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Et properantis aquæ per amenos ambitus agros,
Aut flumen Rhenum, aut pluvius defcribitur arcus.
Sed nunc non erat his locus. Et fortaffe cupreffum
Scis fimulare; quid hoc? fi fractis enatat exfpes
Navibus, ære dato qui pingitur? Amphora cœpit
Inftitui: currente rota, cur urceus exit?
Denique fit quodvis, fimplex duntaxat & unum.

Maxima pars vatum, pater, & juvenes patre digni,
Decipimur fpecie recti. Brevis effe laboro,
Obfcurus fo; fectantem levia, nervi

Deficiunt animique; profeffus grandia, turget;
Serpit humi, tutus nimium, timidusque procellæ.
Qui variare cupit rem prodigialiter unam;
Delphinum fylvis appingit, fluctibus aprum.
In vitium ducit culpæ fuga, fi caret arte.
Aemilium circa ludum faber imus & ungues
Exprimet, & molles imitabitur ære capillos:
Infelix operis fumma; quia ponere totum
Nefciet. Hunc ego me, fi quid componere curem,
Non magis effe velim, quam pravo vivere nafo,
Spectandum nigris oculis, nigroque capillo.

ragden und Sapphire, Carniolen und Amethisten dienen.

7. Das alles ist schon gut. Dieses gehört für die unendlichen poetischen Maler, die ihren Leser mit ihren ewigen Schilderenen bald zu Tode malen, wo er nicht aus Ekel und lieberdrug das Buch weglegt. Eine lebhafte Beschrei: bung ist gut; aber lauter Bilder und Beschreibungen sind verdrüßlich zu le sen. Warum giebt man uns nun noch ganze Bücher von solchen poetischen Malereyen heraus ? als ob das Hauptwerk der ganzen Dichtkunst darauf an káme. Dichten heißt nicht bloß malen.

8. Dein stolzer Anfang 2c. Es heißt eigentlich gleichnißweise nach Herrn Eckardts liebersehung:

Und

Sumi

Du willst ein groß Gefäß aus deinem Tone treiben, dennoch kömmt zuleht ein Töpflein von der Scheiben. Allein ich dachte, daß es nüßlicher wäre, die darunter versteckte Wahrheit ungekünftelt herauszusagen.

9. Schlecht und einfach. Simplex & unum. Das heißt, nicht gar zu bunt und kauderwälsch durch einander gemischt; als wenn man alle Theile seiner Kleidung aus einer an dern Farbe machen wollte. Diese natürliche Einfalt dunkt manchem ein Fehler zu seyn; sie ist aber die größte Kunst. Ein Heldengedicht beschreibt eine einzige Fabel: das ist nun

schlecht

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Entwirft mit großer Kunst des Rheinstroms Wasserwogen,
Und malt der Farben Glanz im bunten Regenbogen.
Das alles ist schon gut: (7) nur hier gehörts nicht her.
Dort stürzt ein wilder Sturm den Schiffer in das Meer:
Gefeßt, du könntest nun Cypressenwälder schildern,
Was hilft dir diese Kunst? da sich in deinen Bildern
Der Schiffbruch zeigen soll, den jener für sein Geld,
Nach überstandner Noth, mit Fleiß bey dir bestellt.
Dein stolzer Anfang pralt von feltnen Wundersachen, (8)
Wie reizt uns denn hernach der magre Schluß zum Lachen?
Kurz, alles, was du schreibst, muß schlecht und einfach seyn. (9)

Doch, Piso, trügt uns oft des Guten falscher Schein..
Streb ich der Kürze nach; mein Vers wird dunkel klingen:
Wer leichte Sachen liebt, wird niederträchtig singen.

Wer hoch hinaus will, schwillt. Wenn jener furchtsam schreibt,
Geschieht es, daß er gar am Staube kleben bleibt.

Wer sich bemüht, ein Ding sehr vielfach vorzustellen, (10)
Malt leicht den Stór ins Holz, den Eber in die Wellen.
So leicht ist es geschehn, auch wenn man sich bemüht,
Von Fehlern frey zu seyn, daß sich der Kiel versieht.
Man läßt ein Fechterspiel aus dichtem Erzte gießen:
Da hat der Stümper nun die Nägel an den Füßen,
Und jedes Haar des Haupts sehr künstlich ausgedrückt: (11)
Die ganze Bildung nur ist plump und ungeschickt;

Weil Ordnung und Gestalt und Stellung gar nichts taugen.
Viel lieber wünsch ich mir, ben schwarzem Haar und Augen,
Ein scheußlich Angesicht und krummes Nasenbein,
Als daß ein Vers von mir, wie dieses Bild soll seyn.

schlecht und einfach, aber weit fünfte
licher, als Ovids Verwandlungen;
worinn wohl etliche hundert Fabeln
stehen. Eine Komödie vom Moliere
bat nur eine einzige Fabel zum In
halte. Ein gut Stück aus dem Cor:
neile und Racine ist gleichfalls eins
fach. Im Theatre Italien aber ift
alles vielfach und buntscheckigt. Je
nes ist regelmäßig, dieses unförmlich
und häßlich NB. Ein gutes Gedicht
muß aus dem vollen geschnitten wers
den, wie ein gut Kleid; nicht aus man-
cherley bunten Lappen zusammen ge-
flickt seyn, wie ein Harlekinsrock.
Hierinn hat Miltons Paradies gefehlt,
darinn geistliches und weltliches,christs,

Ihr

liches und heydnisches,altes und neues, sehr seltsam durch einander laufen.

