Obrazy na stronie
PDF
ePub

anders bei Walther.70 Auch die von Vater und Mutter behütete Geliebte

71

des Junkers gehört wohl den unteren Ständen an.

Dass in der Regel verheirathete Frauen Gegenstand der Huldigung waren, erklärt verschiedene Bräuche der Liebespoesie. Zunächst das Gesetz den Namen der Geliebten nicht zu nennen. Die Provenzalen und Franzosen bedienten sich zur Bezeichnung allegorischer Namen, und ähnlich ist wohl Veldekes Antwort auf die Frage, wer sie sei, gemeint: 'es ist die Wohlgethane.'72 Sicher aber ist ein Versteckname der Schône Glanz bei Heinrich von Weissensee. 73 Walther nennt die Geliebte mit Bezug auf seinen eigenen Namen Hildegunde. Wintersteten würde sie beim König verklagen; aber er darf sie nicht nennen.75 Der Schenk von Limburg kann sich kaum enthalten den Namen auszusprechen; aber er besinnt sich noch im rechten Augenblicke: 'es würde mir und ihr nicht anstehen.'76 Der Herr, der den Knecht im Verdacht hat, er liebe sein Weib, verlangt von ihm den Namen der besungenen Geliebten zu wissen."

74

Sodann das häufige Erwähnen der Merker, die bereits beim Kürenberger vorkommen; 78 sie werden mit verschiedenen Namen bezeichnet, ausser merkære, merker," noch huote,80 huoter.81 Gegen sie richten die Dichter die stärksten Ausdrücke, weil sie in ihnen das grösste Hinderniss ihrer Wünsche sahen. Sie meint wohl Walther, wenn er diejenigen verwünscht, die ihm den Winter Freude benommen. $2 Die argen schalke nennt sie ein anderer 83 und Hadloub verflucht sie mit ihren langen Zungen.84 Heinrich von Meissen wünscht, dass sie zu Stein werden und auf dem Meer verschlagen werden möchten.85 Sie sind schuld, dass von den Wangen der Geliebten Schönheit und Farbe schwindet. 86 Sie zu betrügen gilt für eine Pflicht des Liebenden $7 und ihren Hass zu verdienen für eine wünschenswerthe Sache. 88 Die Nutzlosigkeit des Behütens wird mehrfach ausgesprochen, ja wer hüte, schade nur sich selbst und verderbe die Frauen.89

Endlich erheischte der erwähnte Umstand die grösste Vorsicht des Liebenden. Die Geliebte unbehütet zu finden, war ein seltener Glücksfall; 90 meist durfte er ihr mit seinen Werbungen und Liedern gar nicht nahen und musste dieselben durch einen Boten in ihre Hände gelangen lassen. Entweder mit einem Briefe oder mündlich wurde die Botschaft ausgerichtet. Der Kürenberger würde gern selbst statt des Boten zu ihr gehen, wenn es nicht ihr Schade wäre." In einer Strophe lässt Meinloh von Sevelingen den Boten die Werbung anbringen; 93 ebenso Dietmar von Aist,"

[blocks in formation]

aus

96

95

worauf die Frau antwortet. Namentlich in Reinmars Liedern spielen Boten eine wichtige Rolle: die Liebende fragt den Boten nach dem Geliebten und entbietet diesem, in seinen Wünschen sich zu bescheiden. In einem andern 97 trägt sie dem Boten auf was ihr am Herzen liegt, fügt aber am Schlusse hinzu, er möge nicht alles dem Geliebten wiedersagen. Rudolf von Rotenburg möchte tausend Boten an sie senden, damit nicht, wenn er einen schicke, dieser etwa verhindert werde; denn sie hat ihn gebeten durch Boten ihr seine Lieder zu schicken." Aber auch die Frau entbietet dem Manne durch einen Boten, dass er ihr hold sein möge.99 In Ermangelung eines Boten hängt Hadioub der Geliebten, als sie in der Dämmerung aus der Kirche kommt, seinen Liebesbrief an das Kleid. 100 Die komische Seite des Botendienstes zeigt uns der Taler, 10 der das Künzlein sendet, um seiner Geliebten die Lieder zu singen; der Angeredete aber schiebt das Amt dem Heinzlein zu, worauf dieser sich mit seiner Furcht vor Ermordung im Korne losmacht. Uneigentlich wird die Minne als Bote gesendet,102 und mit poetischer Uebertragung dient auch die Nachtigall zu diesem Amte. 103

