Et properantis aquæ per amenos ambitus agros, Maxima pars vatum, pater, & juvenes patre digni, Deficiunt animique; profeffus grandia, turget; ragden und Sapphire, Carniolen und Amethisten dienen. 7. Das alles ist schon gut. Dieses gehört für die unendlichen poetischen Maler, die ihren Leser mit ihren ewigen Schilderenen bald zu Tode malen, wo er nicht aus Ekel und lieberdrug das Buch weglegt. Eine lebhafte Beschrei: bung ist gut; aber lauter Bilder und Beschreibungen sind verdrüßlich zu le sen. Warum giebt man uns nun noch ganze Bücher von solchen poetischen Malereyen heraus ? als ob das Hauptwerk der ganzen Dichtkunst darauf an káme. Dichten heißt nicht bloß malen. 8. Dein stolzer Anfang 2c. Es heißt eigentlich gleichnißweise nach Herrn Eckardts liebersehung: Und Sumi Du willst ein groß Gefäß aus deinem Tone treiben, dennoch kömmt zuleht ein Töpflein von der Scheiben. Allein ich dachte, daß es nüßlicher wäre, die darunter versteckte Wahrheit ungekünftelt herauszusagen. 9. Schlecht und einfach. Simplex & unum. Das heißt, nicht gar zu bunt und kauderwälsch durch einander gemischt; als wenn man alle Theile seiner Kleidung aus einer an dern Farbe machen wollte. Diese natürliche Einfalt dunkt manchem ein Fehler zu seyn; sie ist aber die größte Kunst. Ein Heldengedicht beschreibt eine einzige Fabel: das ist nun schlecht Entwirft mit großer Kunst des Rheinstroms Wasserwogen, Doch, Piso, trügt uns oft des Guten falscher Schein.. Wer hoch hinaus will, schwillt. Wenn jener furchtsam schreibt, Wer sich bemüht, ein Ding sehr vielfach vorzustellen, (10) Weil Ordnung und Gestalt und Stellung gar nichts taugen. schlecht und einfach, aber weit fünfte Ihr liches und heydnisches,altes und neues, sehr seltsam durch einander laufen. 10. Sehr vielfach vorzustellen. Das ist der Fehler unsrer poetischen Maler. Sie mischen Himmel und Erde durch einander, und kein Ding behält seine Stelle. Die Sterne sind Blumen des Himmels; und die Blumen Sterne der Erden. Die Sonne das Auge der Welt, und das Auge die Sonne des Angesichts u. f. w. Milton malt eine Erde mit Bergen und Thälern, mit Lag und Nacht, Süd, Nord und Often, in den Himmel, und baut Pallåste in die Hölle ze. Das heißt Fische in den Wald, und das Wild in die See malen. 11. Und jedes Haar 2c. Das heißt, Sumite materiam veftris, qui fcribitis, æquam Si forte neceffe eft, Indiciis monftrare recentibus abdita rerum; Continget: dabiturque licentia fumta pudenter. die Stümper verfallen auf Kleinigkei 12. Ihr Dichter wagric. Mancher will ein Heldengedicht schreiben, ehe er noch weis, daß es Regeln in der Welt giebt, darnach es eingerichtet werden muß. Aristoteles und andre, die davon geschrieben, find ihm unbekannt: doch wagt er sich. Mancher will Komödien machen, oder Tragödien schreiben, und weis nichts von der innerlichen Einrichtung, von den Schönheiten und Fehlern dieser Poesien. Daher dichtet er die unmöglichsten Sachen zusams men; z. E. nach Athen, zu Demokrits NomiZeiten, Könige, Glockenthürme, Fischbeinröcke u. d. g. wie Regnard in feis nem Demokritus gethan hat. 13. Råthfelhaft entdeckt. Dies geht wieder auf die großen Arten der Gedichte. Ein Heldengedicht und ein theatralisches Stück meldet gleich von vorne, wovon es bandeln wird, aber nur dunkel; damit nicht der Zubörer Aufmerksamkeit ein Ende neh me, che alles aus ist Die völlige Auflösung der ganzen Verwirrung muß ganz aufs leste bleiben. Unsre Romanschreiber pflegen diese Regel ziemlich gut in Acht zu nehmen: wenn sie ihre Fabeln in der Mitten anfans gen, und allmählig das vorhergeganz gene nachholen. 