10. Sehr vielfach vorzustellen. Das ist der Fehler unsrer poetischen Maler. Sie mischen Himmel und Erde durch einander, und kein Ding behält seine Stelle. Die Sterne sind Blumen des Himmels; und die Blumen Sterne der Erden. Die Sonne das Auge der Welt, und das Auge die Sonne des Angesichts u. f. w. Milton malt eine Erde mit Bergen und Thälern, mit Lag und Nacht, Süd, Nord und Often, in den Himmel, und baut Pallåste in die Hölle ze. Das heißt Fische in den Wald, und das Wild in die See malen.

11. Und jedes Haar 2c. Das heißt,

Sumite materiam veftris, qui fcribitis, æquam
Viribus:et versate diu, quid ferre recufent,
Quid valeant humeri. Cui lecta potenter erit res,
Nec facundia deferet hunc, nec lucidus ordo.
Ordinis hæc virtus erit, & Venus, aut ego fallor,,
Ut jam nunc dicat, jam nunc debentia dici
Pleraque differat, & præfens in tempus omittat.
Hoc amet, hoc fpernat promiffi carminis auctor.
In verbis etiam tenuis cautusque ferendis;
Dixeris egregie, notum fi callida verbum
Reddiderit junctura novum.

Si forte neceffe eft,

Indiciis monftrare recentibus abdita rerum;
Fingere cinctutis non exaudita Cethegis

Continget: dabiturque licentia fumta pudenter.
Et nova fictaque habebunt nuper verba fidem, fi
Græco fonte cadent parce detorta. Quid autem
Cæcilio, Plautoque dabit Romanus, ademtum
Virgilio, Varioque? ego, cur, acquirere pauca
Si poffum, invideor? cum lingua Catonis, & Enni
Sermonem patrium ditaverit, & nova reruin

die Stümper verfallen auf Kleinigkei
ten in ihren Beschreibungen. Sie ma
len uns alle Sonnenstäubchen, die sie
in der Luft haben fliegen sehen: aber
im Ganzen ist weder Art noch Geschick.
König in seinem Gedichte, August im
Lager, beschreibet Pferde, Lackeyen und
Kutscher bis auf die Schnüre ihrer
Kleider, Aufschläge der Acrmel und
Knåbelbärte: aber die ganze Fabel
taugt nichts.

12. Ihr Dichter wagric. Mancher will ein Heldengedicht schreiben, ehe er noch weis, daß es Regeln in der Welt giebt, darnach es eingerichtet werden muß. Aristoteles und andre, die davon geschrieben, find ihm unbekannt: doch wagt er sich. Mancher will Komödien machen, oder Tragödien schreiben, und weis nichts von der innerlichen Einrichtung, von den Schönheiten und Fehlern dieser Poesien. Daher dichtet er die unmöglichsten Sachen zusams men; z. E. nach Athen, zu Demokrits

NomiZeiten, Könige, Glockenthürme, Fischbeinröcke u. d. g. wie Regnard in feis nem Demokritus gethan hat.

13. Råthfelhaft entdeckt. Dies geht wieder auf die großen Arten der Gedichte. Ein Heldengedicht und ein theatralisches Stück meldet gleich von vorne, wovon es bandeln wird, aber nur dunkel; damit nicht der Zubörer Aufmerksamkeit ein Ende neh me, che alles aus ist Die völlige Auflösung der ganzen Verwirrung muß ganz aufs leste bleiben. Unsre Romanschreiber pflegen diese Regel ziemlich gut in Acht zu nehmen: wenn sie ihre Fabeln in der Mitten anfans gen, und allmählig das vorhergeganz gene nachholen.

14. Klug im Unterscheiden. Eis ne kluge Wahl_macht einen guten Poeten. Die ersten Einfälle sind nicht immer die besten. In einer Haupt> fabel können viele Nebenfabeln vor: kommen: aber sie sind nicht alle gleich

gut.

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Ihr Dichter, wagt doch nichts, als was ihr wohl versteht! (12)
Versuchts, wie weit die Kraft von euren Schultern geht,
Und überlegt es wohl: so wird nach klugem Wählen,
Den Versen weder Kunst, noch Licht, noch Ordnung fehlen.
Mich dünkt, daß sich allda der Ordnung Schönheit zeigt,
Wenn man das Wichtigste von vorne zwar verschweigt,
Doch råthselhaft entdeckt; (13) und klug im Unterscheiden (14)
Die schönsten Sachen wählt; die schlechten weis zu meiden.
In neuer Wörter Bau, sey kein Poet zu kühn; (15)
Das åltste läßt sich oft auf neue Sachen ziehn, (16)
Nur muß die Redensart des Schreibers Sinn erklären.
Doch, sollten Kunst und Fleiß ein neues Ding gewähren:
So stellt mans ungescheut durch einen Ausdruck dar,
Der unsern Våtern noch was unerhörtes war.

