Jakobi.
Auch diesem Dichter, Johann Georg Jakobi, geb. 1740, jest Profeffor der sch. W. zu Freiburg in Breisgau, verdankt es unsre Poesie, daß sie der an schönen Stücken dieser Gattung vorzüglich reichen französischen nicht mehr so weit, wie ehedem, nachstehen darf. Seinen Episteln ist eben so sehr, wie seinen lyrischen Gedichten, überaus viel Feinheit, Gefälligkeit und Wohlklang eigen, selbst dann, wenn sie durch den Juhalt minder anziehend, und bloße Spiele heitrer Laune find.
An Herrn Uz.
Nachläßig, im vertrauten Ton, Ein kleines Liedchen Dir zu singen, Befahl mir Gleim Anakreon; Dir, den, mit abgelegten Schwingen, Das Chor der Liebesgötter hört, 1lnd flatterhaft zu seyn verschwört, Wenn Deine Leier Tugend lehrt; Den åchte Weise gern umringen, Wenn du bei vollen Bechern wachst, Und eine Npmphe zärtlich machst, Und mit dem freien Satyr lachst. Umsonst! es sicht auf meine Lieder Hier keine Muse günstig nieder, Hier, wo, mit abgemeßnem Gang, `Ein finsterer gelehrter Zwang In trauernde Gemächer schleicher, lind jede Grazie verscheuchet; Wo keine Schöne zärtlich ist, Kein aufgeblühter Busen winket, Wo man bei kaltem Scherze trinket, Und ohne Liebe frostig küsst. Selbst Orpheus håtte nie gesungen, Hått er nur todten Fels gezwungen
Noch sang oraz, in Tiburs Gründen, Zum Chierwein, auf jungem Moos, und ließ ein Mädchen Kränze winden; Da fiel im Tartarus sein Loos. *) Ihn schüßten nicht die Pierinnen, Nicht Amor, der sein Leben bat; Allein es streuten Charitinnen Ihm Rosen auf den finstern Pfad. Geführt von kleinen Amoretten Wird er an sanften Blumentetten; Und Charon blickt ihn lächelnd an. Nun steht er an dem schwarzen Kahn, Ganz ohne Reue, ganz gelassen, Und heiter, wie Elysium. -Der Weise sieht um sich herum Die Götter, vor Betrübniß stumm, Sein fliehendes Gewand umfassen, Und tröstet die getreue Schaar, Und reicht die Leier ihnen dar. Dort, sagte Flakkus, wo Teutonen In unbesiegten Wäldern wohnen,
Jakobi. Mit ihren Keulen in der Hand; Mo Liebesgötter, unbekannt, Von eurer Cypria verbannt, Auf unwirthbaren, rauhen Höhen, Gehüllt in Tigerhäute, gehen; Wo sie kein Mädchen schalkhaft grüfft, Wo, selbst im Munde junger Schönen, Der zårtlichste von ihren Tönen So rauh noch wie die Gegend ist; Da seht ihr einst in Myrtenhainen Die sanftgewordne Schäferin, Gelehrt von einer Huldgöttin, An einem Venusbilde weinen. Da trägt die kriegerische Schaar Von Jünglingen, der Schönheit Bande, Und knier im seidenem Gewande. Da hdret das bekränzte Jahr, Im Frühling, neue Melodien, Und das, was eine Wüste war, Låsst für den Dichter Rosen blühen.
S. B. I. S. 61. B. II. S. 227. Vor mehrern, und zum Theil leichtern Episteln von ihm, zeichnen sich vornehm lich die sechs Briefe aus, die er nicht lange vor seinem Tos de periodisch herausgab. Zwar verlåfft er darin gemeiniglich den Ton des Briefes, und fält in den satirischen, der seis nem Genie vorzüglich eigen war, und dessen Stärke, Fülle. und Originalitåt den Leser für manche Hårten und Ungeschmeidigkeiten seines Ausdrucks schadlos hålt.
Die
saune.
Die Wahrheit, Freund, und eine Seifenblase, Zerfahren in der Hand! - Exempli gratia, Was ist der Mann im Mond? Mit seinem besten Glase
Fand kein solch Ding Hevel *) in ganz Lunatika. Nur mit genauer Noth entdeckte meine Base, Die neulich durch die Sonntagsbrille sah, Drei Löcher und ein Pläßchen für die Nase! Wahrhaftig, hått ich nicht, aus Wielands Diogen, Von sichrer Hand, daß einer ihn gesehn:, Ich zweifelte bei meiner Ehre,
Ob gar ein Mann im Monde wåre!
Das runde Ding, in dem er hausen soll, Ist freilich groß genug. Zwölftausend Patagonen, Beim Herkul! fülltens kaum, mit Zeug und Sattel voll.
Und, traun! ein einzler Mensch kann nicht geräumer wohnen!
*) Ein berühmter Aftronom, dessen Selenographie bes kannt genug ist.
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