104

Der Botendienst, auch im dreizehnten Jahrhundert, wie wir aus Lichtenstein sehen, noch sehr im Schwange, gibt Anlass zu dramatischer Einkleidung. Aber auch sonst ist diese Art des Minneliedes bei romanischen wie deutschen Dichtern beliebt: Mann und Frau sprechen Strophe um Strophe; 105 doch findet auch ein rascherer Wechsel statt, so dass jeder Redende mitunter nur ein paar oder eine Zeile spricht. Sehr geschickt und zierlich haben die Dichter von diesem Mittel Gebrauch zu machen gewusst; so Albrecht von Johansdorf 106 und der Truchsess von St. Gallen. Namentlich in den neidhartischen Liedern ist die Gesprächsform häufig. Durch eine Erzählung leitet das Gespräch Wintersteten ein. 108

107

Die dramatische Form findet ihren eigentlichen Schwerpunkt in einer besonderen Gattung der Liebespoesie, dem Tageliede, mhd. tageliet, tagewise, 109 das das Scheiden der Liebenden nach heimlichem Zusammensein beim anbrechenden Morgen schildert. 110 Die einfachste und ursprünglichste Art desselben ist die, dass die Liebenden durch den Tag geweckt sich zum Scheiden rüsten: ein Vöglein auf der Linde ist der einzige Wächter und Wecker in dem ältesten Tageliede, das wir besitzen. Auch 98, 107 ist die Situation, wie es scheint, die, dass der Ritter die Nacht bei der Geliebten gewesen und am Morgen fortreitet. Heinrich von Morungen

[blocks in formation]

112

98 43, 182. 176. 104 15, 280. 109 29, 4. 22, 60.

lässt ebenfalls die Liebenden erwachen und Strophe um Strophe mit dem Refrän'da tagte es' klagen, ohne dass ein anderer um ihr Geheimniss weiss. Dem weckenden Wächter begegnen wir bei Wolfram von Eschenbach, dessen Beispiel von entscheidendem Einflusse auf diese Gattung war: 113 er lässt den Wächter mit seinem Rufe beginnen; daran knüpft sich im ersten Liede ein Zwiegespräch der Frau mit ihm; im zweiten folgt Erzählung wie im ersten schliesslich auch, und nur wenige Worte spricht der Ritter. Das Wechselgespräch zwischen Wächter und Frau hat der mit Wolfram etwa gleichzeitige Markgraf von Hohenburg, aber ohne erzählendes Element. Ebenso ist nur dramatisch das Tagelied Botenlaubens, 115 während der Ungenannte nach einem Gespräch zwischen Frau und Wächter erzählend abschliesst. Episch hebt Frauenberg an, worauf der Wächter seinen Ruf erklingen lässt und ein Dialog zwischen ihm und der Liebenden folgt. Lichtenstein nahm an der Mitwissenschaft des Wächters Anstoss und lässt ihn durch eine Dienerin ersetzen; 118 sein Beispiel scheint den Markgrafen von Lüenz beeinflusst zu haben. 119 Die ironische Kehrseite zeigt uns ein Lied Steinmars, der den Knecht und seine Dirne durch den Hirten wecken lässt: 120 dieselbe Ironie also, die den Dichter auch das Minnelied verspotten macht.