Wer dieß bescheiden thut, dem kann mans nicht verwehren: (17)
Zuweilen kann man auch der Wörter nicht entbehren,
Die Griechenland uns leiht. (18) Was Plautus und Cácil
Vorzeiten Macht gehabt, das kann ja auch Virgil.
Hat Ennius uns nicht manch neues Wort gelehret ?
Hat Cato das Latein nicht ebenfalls vermehret,
Und manche Redensart zu Rom in Schwang gebracht?
Wie kömmts denn, daß man iht ein solches Wesen macht,

gut. Der Voet muß einen Unterschied zu machen wissen.

15. Zu kühn. Wider diese Regel haben nicht nur die Zesianer und andre Gesellschafter, aus mancherley Orden in Deutschland, auf eine lächerliche Art gesündiget; sondern es treten auch heutiges Tages noch viele in ihre Fußtapfen. Sie machen täglich ein paar Dutzend neue Wörter, und es kömmt tein Gedicht von ihnen zum Vorschein, darinn sie nicht ihrer Meynung noch, die Sprache bereichert hätten. Sie verhunzen auch die Wortfügungen, und mennen nicht eher sinnreich zu fchreiben, als wenn sie Sprachschnits zer machen.

16. Das ältste 2c. Die Fügung der Wörter giebt oft alten Wörtern einen neuen Verstand. Wenn nun der Scribent fie so verbindet, daß man ohne Mühe sieht, was er haben will, so ists gut. Det Grundtert kann auch von der Zusammenziehung zwen er einfachen Wörter verstanden wet

Wenn

den. 3 E. Bank und Sänger ist beydes bekannt: wenn ich aber einen schlechten Voeten einen Vänkelsänger nenne, so ist es neu. Die Lateirer pflegten dergleichen zu thun, aber die (Griechen weit häufiger. Wir Deuts schen haben die Freyheit auch: aber man muß das Ohr zu Rathe ziehen, und die Aehnlichkeit der Sprachlehre beobachten.

17. Bescheiden thur. 3. E. wenn man une Courtifane eine Buhldirne, ein Original ein Vorbild, eine Idee ein Denkbild nennet; so wird wohl die Bescheidenheit noch nicht verlehet. Wer aber den Spiegel einen Gleicher, die Nase einen Schnauber, den Fuß einen Trittling nennen wollte; der würde gewiß verstoßen.

18. Griechenland. Was Horaz von Griechenland sagt, das gilt ben uns von Frankreich. Es giebt einige Wörter, die wir von ihnen nehmen müssen; weil wir sie nicht ohne großellschweife deutsch geben können.

Nomina protulerit? Licuit, femperque licebit.
Signatum præfente nota producere nomen.

Ut filvæ foliis
pronos mutantur in annos;
Prima cadunt: ita verborum vetus interit ætas;
Et juvenum ritu florent modo nata, vigentque.
Debernur morti nos, noftraque; five receptus
Terra Neptunus claffes Aquilonibus arcet,
Regis opus! fterilisve diu palus, aptaque reinis
Vicinas urbeis alit, & grave fentit aratrum:
Seu curfum mutavit iniquum frugibus amnis;
Doctus iter melius. Mortalia facta peribunt,
Nedum fermonum ftet honos, & gratia vivax.
Multa renafcentur, quæ jam cecidere, cadentque,
Quæ nunc funt in honore vocabula, fi volet ufus:
Quem penes arbitrium eft, & jus, & norma loquendi.
Res geftæ regumque ducumque, & triftia bella,
Quo fcribi poffent numero, monftravit Homerus.
Verfibus impariter junctis querimonia primum,
Poft etiam inclufa eft voti fententia compos.

3. E. Perücke, Compliment, Dras goner u. d. gl. Allein viele thuns ohne Noth, wo wir gar gute Redens arten haben.

19. Julius Casar hatte angefans gen, den luerinischen See mit dem Meere zu vereinigen: August brachte es vollends zu Stande, nennete aber diese Anfurt Portum Iulium.

20. Augustus. Der römische Bürs germeister Cethegus hatte den pom, ptinischen Morast schon einmal aus getrocknet: er war aber wieder sums pfigt geworden. August ließ ihn also zum andernmal in brauchbar Land ver: wandeln: es hat aber damit auch nicht Lange gedauret.

Quis

21. Gewohnheit. Freylich muß man nichts schreiben, als was üblich ist; aber nicht alles, was üblich ist, das darf man schreiben. Die Gewohn heit ist zweyerley: die eine geht bey den geschicktesten Hofleuten, den guten Scribenten, und dem vernünftigsten Theile vom Adel und Bürgerstande im Schwange. Die andre herrscht bey dem Pöbel, den einfältigen Scribenten, dem ungelehrten Adel, und den affectirten Hofleuten. Jene ist die Richtschnur der Poeten, nicht aber diese. Nach dieser Regel sollten sich die pöbelhaften Versmacher richten, denen auch die niederträchtigsten Res densarten edel genug sind. 22. Get

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