der kleine Adel auch nicht ganz ausgeschlossen wird. Man hat aber auch kleine Schäferspiele schon in guter Anzahl, und diese thun eine gute Wirkung, zumal in Versen. Endlich haben die Franzosen auch schon Herenmåhrchen auf die Bühne gebracht: die als was neues, welches den Parifern immer gefällt, großen Beyfall gefunden haben. Auch bey uns ist das Drakel, und ein paar andere von der Art, schon im Deutschen aufgeführet worden.

12. §. Soll ich meine Gedancken davon sagen, so sind die beyden ersten Arten, als Nachahmungen der Natur, theils wie sie gut und unschuldig, theils verderbt und lasterhaft ist, sehr gut: wenn sie sonst den Regeln der Wahrscheinlichkeit folgen, und die Einigkeit der Zeit und des Ortes beobachten. Allein, was die lehtern betrifft, so sind dieselben aus dem Lande der Hirngespinste, der arabischen Mährlein, oder aus dem Reiche der Heren genommen : und haben folglich kein Vorbild in der Natur. Die Sittenlehren die darinn herrschen, sind auch gemeiniglich sehr unsichtbar, oder gehen bloß auf die schlupfrige Liebe; ein glattes Eis, darauf, auch ohne solche Anreizungen, schon Zuschauer genug zu straucheln pflegen. Ist dieser Zweck aber der Mühe werth, durch solche gezwungene Mittel befördert zu werden? Es haben sich ohne dieß schon komische Dicher genug gefunden, die auf den ordentlichen Wegen, dieser Leidenschaft mehr Vorschub gethan haben, als zu wunschen

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wunschen ware.
Und was werden wir für eine Nach-
kommenschaft bekommen, wenn wir so eifrig an Verder-
bung der Sitten der Jugend arbeiten wollen? In die-
sem einen Stucke scheint mir der Verfasser der Abhandlung
recht zu haben, der im vorigen Jahre den Preis der Akad.
zu Dijon erhalten hat.
Nur die uppigen Poeten, und
andere ihnen gleichgesinnte Schriftsteller, befördern die
Verderbniß der Zeiten, und thun der Welt dadurch einen
schlechten Dienst: da sie dieselben eben so leicht bessern könn-
ten; wenn sie einhållig ihre Federn dem Dienste der Tu-
gend widmen wollten. Man lese hierben des Riccoboni
Tractat von der Verbesserung der Schaubuhne, de la
Reformation du Theatre.

Des

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:

Des II. Abschnitts VII. Hauptstick. Von politischen Fabeln, und an dern dergleichen Erdichtungen.

D

1. §.

er Schluß des vorigen Hauptstickes giebt mir den Anlaß, auch von dieser weit núßlichern Art von dich

tenden Schriftstellern zu handeln. Es ist wahr, daß mancher sie kaum,unter die Poeten wird rechnen wollen. Allein, nach der aristotelischen Erklärung der Dichtkunst, kann und muß ich sie mit eben dem Rechte hieher rechnen, womit Huetius die Romane zur Dichtkunst gezogen. Das Alterthum hat uns nur ein einziges Muster von dieser Art hinterlassen, und dieß ist Xenophons Cyropädie. Dieser große Weltweise und Geschichtschreiber wollte der Welt einen guten Begriff, von der Auferziehung eines königlichen Prinzen geben; der zu einem großen Monarchen vorbereitet wer den sollte. Um seine Zeit hatte man keinen größern Helden in den Geschichten, als den Stifter der persischen Monarchie Cyrus. Von dessen ersten Jugendjahren hatte man in Griechenland, wenig oder keine Nachrichten. Xenophon bemächtigt sich also dieses Helden, und macht eine Erdichtung, von seiner vermuthlichen Auferziehung; die er aber der Wahrscheinlichkeit nach, so umständlich erzählet, als ob fie wirklich geschehen wäre. Dies ist nun ein politisches Ge dicht, weil es in die Staatskunst einschlägt, und jungen Prinzen die vortrefflichsten Regeln geben kann. Es läßt sich aber, wie ein jeder sieht, in die engen Regeln eines Hels dengedichts nicht einschränken: sondern erstrecket sich auf viele Jahre. Kein anderer von den Alten hat diesen Weg, so viel mir wissend ist, betreten.

a. §.