Der niederen Minne neben der hohen sahen wir die vorzüglichsten Dichter huldigen. Bei den Romanen haben solche Verhältnisse ritterlicher Liebhaber und ländlicher Schönen eine besondere Gattung, die Pastourelle, prov. pastorela, pastoreta, veranlasst. Vereinzelte Beispiele liefert auch die deutsche Poesie. So gehört hierher das reizende Lied Walthers 111 und mehrere Lieder Neifens, der bald mit einem Garn windenden Mädchen, 122 bald mit der am Brunnen schöpfenden Magd, 123 bald mit der flachsbrechenden Schönen 124 Gespräche und Scherze anknüpft. Steinmar hat sich eine süeze selderin erwählt, die nach Gras auf die Wiese geht, 125 und eine kluge Dienerin, die hinterm Pfluge her schreitet. 126 Der Anfang einer Pastourelle ist in einer namenlosen Strophe 127 erhalten; an Walthers Lied erinnert eins von Hadloub, 128 wiewohl hier der Dichter nicht eine bäuerliche Geliebte meint.

Der Zug zum realistischen, im Gegensatz zu dem übertriebenen Idealismus der eigentlichen Minnepoesie, tritt am schärfsten in der von Neidhart begründeten höfischen Dorfpoesie hervor. Angeregt durch die romanische Pastourelle, gestaltete er das lange vor ihm im Volke vorhandene Tanzlied zu einer Unterhaltung der höfischen Kreise um, in denen er selbst lebte;

[blocks in formation]

136

141

und welchen Beifall diese neue Gattung fand, sieht man am besten aus der zahlreichen namentlich österreichischen Nachfolgerschaft. Neidharts Lieder zerfallen in Reigen und Tänze oder Sommerlieder und Winterlieder: mhd. reie 129 oder reige 130 (das Verbum reien 131 oder reigen 132) und tanz.133 Auch hovetanz (98, 500), hovetenzel (25, 440), tanzwise (33, 1. 73), tanzliet (29, 4) kommt vor. Lichtenstein nennt ein Lied 134 vrowen tanz, auch sincuîse 135 ist wohl ein Tanzlied. Namen von bestimmten Tänzen sind govenanz, vom französ. convenance, eigentlich also Zusammenkunft, und da bei geselligen Zusammenkünften der Tanz eine grosse Rolle spielte, auch eine Art Tanz bezeichnend; hoppaldei 137 von hoppen, hüpfen, abgeleitet; ridewanz, 138 vom böhmischen radowa, einem noch heute lebenden Tanze; trei, 139 nicht näher zu bestimmen. Auch die stampenie 140 ist vielleicht ein zur Begleitung des Tanzes gesungenes Lied. Der Tanz wird getreten, der Reigen gesprungen; einer tanzt vor, der voretanzer, 142 wie auch den Gesang beim Tanze ein Vorsänger anstimmt.143 Neidharts Lieder führen uns lebendig mitten in die bäuerliche Welt ein, die mit feinem Humor behandelt wird. Eine sehr häufige Form der Einkleidung ist, wie schon bemerkt, das Gespräch, entweder erzählend oder durch eine Naturbetrachtung eingeleitet. Gewöhnlich unterhalten sich die alte Bäuerin und ihre Tochter, welch letztere den von Reuenthal (den Dichter) liebt und an seiner Hand zum Tanze möchte, wogegen die Mutter vor den gefährlichen Folgen warnt. Aber auch die Alte ist oft von Tanzlust erfüllt und wetteifert mit dem Mädchen.144 Zwei Gespielinnen werden nach einer einleitenden Strophe redend eingeführt und klagen sich ihr Leid. 145 Mitunter tritt nach dem Eingange nur der Dichter erzählend hervor. 146 Auch ernstere Töne lässt er hindurchklingen und berührt die trüben Zeitverhältnisse; in einem Tanzliede bekennt er, wie lange er seiner Geliebten, der Weltsüsse, gedient, um deren willen er achtzig neue Weisen gesungen.' Die Winterlieder, wo in der Stube getanzt wird, entwickeln andere Scenen. Da versammeln sie sich bei dem, der die grösste Stube hat; aber der Raum ist doch zu enge, als dass nicht zuweilen Zank und Schlägerei daraus entstünde. 149 Zugleich nimmt der Dichter hier Gelegenheit den üppigen Kleiderprunk der reichen Bauern zu schildern, die sich ganz wie Ritter gebärden.

