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K. E. K. Schmidt.

Klamer Eberhard Karl Schmidt, geb. 1746, Sei kretär zu Halberstadt, ist in mehreren Dichtungsarten, vor nehmlich aber in der Inrisch elegischen und epiftolischen, nlich bekannt. Des edeln Gleim's Ermunterung und Freundschaft bildete ihn vornehmlich zum Dichter; das rühmt er auch in nachstehender Epistel, die so viel unvers kennbares Gepräge åchter Empfindung hat.

Antwort an Gleim.

welch' ein Briefchen, Vater Gleim! Ich las zuerst es insgeheim,

und endlich laut (wie konnt ichs lassen)
Dem Weibchen, das, mit Armumfassen,
Darum mich plagte links und rechts!
Die Neugier sitt in allen Klassen
Des lieben, schöneren Geschlechts!
Frau Hera's Inbiß zum Erempel,
Was kostet er die Nachwelt nicht!
Sonst waren wir der Gottheit Tempel,
Jeht aber haust der schwarze Wicht,
Gott sei bei uns! mit allen Sünden,
Die alle Diener Gottes binden,
In Vater, Mutter, Tochter, Sohn;
und würd' er nicht, beim Taufen, schon
Aus uns ein wenig ausgetrieben,
So schluckt' er uns, ich glaube gar,
Zum Frühstück ein, mit Haut und Haar!
Wie schlimm der Herr vor diesem war,
Es ist genug davon geschrieben!

Ein großes Glück, daß bei Madam Es nicht so schlechten Ausgang nahm! Ich las; und meinem Weibchen fam

Dd 5

Sein

Schmidt.

Schmidt., Sein Vorwiß höher nicht zu stehn,
Als nur ein Paar Minuten Schaam,
Und viel Verschwiegenheit auf heute!
Ein Preis, der selber mich nicht reure:
Das Schämen lässt ihr gar zu schön!

Doch mein Entzücken nun darüber?

Wie, dir es sagen, o mein Lieber,
In Prose?. Singen wollt' ichs dir;
Doch wann es singen? Nie gerastet
Hat heute meine gute Thür!
So viel Besuche hatten wir
Von aller Welt, nur nicht von dir;
So maulthiermåßig überlastet
Ward' ich von Dingen, klein und groß!
Zwar hab' ich weidlich mich gehastet,
Sie abzuwerfen auf den Schooß
Der goldnen Muse; doch vergebens!
Es ist verhångt! das Rad des Lebens
Muß, großentheils, sich dfter drehen,
Auf schlimmen Wegen, als auf schönen!
So laß ichs denn nach Lüsten gehn!
Man muß an alles sich gewöhnen!"
Sagt Sokrates, mit Recht, dünkt mich
Und alle wird es so bedünken!
Zuleßt gewöhnen muß er sich,
Zum Lohn der Tugend Gift zu trinken!
Gott wahre mich und dich dafür!

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Mitunter ließ sich auch bei mir
Die Muse der Epistel melden,
Die Muse, die an keinen Helden,
Doch an getreue Freundschaft glaubt,
Und Alles aus dem Herzen schreibt!
Allein ich ließ ihr treues Melden
Vorfahrvisite diesmal seyn,
Und knüpfte meinen Damen ein,
Wenn einer frågt, ich nicht zu Hause!"

Erst jetzt bin ich in meiner Klause
Monarch geworden! Nun geschwind

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Die Muse her! Von meinen Brüdern
Dem Herrlichsten muß ich erwiedern
Das schöne Briefchen! Briefe sind
Der Freundschaft, was dem Amor Pfeile!
Sie gehn ins Herz, und stecken fest;
Und billig müsst' ein Wespennest
Der Sünder tragen eine Meile,
Der Briefe sonder Antwort lässt!

99

Wir sterben, und kein Aug' ist naß!“
Freund welche Stell' in deinem Briefe!
O Lieber! Lieber, was ist das?
Ich fühlt es in der tiefsten Tiefe
Des Herzens! .

