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Briefes an die Galater.

Von

Dr. Friedrich Windischmann,

Domcapitular zu München - Freising, erzbischöflichem geistlichen Rathe und ordentlichem
Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften zu München.

Mit Approbation des hochwürdigsten erzbischöflichen Ordinariates zu München-Freising.

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Owinity School.

Vorrede.

Is der Verfasser im Jahr 1838 den ebenso schwierigen als ehrenvollen Beruf erhielt, des verewigten Möhlers so schmerzlich abgebrochenes Wirken an der hiesigen Universität wenigstens bezüglich eines Theils seiner großen Aufgabe, der Eregese des N. T. und namentlich der paulinischen Briefe, wieder aufzunehmen, schien es, als ob sich ihm jene Bahn kirchlicher Arbeit für die Dauer geöffnet habe, zu welcher ihn frühe Neigung und die bisherige Richtung seiner Studien am meisten trieb, und der Rath wohlwollender Freunde ermuthigte. Es war mir vergönnt, einige der wichtigsten Briefe des Apostels, und unter ihnen auch den an die Galater, in mündlichem Vortrag selbst lebendiger. auffaffen zu lernen, und zu künftigen wissenschaftlichen Versuchen Vorarbeiten zu machen. Indessen wollten die Fügungen der göttlichen Vorsehung Anderes, als ich erwartet hatte: eine tödtliche Krankheit unterbrach gleich im ersten Semester meine Vorlesungen, und als ich kaum erstarkt zum Begonnenen zurückgekehrt war, wurde mir noch unerwarteter im Sommer 1839 mein gegenwärtiger Wirkungskreis angewiesen, der meine Kräfte nach ganz anderer Seite hin in Anspruch nahm.

Kurze Zeit vor dieser Aenderung meiner äußerlichen Stellung hatte mir der für katholische Litteratur raftlos thätige Herr Verleger den Vorschlag gemacht, dem fühlbar werdenden Mangel eines kurzgefaßten eregetischen Handbuches über das N. T. für die katholische studirende Jugend zu begegnen und in gleichem Schritt mit meinen Vorlesungen allmählich ein solches Werk auszuarbeiten. Ungern willigte ich ein, im Gefühl der Schwierigkeit dieses Unternehmens: nur das augenfällige Bedürfniß der Studirenden, die selten zu den großen und schwer zugänglichen Commentarien der ältern Ausleger ihre Zuflucht nehmen können, noch weniger aber an die babylonische Verwirrung neuerer Eregese hingewiesen werden dürfen, bewog mich, dem meine Kräfte überschäßenden Andringen nachzugeben; aber kaum hatte ich zus

gesagt, so kam jener neue Ruf, und ich erkannte bald, daß seine ernsten Anforderungen mich verpflichteten, des gegebenen Wortes mich entbinden zu lassen. Seitdem find fast vier Jahre verstrichen, und ich kann auch jezt ein größeres Unternehmen auszuführen nicht wagen, möchte aber doch den guten Willen zeigen, etwas Geringes zur Begründung eines katholischen Studiums der Exegese in Deutschland beizutragen. Den Anfang dazu macht gegenwärtiger Versuch, dem nach und nach andere paulinische Briefe folgen sollen.

Der besondere Zweck dieses Commentares gebot vor Allem Kürze, theils um durch die Masse des Materiales den Anfänger nicht zu verwirren, theils um nicht durch allzu umfangreiche Ausführung den Unbemittelten zur Last zu fallen. Daher ist hier Vieles weggeblieben, was in den meisten neuern Commentaren als gelehrter Ballast mitgeführt wird: die Menge der Citate und philologischen Bemerkungen, die gewöhnlich aus Wetstein, Kypke u. A. geschöpft werden, die weitläufige Aufzählung aller verschiedenen Erklärungen, ihre ängstlich breite Widerlegung - Alles Dinge, die oft nur dazu dienen, die eigentliche Hauptsache: den Sinn des Apostels und den innern Fortgang seiner Gedanken dem Leser mehr zu verdunkeln, als zu verdeutlichen. Ich muß hier namentlich einem Vorwurf begegnen, der mir vielleicht von unserm deutschen Standpunkt aus gemacht werden könnte: daß ich die neuern protestantischen Erklärer nicht überall angeführt oder widerlegt habe. Wo es mir nöthig schien, ist es geschehen