148

147

[blocks in formation]

das Gespräch zwischen Mutter und Tochter; so Scharpfenberg 150 und Geltar, 151 so wie ein Ungenannter; 152 zwischen zwei Gespielinnen, Burkart von Hohenvels. 15 Auch das Lied Ulrichs von Wintersteten, 154 in welchem Mutter und Tochter redend eingeführt werden, und jene den Dichter, dessen Sang man auf den Gassen singt, vor dem liebenden Mädchen herabzusetzen sucht, ist wohl ein Tanzlied. Ein Nachahmer Neidharts benutzt das Ballspiel zum Gegenstande; 155 ein anderer lässt den auch bei Neidhart vorkommenden Zank von einer Blase ausgehen, die durch den Kreis der Tanzenden geschlagen wird; 156 ein dritter nimmt sich der von Neidhart verspotteten Bauern an und lässt einen derselben in Neidharts Melodie antworten. 157 Doch finden wir auch Tanzlieder ohne Beziehung auf Schilderungen des bäuerlichen Lebens: so bei Burkart von Hohenvels, der den Winter in der Stube zu empfangen auffordert; 158 in einem andern, worin der Name stadelwise begegnet, kommt man in der Scheuer (dem Stadel, daher der Name) zusammen. 159 Einen volksmässigen Charakter anderer Art trägt ein Lied Neifens, 160 worin die junge tanzlustige Mutter der Amme das Kind übergibt, um zum Reigen zu eilen. Bruchstücke von volksthümlich gehaltenen Tanzliedern stehen unter den namenlosen Strophen. 161 Ganz im höfischen Tone ist das Lied Hildbolds von Schwangau, 162 aus dessen Refrän man allein die Bestimmung zum Tanze entnehmen kann; im übrigen ist es ein Minnelied wie alle andern. Nicht minder die Lieder Lichtensteins 163 und Sachsendorfs,164 während das von Wizlav 165 ein wenig populärern Beigeschmack hat. Wintersteten 166 knüpft an das Tanzlied Klagen über den Verfall der Minne und der Sitten an, was schon Neidhart gethan.

In das Volksleben hinein greift das Erntelied Hadloubs, 17 während die zum Preise des Herbstes gedichteten Esslieder Stein mars 168 und Hadloubs 169 mehr die Kehrseite des idealen Minnedienstes als das volksthümliche Element zur Anschauung bringen. Ganz in die Weise des Volksliedes tritt hinüber Neifens Lied vom Büttner 170 und desselben Bruchstück vom Pilgrim, 17 die sogar wirkliche Volkslieder sein könnten. 172 Auch das lateinischdeutsche Liedchen 173 ist rein episch. Sonst ist die epische Einkleidung, gewisse Gattungen abgerechnet, selten: der Dichter tritt dann meist als Erzähler auf, wie in dem volksthümlich gehaltenen an die Pastourelle streifenden Liedchen Johanns von Brabant, 174 der in einem Baumgarten drei

152 98, 435. 153 34, 21. 161.

159 34, 111. 160 36, 203.

1.

164 39,
170 36, 148.

[blocks in formation]

159 34, 1.
315.

[blocks in formation]
[blocks in formation]

165 84, 1.
173.

171 36,

[blocks in formation]

Kenner des Volksliedes, hat letzteres wirklich unter seine Sammlung aufgenommen (S. 235).

« PoprzedniaDalej »