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Du Vater, du! im höhern Sinn,
Bist du das långst, als ich es bin,
Und werde seyn, wenn anders Wise
Noch Wort der Muttergöttin hält!
Ringsum in deinen Paradiese,
(Ein Paradies ist deine Welt,
Denn jene Masquen ausgenommen,
Die nicht in unsre Rechnung kommen,
Meint Alles dich auf deiner-Welt!)
Rings um, wo deines Liedes Schöne
Das Herz zur Fröhlichkeit erhellt,
Sind alle Töchter, alle Söhne,
In deren Herzen immerhin
Du Tugend sangst und frohen Sinn,
Sind alle deine lieben Kinder!
Und find die übrigen es minder,
Die Wittwen und die Waisen, die
Des langen Lebens bittre Müh
Berfüsst von deinen Hånden fanden?
In allen Ständen, allen Landen
Hast du dergleichen Kinder noch!
Auf wenig Menschenlisten standen
Die Thaten deines Herzens; doch
Da droben, edler Mann, wird das
Weit richtiger zu Buch getragen!

Und

Schmidt.

Schmidt. Und dennoch darfst du traurig sagen,
„Wir sterben und kein Aug' ist naß!“

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Naß werden aller Augen seyn,
Wirst du dereinst von hinnen gehn ;
Naß aller Herzen, welche rein
Durch deine Lieder sind geworden,
Und mehr, als Ritter ihrer Orden,
Sich deiner hohen Lieder freun!
Mit ausgelöschter Fackel stehn
Wird Amor, den du hast gelehrt
Auf Tugend, nicht auf Schönheit sehn!
Das schönste Mädchen, wenn es hört
Von seines Dichters leßten Tagen,
Wird lange seinen Arm versagen
Dem treuen Arm des Liebenden,
In dir, o Vater, zu beklagen
Den Lehrer seiner Tugenden!.

Doch lange, lange noch verspäte
Der Engel, der zu Lessing dich
Wird einst hinüber bringen, sich!
Die junge, grüne Rasenståtte,
Versteckt in deinem Gartenthal,
Die du mit deinem Staub einmal
Zum Hügel machen wirst ... noch lange. . .
Sie bleibe dir noch lange Thal,
Und dufte wenn bei Mondesstral,
Zu süßem Nachtigallgesange
Du deinen fingst, Entzücken aus!
O Lieber! Alles was sich deiner
Im Herzen freut, verbrüdert sich
Zu treuen Wünschen, fodert dich
Zu tausend Wettstreit noch heraus
Mit tausend Nachtigallen; keiner
Von allen, liebender, als ich!

Du weißt, mein kleines Dichterhaus Das immer, fern von großen Sachen, Zufriedenheit und Scherz bewachen, Möcht' ich so gern zum Tempel machen,

Worinn die Wahrheit wird gepreist;
und hat mein Enkel irgend Geist
Ein Bild der Wahrheit aufzufassen,
Noch meinen Enkel danken lassen
Mocht ich dem lieben Heftigen,
Der herzlich schnell, nicht aus Grimassen,
Mein Vater ward, den Grazien
Mich opfern hieß und der Natur,
Und zeitig schon den großen Schwur
Mich ließ beschwören: stehn zu lassen
Von hundert Versen zwanzig nur!

Von hundert Versen zwanzig? Ha!
Damit ich meinen Schwur nicht breche,
Hier: Soli Deo Gloria! *)
'Klein, aber reissend sind die Bäche,
Boraus, von Fürsten ungedingt,
Die kleine Briefesmuse trinkt!
Sie treten oft ein wenig über;
Und gehts vom Herzen, o mein Lieber,
So springt das Wort Gedanken vor!
So eben raunt mir was ins Ohr:
Ich hatte schon den Schwur gebrochen!
Drum, lieber Vater, gute Nacht!
Laß unter uns es seyn gesprochen,
Was andern große Nasen macht!

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*) Oder was eben so viel sagt: „Hier Ende!“ denn mit Soli Deo Gloria, pflegten, in den åltern Zeiten, einige Schriftsteller ihre Werke zu beschließen.

Jako.

Schmidt.

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