warum aber da, wo die von ihnen angenommene Deutung schon von den h. Vätern und den ältern katholischen Eregeten gegeben war, wie zur Bekräftigung noch Autoritäten anführen, die vor den Augen der Kirche nichts gelten können? Sind hingegen offenbare Irrthümer bei ihnen (und mehr oder minder dringt das falsche Princip der Auslegung bis in die feinsten Fafern des Gewebes hindurch), warum die undankbare Arbeit, dieses Gewebe zu entwirren, während so viele Hände geschäftig sind, stets neues zu sinnen und zu spinnen? Von dieser bloß negativen Mühe, die ohnehin zur Gehässigkeit unnüßer Polemik wird, muß die katholische Eregese sich zu dem positiven Entwickeln der ewigen Wahrheit des göttlichen Wortes hinwenden.

Als in Deutschland den nunmehr seit einem halben Jahrhundert und darüber fortgesezten Zerstörungsversuchen der protestantischen Bibelforschung gegenüber sich die ersten katholischen Stimmen erhoben, wie schwach und erschrocken war manche, wie wenig von dem Muthe beseelt, den das achtzehnhundertjährige Bewußtsein der Kirche einflößen sollte, wie voll von allzu freigebig gespendetem Lob gegen eine philologisch-kritische Gelehrsamkeit, deren verbeugungsvolle Bewunderung unter den Katholiken wohl nur aus dem bedauerlichen Verfall des classischen Studiums in manchen Ländern und der Trägheit, sich diese Waffen anzueignen, erklärbar ist. Hiezu kam katholischer Seits die gutmüthige Täuschung: das negative Princip des Protestantismus werde eine Gränze finden, man werde gewisse Geseze der Kritik, der geschichtlichen Tradition, der natürlichen Worterklärung anerkennen und schlagend durchgeführte Gründe achten; ja troß den deutlichsten Demonstrationen des Rationalismus gab man sich dem Glauben hin, daß denn doch all diesem Streben eine im deutschen Bewußtsein unerschütterliche Anhänglichkeit an das historische Christenthum zu Grunde liege. Wie in der politischen Lage der Kirche Deutschlands durch eine Reihe von Concessionen auch der schmählichste Friede nicht erkauft werden konnte, so gerieth man hier vor lauter Nachgiebigkeiten in scheinbar unwichtigeren Punkten in eine Rückzugstaktik hinein, die z. B. eine Prophezeiung nach der andern aufgab, und einige Wunder vielleicht noch in den Kauf dazu, und immer meinte, durch solche stückweise Anflüge von kritischem ,,Freifinn" könne man mit einem Feinde capituliren, der mit mehr oder minder bewußtem Instinkt anfangs nur da und dort unterminirte, bis er zulegt frei und offen den ganzen Boden in die Luft sprengte, auf dem der Kampf geführt worden war. Nicht bloß den orthodor seinwollenden Eregeten auf protestantischer Seite kann dieser Vorwurf gemacht werden: er gilt vor Allem auch uns; denn mit der hohlen Phrase: die Forschung über die Schrift müsse vorurtheilsfrei sein und aus ihrem kritisch erklärten Wort sich Aechtheit oder Unächtheit der einzelnen Bücher und das Dogma ergeben, ließen sich auch Katholiken bethören und errötheten, zu bekennen, daß sie an dem Kanon halten, weil er so von der Kirche überliefert wurde, daß sie diese oder jene

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