14. Klug im Unterscheiden. Eis ne kluge Wahl_macht einen guten Poeten. Die ersten Einfälle sind nicht immer die besten. In einer Haupt> fabel können viele Nebenfabeln vor: kommen: aber sie sind nicht alle gleich gut. Ihr Dichter, wagt doch nichts, als was ihr wohl versteht! (12) Wer dieß bescheiden thut, dem kann mans nicht verwehren: (17) gut. Der Voet muß einen Unterschied zu machen wissen. 15. Zu kühn. Wider diese Regel haben nicht nur die Zesianer und andre Gesellschafter, aus mancherley Orden in Deutschland, auf eine lächerliche Art gesündiget; sondern es treten auch heutiges Tages noch viele in ihre Fußtapfen. Sie machen täglich ein paar Dutzend neue Wörter, und es kömmt tein Gedicht von ihnen zum Vorschein, darinn sie nicht ihrer Meynung noch, die Sprache bereichert hätten. Sie verhunzen auch die Wortfügungen, und mennen nicht eher sinnreich zu fchreiben, als wenn sie Sprachschnits zer machen. 16. Das ältste 2c. Die Fügung der Wörter giebt oft alten Wörtern einen neuen Verstand. Wenn nun der Scribent fie so verbindet, daß man ohne Mühe sieht, was er haben will, so ists gut. Det Grundtert kann auch von der Zusammenziehung zwen er einfachen Wörter verstanden wet Wenn den. 3 E. Bank und Sänger ist beydes bekannt: wenn ich aber einen schlechten Voeten einen Vänkelsänger nenne, so ist es neu. Die Lateirer pflegten dergleichen zu thun, aber die (Griechen weit häufiger. Wir Deuts schen haben die Freyheit auch: aber man muß das Ohr zu Rathe ziehen, und die Aehnlichkeit der Sprachlehre beobachten. 17. Bescheiden thur. 3. E. wenn man une Courtifane eine Buhldirne, ein Original ein Vorbild, eine Idee ein Denkbild nennet; so wird wohl die Bescheidenheit noch nicht verlehet. Wer aber den Spiegel einen Gleicher, die Nase einen Schnauber, den Fuß einen Trittling nennen wollte; der würde gewiß verstoßen. 18. Griechenland. Was Horaz von Griechenland sagt, das gilt ben uns von Frankreich. Es giebt einige Wörter, die wir von ihnen nehmen müssen; weil wir sie nicht ohne großellschweife deutsch geben können. Nomina protulerit? Licuit, femperque licebit. Ut filvæ foliis 3. E. Perücke, Compliment, Dras goner u. d. gl. Allein viele thuns ohne Noth, wo wir gar gute Redens arten haben. 19. Julius Casar hatte angefans gen, den luerinischen See mit dem Meere zu vereinigen: August brachte es vollends zu Stande, nennete aber diese Anfurt Portum Iulium. 20. Augustus. Der römische Bürs germeister Cethegus hatte den pom, ptinischen Morast schon einmal aus getrocknet: er war aber wieder sums pfigt geworden. August ließ ihn also zum andernmal in brauchbar Land ver: wandeln: es hat aber damit auch nicht Lange gedauret. Quis 21. Gewohnheit. Freylich muß man nichts schreiben, als was üblich ist; aber nicht alles, was üblich ist, das darf man schreiben. Die Gewohn heit ist zweyerley: die eine geht bey den geschicktesten Hofleuten, den guten Scribenten, und dem vernünftigsten Theile vom Adel und Bürgerstande im Schwange. Die andre herrscht bey dem Pöbel, den einfältigen Scribenten, dem ungelehrten Adel, und den affectirten Hofleuten. Jene ist die Richtschnur der Poeten, nicht aber diese. Nach dieser Regel sollten sich die pöbelhaften Versmacher richten, denen auch die niederträchtigsten Res densarten edel genug sind. 22. Get |