:

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2. J. Von den Neuern hingegen haben wir fast unzählige solche Werke. Der erste, der in politischen Absichten der gleichen unternommen hat, ist Thomas Morus gewesen. Sein Gedicht heißt Uropia; und enthält eine Beschreibung eines unbekannten Landes, darinn die bürgerlichen Verfas sungen der Städte und des Landvolkes, mit besonderer Geschicklichkeit beschrieben werden. Nächst ihm kann Thomas Campanella, der unter dem Titel Civitas Solis poetica, einen Begriff von einer philosophischen Republik gab. Es ist sehr sinnreich geschrieben, und verdient allerdings gelesen zu werden. Ihm folgte Franz Baco, Baron von Ves rulam, mit seiner neuen Atlantis. Auch diese zeiget die Gedanken eines großen Mannes, der überall viele Einsicht in Staatssachen verråth, und allerdings viel Aufmerksamkeit verdienet. Auf eben dieser Spur folgte ein Deutscher, der sich aber unter dem Namen Mercurii Britannici versteckete; und sein Buch Mundus alter & idem nennete, darinn ein unbekanntes Súdland beschrieben wird, unter dessen Bilde er bloß unsere Welt satirisch abschildert. Ich habe in dem Biedermann vor mehr als zwanzig Jahren einen Auszug daraus gegeben. Ich weis nicht, ob ich noch Melchior Inchofers, eines gewesenen Jesuiten Monarchiam Solipforum hieher rechnen soll; die gleichfalls das Regiment des Jesuiterordens auf eine satirische Art beschreibt. Man hat dieß Werk auch franzosisch unter dem Titel La Monarchie des Solipses, in groß 12. gedruckt; und es ist allerdings werth, daß man es liest. Den Barclajus muß ich endlich nicht vergessen, der uns in seiner Argenis einen wirklich politischen Roman beschrieben hat, dazu ben einigen Ausgaben auch der Schlüssel zu finden ist.

3. J. Ehe ich auf die deutschen Werke dieser Art komme, muß ich einiger französischen erwähnen. Das erste, so mir bekannt ist, heißt Serhos, und enthält eine ägyptische Geschichte eines alten Königes, oder Prinzen, der von seiner Stiefmutter verfolget, und in einer Schlacht gefangen und weggeführet wird; hernach einen Zug zur See um ganz Crit. Dichtk. D00 Africa

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Africa thut, verschiedener wilden Völker Gesekgeber, ein Erretter der karthaginensischen Fürsten wird; endlich nach Aegypten kommt, seinen Vater gegen den Aufstand gewisser Rebellen schůzet, endlich erkannt wird, seinen Brüdern aber Braut und Reich abtritt, und sich, als ein Eingeweiheter, zu den Priestern begiebt. Dieß ist eine treffliche Fabel, voll edler Bilder der Tugend, und Großmuth; die ungemein viel politische Wahrheiten enthält. Der Abt Pluche, foll der Verfasser davon seyn. Die zweyte ist Ramseys Reise des Cyrus. Ist gleich derselbe ein Englander, so hat er doch französisch geschrieben, ob er sie gleich hernach auch englisch herausgegeben. Er dichtet auf eine andere Art, wie Cyrus seine Jugend angewandt, daß er ein so großer Held geworden; und läßt ihn alle berühmte Männer seiner Zeiten, in Asien, Aegypten und Griechenland sprechen. Auch dieses ist ein treffliches Buch, das wir auch im Deutschen lesen können. Das dritte ist die Ruhe des Cyrus, eines Ungenannten: der noch eine dritte Art ersonnen hat, wie Cyrus håtte erzogen werden können, um ein großer Mann zu werden. Und ob es gleich sehr wohl geschrieben ist: so ist es doch den obigen beyden nicht gleich zu schäßen. Herr Prof. Bårmann in Wittenberg hat es sehr schon ins Deutsche übersehet. Ich wurde noch den Neoptolemus und Mem non hieher zählen, wenn sie nicht Heldengedichten weit åhnlicher wären, und also besser zum Telemach gehöreten: der aber auch reich an politischen Materien und Lehren ist. Den ersten hat Herr M. Pantke sehr schon in deutsche Verse gekleidet. Die Geschichte der Severamben aber, die Reisen des Masse, und den englischen Philosoph, Cleveland kann man mit besserm Rechte hieher rechnen.

4. §. Hatte ich nicht oben schon Reineken den Fuchs billig unter die scherzhaften Heldengedichte zählen müssen: so würde er diesen Namen einer politischen Fabel vollkommen verdienen. Eben das könnte gewisser maßen vom Frosch måuseler gelten. Allein es fehlt uns an andern solchen Büchern nicht. Im 1585sten Jahre kam zu Dresden ein solches

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